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Beratungsinhalt: Beigeordneter
FIRUS geht auf die
desolate Haushaltslage der Stadt Lüneburg ein, deren prognostiziertes Defizit
für das Jahr 2004 bei 52,5 Mio. € liege. Noch in diesem Jahrzehnt werde das
Defizit im Verwaltungshaushalt voraussichtlich auf 100 Mio. € ansteigen. Und es
stehe um die meisten Städte in Deutschland so schlecht. Daher bedürfe es einer
gemeinsamen Anstrengung aller politischen Kräfte in den Landesparlamenten und
im Bundestag sowie auf kommunaler Ebene in den Räten und Kreistagen, um die
kommunale Finanzausstattung wesentlich zu verbessern. Daher bitte er den Rat
der Stadt Lüneburg, einstimmig die vorliegende Resolution zu verabschieden. Beigeordneter
ALTHUSMANN ergänzt,
diese Resolution sei ein Hilferuf der Kommunen an Bund und Land. Sie zeige aber
auch den Bürgern deutlich, dass die Kommunen bestimmte Leistungen, die sie
bisher selbstverständlich erbracht hätten, jetzt hinterfragen und eventuell
einschränken müssten. 20% aller Kassenkredite, die von deutschen Kommunen
derzeit aufgenommen würden, gingen nach Niedersachsen. Die Gesamtverschuldung
der deutschen Kommunen betrage z.Zt. rd. 10 Milliarden €. Hauptursache sei das
Fehlen eines grundgesetzlichen Anspruches auf Konnexität, also auf eine
entsprechende finanzielle Abgeltung von auf die Kommunen übertragenen Aufgaben.
Es sei bedauerlich, dass die Gemeindefinanzreform nach über einem Jahr
gescheitert sei. Eigentlich wäre jetzt eine sofortige Absenkung der 1999
eingeführten Gewerbesteuerumlage von 28% auf 20 % notwendig, weil der
prognostizierte Anstieg der Konjunktur um 3% nicht eingetreten sei. Durch eine
solche Absenkung hätten die Kommunen rd. 2 Milliarden € mehr in den Kassen.
Zusätzlich wäre eine Erhöhung des Anteils der Kommunen an der Umsatzsteuer auf
mindestens 3,3 % nötig. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sei eine
wesentliche Voraussetzung für Steuereinnahmen auch auf kommunaler Ebene und
dies sei nur durch kommunale Investitionen zu erreichen. Das
Investitionsvolumen aller deutschen Kommunen könnte bis 2009 zusammen 650
Milliarden € betragen, wenn die Gelder vorhanden wären. Damit könnten eine
Menge Arbeitsplätze in der Bauindustrie geschaffen werden. Leider seien die
Räte zur Zeit eher eine Art Insolvenzverwalter. Er hoffe, dass Bund und Länder
das Signal, das mit dieser Resolution gesetzt werden solle, entsprechend
aufnehmen würden. Bürgermeisterin
SCHELLMANN
verdeutlicht, dass die Kommunen ihren verfassungsrechtlichen Aufgaben bald
nicht mehr nachkommen könnten, weil ihnen die dazu notwendigen Mittel
verweigert würden. Daher sei eine gemeinsame Resolution so wichtig. Oberbürgermeister
MÄDGE macht die
Position des Deutschen Städtetages deutlich. Durch die ständigen Eingriffe in
die Gewerbesteuer in den letzten 20 Jahren sei diese immer mehr zu einer
Randsteuer geworden, die sehr anfällig auf konjunkturelle Schwankungen
reagiere. Die Gewerbesteuer sei aber eigentlich das Bindeglied zwischen
Betrieben und Gemeinde. Wenn die Gemeinden keinen Gewinn mehr daraus ziehen
könnten, stünden sie vor der Entscheidung, statt Gewerbeflächen eher
Wohnbauflächen auszuweisen, was zur Zeit lukrativer sei. Darum sollte die
Gewerbesteuer wieder wie früher ausgestattet werden und vor allem müssten auch
die Großbetriebe wieder konsequent dazu herangezogen werden. Wenn die Kommunen
statt dessen aber einen Anteil an der Mehrwertsteuer bekommen sollten, müssten
das mindestens 3 Prozentpunkte sein. Es habe dazu bereits Gespräche auf vielen
Ebenen gegeben und auch CDU-regierte Länder hätten ihre Unterstützung zu dem
Modell zugesagt. Man hoffe jetzt auf eine Mehrheit im Bundesrat, um eine
vernünftige Gemeindefinanzreform auf den Weg bringen zu können. Es müsse aber
in jedem Fall mit einer Übergangsfrist von 3 – 5 Jahren gerechnet werden, bis
der positive Effekt eintrete. Die Kommunen müssten endlich ein Mitspracherecht
erhalten, um sich besser für ihre Belange einsetzen zu können. Es sollte noch
in diesem Jahr eine praktikable, langfristig wirkende Lösung gefunden werden,
damit die Kommunen wieder gestärkt würden und durch vermehrte Investitionen
ihre Rolle als Motor der Konjunktur wahrnehmen könnten. Beschluss: Der Rat der Stadt Lüneburg
verabschiedet einstimmig folgende Resolution: Resolution Die deutschen
Städte und Gemeinden befinden sich in der tiefsten Finanzkrise seit Bestehen
der Bundesrepublik. Ursache hierfür ist einerseits das beispiellose Wegbrechen
der kommunalen Einnahmen und andererseits die fortwährende Verlagerung
kostenträchtiger Aufgaben auf die Kommune, ohne dass Bund und Länder dafür eine
entsprechende finanzielle Kompensation leisten. Die städtische
Finanzkrise hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch zugespitzt, obwohl
die deutschen Städte seit Anfang der 90er Jahre einen strikten
Konsolidierungskurs verfolgen. Im Jahr 2002 lagen die städtischen Ausgaben kaum
höher als im Jahr 1992 - dies wurde vor allem durch drastische Einschnitte in
das kommunale Leistungsangebot sowie eine Reduzierung der kommunalen
Investitionen um rund ein Drittel ermöglicht. Dieser herbe Konsolidierungskurs
hatte in vielen Städten ausgesprochen schmerzhafte Auswirkungen sowohl für die
Bürgerinnen und Bürger als auch für die kommunale Wirtschaft. Der Rat der
Stadt Lüneburg fordert Bund und Länder dazu auf, entsprechend ihren
wiederholten Zusagen eine Gemeindefinanzreform zu beschließen, die die
Einnahmen der Städte dauerhaft stärkt und verstetigt und die Städte von den
Kosten der Langzeitarbeitslosigkeit entlastet. Nur so kann verhindert werden,
dass den Städten der letzte Rest an kommunaler Gestaltungsfähigkeit genommen
wird und die im Grundgesetz verankerte Idee der kommunalen Selbstverwaltung zur
Leerformel verkommt. (01) |
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