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Auszug - Neuordnung der Museumslandschaft Lüneburg  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Kultur- und Partnerschaftsausschusses
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Kultur und Partnerschaften Beschlussart: geändert beschlossen
Datum: Fr, 09.11.2007    
Zeit: 15:00 - 18:15 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/2601/07 Neuordnung der Museumslandschaft Lüneburg
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Herr Landmann
Federführend:Fachbereich 4 - Kultur Bearbeiter/-in: Plett, Anke
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Oberbürgermeister MÄDGE fasst kurz die Hintergründe und Entwicklungen zusammen, die den Weg für die Planungen zur Neuordnung der Museumslandschaft bereitet haben. Die Rahmenbedingungen seien jetzt günstig, neue und innovative Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen. Es eröffne sich hier die Möglichkeit, Museumsgeschichte für die Stadt Lüneburg für die kommenden Jahrzehnte zu schreiben. Er appelliert an die Ausschussmitglieder, sich in die Diskussionen aktiv einzubringen. Die unternehmerische Entscheidung müsse allerdings schon bald getroffen werden, um Fördergelder beim Land einwerben zu können. Die kleineren Einzelheiten und Details könnten erst in späteren Überlegungen berücksichtigt werden. Ob die Planungen und hochgesteckten Ziele letztlich realisiert werden können, sei insbesondere eine Frage der Finanzierbarkeit. Derzeit werde mit einer Summe zwischen 20 und 25 Mio. € gerechnet, für die Fördermittel und Sponsorengelder eingeworben werden müssten. Die jährlichen Betriebskosten, welche die Stadt für die Museen aufbringe, würden sich voraussichtlich verdoppeln. Er sei jedoch der festen Überzeugung, dass mit Engagement und Entschlossenheit das Ziel erreichbar sei.

Die Niederschrift über das vom Land Niedersachsen Ende September in Lüneburg durchgeführte Museumssymposion werde den Ausschussmitgliedern in Kürze zur Verfügung gestellt. Daraus gehe nochmals ganz deutlich hervor, dass dringend gehandelt werden müsse, um die in Lüneburg vorhandenen Kultur- und Kunstschätze von zum Teil nationaler Bedeutung zu „retten“ und wieder für eine breite Öffentlichkeit interessant in Szene zu setzen. Das Thema „Hanse“ solle künftig das gemeinsame Leitmotiv der Museen sein. Herr Prof. Dr. Hoffmann, der die Museen im Sommer begutachtet habe, solle den Entwicklungs- und Planungsprozess weiter beratend begleiten.

Oberbürgermeister MÄDGE stellt anschließend ausführlich die in der Beschlussvorlage unter dem Punkt „Perspektiven“ dargestellten Überlegungen zu möglichen räumlichen und inhaltlichen Zusammenlegungen, Neubauten und eventuellen Erweiterungen für die einzelnen Museen vor, soweit sie bisher gediehen sind.

Um Fördergelder der EU und des Landes zu bekommen, müssten bereits im kommenden Jahr entsprechende Anträge gestellt werden und spätestens in den Jahren 2010 - 2011 müsse man in die Realisierungsphase eintreten. Er stellt die Finanzierungsmöglichkeiten und –bedingungen dar.

Parallel zu den Bauplanungen müsse eine umfassende Inventarisierungsmaßnahme durchgeführt werden, die auch Voraussetzung für die Museums-Zertifizierung sei.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Neuordnung der Museumslandschaft sei zudem, die Zusammenarbeit der Institutionen untereinander zu verbessern und dafür eine Form zu finden, bei der die Trägervereine ihre Selbstständigkeit und das Eigentum an den Sammlungen behalten. Dies könne eventuell über eine Holding mit einem Museumsmanager erreicht werden.

Zunächst müssten mit den Trägervereinen bis spätestens Ende Februar 2008 entsprechende, verbindliche Zielvereinbarungen ausgehandelt und abgeschlossen werden, um Planungssicherheit zu erreichen.

