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Beratungsinhalt: Stadtkämmerer
SAUER führt aus,
der rechnerische Anteil, der bei einer Kürzung der Finanzausgleichsmittel um
150 Mio. € auf die Stadt Lüneburg entfallen würde, betrage rd. 987 T€. Deshalb
seien bei der Ansatzbildung im Haushalt bereits Mindereinnahmen i.H.v. 1 Mio. €
berücksichtigt worden. Landesweit sei mit weiteren Einsparungen i.H.v. 157 Mio.
€ in 2006, 164 Mio. € in 2007 und 171 Mio. € in 2008 zu rechnen. Die
Auswirkungen auf die Stadt Lüneburg seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu
ermitteln, da sich die Entwicklung der Einwohnerzahl und damit der Steuerkraft
der Stadt im Vergleich zum Landesdurchschnitt nicht prognostizieren lasse. Man
könne aber in etwa für den gesamten Zeitraum mit einer Gesamtbelastung von 4,1
Mio. € rechnen. Hinsichtlich der Genehmigungspraxis der Bezirksregierung sei
die Vorgabe zwar ein ausgeglichener Haushalt, dies sei aber seit geraumer Zeit
nicht mehr möglich. Daher sehe die Bezirksregierung die finanzielle
Leistungsfähigkeit der Stadt als eingeschränkt an und fordere
Konsolidierungskonzepte. Diese seien in den letzten Jahren von der Bezirksregierung
positiv gewürdigt worden, obwohl ein Haushaltsausgleich bisher nicht erreicht
werden konnte. Stadtkämmerer SAUER erläutert die verschiedenen Faktoren
der Haushaltsgenehmigung durch die Bezirksregierung. Diese Praxis habe für die
Stadt bislang noch keine Liquiditätsengpässe bewirkt. Zur Städtebauförderung
gewähre der Bund nur Finanzhilfen, wenn Land und Kommune in gleicher Höhe
gegenfinanzieren. Da das Land im Jahr 2005 keine Mittel zur Verfügung stelle,
werde auch die Finanzhilfe des Bundes nicht gezahlt, es sei denn, die Stadt
würde auch den Landesanteil selbst übernehmen. Aus Sicht der Bezirksregierung
halte er ein solches Vorgehen der Stadt aber nicht für genehmigungsfähig. Für
das Sanierungsgebiet Soziale Stadt Kaltenmoor liege das Antragsvolumen bei 1,05
Mio. €. Die daraus resultierenden Fördermittel und -maßnahmen würden sich um
ein Jahr verschieben und insofern auch die Bewilligungen und
Abforderungsscheiben im Laufe der Jahre. Zum Sanierungsgebiet Wasserviertel
gebe es für 2004 und 2005 keine Mittel. Die Stadt werde dazu im Jahr 2006 einen
neuen Antrag stellen. Stadtdirektor
KOCH ergänzt, mit
welchen Einschnitten im sozialen und kulturellen Bereich zu rechnen sein wird.
Die Aussagen hätten zum Teil allerdings spekulativen Charakter, da man sich in
vielen Bereichen noch organisatorisch in einer Umbruchphase befinde. Die
Vorschriften aus den Sozialgesetzbüchern seien durch die Beschlüsse der
Landesregierung nicht beeinflussbar. Ob und zu welchen Konditionen die Stadt
vom Landkreis oder der Agentur für Arbeit künftig zur Aufgabenerfüllung
eingebunden werde, sei in der Verhandlungsphase. Der Wegfall des Landesblindengeldes
müsse durch erhöhte Zahlungen aus der Sozialhilfe aufgefangen werden. Die
daraus resultierende Mehrbelastung für Stadt und Landkreis sei noch nicht
bezifferbar. Im Bereich der Jugendförderung plane das Land Niedersachsen bis
zum Jahr 2006 die Zusammenführung der bisher von ihm geförderten verschiedenen
Programme in einem Pro-Aktiv-Centrum (PACE), an dem sich auch Stadt und
Landkreis leider weiterhin finanziell beteiligen müssten, obwohl es sich
originär um eine landespolitisch motivierte Aufgabe handele. Auch hier sei die
Größenordnung der zusätzlichen Mehrbelastung noch nicht bezifferbar. Weitaus
spürbarere Einschnitte werde es im kulturellen Bereich geben, auch diese seien
aber noch nicht genau zu beziffern. Für das Theater Lüneburg drohe
wahrscheinlich eine Kürzung des Zuschussbudgets um 10%, das entspreche rd.
