Bürgerinformationssystem
![]() |
![]() |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Beratungsinhalt: Ratsherr
Riechey beantragt die Überweisung dieses
Themas in den zuständigen Fachausschuss. Dieser Antrag wird mehrheitlich
abgelehnt. Ratsherr
RIECHEY stellt
klar, dass durch die heutige Grundsatzentscheidung zur Gründung eigener
Stadtwerke über einen wichtigen Teil der hiesigen Daseinsvorsorge entschieden
werden könne. Die
Frage sei, ob dem Beispiel vieler Kommunen mit eigenen Stadtwerken gefolgt werde,
oder man sich weiter in die Abhängigkeit der Großkonzerne begeben möchte. Der
Antrag der Fraktion Die Linke ermögliche eine direkte Umsetzung, die Stadtwerke
Barmstedt hätten bereits ein Gutachten hierzu erstellt und sich als
Dienstleister angeboten. Falsch sei die immer wieder vorgeschobene Behauptung,
dass man die Konzessionsrechte für die Verteilernetze bräuchte, die am
04.12.2008 durch Ratsbeschluss nicht zurückgekauft wurden. Die Gründung der
eigenen Stadtwerke würde keine Unsummen verschlingen, sondern lediglich 270.000
Euro seien zur Sicherung der Anfangsliquidität notwendig. Diese Summe würde im
1. Geschäftsjahr wieder refinanziert. Im 2. Geschäftsjahr seien bereits Gewinne
aufgrund der übertragenen Kunden der Stadtwerke Barmstedt in 6-stelliger Summe
zu prognostizieren. Damit würde man demokratisch kontrollierte Strom- und
Gaspreise aus ökologisch erzeugter Energie schaffen. In
den letzten 8 Jahren seien die Energiepreise um 46 % angestiegen und die
Gewinne der großen Energiekonzerne explodiert. Auch der Deutsche Städtetag
empfehle eine Rekommunalisierung. Er weist darauf hin, dass umliegende Kommunen
diesen Schritt bereits gegangen seien, die Hamburg Energie vor 2 Jahren
gestartet ist und mittlerweile Millionensummen in erneuerbare Energien investiert.
Es sei sehr bedauerlich, dass die Hansestadt Lüneburg das einzige Oberzentrum
in der nördlichen Region sei, das keine eigenen Stadtwerke besitze. Beigeordneter
Srugis verweist auf die Ziele der Hansestadt Lüneburg,
Energie einzusparen, Energie effizient zu erzeugen und langfristig Energie aus
100 % erneuerbaren Energien zu beziehen. Bei Gründung eigener Stadtwerke
müssten diese dann eine Versorgungssicherheit garantieren, die
Umweltverträglichkeit gewährleisten und Strom preiswert bereitstellen, sowie
für den städtischen Haushalt ein wirtschaftlich attraktives und zugleich
risikoarmes Unternehmen sein. Der heute vorliegende Antrag sei irreführend, da
es sich bei diesen Stadtwerken nur um Einkauf und Vertrieb von Strom und Gas
handle und keine eigene Produktion oder Netzhoheit beinhalte. Mit
diesem Antrag zur Gründung von Stadtwerken zu diesem Zeitpunkt und in dieser
Form komme man dem erklärten Vorgabeziel nicht näher. Es handele sich hierbei
um keine Investition, die für den Bürger einen Vorteil bringen würde. Es
herrschten extreme Liquiditätsrisiken, durch die Liberalisierung des Marktes
sei kein Abnahmezwang vorhanden und die Preis- und Marktrisiken seien nicht
verlässlich zu kalkulieren. In der aktuellen Presse werde derzeit über andere
Stadtwerke und deren Fehlspekulationen berichtet. Stattdessen solle die
Hansestadt Lüneburg weiterhin und deutlich stärker alternative Energieformen
fördern und durch vorbildliche Maßnahmen, wie Energieeinsparung bei Gebäuden
oder der KFZ-Flotte, vorangehen. Ratsherr
Kuhn fragt, ob die Hansestadt Lüneburg
ihre Energiepolitik selbst bestimmen und Gewinne erwirtschaften wolle und
welche Risiken bei der Gründung von Stadtwerken bestünden. Um
den Kunden günstige Konditionen anbieten zu können, müsse man sich 2 Jahre im
Voraus Strom an der Strombörse sichern und hierfür in Vorkasse treten. Dies sei
ebenfalls im Gasbereich üblich. Dieser Zeitraum sei finanziell zu überbrücken,
so dass höchstwahrscheinlich Kredite aufgenommen werden müssten. Um weitere
Kunden zu gewinnen, müsste man eine intensive Werbekampagne schalten oder sehr
attraktive Preise anbieten. Bei
einem Kundenstamm von ca. 10.000 Haushalten und einer Strom- und Gasrechnung
von 1500 Euro pro Jahr würde dies eine Einnahme von 15,5 Millionen Euro für die
Stadtwerke Lüneburg bedeuten. Würde in diesem Zeitraum jedoch der Strompreis um
nur 100 Euro nach unten korrigiert, würde ein Verlust in Höhe von 1 Million
Euro zu Buche schlagen. Hinzu kämen Verluste durch Stromausfälle oder säumige
Zahler. Die Frage
sei auch, wie viele Mitarbeiter die Stadtwerke beschäftigen müssten, welche
Räumlichkeiten sie anmiete und welche Technikausstattung sie benötige. Bei
allen vorgenannten Risiken, der Sicherheit, die der Verbleib beim derzeitigen
Stromlieferer E.ON biete, und unter Beachtung des örtlichen Engagements dieser
Firma, sei von der Gründung eigener Stadtwerke abzusehen. Ratsherr
Soldan stellt die Frage in den Raum ab
wann die Stadtwerke erfolgreich arbeiten würden, wie viele Kunden man dafür
benötige und wann die Neukunden zu den Stadtwerken Lüneburg wechseln würden.
