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Beratungsinhalt: Stadtrat
KOCH erläutert kurz
die Beschlussvorlage. Herr
Prof. Dr. HOFFMANN berichtet, das von ihm erstellte Gutachten sei als Grundlage
für einen Museumsentwicklungsplan in Auftrag gegeben worden. Er sei dabei zu
dem Schluss gekommen, dass eine Zentralisierung von Tätigkeiten, die in allen
Museen gleich oder ähnlich ablaufen, günstig wäre, um die Synergieeffekte
nutzen zu können. Während des Museumssymposions im September sei von einem der
Referenten vorgeschlagen worden, eine Art Gemeinschaftsmuseum einzurichten, in
dem unterschiedliche Sparten zum Teil, wo es passt, gemeinschaftlich und zum
Teil auf verschiedenen Ebenen ausstellen könnten. Gemeinsam mit Vertretern des
Fürstentum-, Natur- und Salzmuseums sei anschließend diskutiert worden, ob und
unter welchen Voraussetzungen eine solche Lösung realisierbar wäre. Dabei habe
sich herauskristallisiert, dass das Salzmuseum in eine solche Lösung nicht
integrierbar wäre, da es an die Gebäude der Saline gebunden sei und eine
Verlagerung der beiden anderen Museen auf das Gelände der Saline derzeit aus
diversen Gründen nicht gewünscht oder möglich wäre. Fürstentum- und Naturmuseum
hätten sich jedoch entschlossen, eine Zusammenlegung unter Einbeziehung der
Stadtarchäologie anzustreben, die beide Bereiche immer wieder anschaulich
miteinander verbinde. Seither entwickele ein Arbeitskreis aus Vertretern dieser
Museen und der Stadtarchäologie einen ersten Modellrundgang von der
Frühgeschichte bis in die Gegenwart. Dabei gebe es einzelne Abschnitte, z.B.
die Eiszeit, die primär vom Naturmuseum abgedeckt werden, andere stärker vom
Fürstentummuseum. In einigen Bereichen fänden beide auch auf wunderbare Weise
zusammen, z.B. bei den Baumaterialien. Man folge damit dem derzeitigen Trend,
Natur und Kultur zusammen zu zeigen und dabei darzustellen, wie sie sich eins
aus dem anderen entwickeln. Damit könnten für beide Sparten neue Zusammenhänge
verdeutlicht werden. Natürlich würden in der geplanten Dauerausstellung auch
die Gesichtspunkte Kunst und Hanse eine große Rolle spielen. Mit Lüneburg
verbänden die meisten Besucher primär die Architektur. Bei den Museen
erinnerten sie sich zumeist an das Salzmuseum, deshalb müsse man auf dieser
Ebene versuchen, ein weiteres attraktives städtisches Museum als zweites
Standbein zu schaffen. Die Grobplanung, die der Arbeitskreis zur Zeit
erarbeite, könne Interessierten ab etwa Mitte Januar vorgestellt werden, dazu
würden die Mitglieder der Museumsvereine eingeladen werden. Man wolle natürlich
die Öffentlichkeit rechtzeitig einbeziehen, um zu sehen, wie das Konzept beim
Publikum ankomme. Leider müsse deutlich gesagt werden, dass ein großer Teil der
Bestände der Museen in keinem guten Zustand seien und es sei nicht leicht, für
die Sichtung und Restaurierung Fördergelder zu bekommen. Daher müssten zunächst
die Ausstellungsstücke gesichtet und restauriert werden und langfristig nach
Möglichkeit die übrigen Bestände. Es gäbe ganze Bereiche, die wissenschaftlich
noch nicht erarbeitet seien und auch bei der Entwicklung der geplanten
Ausstellungen würden die Mitarbeiter der Museen Unterstützung benötigen. Dafür
müssten jetzt die zwei in der Vorlage beschriebenen Werkverträge geschlossen
werden, im weiteren Verlauf seien später noch weitere kleinere Werkverträge
nötig. Das Ausstellungskonzept müsse im Übrigen schon Ende Januar im
Ministerium eingereicht werden, um Fördergelder beantragen zu können. Im
Ministerium und bei der Niedersachsenstiftung sei das Grobkonzept der Verbindung
von Natur und Kultur in einem Museum übrigens sehr begrüßt worden. Das bedeute
natürlich noch keine Förderzusage. Herr Prof. Dr. HOFFMANN beantwortet Fragen
der Ausschussmitglieder zu möglichen Inhalten der geplanten Ausstellungen.
