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Auszug - Fortsetzung der Beratung "Neuordnung der Museumslandschaft Lüneburg" 1. Ergänzende Erläuterung zum aktuellen Sachstand von Prof. Dr. Detlef Hoffmann 2. Beschäftigung von wissenschaftlichen Hilfskräften zur Sichtung und Bewertung der kulturhistorischen und naturwissenschaftlichen Sammlungen und Objekte  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Kultur- und Partnerschaftsausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Kultur und Partnerschaften Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Fr, 07.12.2007    
Zeit: 15:00 - 18:00 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/2601/07-1 Fortsetzung der Beratung "Neuordnung der Museumslandschaft Lüneburg"
1. Ergänzende Erläuterung zum aktuellen Sachstand von Prof. Dr. Detlef Hoffmann
2. Beschäftigung von wissenschaftlichen Hilfskräften zur Sichtung und Bewertung der kulturhistorischen und naturwissenschaftlichen Sammlungen und Objekte
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Herr LandmannBezüglich:
VO/2601/07
Federführend:Fachbereich 4 - Kultur Bearbeiter/-in: Plett, Anke
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

Beratungsinhalt:

 

Stadtrat KOCH erläutert kurz die Beschlussvorlage.

 

Herr Prof. Dr. HOFFMANN berichtet, das von ihm erstellte Gutachten sei als Grundlage für einen Museumsentwicklungsplan in Auftrag gegeben worden. Er sei dabei zu dem Schluss gekommen, dass eine Zentralisierung von Tätigkeiten, die in allen Museen gleich oder ähnlich ablaufen, günstig wäre, um die Synergieeffekte nutzen zu können. Während des Museumssymposions im September sei von einem der Referenten vorgeschlagen worden, eine Art Gemeinschaftsmuseum einzurichten, in dem unterschiedliche Sparten zum Teil, wo es passt, gemeinschaftlich und zum Teil auf verschiedenen Ebenen ausstellen könnten. Gemeinsam mit Vertretern des Fürstentum-, Natur- und Salzmuseums sei anschließend diskutiert worden, ob und unter welchen Voraussetzungen eine solche Lösung realisierbar wäre. Dabei habe sich herauskristallisiert, dass das Salzmuseum in eine solche Lösung nicht integrierbar wäre, da es an die Gebäude der Saline gebunden sei und eine Verlagerung der beiden anderen Museen auf das Gelände der Saline derzeit aus diversen Gründen nicht gewünscht oder möglich wäre. Fürstentum- und Naturmuseum hätten sich jedoch entschlossen, eine Zusammenlegung unter Einbeziehung der Stadtarchäologie anzustreben, die beide Bereiche immer wieder anschaulich miteinander verbinde. Seither entwickele ein Arbeitskreis aus Vertretern dieser Museen und der Stadtarchäologie einen ersten Modellrundgang von der Frühgeschichte bis in die Gegenwart. Dabei gebe es einzelne Abschnitte, z.B. die Eiszeit, die primär vom Naturmuseum abgedeckt werden, andere stärker vom Fürstentummuseum. In einigen Bereichen fänden beide auch auf wunderbare Weise zusammen, z.B. bei den Baumaterialien. Man folge damit dem derzeitigen Trend, Natur und Kultur zusammen zu zeigen und dabei darzustellen, wie sie sich eins aus dem anderen entwickeln. Damit könnten für beide Sparten neue Zusammenhänge verdeutlicht werden. Natürlich würden in der geplanten Dauerausstellung auch die Gesichtspunkte Kunst und Hanse eine große Rolle spielen. Mit Lüneburg verbänden die meisten Besucher primär die Architektur. Bei den Museen erinnerten sie sich zumeist an das Salzmuseum, deshalb müsse man auf dieser Ebene versuchen, ein weiteres attraktives städtisches Museum als zweites Standbein zu schaffen. Die Grobplanung, die der Arbeitskreis zur Zeit erarbeite, könne Interessierten ab etwa Mitte Januar vorgestellt werden, dazu würden die Mitglieder der Museumsvereine eingeladen werden. Man wolle natürlich die Öffentlichkeit rechtzeitig einbeziehen, um zu sehen, wie das Konzept beim Publikum ankomme. Leider müsse deutlich gesagt werden, dass ein großer Teil der Bestände der Museen in keinem guten Zustand seien und es sei nicht leicht, für die Sichtung und Restaurierung Fördergelder zu bekommen. Daher müssten zunächst die Ausstellungsstücke gesichtet und restauriert werden und langfristig nach Möglichkeit die übrigen Bestände. Es gäbe ganze Bereiche, die wissenschaftlich noch nicht erarbeitet seien und auch bei der Entwicklung der geplanten Ausstellungen würden die Mitarbeiter der Museen Unterstützung benötigen. Dafür müssten jetzt die zwei in der Vorlage beschriebenen Werkverträge geschlossen werden, im weiteren Verlauf seien später noch weitere kleinere Werkverträge nötig. Das Ausstellungskonzept müsse im Übrigen schon Ende Januar im Ministerium eingereicht werden, um Fördergelder beantragen zu können. Im Ministerium und bei der Niedersachsenstiftung sei das Grobkonzept der Verbindung von Natur und Kultur in einem Museum übrigens sehr begrüßt worden. Das bedeute natürlich noch keine Förderzusage. Herr Prof. Dr. HOFFMANN beantwortet Fragen der Ausschussmitglieder zu möglichen Inhalten der geplanten Ausstellungen. Wichtig für die Darstellung seien Objekte, die besonders für die jüngere Geschichte und die Zeit des Nationalsozialismus leider nicht oder nur in geringem Umfang vorhanden seien. Eine Ausstellung mit Texttafeln oder Filmvorführungen halte er nicht für sinnvoll. Er selbst sehe seine Tätigkeit nicht als Oberkurator, sondern lediglich als Moderator für die Zeit der Neuordnung. Wie sich die Zentralisierung der Verwaltungsaufgaben später darstelle, müsse sich mit der Zeit herausbilden.

