Nach kurzer Vorstellung des TOPs durch den Vorsitzenden, Ratsherrn
Manzke, führt Herr Oberbürgermeister Mädge kurz in den bisherigen
Sachstand der Hafenentwicklung ein. Er erinnert an die PWC Studie, welche
seinerzeit aufgrund des hohen Finanzvolumens nicht realisiert werden konnte. In
Zusammenarbeit mit der Süderelbe AG und mit Herrn Dr. Sorgenfrei wurde
untersucht, ob eine mittelfristige und kurzfristige Handlungsmöglichkeit
unterhalb von 40 Millionen Euro besteht, die für Lüneburg realisierbar und wirtschaftlich
ist. In diesem Zusammenhang verweist Herr Oberbürgermeister Mädge auf das
Ergebnis von einem halben Jahr Zusammenarbeit in Abstimmung mit dem
Hafengeschäftsführer Herrn Müller und übergibt
an Herrn Dr. Glaser und Herrn Dr. Sorgenfrei.
Herr Dr. Glaser stellt die Arbeitsergebnisse zum Thema
Entwicklungsmöglichkeiten des Hafens Lüneburg insbesondere mit den
Schwerpunkten auf Organisations- und Finanzierungsmodelle (siehe Anlage) vor.
Dafür wurden die Vorarbeiten zur PWC Studie in der Vergangenheit als Basis für
die Arbeit genutzt und auch zusammenfassend dargestellt. Herr Dr. Glaser führt
an, dass das Thema Bilmer Berg II ausgeklammert wurde. Es sei zurzeit nicht
angebracht, Hafen- und Flächenentwicklung zu verknüpfen, sondern erstmal Lösungsmöglichkeiten
zu schaffen, die es ermöglichen den Hafen Lüneburg nach der Wirtschaftskrise
eigenwirtschaftlich auch ohne dauerhafte Zuschüsse zu betreiben. Herr Dr.
Glaser stellt die aktuelle Ausgangslage des Hafens Lüneburg dar und weist auf
relevanten Sanierungsbedarf des Hafens und damit verbundenen erheblichen
finanziellen Risiken hin. Zudem ist aufgrund der aktuellen
Vertragskonstellation um die HLG kein wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell
möglich. Des Weiteren existiert für die HLG keine Investitionsplanung, da keine
Investitionsmittel zur Verfügung stehen.
Ausgehend von der aktuellen Lage wurden drei verschiedene
Geschäftsmodelle hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit für
Lüneburg geprüft.
- „Alles
bleibt wie es ist“
- „Neue
HLG als Betreiber des Hafen“
- Privater
Partner
Als Vorzugsvariante wurde von der Süderelbe AG die Variante
2 „Neue HLG als Betreiber des Hafens“ ausgewählt. Herr Dr. Glaser
erklärt, dass bei der Entwicklung der Geschäftsmodelle externe Expertisen, Markttests
sowie Gespräche mit Hafenbetreibern durchgeführt wurden, um die entwickelten
Konzepte zu prüfen. In dem Zusammenhang weist Herr Dr. Glaser auf die
maßgebliche Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Sorgenfrei hin und bittet ihn das
Geschäftsmodell vorzustellen.
Herr Dr. Sorgenfrei stellt das modulartige Geschäftsmodell „Neue HLG als
Betreiber des Hafens“ gemäß der in der Anlage beigefügten Präsentation
vor (siehe Anlage). Zunächst sollen die Vermietung der Flächen am Hafen sowie
der Umschlag durch die HLG wahrgenommen werden. Die Geschäfte auf der
Bestandsfläche, insbesondere auf den östlichen Hafenflächen sollen mit eigenen,
neuen Dienstleistungen intensiviert werden. Nach Herstellung der Flächen ist
mit mobilem Gerät der Containerumschlag als zusätzliche Dienstleistung
vorgesehen. Die Flächen können je nach Verlauf des Umschlags auf bis zu 3,5 ha
erweitert werden. In der letzten Stufe entstehen bei positiver
Umschlagsmengenentwicklung zwei Kanal-Liegeplätze. Hierfür ist der Erwerb einer
Containerbrücke oder alternativ eines Hafenmobilkrans vorzusehen. Herr Dr.