Oberbürgermeister MÄDGE weist nochmals eindringlich auf den Zeitdruck hin, der leider bestehe, weil die notwendigen EU-Fördermittel eingeworben werden müssen. Er appelliert an alle Beteiligten, die nötigen Entscheidungen nicht durch Diskussionen und Zweifel über Details zu behindern, sondern zunächst engagiert das große Ziel ins Auge zu fassen und zu befördern. Er bitte den Kultur- und Partnerschaftsausschuss daher, in seine Beschlussempfehlung aufzunehmen, dass die Verwaltung beauftragt werde, mit den Trägervereinen der Lüneburger Museen eine Zielvereinbarung auszuhandeln und am Konzept weiter planend zu arbeiten. Die Gremien und die Öffentlichkeit würden weiter laufend über den Planungsprozess informiert.

 

Beigeordnete SCHELLMANN freut sich über die Aufbruchstimmung und will sich auch mit für die Neuordnung der Museen engagieren. Auch die Verlegung des Museums für das Fürstentum Lüneburg an einen anderen Ort und die Notwendigkeit der Bildung einer Holding könne sie nachvollziehen. Die geplante Zusammenlegung von Fürstentum- und Naturmuseum halte sie allerdings für fragwürdig. Eine gelungene Integration beider Themen zu einer interessanten Ausstellung sei ihrer Meinung nach äußerst schwierig und könnte bei einer Dauerausstellung für beide Sammlungen zum Nachteil werden. Eher wäre eine Verbindung des Fürstentum- mit dem Salzmuseum denkbar, aber aus Platzgründen nicht realisierbar, da das Salzmuseum an seinem Standort bleiben müsse. Sie halte das Gutachten von Prof. Dr. Hoffmann nicht für gut, denn darin fehlten leider gänzlich Hinweise, wie man sich eine Zusammenführung der Dauerausstellungen von Fürstentum- und Naturmuseum vorzustellen hätte und er gehe auf das vom Fürstentum-Museum vorgelegte Konzept überhaupt nicht ein. Aus diesem Grund sei ihre Fraktion auch nicht der Ansicht, dass Prof. Hoffmann den Neuordnungsprozess in den kommenden Jahren weiter begleiten sollte.

 

Oberbürgermeister MÄDGE erklärt, die Arbeit von Prof. Dr. Hoffmann sei allgemein anerkannt und die Museumsvereine seien alle damit einverstanden gewesen, ihn weiter an dem Prozess als Moderator zu beteiligen. Über die inhaltliche Zusammenarbeit der Museen werde derzeit bereits in einem Arbeitskreis diskutiert. Ob die beiden Museen letztlich eine gemeinsame oder zwei getrennte Ausstellungen unter einem Dach realisieren würden, sei jetzt noch völlig offen und müsse auch noch nicht festgelegt werden. Heute solle lediglich über die Grundzüge der Planung entschieden werden, alles andere werde sich im weiteren Planungsprozess entwickeln.

 

Beigeordnete SCHELLMANN betont, es sei ihr wichtig, dass es sich tatsächlich um einen offenen Entwicklungsprozess handele und nicht von vornherein festgelegt werde, dass die Museen eine gemeinsame Dauerausstellung machen müssten.

 

Ratsherr VÖLKER sieht in der geplanten räumlichen Zentrierung der Museen einen klaren Vorteil, der enorme Synergieeffekte freisetzen werde. Die Zeit der Einzelkämpfer sei vorbei. Es sollte nach Gemeinsamkeiten gesucht werden, das sei eine große Chance für die Museen, die genutzt werden könne, aber nicht zwangsweise zu einer gemeinsamen Dauerausstellung führen müsse.

 

Ratsherr VON MANSBERG fragt nach dem Leitthema „Hanse“ und der Einbeziehung der Halle für Kunst in die Überlegungen.

 

Stadtrat KOCH antwortet das Interesse der Besucher am Thema „Hanse“ sei sehr groß, Lüneburgs Vergangenheit reiche aber viel weiter zurück und darüber hinaus und auch das müsse dargestellt werden. Es sei eine Frage der museumsfachlichen Erarbeitung, wie man Zusammenhänge herstelle und Themen interessant darstelle. Für zeitgenössische Kunst sollen ebenfalls Ausstellungsmöglichkeiten in dem neuen Museum eingeplant werden, die Halle für Kunst werde zu gegebener Zeit in den Planungsprozess mit einbezogen. Eine Vertreterin der Halle für Kunst habe auch an dem Museumssymposium teilgenommen.