Wichtig für die Darstellung seien Objekte, die besonders für die jüngere
Geschichte und die Zeit des Nationalsozialismus leider nicht oder nur in
geringem Umfang vorhanden seien. Eine Ausstellung mit Texttafeln oder Filmvorführungen
halte er nicht für sinnvoll. Er selbst sehe seine Tätigkeit nicht als
Oberkurator, sondern lediglich als Moderator für die Zeit der Neuordnung. Wie
sich die Zentralisierung der Verwaltungsaufgaben später darstelle, müsse sich
mit der Zeit herausbilden. Oberbürgermeister
MÄDGE ergänzt dazu, in der Stadt gebe es 11 Einrichtungen, die in eine Holding
einbezogen werden könnten, davon 7 städtische Einrichtungen, die künftig in
jedem Fall enger zusammenarbeiten würden. Die Vereine sollten dabei
selbstständig bleiben, aber in der wirtschaftlichen und musealen Führung
müssten diese Institutionen unter einen Hut gebracht werden. Man könne sich
finanziell nicht mehr erlauben, jedes Museum einzeln zu führen. Hier müssten
Synergien nutzbar gemacht werden. Die Ausgestaltung der Bedingungen in der Holding
werde in den nächsten ein bis zwei Jahren erfolgen. Zunächst müsse aber der
Bereich Neubau und Zusammenführung von Natur- und Fürstentummuseum forciert
werden. Bürgermeister
Dr. SCHARF meint, den Mitgliedern des Museumsvereins für das Fürstentummuseum
sollte deutlich vermittelt werden, dass künftig nicht die gesamten
Ausstellungen von Natur- und Fürstentummuseum in einer gemeinsamen Ausstellung
gezeigt werden sollen, sondern sich eine solche nur auf einzelne Aspekte der
Sammlungen beziehen werde. Beigeordnete
SCHELLMANN weist darauf hin, dass die Museen ohne die ehrenamtlichen Museumsvereine
wohl gar nicht existieren würden. Das dürfe man bei aller Kritik am Zustand der
Einrichtungen nicht vergessen. Diese Vereine hätten aus ihrer
Entwicklungsgeschichte ganz unterschiedliche Identitäten entfaltet, die es zu
berücksichtigen gelte, wenn man die ehrenamtlichen Strukturen nicht zerstören
wolle. Sie habe außerdem von Plänen gehört, Natur-, Fürstentum- und Salzmuseum
am Standort der Saline zusammenzuführen, das halte sie für eine bessere Lösung,
da dann auch die wichtigen Bezüge zwischen Salzgewinnung und Entwicklung des
Fürstentums besser dargestellt werden könnten. Herr
Prof. Dr. HOFFMANN stimmt prinzipiell zu, dass es wichtig sei, die
ehrenamtlichen Mitarbeiter zu erhalten. Problematisch sei die Sache allerdings,
wenn das reguläre Personal des Museums und die wissenschaftlichen Mitarbeiter
mit öffentlichen Geldern finanziert werden, die Personalführung aber nicht dem
Geldgeber obliege. Gegen eine Verlegung von Fürstentum- und Naturmuseum an den
Standort der Saline spreche neben den Platzproblemen auch die recht
unterschiedliche Besucherstruktur von Fürstentum- und Salzmuseum. Ersteres habe
eher kontemplativen Charakter, während das andere ein sog. Hands-on-Museum sei.