 

Oberbürgermeister MÄDGE ergänzt dazu, in der Stadt gebe es 11 Einrichtungen, die in eine Holding einbezogen werden könnten, davon 7 städtische Einrichtungen, die künftig in jedem Fall enger zusammenarbeiten würden. Die Vereine sollten dabei selbstständig bleiben, aber in der wirtschaftlichen und musealen Führung müssten diese Institutionen unter einen Hut gebracht werden. Man könne sich finanziell nicht mehr erlauben, jedes Museum einzeln zu führen. Hier müssten Synergien nutzbar gemacht werden. Die Ausgestaltung der Bedingungen in der Holding werde in den nächsten ein bis zwei Jahren erfolgen. Zunächst müsse aber der Bereich Neubau und Zusammenführung von Natur- und Fürstentummuseum forciert werden.

 

Bürgermeister Dr. SCHARF meint, den Mitgliedern des Museumsvereins für das Fürstentummuseum sollte deutlich vermittelt werden, dass künftig nicht die gesamten Ausstellungen von Natur- und Fürstentummuseum in einer gemeinsamen Ausstellung gezeigt werden sollen, sondern sich eine solche nur auf einzelne Aspekte der Sammlungen beziehen werde.

 

Beigeordnete SCHELLMANN weist darauf hin, dass die Museen ohne die ehrenamtlichen Museumsvereine wohl gar nicht existieren würden. Das dürfe man bei aller Kritik am Zustand der Einrichtungen nicht vergessen. Diese Vereine hätten aus ihrer Entwicklungsgeschichte ganz unterschiedliche Identitäten entfaltet, die es zu berücksichtigen gelte, wenn man die ehrenamtlichen Strukturen nicht zerstören wolle. Sie habe außerdem von Plänen gehört, Natur-, Fürstentum- und Salzmuseum am Standort der Saline zusammenzuführen, das halte sie für eine bessere Lösung, da dann auch die wichtigen Bezüge zwischen Salzgewinnung und Entwicklung des Fürstentums besser dargestellt werden könnten.

 

Herr Prof. Dr. HOFFMANN stimmt prinzipiell zu, dass es wichtig sei, die ehrenamtlichen Mitarbeiter zu erhalten. Problematisch sei die Sache allerdings, wenn das reguläre Personal des Museums und die wissenschaftlichen Mitarbeiter mit öffentlichen Geldern finanziert werden, die Personalführung aber nicht dem Geldgeber obliege. Gegen eine Verlegung von Fürstentum- und Naturmuseum an den Standort der Saline spreche neben den Platzproblemen auch die recht unterschiedliche Besucherstruktur von Fürstentum- und Salzmuseum. Ersteres habe eher kontemplativen Charakter, während das andere ein sog. Hands-on-Museum sei. Die Besucher des einen würden nicht automatisch auch in das andere Museum gehen. Natürlich würden die Ausstellungsinhalte trotzdem miteinander abgestimmt werden, so dass auch im Fürstentum- und Naturmuseum die Rolle des Salzes für die Stadtgeschichte nicht zu kurz kommen werde.

