Bürgerinformationssystem

Auszug - Umbenennung der Carl-Peters-Straße im Stadtteil Goseburg (Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)  

 
 
Öffentliche Sitzung des Kultur- und Partnerschaftsausschusses
TOP: Ö 6
Gremium: Ausschuss für Kultur und Partnerschaften Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Mi, 01.03.2006    
Zeit: 17:00 - 19:10 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/1835/06 Umbenennung der Carl-Peters-Straße im Stadtteil Goseburg
(Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Antrag d. Fraktion Bündnis90/Die Grünen
Federführend:Bereich 41 - Schulen, Kultur, Sport Bearbeiter/-in: Mehl-alt, Lorenz
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Stadtdirektor KOCH erläutert die Stellungnahme der Verwaltung zu dem Antrag. Es habe schon früher Anregungen gegeben, die Carl-Peters-Straße umzubenennen, das sei aber aus unterschiedlichen Gründen nie umgesetzt worden. Die Verwaltung schlage jetzt vor, die neuerliche Diskussion zum Anlass zu nehmen, alle möglicherweise mit negativen Assoziationen besetzten Straßennamen durch das Stadtarchiv überprüfen zu lassen und das Ergebnis sowie die Empfehlungen für Straßenumbenennungen in den zuständigen Gremien zu diskutieren und nach Beteiligung der betroffenen Anlieger zu entscheiden.

 

Ratsfrau LEECK meint, die Umbenennung der Carl-Peters-Straße sollte nicht weiter aufgeschoben werden. Sie schildert die Verbrechen, die Carl Peters einst in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika begangen hat, und bittet die Anwohner um Verständnis für die mit einer Straßenumbenennung für sie einhergehenden Unannehmlichkeiten. Diese seien in einem solchen Fall ihrer Meinung nach hinnehmbar. Ein Mann wie Carl Peters dürfe jedenfalls nicht weiter mit einer nach ihm benannten Straße geehrt werden. Ihre Fraktion betrachte es nicht als notwendig, alle Lüneburger Straßennamen zu überprüfen, sondern nur diejenigen, die während der Nazizeit umbenannt worden sind. So könne man das Verfahren abkürzen und schneller zu einem Ergebnis kommen. Für die Umbenennung der Straße schlage ihre Fraktion August Bebel vor, der 1889 im Reichstag für die Absetzung von Carl Peters gestimmt habe.

 

Ratsfrau LOTZE stimmt zu, dass die Carl-Peters-Straße auf jeden Fall umbenannt werden müsse. Dazu habe es auch bereits mehrfach Ansätze gegeben. Statt aber für jede Straße einzeln zu diskutieren, sollte zuerst einmal grundsätzlich geklärt werden, nach welchen Kriterien Umbenennungen vorgenommen werden sollen und wo man die Grenze ziehe zwischen ehrenhaftem und unehrenhaftem Verhalten. Jede Zeit habe ihre „Helden“ und Straßenbenennungen seien auch ein Ausdruck von Geschichtsbewusstsein. Deshalb sollte zunächst eine historisch fundierte Begutachtung aller Straßennamen unter Berücksichtigung dieser Aspekte erfolgen. Es bestehe kein Grund, die Sache zu überstürzen.

 

Ratsfrau LEECK ist der Ansicht, dass die Grenze auf alle Fälle bei Völkermord gezogen werden müsse. Den Grünen gehe es nicht darum, diverse Straßen umzubenennen, sondern nur um Carl Peters und Schlieffen, eventuell noch Hindenburg. Es sei nicht notwendig, alle Straßennamen durchzugehen und man verhindere damit auch nicht, dass möglicherweise in einigen Jahren wieder Diskussionen um andere Namen aufkommen, weil der Zeitgeist immer einem Wandel unterliege. Der Aufwand, alles zu durchforsten, sei nicht notwendig.

 

Ratsfrau LOTZE präzisiert, es sollten lediglich solche Straßen überprüft werden, deren Benennung in die Zeit des Nationalsozialismus fällt, und nicht diejenigen, die völlig unstrittig seien, z.B. Barckhausenstraße. Klar sei, dass niemand für die Benennung einer Straße herangezogen werden könne, der in irgendeiner Form an Unterdrückung oder Völkermord o.ä. beteiligt gewesen ist. Die Benennung müsse auf rechtsstaatlichen, freiheitlichen und demokratischen Traditionen gründen. Man sollte für die heutige Zeit zu einer gemeinsamen historischen Bewertung kommen.

 

Kulturreferent LANDMANN ergänzt als wesentlichen Aspekt, dass von Straßenumbenennungen insbesondere die Anwohner betroffen sind. Diese müsse man zunächst für das Anliegen sensibilisieren. Die wenigsten würden sich damit auseinandersetzen, wer die Person gewesen sei, nach der ihre Straße benannt sei und verbänden mit dem Straßennamen keine negative Assoziation oder Identifizierung. Fatal wäre aber, wenn die Mehrheit der Anwohner sich bei einer Befragung für die Beibehaltung des Namens aussprechen würde, wie das unlängst in Hannover geschehen sei. Deshalb sollten zweifelhafte Straßennamen insgesamt für das Stadtgebiet geklärt werden und ein grundsätzlicher Beschluss über ihre Umbenennung herbeigeführt werden.

 

Herr Professor DR. ALPERS hält eine Beschränkung der Überprüfung auf in der Zeit des Nationalsozialismus benannte Straßen ebenfalls für sinnvoll.

 

Archivdirektorin DR. REINHARDT teilt mit, als kritisch zu betrachtende Benennungen seien bislang die Carl-Peters-Straße, die Hindenburgstraße und der Werner-Jansen-Weg bekannt.

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Kultur- und Partnerschaftsausschuss fasst einstimmig folgenden Beschluss:

 

Das Stadtarchiv (Archivdirektorin Frau Dr. Reinhardt) wird beauftragt, im Zusammenwirken mit der Universität Lüneburg eine Überprüfung aller Straßennamen in der Stadt Lüneburg, ihren Ortsteilen und den Ortschaften vorzunehmen und dem Rat ein Ergebnis mit entsprechenden Empfehlungen vorzulegen.

 

(45)