Die Besucher des einen würden nicht automatisch auch in das andere Museum
gehen. Natürlich würden die Ausstellungsinhalte trotzdem miteinander abgestimmt
werden, so dass auch im Fürstentum- und Naturmuseum die Rolle des Salzes für
die Stadtgeschichte nicht zu kurz kommen werde. Oberbürgermeister
MÄDGE erläutert nochmals die Hintergründe, warum eine Zusammenlegung am
Standort der Saline nicht weiter verfolgt werden soll. Das habe er im Übrigen
bereits im letzten Kulturausschuss vorgetragen. Bürgermeister
KOLLE erkundigt sich nach der Zeitschiene, auf der die kommenden Schritte erfolgen
sollten. Herr
Prof. Dr. HOFFMANN antwortet, im Januar müsse bereits das Konzept im
Ministerium vorgelegt werden, um dort zu klären, ob es für den EU-Förderantrag
ausreichend sei, oder noch Angaben fehlen. Möglichst im Januar solle das
Konzept auch schon den Museumsvereinen vorgestellt werden. In den Antrag müsse
auch eine Planung der architektonischen Rahmendaten, die Herr Westren-Doll
derzeit erstelle. Die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb solle
möglichst Mitte 2008 erfolgen. Oberbürgermeister
MÄDGE ergänzt, zuerst müsse die St.-Ursula-Schule neu gebaut und verlagert
werden. Parallel müsse das notwendige Geld eingeworben werden, dafür müsse noch
im Jahr 2008 ein europaweiter Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden, um
bis Ende des Jahres einen Bescheid erhalten zu können, ob die EU-Förderung in
der notwendigen Höhe tatsächlich erfolgt. Frühestens Herbst 2009, eher Frühjahr
2010 könnte dann mit dem Neubau des Museums begonnen werden. Für den Bau müsse
man mit rd. 2 Jahren rechnen. Um für den Bau des Siedehauses der Saline
Baureife zu erlangen, müsse man mit den notwendigen Bebauungsplänen usw. rd. 5
Jahre rechnen. Also könnte etwa 2011 oder 2012 mit dem Bau des Siedehauses
begonnen werden, für die Fertigstellung sei auch mit 2 Jahren zu rechnen, so
dass man realistisch gerechnet etwa zwischen 2013 und 2015 mit der Neuordnung
der Museumslandschaft fertig wäre. Ende 2008 müsse jedenfalls die definitive
Entscheidung getroffen werden, welche Richtung endgültig eingeschlagen werden
könne. Als Investitionssumme müsse mit rd. 25 Mio. € gerechnet werden. Beigeordneter
RIECHEY fragt, ob Pläne für Ausstellungsflächen im geplanten neuen Audimax-Gebäude
der Universität als Konkurrenz für die neue Museumslandschaft betrachtet
würden, oder ob eine Kooperation mit der Uni auf dieser Ebene geplant sei. Herr
Prof. Dr. HOFFMANN erwidert, ein Ausstellungsraum von 1.000 qm werde auf jeden
Fall eingeplant, gleichgültig wie die Planungen für das Audimax am Ende
tatsächlich aussehen. Er befürchte von dort auch keine schädliche Konkurrenz,
da die Ausstellungen sich sicher unterscheiden werden. Eine qualitativ
hochwertige Ausstellung in dieser Größe erfordere viel Aufwand, deshalb könne
man auch überlegen, ob man zeitweise Gastkuratoren damit betrauen wolle. Die
Zusammenarbeit mit der Universität finde über Herrn Coenen-Staß bereits statt,
sei mit Studenten aber etwas problematisch, da die Studiengänge inzwischen sehr
zur Generalisierung neigten und wenig Zeit für Praxiserfahrung bleibe. Gerade
auf kleinteilige Informationen und praktische Hilfen seien die Museen jedoch
angewiesen. Kulturreferent
LANDMANN stellt auf Nachfrage von Frau Schellmann klar, dass das für den
EU-Förderantrag eingereichte Grobkonzept nicht für alle Zeiten bindend sein
werde. Zudem werde darin mit der Eigenständigkeit der Museen und der
Stadtarchäologie argumentiert, die mit eigenen Ausstellungsflächen in einem
neuen Gebäude zusammengefasst werden sollen, da sie an ihren derzeitigen
Standorten nicht mehr entwickelbar seien. So sei es geplant und lediglich Teile
der Ausstellungen sollten zueinander in Beziehung gebracht werden, als
Schnittmenge zweier eigenständiger Museen. Für ein einzelnes Museum würde man
Fördermittel nicht in derselben Höhe erwarten können, wie für zwei oder drei
Museen. Die Träger und die Museen würden weiter ihre Eigenständigkeit behalten.