Eine Recherche hätte ergeben, dass es für den Bereich Ökostrom für Lüneburg
mindestens 160 Anbieter gäbe, so dass die Stadtwerke Lüneburg es relativ schwer
hätten, einen günstigen Preis anzubieten und die Kunden meist nach den Preisen
beurteilen. Er
weist sehr ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei den hier geforderten
Stadtwerken lediglich um ein Handelsunternehmen für Strom und Gas handle und
selbst wenn in ferner Zukunft der Erwerb der Vertriebsnetze angedacht sei,
müsste man diese Unternehmen voneinander trennen. Beigeordneter
Blanck betont vorweg, dass die Fraktion
Bündnis 90 / Die Grünen eigene Lüneburger Stadtwerke befürwortet. Jedoch würde
im vorliegenden Konzept lediglich der Name „Stadtwerke Lüneburg“ an
die Stadtwerke Barmstedt verkauft. Seit
Längerem erarbeite die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen ein umfassendes Konzept
für Lüneburg, welches unter anderem auch die Gründung von Stadtwerken
beinhalte. Dies sei auch der Grund für das Gutachten der Stadtwerke Barmstedt,
mit denen man sich bereits zusammengesetzt und weitere Untersuchungen
eingefordert hatte. Wenn
man dieses Gutachten nun detailliert beurteilt, müsse man zu dem Ergebnis
kommen, dass dies keine wirklichen Stadtwerke seien, wie auch in Punkt 5 des
Konzeptes ausgeführt. Würde man den geforderten Weg der Fraktion Die Linke
mitgehen, würde man die einmalige Option aus der Hand geben, zu späterer Zeit
eventuell Verteilernetze hinzuzukaufen oder echte Stadtwerke mit eigener
Produktion usw. zu gründen. Ratsherr
Neubauer verdeutlicht, dass durch die
Gründung von Stadtwerken Lüneburg auch die E.ON Avacon getroffen würde, die
unter anderem auch mit der Zusammenarbeit der Luna GmbH 100 % Ökostrom produziere.
Man müsse den Bürgern auch klar machen, dass die Hansestadt Lüneburg
Miteigentümer der E.ON Avacon ist, die bisherige jährliche Gewinnausschüttung
dann ebenfalls wegfalle und die damit finanzierten Projekte in finanzielle
Schieflage geraten würden. Wolle man diese Gewinnausschüttung kompensieren,
müssten die Strompreise der Lüneburger Stadtwerke so erhöht werden, dass
mindestens eine Gewinnausschüttung pro Jahr in Höhe von 4 Millionen Euro
erreicht würde. Oberbürgermeister
Mädge erinnert, dass von der LÜWO-Bau europaweit der Gasbezug
ausgeschrieben wurde und auf Platz 1 die E.ON Avacon den Zuschlag erhalten
hatte, die Stadtwerke Barmstedt auf Platz 6 lagen. Hierbei müsse man wissen,
dass die Stadtwerke Barmstedt ihren Strom zu 42 % aus Atomenergie bezieht, E.ON
Avacon zu 32 %. Mit dem hier vorgeschlagenen Modell würde die Risikoabdeckung für
den Einkauf in Millionenhöhe auf die Hansestadt Lüneburg verschoben. Darüber
hinaus sei die Verwaltung an EU-Ausschreibungsregeln gebunden, die in dieser
Größenordnung Inhouse-Geschäfte verbietet. Mit
den 270.000 Euro Anschubfinanzierung könne man gerade einmal die notwendigen
Sach- und Personalkosten leisten. Er verweist auf die Hamburg-Energie, die in
der Millionenstadt Hamburg lediglich 15.000 Kunden im Bereich Ökostrom
vorweisen könne und eine 100%ige Tochterfirma der Hamburger Wasserwerke ist, um
das Risiko nicht über den Hamburger Haushalt abwickeln zu müssen. Außerdem
fordere die Kommunalaufsicht für solche wirtschaftlichen Betätigungen mehrere
Gutachten über Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Er
schlägt daher vor, auf bessere Rahmenbedingungen für die Gründung eigener
Stadtwerke zu warten und zu einem späteren, geeigneteren Zeitpunkt zu einem
besseren Preis die Versorgungsnetze zurück zu kaufen. Derzeit sei das
wirtschaftliche Risiko für die Hansestadt Lüneburg zu groß. Ratsherr
Riechey betont noch einmal, dass der Sinn
der Kooperation sei, günstigere Preise im Einkauf zu erzielen. Dieses sei nicht
auf die Stadtwerke Barmstedt beschränkt, sondern solle auch auf andere
öffentliche Partner ausgeweitet und mit den eigenen Gesellschaften verzahnt
werden. Er
erinnert, dass der Rat vor 2 Jahren selbst den Rückkauf des Netzes verhindert
habe. Mit dem hier vorgelegten Konzept sollten zunächst einmal die Stadtwerke
Lüneburg gegründet werden, die mit dem Handel von Strom und Gas beginnen und
dann durch die Erzielung der Überschüsse nach und nach, stufenweise den Aufbau
der Produktion von regenerativen Energien bestreiten könnten. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg lehnt den Antrag mehrheitlich mit den Stimmen der
Gruppe SPD/CDU, der Fraktion Bündnis90/Die Grünen und der FDP-Fraktion gegen
die Stimmen der Fraktion Die Linke ab. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |