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Auszug - Resolution Musikunterricht an Haupt- und Realschulen (Antrag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen vom 12.04.2010, eingegangen am 13.04.2010)  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Rates der Hansestadt Lüneburg
TOP: Ö 5.6
Gremium: Rat der Hansestadt Lüneburg Beschlussart: geändert beschlossen
Datum: Di, 22.06.2010    
Zeit: 17:00 - 19:45 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/3646/10 Resolution Musikunterricht an Haupt- und Realschulen (Antrag der Fraktion Bündnis90/Die
Grünen vom 12.04.2010, eingegangen am 13.04.2010)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Antrag d. Fraktion Bündnis90/Die Grünen
Federführend:01 - Büro der Oberbürgermeisterin Beteiligt:DEZERNAT V
 
Wortprotokoll
Beschluss

 

Beratungsinhalt:

 

Als ergänzende Information zur Stellungnahme der Verwaltung gibt Erster Stadtrat KOCH bekannt, dass bereits am 27.04.2010 ein Erlass des Landes Niedersachsen in Kraft getreten sei mit dem Inhalt, dass in Hauptschulen keine Kürzung des Musikunterrichtes eingetreten ist. Für die Klassen 5-10 in Hauptschulen werden für Musik und Gestaltendes Werken 11 Wochenstunden angesetzt, für die Klassen 5-11 in Realschulen 13 Wochenstunden.

 

Ratsherr VÖLKER findet es unerträglich, dass die Freude an Musik, die in der Grundschule aufgebaut wird, in der Realschule und Hauptschule wieder abgebaut werde. So sei es den Schulen überlassen, ob sie Kunst oder Musik unterrichten oder ob diese Fächer zusammengefasst würden. Das bedeute, wenn eine Schule keine Fachkraft für Musik habe, würde dieses Fach komplett gestrichen. Selbst bei einer epochalen Unterrichtung von Kunst und Musik im Wechsel habe man keine Kontinuität, die in diesen Fächern wichtig sei. Musik sei jedoch bei der Persönlichkeitsentfaltung und der Entwicklung von Kreativität, Flexibilität, Selbstständigkeit und sozialem Miteinander bei Jugendlichen äußerst wichtig.

 

Bürgermeister Dr. SCHARF führt aus, dass es zur Förderung der Kreativität der Schülerinnen und Schüler notwendig sei, Musik und Kunst zu unterrichten. Richtig sei auch, dass es eine Tendenz im Kultusministerium gab die Anzahl der Kunstwochenstunden zu kürzen. Grund dafür sei aber auch, dass seit Jahren die Forderung der Handwerkerschaft und der Wirtschaft bestünde, die Wochenstundenzahl für den Bereich Arbeit, Technik und Wirtschaft zu erhöhen, um die Grundkenntnisse für den Einstig in eine Berufsausbildung zu gewährleisten. Schule habe den Auftrag ihre Schülerinnen und Schüler allumfassend auszubilden, so dass hier ein wichtiger Abwägungsprozess zwischen den Forderungen des Handwerks als aber auch den berechtigten Forderungen der Hauptschulen und Realschulen vorzunehmen sei. Die formulierte Resolution gehe in die richtige Richtung, da es konkrete Kürzungen bei den Hauptschulen in diesem Bereich gegeben hätte, die bei den Realschulen auf Protest der Eltern und Lehrer zurück genommen wurden.

 

Ratsherr RIECHEY fordert die Resolution dem aktuellen Sachstand anzupassen und findet es falsch Musik gegen handwerkliche Grundkenntnisse auszuspielen, da beides für die Entwicklung eines Jugendlichen durchaus wichtig sei. Noch im Jahr 2005 hätte Ministerpräsident Wulff die Entwicklung des Musiklandes Niedersachsen zur Chefsache erklärt, umso unverständlicher nun die Kürzungen in diesem Bereich. Laut statistischem Bundesamt betrage die durchschnittliche Pro-Kopf-Ausgabe pro Schüler im Jahr im Land Niedersachsen 4800 Euro und liegt damit im unteren Bereich Deutschlands und weit unter dem Durchschnitt. Kultusminister Althusmann hätte bereits nach Amtsantritt sofort angekündigt 17,5 Millionen Euro im Schulbudget zu streichen und über 100 Millionen Euro im Gesamtbudget des Kultusministeriums einzusparen. Ratsherr Riechey appelliert daher, die Kürzung des Musikunterrichts an Haupt- und Realschulen zurückzunehmen.

