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Vorlage - VO/11892/25  

 
 
Betreff: Theater Lüneburg GmbH
- Neuausrichtung
- Weisungen an die städtischen Beteiligungsvertreter in der Gesellschafterversammlung
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Herr Prigge
Federführend:Fachbereich 2 - Finanzen Beteiligt:DEZERNAT I
Bearbeiter/-in: Prigge, Sebastian  DEZERNAT II
   Fachbereich 4 - Kultur
   Bereich 41 - Kultur
   Bereich 34 - Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Beratungsfolge:
Ausschuss für Wirtschaft, städtische Beteiligungen und Digitalisierung Vorberatung
10.06.2025 
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, städtische Beteiligungen und Digitalisierung      
Ausschuss für Kultur und Partnerschaften Vorberatung
11.06.2025 
Sitzung des Kultur- und Partnerschaftsausschusses (teilweise gemeinsam mit dem Kulturausschuss des Landkreises Lüneburg)      
Verwaltungsausschuss Vorberatung
17.06.2025    Nichtöffentliche Sitzung des Verwaltungsausschusses      
Rat der Hansestadt Lüneburg Entscheidung
19.06.2025    Sitzung des Rates der Hansestadt Lüneburg      

Sachverhalt
Finanzielle Auswirkungen
Anlage/n
Beschlussvorschlag

Sachverhalt:

Im Rahmen eines gemeinsamen Antrags vom 24.10.2023 haben die Stadtratsfraktionen SPD, Bündnis90/Die Grünen, CDU, FDP beschlossen die Spielzeiten 2023/24 und 2024/25 finanziell sicherzustellen. Die neue Geschäftsführung sollte in die Lage versetzt werden, die Theater Lüneburg GmbH unter Berücksichtigung des Actori-Gutachtens künstlerisch weiterzuentwickeln bzw. neuauszurichten.

 

In der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Sport, Partnerschaft und Kultur des Landkreises (siehe VO/2024/114) und des Ausschusses für Kultur und Partnerschaft der Hansestadt Lüneburg am 08.05.2024 (siehe VO/11272/24) hat die Geschäftsführung des Theaters das Konzept „Die Zukunft ist immer anders“ vorgestellt.

 

Ziele des Konzeptes sind u.a. die Gewinnung neuer Publikumsgruppen und die verstärkte Einwerbung von Drittmitteln. Zu diesem Zweck soll das Theater mobiler und für das Theater ein Alleinstellungsmerkmal entwickelt werden, das die überregionale Aufmerksamkeit erhöht und damit zusätzliches, junges, Zuschauerinteresse generiert. Darüber hinaus soll das regionale Netzwerk in den Bereichen Kultur und kulturelle Bildung gestärkt und weiterentwickelt werden.

 

Um diese Ziele zu erreichen müsse künftig die Kommunikation digitaler und zielgruppenspezifischer werden, u.a. durch eine zeitgemäße und interaktive Website, aber auch durch eine verstärkte, aktive Vermittlung der Theaterthemen, um neue Besucherkreise anzusprechen und für das Theater zu erschließen (u.a. Bundesförderung „Zur Bühne“-Kultur macht stark). Der eingeschlagene Weg der Neuausrichtung des Theaters müsse sich zukünftig auch an den Zuschauerzahlen messen lassen.

 

Im Spielplan der laufenden Spielzeit 2024/25 sowie im avisierten Programm für die Spielzeit 2025/26 ist der neu eingeschlagene Weg des Theaters deutlich zu erkennen. Klassiker wie „Don Karlos“ oder „La Traviata“ werden mit heutigen Bezügen in Szene gesetzt, neue Spielorte „Theater Lüneburg unterwegs im Landkreis, Theater im Lüneburger Stadtzentrum (TNT am Markt 2025/26), das erste Lüneburger Sommernachtstheater im August 2025 „Die Blues Brothers“ open air im Kurpark werden bespielt, neues Publikum (junges Musiktheater, junges Musical) wird in Kooperationen, u.a. mit der Leuphana (Musical Labor) und der Musikschule gezielt angesprochen.

 

Neue Konzertprogramme der Lüneburger Symphoniker, u.a.  in Kooperation mit der Konzertscheune im Kulturforum Lüneburg mit dem Ensemble Reflektor oder mit dem Musikzentrum der Leuphana suchen nach Wegen der Publikumsgewinnung im Bereich „klassische Musik“.