Dem eigentlichen Förderantrag sei eine Machbarkeitsstudie vorgeschaltet, die
möglichst bis Ende des ersten Quartals 2008 fertig gestellt sein sollte. In
diese Studie müssten unbedingt Sammlungssichtungs- und Bewertungsergebnisse
einfließen, weil nur mit den Objekten eine Ausstellungsdidaktik begründet
werden könne. Das müsse jetzt konkret abgearbeitet werden, daher die
Beschlussvorlage mit der Bitte um Zustimmung zum Abschluss der notwendigen
Werkverträge für zwei wissenschaftliche Mitarbeiter. Ratsherr
VÖLKER begrüßt, dass die Verwaltungstätigkeiten zentralisiert werden sollen,
und hofft, dass alle Museen dazu ihre Kompetenzen zum Gelingen des Ganzen
beisteuern werden. Man müsse sich natürlich darüber im Klaren sein, dass eine
vollständige Eigenständigkeit damit nicht mehr gegeben sei. Bürgermeister
Dr. SCHARF fragt, in welcher Höhe die Museen an den Kosten für die Werkverträge
beteiligt werden sollen. Oberbürgermeister
MÄDGE antwortet, es gehe um 100.000 € pro Jahr über 3 Jahre. Die Stadt
wolle mindestens die Hälfte einwerben, die andere Hälfte sollten die Museen
übernehmen, in welcher Quote müsse noch ausgehandelt werden. Sollte die Stadt
mehr Fördergelder bekommen, würde sich der Beitrag der Museen entsprechend
verringern. Zunächst übernehme die Stadt die Vorfinanzierung, bis die Fördermittel
bewilligt seien. Beigeordnete
SCHELLMANN meint, es gebe Unternehmen, die sich auf solche Inventarisierungen
spezialisiert hätten und für jeden Bereich Experten einsetzen könnten. Da man
unter Zeitdruck sei, wäre das vielleicht eine schnellere Möglichkeit. Die
wissenschaftlichen Hilfskräfte, die man jetzt engagieren wolle, hätten ja
sicher auch ihre Spezialgebiete, aber würden sich nicht mit allen Bereichen gut
auskennen. Herr
Prof. Dr. HOFFMANN stellt klar, dass diese beiden Mitarbeiter die weitere
Arbeit so organisieren sollen, dass mit weiteren kleinen Werkverträgen Aufgaben
zielgerichtet vergeben werden. Das müsse mit den im Museum zu erarbeitenden
Themen verknüpft werden. Er schlage für eine dieser Stellen einen jungen
Wissenschaftler vor, mit dem er schon jahrelang zusammengearbeitet habe und von
dessen Zuverlässigkeit und Können er absolut überzeugt sei. Die von Frau
Schellmann angesprochenen Unternehmen hätten ihren Preis und auf die von ihm
vorgeschlagene Weise erreiche man das Ziel ebenso gut, aber kostengünstiger.
Natürlich würden auch die Museumsdirektoren ihr Wissen mit einbringen. Im
ersten Schritt müsse eine grobe Erfassung erfolgen und danach erst die
wissenschaftliche Erarbeitung der Bestände. Oberbürgermeister
MÄDGE macht deutlich, es sollte ernsthaft überlegt werden, ob man das
Fürstentummuseum für ein bis zwei Jahre schließe, um die Inventarisierung zu
beschleunigen und Mittel für die Finanzierung einzusparen. Beschluss: Der
Kultur- und Partnerschaftsausschuss empfiehlt dem Verwaltungsausschuss
einstimmig, folgenden Beschluss zu fassen: Der Beschäftigung zweier wissenschaftlicher Hilfskräfte zur
Sammlungssichtung und –bewer-tung auf Grundlage eines Werkvertrages als
auch der dafür erforderlichen finanziellen Vorleistung durch die Hansestadt
Lüneburg wird zugestimmt. |
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