Sorgenfrei betont, dass in der Anfangsphase die Investments relativ gering
gehalten werden und die Entwicklung der einzelnen Phasen flexibel und
langfristig in Abhängigkeit der Mittelverfügbarkeit und ohne Fristen erfolgen
kann. Der kalkulierte Businessplan weist durchweg positive Ergebnisse vor
Steuern aus.
Im Anschluss an den Vortrag äußert Ratsherr Srugis,
dass er eine Weiterentwicklung des Hafens Lüneburg für unverzichtbar hält und
Lüneburg auch aufgrund seiner Trimodalität ein guter Entwicklungsstandort ist.
Er merkt an, dass Entscheidungen für eine langfristige Entwicklung von
Infrastruktur dem Handel Chancen bieten, aber gleichzeitig auch Risiken
beinhalten. Jedoch ermöglicht eine modulartige und langsame Entwicklung
eventuelle Risiken rechtzeitig zu erkennen und vorzubeugen. Ratsherr Srugis
erscheint es bezüglich der Effektivität, was Arbeitsplätze anbelangt, nicht
sinnvoll zu sein nur einen Containerumschlag im Hafen Lüneburg zu realisieren
und fragt nach weiteren Entwicklungsmöglichkeiten, um Arbeitsplätze zu
schaffen. Herr Dr. Sorgenfrei erklärt, dass der Hafen Lüneburg durchaus
ein Universalhafen bleiben muss. Entwicklungspotenzial bieten dafür die zu
ergänzenden Dienstleistungen. Dazu gehören zum Beispiel Dienstleistungen
ähnlich einer Spedition, die von Häfen immer mehr übernommen werden oder
Projektgeschäfte, die aufgrund ihrer Größenordnung sehr arbeitsintensiv sind.
Letzteres bietet auch aufgrund der guten Standortposition für die Binnenverschiffung
gutes Entwicklungspotenzial.
Ratsherr Srugis fragt nach, wer dieses Konzept betreiben soll. Herr Dr.
Sorgenfrei erläutert, dass es im Wesentlichen von Personen abhängig ist. Es
werden zunächst ein Geschäftsführer und ein technischer Leiter benötigt.
Ratsfrau Dr. Pahnke erkundigt sich, ob es neue Informationen über Pläne der
Schleuse gibt und ob sich die HLG in Hinblick auf die Konkurrenz zu anderen
Städten wie z.B. Wittingen und Uelzen durch das Phasen-Konzept bereits 2015 in
einer guten Wettbewerbsposition befände und für weitere Stufen
entwicklungsfähig wäre. Herr Dr. Sorgenfrei bestätigt dieses und
unterstützt die Entwicklung der Schleuse im vollem Umfang. Er weist darauf hin,
dass die Verkehrswege durch die Entwicklung der Schleuse und den Bau der A39
effektiv ergänzt werden und der Hafen somit als trimodaler Standort an
Attraktivität gewinnt. Entwicklungspotenzial besteht auch in der Übernahme der
ergänzenden hafenspezifischen Dienstleistungen.
Herr Dr. Glaser fügt hinzu, dass sich auch andere Standorte wie z.B.
Geestacht oder Lauenburg ständig weiterentwickeln und aufgrund dessen das
Geschäftsmodell „Alles bleibt wie es ist“ für Lüneburg keine
Alternative sein kann. Daher empfiehlt Herr Dr. Glaser möglichst schnell mit
einer guten Akquisitionsstrategie mit der Entwicklung des Hafens zu beginnen,
indem zunächst Unternehmen akquiriert werden, Dienstleistungen im Hafen in
Anspruch zu nehmen und Ladungsgut für den Standort Lüneburg angeworben wird.
Ratsherr Luths interessiert welche
Annahmen und Zahlen der Gewinn- und Verlustrechnung zugrunde liegen, da keine
Verluste entstehen. Herr Dr. Sorgenfrei erklärt, dass für alle einzelnen
Komponenten Mengenuntersuchungen angestellt wurden, welche dann mit begründeten
Annahmen fortgeschrieben wurden. Er weist darauf hin, dass dabei zunächst von
sehr geringen Mengen ausgegangen wurde und zeigt somit auf, dass für Lüneburg
großes Potenzial zur Entwicklung besteht.