 

Ein Blick auf die aktuellen Besucherzahlen und Ticketerlöse zeigt, dass der eingeschlagene Weg zu ersten Erfolgen führt. Die Auslastungen sind insbesondere im Bereich der Musicals hoch, bspw. ist das Musical Stück „Love Never Dies“ bereits zum 10ten. Mal hintereinander ausverkauft.

 

Auslastungszahlen im Vergleich zur Spielzeit 2023/24 und der Spielzeit 2018/19 (Vor-Corona-Zeit):

 

Bereich / Spielzeit

 

 

2024/25*

 

 

2023/24*

 

 

2018/19*

 

 

Musiktheater (gr.Haus)

davon Musical

davon Oper/Operette

 

 

23.680 (82,5%)

19.942 (92,0%)

  3.738 (53,1%)

 

21.128 (79,2%)

 

22.741

 

Schauspiel (gr. Haus)

 

 

14.099 (70,0%)

 

11.494 (73,3%)

 

15.588

 

Tanztheater (gr.Haus.)

 

  7.287 (63,7%)

 

  8.997 (69,2%)

 

  8.824

 

*Besucherzahlen und Auslastung in %; Schauspiel 2024/25 eine Produktion mehr

 

Die Einnahmen aus Ticketerlösen konnten gegenüber der Spielzeit 2023/24 um ca. 14% gesteigert werden (Stand März 2025).

 

Flankiert wird die neue Ausrichtung des Theaters durch den Aufbau neuer Finanzierungswege als Ergänzung zur bestehenden öffentlichen Förderung, u.a. durch einen „rderkreis“ engagierter Privatpersonen, durch die Reaktivierung der „rgerstiftung Lüneburger Theater“ sowie durch bestehende und neue Förderprogramme wie 300x300. Hinzu kommt die verstärkte Einwerbung von Stiftungsgeldern und die Entwicklung von Sponsoring-Paketen für regionale Unternehmen. Für die laufende und kommende Spielzeit konnten so ca. 700.000 Euro eingeworben werden.

 

Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter haben der neuen künstlerischen Leitung (Intendant) Zeit gegeben, um erste Impulse für die Neuausrichtung des Theaters umzusetzen und anhand des Publikumszuspruches zu verifizieren.

 

Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich das Umfeld, in dem das Theater gestaltet wird, stetig verändert und sich Strukturen, Produktionsweisen und das inhaltliche Angebot ebenso weiterentwickeln müssen. Die Bevölkerung in Stadt und Landkreis Lüneburg hat sich über die Jahre kontinuierlich gewandelt. Aus einer Garnisonsstadt ist eine Universitätsstadt geworden. Die Bevölkerung ist vielfältiger und kulturell diverser geworden. Spätestens bedingt durch die Corona-Pandemie hat sich das Publikumsinteresse und verhalten deutlich verändert. Menschen entscheiden sich kurzfristiger und gezielter für einen Theaterbesuch. Außerdem haben sich die Kommunikationswege, mit denen Menschen über Aktivitäten des Theaters informiert werden, grundsätzlich verändert. Eine veränderte Medien- und Informationslandschaft verlangt nach neuen Strukturen auf Seiten des Theaters. Die Digitalisierung schreitet auch im Bereich Theater voran und bringt neue Chancen und Herausforderungen, u.a. für die Bereiche „Licht“, „Video“, „Ton“.

 

Vor allem in den Bereichen Oper und klassische Konzerte sind die Besucherzahlen zuletzt deutlich zurückgegangen. Auch diesen Entwicklungen muss das Theater zukünftig Rechnung tragen.

 

Im Bereich der kulturellen Bildung ist u.a. die Entwicklung eines Modellprojekts zur Ganztagsbetreuung an Grund- und weiterführenden Schulen in Kooperation mit der vhs, der Musikschule sowie mit weiteren regionalen und überregionalen Partnern (u.a. Theater Osnabrück) geplant.

 

Der erfolgreich eingeschlagene Weg soll mit der aktuellen Geschäftsführung, Herrn von Mansberg und Frau Weeke, weiter fortgesetzt werden. Dieser Weg geht mit Anpassungen bestehender Strukturen einher und betrifft insbesondere die Sparte Musiktheater. Das bestehende Angebot im „klassischen“ Bereich (bspw. Operetten) muss sich der tatsächlichen Publikumsnachfrage (siehe Tabelle) anpassen. In konsequenter Fortsetzung des Weges werden sich Optimierungen in der Zusammensetzung des Orchesters ergeben, eine Reduzierung der Orchestergröße dürfte die Folge sein.