260.000 €. Die Stadt versuche derzeit in Verhandlungen, den Kürzungsbetrag zu
verringern. Stadtdirektor KOCH geht auf weitere betroffene Bereiche ein,
u.a. die Musikschulförderung und die Zuschüsse zur freien Kulturszene. Die
Auswirkungen auf den Bereich der Erwachsenenbildung seien insgesamt noch
überhaupt nicht absehbar, da die Durchführungsverordnungen des Landes noch
fehlten, doch sei auch für die vhs mit spürbaren Einschnitten zu rechnen. Beigeordneter
SRUGIS dankt für
die Beantwortung der Anfragen. Allen sei klar, dass sich Bund, Länder und
Kommunen in einer schwierigen Finanzsituation befänden und er erkenne durchaus
an, dass die Landesregierung sich um einen Ausgleich bemühe. Sparen müsse man
jedoch mit Augenmaß und zum richtigen Zeitpunkt betreiben. Ökonomisch sei es in
der derzeitigen wirtschaftlichen Lage nicht unbedingt klug. Die Einsparungen
des Einen seien die Mindereinnahmen des Anderen und das kurbele nicht unbedingt
die Konjunktur an. Es könne nicht sein, dass die Haushalte der Kommunen als
Reservekasse des Landes herhalten müssten. Wer diese eindeutige
Belastungsverschiebung mittrage, habe das Recht verwirkt, die Verschuldung der
Kommunen anzuprangern. Und trotz der massiven Kürzung der Zuweisungen würden
weiter zusätzliche Aufgaben auf die Kommunen abgewälzt. Es stehe im Übrigen zu
befürchten, dass als Folge der Mittelkürzungen gewachsene kulturelle Strukturen
zerstört oder z.B. Sanierungsprojekte, die jetzt aufgeschoben werden müssten,
am Ende viel kostspieliger würden. Ratsherr
MEIHSIES zieht aus
der Beantwortung das Fazit, dass durch den massiven Sparkurs des Landes alle
Konsolidierungsbemühungen der Stadt Lüneburg der letzten Jahre zunichte gemacht
würden. Er frage sich, auf welcher Grundlage das Land künftig die Haushalte der
Kommunen genehmigen wolle, wenn es ihnen mit seiner Sparpolitik quasi den Boden
unter den Füßen wegziehe. Mit den massiven Kürzungen im sozialen Bereich und
bei den freiwilligen Leistungen zerstöre man auf lange Sicht nachhaltig das
Gemeinwesen, wenn die kleinen Vereine und Initiativen nicht mehr gefördert
werden könnten. Es wäre ehrlicher, den Kommunen mehr Spielraum bei der
Verwendung der Mittel zu lassen und ihre Konsolidierungsbemühungen nicht
zunichte zu machen. Der von der CDU in den Landtag eingebrachte Gesetzentwurf
zum Konnexitätsprinzip müsse dringend überarbeitet werden, so werde er die
notwendige 2/3-Mehrheit sicher nicht erhalten, denn man
erwarte eine tatsächliche Entlastung der Kommunen. Beigeordneter
ALTHUSMANN verweist
auf die Verantwortung der SPD für die Finanzmisere des Landes, die in den
Jahren ihrer Amtszeit in Niedersachsen entstanden sei. Die Verschuldung des
Landes sei inzwischen doppelt so hoch wie im Jahr 1990. Der Schuldenzuwachs in
den 13 Jahren SPD-Regierung habe 23 Milliarden € betragen. Zwischen der
Finanzplanung der alten Landesregierung und der Realität habe eine
Finanzierungslücke von 2,5 Milliarden € geklafft. Das sollte man den Menschen
in Niedersachsen und Lüneburg in diesem Zusammenhang auch nicht verschweigen.