 

Oberbürgermeister MÄDGE erläutert nochmals die Hintergründe, warum eine Zusammenlegung am Standort der Saline nicht weiter verfolgt werden soll. Das habe er im Übrigen bereits im letzten Kulturausschuss vorgetragen.

 

Bürgermeister KOLLE erkundigt sich nach der Zeitschiene, auf der die kommenden Schritte erfolgen sollten.

 

Herr Prof. Dr. HOFFMANN antwortet, im Januar müsse bereits das Konzept im Ministerium vorgelegt werden, um dort zu klären, ob es für den EU-Förderantrag ausreichend sei, oder noch Angaben fehlen. Möglichst im Januar solle das Konzept auch schon den Museumsvereinen vorgestellt werden. In den Antrag müsse auch eine Planung der architektonischen Rahmendaten, die Herr Westren-Doll derzeit erstelle. Die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb solle möglichst Mitte 2008 erfolgen.

 

Oberbürgermeister MÄDGE ergänzt, zuerst müsse die St.-Ursula-Schule neu gebaut und verlagert werden. Parallel müsse das notwendige Geld eingeworben werden, dafür müsse noch im Jahr 2008 ein europaweiter Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden, um bis Ende des Jahres einen Bescheid erhalten zu können, ob die EU-Förderung in der notwendigen Höhe tatsächlich erfolgt. Frühestens Herbst 2009, eher Frühjahr 2010 könnte dann mit dem Neubau des Museums begonnen werden. Für den Bau müsse man mit rd. 2 Jahren rechnen. Um für den Bau des Siedehauses der Saline Baureife zu erlangen, müsse man mit den notwendigen Bebauungsplänen usw. rd. 5 Jahre rechnen. Also könnte etwa 2011 oder 2012 mit dem Bau des Siedehauses begonnen werden, für die Fertigstellung sei auch mit 2 Jahren zu rechnen, so dass man realistisch gerechnet etwa zwischen 2013 und 2015 mit der Neuordnung der Museumslandschaft fertig wäre. Ende 2008 müsse jedenfalls die definitive Entscheidung getroffen werden, welche Richtung endgültig eingeschlagen werden könne. Als Investitionssumme müsse mit rd. 25 Mio. € gerechnet werden.

 

Beigeordneter RIECHEY fragt, ob Pläne für Ausstellungsflächen im geplanten neuen Audimax-Gebäude der Universität als Konkurrenz für die neue Museumslandschaft betrachtet würden, oder ob eine Kooperation mit der Uni auf dieser Ebene geplant sei.

 

Herr Prof. Dr. HOFFMANN erwidert, ein Ausstellungsraum von 1.000 qm werde auf jeden Fall eingeplant, gleichgültig wie die Planungen für das Audimax am Ende tatsächlich aussehen. Er befürchte von dort auch keine schädliche Konkurrenz, da die Ausstellungen sich sicher unterscheiden werden. Eine qualitativ hochwertige Ausstellung in dieser Größe erfordere viel Aufwand, deshalb könne man auch überlegen, ob man zeitweise Gastkuratoren damit betrauen wolle. Die Zusammenarbeit mit der Universität finde über Herrn Coenen-Staß bereits statt, sei mit Studenten aber etwas problematisch, da die Studiengänge inzwischen sehr zur Generalisierung neigten und wenig Zeit für Praxiserfahrung bleibe. Gerade auf kleinteilige Informationen und praktische Hilfen seien die Museen jedoch angewiesen.