Das Orchester besteht derzeit aus 29 Personen. In der aktuellen Struktur und angesichts der bestehenden Nachfrage bzw. Neuausrichtung ist diese Größe jedoch nicht mehr erforderlich. Das Actori Gutachten sieht in einem Szenario eine optimale Besetzung von 19 Personen vor. Es gibt Musiktheaterstücke, welche mit einer deutlich geringeren Anzahl an Musikern gespielt werden können. Zudem ist festzuhalten, dass das Orchester zum derzeitigen Zeitpunkt mit seinen Strukturen über keinen ausreichenden Klangkörper verfügt und damit nicht spielfähig ist, so dass für eine Vielzahl von Veranstaltungen und Proben bspw. klassischen Konzerten zusätzliche Musiker durch Werkverträge beschäftigt werden müssen.

 

Die Vereinbarung mit dem Land Niedersachsen, der Hansestadt und dem Landkreis Lüneburg über die gemeinsame Finanzierung der Theater Lüneburg GmbH ist zum 31.12.2024 ausgelaufen. Eine Anschlussvereinbarung befindet sich derzeit in Abstimmung, mit höheren finanziellen Beiträgen des Landes ist gegenwärtig nicht zu rechnen. Da die Aufwendungen für das Theater in den kommenden Jahren steigen werden, ist es wichtig, dass das Theater eigene Maßnahmen zur Kostendämpfung beisteuert und den eingeschlagenen Weg konsequent weiterführt. Dieser Weg stellt einen wichtigen Schritt zum Erhalt und zur Sicherung des Theaters dar.

 

Die optimale Neuausrichtung des Theaters, welche auch durch die prekäre wirtschaftliche Situation bestimmt wird, muss für das Theater und seine Organe (Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Gesellschafter) höchste Priorität haben. Dabei ist davon auszugehen, dass es noch einige Spielzeiten braucht, um die Neuausrichtung zu etablieren und diese abzuschließen. Trotz eigener Bemühungen durch das Theater zur Kostendämpfung und zu Erlössteigerungen können die voraussichtlichen Fehlbeträge nicht in Gänze kompensiert werden.

 

 

Der Wirtschaftsplan der Spielzeit 2025/26 weist ein Defizit von 1,2 Mio.€ aus. Die mittelfristige Finanzplanung des Theaters ist negativ. Bis einschließlich der Spielzeit 2029/30 besteht demnach ein zusätzlicher Finanzbedarf von bis zu rd. 7,0 Mio.€ lt. Plan.

 

Die Gesellschafter, Landkreis und Hansestadt Lüneburg, sind sich daher einig, dass der Geschäftsführung entsprechend Zeit für die Neuausrichtung eingeräumt werden muss und es einer finanziellen Absicherung für den Zeitraum der Neuausrichtung und zur Abwehr einer bilanziellen Überschuldung bedarf. Die Gesellschafter streben an, die nächsten drei Spielzeiten bis einschließlich 2027/28 über Verlustausgleiche abzusichern.

Eine Festschreibung des notwendigen Verlustausgleiches ist seitens der Gesellschafter nicht möglich. Ausschlaggebend sind nicht nur die eigenverantwortlichen Maßnahmen des Theaters, sondern auch die Bereitschaft des Landes Niedersachsens ihrer finanziellen Verpflichtung gegenüber dem Theater nachzukommen. Gegenüber dem Land muss weiter aufgezeigt werden, dass es einen höheren jährlichen Zuschuss bedarf.

 


Folgenabschätzung:

 

A) Auswirkungen auf die Ziele der nachhaltigen Entwicklung Lüneburgs

 

 

 

Ziel

Auswirkung positiv (+)

und/oder

negativ ()

 

Erläuterung der Auswirkungen

1

Umwelt- und Klimaschutz (SDG 6, 13, 14 und 15)

-/-

Keine Angaben

2

Nachhaltige Städte und Gemeinden (SDG 11)

-/-

Keine Angaben

3

Bezahlbare und saubere Energie (SDG 7)

-/-

Keine Angaben

4

Nachhaltige/r Konsum und Produktion (SDG 12)

-/-

Keine Angaben

5

Gesundheit und Wohlergehen (SDG 3)

-/-

Keine Angaben

6

Hochwertige Bildung

(SDG 4)

-/-

Keine Angaben

7

Weniger Ungleichheiten

(SDG 5 und 10)

-/-

Keine Angaben

8

Wirtschaftswachstum

(SDG 8)

-/-

Keine Angaben

9

Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9)

-/-

Keine Angaben

Die Ziele der nachhaltigen Entwicklungneburgs leiten sich eng aus den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen ab. Um eine Irreführung zu vermeiden, wird durch die Nennung der UN-Nummerierung in Klammern auf die jeweiligen Original-SDG hingewiesen.