 

Für Beigeordnete LOTZE zeigt die emotionale Debatte wie wichtig dieses Thema sei. Mehrere wissenschaftliche Studien hätten erwiesen, dass z.B. durch Musik die Lernleistung und das Sozialverhalten von Schülerinnen und Schülern erheblich verbessert werden und ein IQ-Zugewinn zu vermerken ist. Sie stellt fest, dass Hauptschüler einen genauso großen Anspruch auf Musikunterricht hätten wie Realschüler oder Gymnasiasten. Das Erlernen eines Instrumentes und das Musizieren seien z.B. auch für die Selbstbewusstseinsstärkung sehr positiv. Auch aus Gründen der Chancengleichheit sei es unbedingt notwendig an den Schulen Musikunterricht anzubieten, da es nicht allen Eltern möglich ist privaten Musikunterricht für ihre Kinder zu bezahlen. Heute gehe es darum dem Resolutionsantrag der Gruppe SPD/CDU mit einer kleinen redaktionellen Änderung zuzustimmen.

 

Für die FDP-Fraktion betont Ratsfrau KUCKULIES, dass diese Resolution voll unterstützt werde. Musik sei wichtig für die Horizonterweiterung, gesund für die Atmung und formt verschiedene andere Kompetenzen als Mathe, Deutsch oder Physik. Gerade im künstlerischen oder musikalischen Bereich könnten Schüler, die in anderen Fächern schlechtere Leistungen erbringen mit ihren Begabungen punkten. Sie fordert daher unter anderem auch, dass mehr Musiklehrer ausgebildet und eingestellt werden.

 

Ratsherr POLS betont, dass gerade aus dem Bereich der Hauptschulen und Realschulen der Nachwuchs für das Handwerk rekrutiert werde. Daher sei eine praxisnahe Ausbildung bereits schon in der Schule notwendig, so dass im Bereich von Musik und Kunst Kürzungen vorgenommen würden. Er erinnert daran, dass der Rat der Hansestadt Lüneburg vor Kurzem beschlossen habe eine Hauptschule zu schließen und er befürchte ähnliches für die Kopernikus Schule. Er gibt zu bedenken, dass durch die Einführung der Gesamtschulen diese Schulformen gefährdet seien und setzt sich dafür ein, die Schulform der Haupt- und Realschulen zu erhalten.

 

Für Ratsherrn VÖLKER sei es wichtig den Abwärtstrend bei musischen Fächern zu stoppen und entgegenzuwirken, dass diese Fächer nur zu Nebenfächern verkommen. Darum müsse man mit einer solchen Resolution ein Signal nach Hannover setzen um den Schulträger zu animieren dass dieser interessiert sei eine breite Palette in der Schule anzubieten.

 

Ratsherr NEUBAUER erinnert, dass es zur  Schließung der Hauptschule Kaltenmoor mehrere vorangegangene Gremienbeschlüsse gebe. Außerdem sei die Einrichtung von Gesamtschulen Elternwille und Politik müsse sich überlegen ob sie dem Elternwillen folge oder ihn ignoriere.


Beschluss:

 

Der Rat der Hansestadt Lüneburg beschließt einstimmig folgende Resolution:

 

„Der Rat der Hansestadt Lüneburg tritt aus Überzeugung für die Förderung der Musik und der Kultur ein und wendet sich deshalb gegen alle Bestrebungen, den Musikunterricht an den Schulen einzuschränken. Wir betonen die hohe Notwendigkeit, Kindern und Jugendlichen die Musik in allen Formen nahe zu bringen.

 

Die positive Wirkung des Faches Musik ist für die Entwicklung von Kreativität, Flexibilität, logischem Denken, sozialem Miteinander und Selbstständigkeit wissenschaftlich nachgewiesen. Diese Fähigkeiten sind für das Berufsleben und die Persönlichkeitsbildung von grundlegender Bedeutung.

 

Wir fordern das Nds. Kultusministerium auf, die Kürzung des Musikunterrichts an Schulen nicht umzusetzen.“

 

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