 

Kulturreferent LANDMANN stellt auf Nachfrage von Frau Schellmann klar, dass das für den EU-Förderantrag eingereichte Grobkonzept nicht für alle Zeiten bindend sein werde. Zudem werde darin mit der Eigenständigkeit der Museen und der Stadtarchäologie argumentiert, die mit eigenen Ausstellungsflächen in einem neuen Gebäude zusammengefasst werden sollen, da sie an ihren derzeitigen Standorten nicht mehr entwickelbar seien. So sei es geplant und lediglich Teile der Ausstellungen sollten zueinander in Beziehung gebracht werden, als Schnittmenge zweier eigenständiger Museen. Für ein einzelnes Museum würde man Fördermittel nicht in derselben Höhe erwarten können, wie für zwei oder drei Museen. Die Träger und die Museen würden weiter ihre Eigenständigkeit behalten. Dem eigentlichen Förderantrag sei eine Machbarkeitsstudie vorgeschaltet, die möglichst bis Ende des ersten Quartals 2008 fertig gestellt sein sollte. In diese Studie müssten unbedingt Sammlungssichtungs- und Bewertungsergebnisse einfließen, weil nur mit den Objekten eine Ausstellungsdidaktik begründet werden könne. Das müsse jetzt konkret abgearbeitet werden, daher die Beschlussvorlage mit der Bitte um Zustimmung zum Abschluss der notwendigen Werkverträge für zwei wissenschaftliche Mitarbeiter.

 

Ratsherr VÖLKER begrüßt, dass die Verwaltungstätigkeiten zentralisiert werden sollen, und hofft, dass alle Museen dazu ihre Kompetenzen zum Gelingen des Ganzen beisteuern werden. Man müsse sich natürlich darüber im Klaren sein, dass eine vollständige Eigenständigkeit damit nicht mehr gegeben sei.

 

Bürgermeister Dr. SCHARF fragt, in welcher Höhe die Museen an den Kosten für die Werkverträge beteiligt werden sollen.

 

Oberbürgermeister MÄDGE antwortet, es gehe um 100.000 € pro Jahr über 3 Jahre. Die Stadt wolle mindestens die Hälfte einwerben, die andere Hälfte sollten die Museen übernehmen, in welcher Quote müsse noch ausgehandelt werden. Sollte die Stadt mehr Fördergelder bekommen, würde sich der Beitrag der Museen entsprechend verringern. Zunächst übernehme die Stadt die Vorfinanzierung, bis die Fördermittel bewilligt seien.

 

Beigeordnete SCHELLMANN meint, es gebe Unternehmen, die sich auf solche Inventarisierungen spezialisiert hätten und für jeden Bereich Experten einsetzen könnten. Da man unter Zeitdruck sei, wäre das vielleicht eine schnellere Möglichkeit. Die wissenschaftlichen Hilfskräfte, die man jetzt engagieren wolle, hätten ja sicher auch ihre Spezialgebiete, aber würden sich nicht mit allen Bereichen gut auskennen.

 

Herr Prof. Dr. HOFFMANN stellt klar, dass diese beiden Mitarbeiter die weitere Arbeit so organisieren sollen, dass mit weiteren kleinen Werkverträgen Aufgaben zielgerichtet vergeben werden. Das müsse mit den im Museum zu erarbeitenden Themen verknüpft werden. Er schlage für eine dieser Stellen einen jungen Wissenschaftler vor, mit dem er schon jahrelang zusammengearbeitet habe und von dessen Zuverlässigkeit und Können er absolut überzeugt sei. Die von Frau Schellmann angesprochenen Unternehmen hätten ihren Preis und auf die von ihm vorgeschlagene Weise erreiche man das Ziel ebenso gut, aber kostengünstiger. Natürlich würden auch die Museumsdirektoren ihr Wissen mit einbringen. Im ersten Schritt müsse eine grobe Erfassung erfolgen und danach erst die wissenschaftliche Erarbeitung der Bestände.

 

Oberbürgermeister MÄDGE macht deutlich, es sollte ernsthaft überlegt werden, ob man das Fürstentummuseum für ein bis zwei Jahre schließe, um die Inventarisierung zu beschleunigen und Mittel für die Finanzierung einzusparen.

 

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Kultur- und Partnerschaftsausschuss empfiehlt dem Verwaltungsausschuss einstimmig, folgenden Beschluss zu fassen:

 

Der Beschäftigung zweier wissenschaftlicher Hilfskräfte zur Sammlungssichtung und –bewer-tung auf Grundlage eines Werkvertrages als auch der dafür erforderlichen finanziellen Vorleistung durch die Hansestadt Lüneburg wird zugestimmt.