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Beratungsinhalt: Stadtdirektor
KOCH erläutert die
Stellungnahme der Verwaltung zu dem Antrag. Es habe schon früher Anregungen
gegeben, die Carl-Peters-Straße umzubenennen, das sei aber aus unterschiedlichen
Gründen nie umgesetzt worden. Die Verwaltung schlage jetzt vor, die neuerliche
Diskussion zum Anlass zu nehmen, alle möglicherweise mit negativen
Assoziationen besetzten Straßennamen durch das Stadtarchiv überprüfen zu lassen
und das Ergebnis sowie die Empfehlungen für Straßenumbenennungen in den
zuständigen Gremien zu diskutieren und nach Beteiligung der betroffenen
Anlieger zu entscheiden. Ratsfrau
LEECK meint, die
Umbenennung der Carl-Peters-Straße sollte nicht weiter aufgeschoben werden. Sie
schildert die Verbrechen, die Carl Peters einst in der ehemaligen Kolonie
Deutsch-Ostafrika begangen hat, und bittet die Anwohner um Verständnis für die
mit einer Straßenumbenennung für sie einhergehenden Unannehmlichkeiten. Diese
seien in einem solchen Fall ihrer Meinung nach hinnehmbar. Ein Mann wie Carl
Peters dürfe jedenfalls nicht weiter mit einer nach ihm benannten Straße geehrt
werden. Ihre Fraktion betrachte es nicht als notwendig, alle Lüneburger
Straßennamen zu überprüfen, sondern nur diejenigen, die während der Nazizeit
umbenannt worden sind. So könne man das Verfahren abkürzen und schneller zu
einem Ergebnis kommen. Für die Umbenennung der Straße schlage ihre Fraktion
August Bebel vor, der 1889 im Reichstag für die Absetzung von Carl Peters
gestimmt habe. Ratsfrau
LOTZE stimmt zu,
dass die Carl-Peters-Straße auf jeden Fall umbenannt werden müsse. Dazu habe es
auch bereits mehrfach Ansätze gegeben. Statt aber für jede Straße einzeln zu
diskutieren, sollte zuerst einmal grundsätzlich geklärt werden, nach welchen
Kriterien Umbenennungen vorgenommen werden sollen und wo man die Grenze ziehe
zwischen ehrenhaftem und unehrenhaftem Verhalten. Jede Zeit habe ihre „Helden“
und Straßenbenennungen seien auch ein Ausdruck von Geschichtsbewusstsein.
Deshalb sollte zunächst eine historisch fundierte Begutachtung aller
Straßennamen unter Berücksichtigung dieser Aspekte erfolgen. Es bestehe kein
Grund, die Sache zu überstürzen. Ratsfrau
LEECK ist der
Ansicht, dass die Grenze auf alle Fälle bei Völkermord gezogen werden müsse.
Den Grünen gehe es nicht darum, diverse Straßen umzubenennen, sondern nur um
Carl Peters und Schlieffen, eventuell noch Hindenburg. Es sei nicht notwendig,
alle Straßennamen durchzugehen und man verhindere damit auch nicht, dass
möglicherweise in einigen Jahren wieder Diskussionen um andere Namen aufkommen,
weil der Zeitgeist immer einem Wandel unterliege. Der Aufwand, alles zu
durchforsten, sei nicht notwendig. Ratsfrau
LOTZE präzisiert,
es sollten lediglich solche Straßen überprüft werden, deren Benennung in die
Zeit des Nationalsozialismus fällt, und nicht diejenigen, die völlig unstrittig
seien, z.B. Barckhausenstraße. Klar sei, dass niemand für die Benennung einer
Straße herangezogen werden könne, der in irgendeiner Form an Unterdrückung oder
Völkermord o.ä. beteiligt gewesen ist. Die Benennung müsse auf
rechtsstaatlichen, freiheitlichen und demokratischen Traditionen gründen. Man
sollte für die heutige Zeit zu einer gemeinsamen historischen Bewertung kommen.
Kulturreferent
LANDMANN ergänzt
als wesentlichen Aspekt, dass von Straßenumbenennungen insbesondere die
Anwohner betroffen sind. Diese müsse man zunächst für das Anliegen sensibilisieren.
Die wenigsten würden sich damit auseinandersetzen, wer die Person gewesen sei,
nach der ihre Straße benannt sei und verbänden mit dem Straßennamen keine
negative Assoziation oder Identifizierung. Fatal wäre aber, wenn die Mehrheit
der Anwohner sich bei einer Befragung für die Beibehaltung des Namens
aussprechen würde, wie das unlängst in Hannover geschehen sei. Deshalb sollten
zweifelhafte Straßennamen insgesamt für das Stadtgebiet geklärt werden und ein
grundsätzlicher Beschluss über ihre Umbenennung herbeigeführt werden. Herr
Professor DR. ALPERS
hält eine Beschränkung der Überprüfung auf in der Zeit des Nationalsozialismus
benannte Straßen ebenfalls für sinnvoll. Archivdirektorin
DR. REINHARDT teilt
mit, als kritisch zu betrachtende Benennungen seien bislang die
Carl-Peters-Straße, die Hindenburgstraße und der Werner-Jansen-Weg bekannt. Beschluss: Der
Kultur- und Partnerschaftsausschuss fasst einstimmig folgenden Beschluss: Das
Stadtarchiv (Archivdirektorin Frau Dr. Reinhardt) wird beauftragt, im
Zusammenwirken mit der Universität Lüneburg eine Überprüfung aller Straßennamen
in der Stadt Lüneburg, ihren Ortsteilen und den Ortschaften vorzunehmen und dem
Rat ein Ergebnis mit entsprechenden Empfehlungen vorzulegen. (45) |
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