Zudem
interessiert Ratsherrn Luths inwieweit die Überlegungen zur
Hafenentwicklung mit den bisherigen Überlegungen zum Bilmer Berg II und der A
39 kompatibel sind. Oberbürgermeister Mädge führt aus,
dass zum Sommer der Entwurf zur Trasse vorliegt. Wenn feststeht, welche Flächen
im Bereich des Autobahnkanals Bundesstraße und südlich von der jetzigen
Bundesstraße B4 zur Verfügung stehen, können weitere Überlegungen angestellt
werden. Das Thema ist insofern kompatibel und wurde zunächst nur abgekoppelt.
Beigeordnete
Schellmann erkundigt sich nach der Rentabilität von Umladeprozessen im
Hafen. Herr Dr. Sorgenfrei erläutert, dass Umladeprozesse für z.B.
Containerladungen sehr kostenintensiv sind. Für Projektladungen mit Überlänge, Überschwere oder Überbreite, ein
eher kleines Segment, welches aber gut zahlt, ist dies nicht der Fall. Er
erläutert, dass man für diese Art von
Ladungen von jedem Landkreis Einzelgenehmigungen benötigen würde und man
aufgrund dessen versucht, möglichst lange Wege auf einem Verkehrträger
abzuwickeln. Dafür sind Binnenschiffe der ideale Verkehrsträger. Da Lüneburg
einen Binnenhafen hat, ist das eine gute Kombination.
Herr Dr.
Glaser
ergänzt dazu, dass das Ziel nicht sei eine Warenschleuse zu entwickeln, sondern
Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu realisieren. Neben dem Containerumschlag im
Hafen sollen Waren weiter bearbeitet und veredelt werden, so dass viele
Leistungen am Standort zusammen kommen und nicht „reiner“ Umschlag
erfolgt.
Ratsherr
Meihsies
stellt die Frage, ob es konkrete Fakten oder Bedarfe aus bestimmten Regionen
gibt, um dem Geschäftsmodell mehr Sicherheit zu geben. Herr Dr. Sorgenfrei
erklärt, dass für dieses Modell eine Marktbefragung durchgeführt wurde, um
eventuelle Marktpartner zu akquirieren.
Das Ergebnis war, dass in der Region Lüneburg und Hamburg durchaus
Interesse an der Zusammenarbeit mit dem Hafen bestünde, sofern eine Entwicklung
im Hafen stattfindet. Garantierte Zahlen der Unternehmen können jedoch erst
benannt werden, wenn ein konkretes Angebot an Dienstleistungen im Hafen
besteht.
Oberbürgermeister
Mädge
unterstützt die Aussage von Herr Dr. Sorgefrei, da er von anderen Firmen darin
bestärkt wurde, zunächst das Risiko zu
minimieren und „mittelständisch“ anzufangen. Er betont, dass auch
aufgrund der räumlichen Nähe zu Hamburg und den Kapazitätsmöglichkeiten
Entwicklungschancen für den Lüneburger Hafen bestehen.
Herr Dr.
Glaser ergänzt, dass in der ersten Phase des Geschäftsmodells das Risiko vor
eventuellen Fehlinvestitionen sehr gering ist, da keine großen Investments
erforderlich sind und keine Neuansiedlungen erfolgen. Zunächst sollen die
Erlöse, die durch den Umschlag realisiert werden können, der Hafenentwicklung
zu gute kommen, was aktuell noch nicht der Fall sei.
Stadtkämmerin
Lukoschek, führt an, dass man sich bezüglich der Gesellschaftsgründung und
der damit verbundenen Schritte schon Gedanken gemacht hätte und diese nun
insoweit konkretisiert werden müssen, um bis spätestens Ende August im Rat
darüber beschließen zu können.
Der
Vorsitzende, Ratsherr Manzke, bedankt sich bei Herrn Dr. Glaser und
Herrn Dr. Sorgenfrei für den Vortrag und verabschiedet diese.
Anlage
Präsentation