 

 

B) Klimaauswirkungen

 

a) CO2-Emissionen (Mehrfachnennungen sind möglich)

 

x Neutral (0): durch die zu beschließende Maßnahme entstehen keine CO2-Emissionen
 

 Positiv (+): CO2-Einsparung (sofern zu ermitteln): ________ t/Jahr

 

und/oder
 

 Negativ (-): CO2-Emissionen (sofern zu ermitteln): ________ t/Jahr

 

 

b)  Vorausgegangene Beschlussvorlagen

 

 Die Klimaauswirkungen des zugrundeliegenden Vorhabens wurden bereits in der Beschlussvorlage VO/__________ geprüft.

 

 

c)  Richtlinie der Hansestadt Lüneburg zur nachhaltigen Beschaffung (Beschaffungsrichtlinie)

 

 Die Vorgaben wurden eingehalten.

 Die Vorgaben wurden berücksichtigt, sind aber nur bedingt anwendbar.

oder

x Die Beschaffungsrichtlinie ist für das Vorhaben irrelevant.

 

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Kosten (in €)

a) r die Erarbeitung der Vorlage:

aa)  Vorbereitende Kosten, z.B. Ausschreibungen, Ortstermine, etc.

b) r die Umsetzung der Maßnahmen:

c)  an Folgekosten: 

d) Haushaltsrechtlich gesichert:

 Ja hrl. Zuschuss

 Nein Verlustausgleich, haushalterische Berücksichtigung notwendig

 Teilhaushalt / Kostenstelle: 22000 Betriebswirtschaft und Beteiligungsverwaltung,

 Controlling

 Produkt / Kostenträger: 261001 Theater

 Haushaltsjahr: 2025 ff.

 

e)  mögliche Einnahmen:

 

 

 

Anlagen:

Anlage 1: Wirtschaftsplan 2025/2026

Anlage 2: Mittelfristige Finanzplanung 2026/2027 bis 2029/2030

Anlage 3: Actori Gutachten

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1: Wirtschaftsplan 2025/2026 (87 KB)      
Anlage 2 2 Anlage 2: Mittelfristige Finanzplanung 2026/2027 bis 2029/2030 (15 KB)      
Anlage 3 3 Anlage 3: Actori Gutachten (1721 KB)      

Beschlussvorschlag:

Die von der Geschäftsführung der Theater Lüneburg GmbH in der Spielzeit 2024/2025 umgesetzte Neuausrichtung wird befürwortet.

 

Unter Berücksichtigung der Theater eigenen Maßnahmen zur Kostendämpfung und Erlössteigerung sowie der r den Zeitraum noch endzuverhandelnden Zuschussvereinbarung (einschließlich Tarifsteigerungen) mit dem Land Niedersachsen werden die daraus ggfs. abschließenden noch resultierenden Verlustausgleiche der nächsten drei Spielzeiten, mithin bis einschließlich 2027/28 haushaltsrechtlich sichergestellt.

 

 

Die Verwaltung wird beauftragt, mit der aktuellen Geschäftsführung, Herrn von Mansberg und Frau Weeke, über die Verlängerung der Dienstverträge um weitere fünf Jahre zu verhandeln.

 

 

Die städtischen Beteiligungsvertreter in der Gesellschafterversammlung der Theater Lüneburg GmbH werden angewiesen

 

1. die Geschäftsführung des Theaters anzuweisen, die Neuausrichtung unter Fortführung des Theaters als 3-Sparten-Haus konsequent weiter umzusetzen.

 

2. die Geschäftsführung anzuweisen, das Orchester sozialverträglich, das heißt, ohne betriebsbedingte Kündigungen, an die neuen Rahmenbedingungen angepasst zu verkleinern und freiwerdende Stellen nicht wiederzubesetzen.

 

3. den Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung zu ermächtigen, die Dienstverträge der Geschäftsführungen abzuschließen.