Es sei nicht seriös, mit den hier gestellten Anfragen den Anschein erwecken zu
wollen, mit der Finanzmisere des Landes und den daraus resultierenden dringend
notwendigen Sparmaßnahmen überhaupt nichts zu tun zu haben. Beigeordneter
ALTHUSMANN zählt mehrere Maßnahmen der damaligen SPD-Landesregierung und
der SPD-Bundesregierung auf, durch die ungeniert die kommunalen Kassen in
Niedersachsen mit über 2 Milliarden € belastet worden seien. Die CDU werde aber
dafür sorgen, dass die niedersächsischen Kommunen für die einzusparenden 150
Mio. € eine entsprechende Kompensation erhalten. Er nennt einige Maßnahmen, mit
denen das erfolgen werde. Notwendigerweise werde von der CDU-Regierung jetzt
endlich eine seriöse Finanzpolitik eingeschlagen und nicht mehr bei den Bürgern
der Eindruck erweckt, man habe genug Geld, um es mit dem Füllhorn zu verteilen.
Ratsherr
REINECKE findet es
fruchtlos, sich hier gegenseitig die Verantwortung für die Finanzmisere auf
Landesebene in die Schuhe zu schieben. Wichtiger wären konstruktive Überlegungen,
wie man für Lüneburg eventuell mehr Mittel einfordern bzw. mit den gekürzten
Mitteln auskommen könne. Er sehe z.B. die Verschiebung der Sanierung des
Wasserviertels um ein Jahr nicht als besonders dramatisch an, da sie auch von
der Stadt Mittel gefordert hätte, die zur Zeit nicht vorhanden seien. Man müsse
sich in diesen Zeiten auf die unbedingten Grundbedürfnisse der Stadt besinnen
und diese bedienen. Beigeordneter
DÖRBAUM erklärt,
mit der Anfrage sollte nicht das Ziel verfolgt werden, über die Sparmaßnahmen
auf Landesebene zu diskutieren, sondern lediglich, sich für die laufenden
Haushaltsberatungen über deren mögliche Auswirkungen auf die Stadt Lüneburg zu
informieren und zu überlegen, wie man damit umgehen könne. Er appelliert
eindringlich an die Landtagsabgeordneten im Rat, sich beim Land dafür
einzusetzen, dass die Bundesmittel für die Förderung verschiedener Maßnahmen
und Aufgaben direkt an die Kommunen weitergeleitet werden, damit sie auch
künftig ihre Aufgaben zum Wohle des Bürgers wahrnehmen können. Bürgermeisterin
SCHELLMANN ist
empört über die Entwicklung der vorangegangenen Diskussion mit gegenseitigen
Schuldzuweisungen. Es sollte inzwischen allen klar sein, dass Sparmaßnahmen
unabdingbar notwendig seien und man umdenken müsse. Die Drittmittelfinanzierung
sei für die Kommunen zwar einerseits eine gute Sache, auf der anderen Seite
aber auch eine Verführung, Gelder auszugeben, die einfach nicht mehr vorhanden
seien. Dessen sollte man sich bewusst sein. Oberbürgermeister
MÄDGE sieht es nicht
als Sparen an, wenn man den Kommunen Mittel entzieht, die diese sich auf Kosten
der Bürgerinnen und Bürger, z.B. über die Erhöhung der Grundsteuer wieder
hereinholen müssen, um ihre Aufgaben überhaupt noch erfüllen zu können. Aus
seiner Sicht sei auch die Städtebauförderung notwendig und unabhängig von der
Finanzlage nicht aufschiebbar, da hierbei ein eingesetzter öffentlicher € etwa
8 € an Umsatz in der Wirtschaft und umfangreiche private Investitionen nach
sich ziehe. Er sei nicht gegen das Sparen, es würde aber das gesamte
Staatsgebilde gefährden, wenn jeder nur auf Kosten der Anderen sparen würde. Es
sei auch nicht redlich von der Landesregierung, die längst fällige Rücknahme
der Gewerbesteuerumlage, die einseitig zu Lasten der Kommunen als ein Mittel
zur Finanzierung der Deutschen Einheit eingeführt worden war, jetzt bei den
Mittelkürzungen als eine Entlastung der Kommunen gegenzurechnen. Das gleiche
treffe für Hartz IV zu, durch das eigentlich eine Entlastung der kommunalen
Haushalte eintreten sollte. Die Kommunen würden in der letzten Zeit ständig
einseitig belastet, aber nicht entsprechend refinanziert, weil sie am kürzeren
Hebel säßen. Der
Rat der Stadt Lüneburg nimmt Kenntnis. (II,
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