 

Beigeordnete SCHELLMANN hat aus der Beschlussvorlage und dem Gutachten den Eindruck gewonnen, dass die darin vorgeschlagenen Vorgehensweisen genau so umgesetzt werden sollen und eben nicht noch von den Vereinen und Gremien mitgestaltet werden könnten. Sie stellt nochmals die Eignung von Prof. Dr. Hoffmann für die weitere Begleitung des Projekts in Frage, da er auf das Konzept des Fürstentum-Museums in seinem Gutachten gar nicht eingehe.

 

Oberbürgermeister MÄDGE erwidert, das Gutachten gehe auf die bestehenden Defizite ein und die seien nicht wegzudiskutieren. Ein Konzept nütze nichts, wenn es nicht umgesetzt werde. Prof. Hoffmann habe nur das beschreiben und bewerten können, was real vorhanden sei. Es sei unfair, ihm jetzt die Versäumnisse des Museumsvereins der letzten Jahrzehnte vorwerfen zu wollen. Jahrelang sei dort gezögert worden, Neuerungen einzuführen. Die jetzigen Vorschläge seien im Übrigen in den letzen Monaten unter Einbeziehung der Beteiligten erarbeitet worden. Wenn jetzt keine Entscheidungen getroffen würden, werde auch in den nächsten Jahrzehnten nichts passieren. Es sei klar, dass die Mängel auch durch fehlende Finanzmittel entstanden seien, aber jetzt sei die Chance da, etwas zu verbessern und sollte ergriffen werden. Zunächst sollten die Mittel für die Neubauten beantragt werden, parallel zeitversetzt dazu könne dann über die Konzeptionen der Ausstellungen diskutiert werden. Der Verwaltungsvorstand und die Museumsdirektoren seien überzeugt, dass die Unterstützung von Prof. Hoffmann notwendig sei, um den Entwicklungsprozess zu koordinieren und weiter voranzutreiben.

 

Ratsherr VON MANSBERG kann die Kritik von Frau Schellmann an Prof. Hoffmann nicht nachvollziehen. In dem Gutachten gehe dieser durchaus auf das Konzept des Fürstentum-Museums ein und zitiere sogar daraus. Er benenne aber auch deutlich die Schwächen des Museums. Man sollte in den anstehenden Gesprächen nicht den Fehler machen, den zweiten Schritt vor dem ersten machen zu wollen und wichtige Entscheidungen dadurch verzögern, dass man über Details diskutiere, die erst zu einem späteren Zeitpunkt von Bedeutung sein werden.

 

Ratsherr VÖLKER verteidigt ebenfalls Prof. Dr. Hoffmann. Es sei eindrucksvoll, in welch kurzer Zeit dieser ein derart klar strukturiertes Gutachten erstellt habe.

 

Kulturreferent LANDMANN berichtet über die – früher keineswegs übliche - kollegiale Zusammenarbeit der Museumsleitungen in den letzten Monaten, die sicherlich auch auf die Akzeptanz der Moderation und Unterstützung durch Prof. Hoffmann zurückzuführen sei. Die dargestellten Vorschläge seien aus diesen Arbeitssitzungen der Museumsleitungen hervorgegangen und nicht allein städtische Produkte. Man befinde sich dabei durchaus auch auf der Linie des Landes Niedersachsen, das Qualitätsstandards für die von ihm geförderten Museen entwickeln wolle und könne damit eher auf dessen Unterstützung bei Förderanträgen hoffen.

 

Prof. Dr. ALPERS schildert, wie es zu den Mängeln in der Ausstellung des Fürstentum-Museums gekommen ist. Man könne nur zu Themen ausstellen, zu denen auch Exponate vorhanden seien. Zu den Themen Nationalsozialismus und Hanse besitze das Museum leider nicht viele Ausstellungsstücke. Eine Zusammenarbeit zwischen dem Naturmuseum und dem Fürstentum-Museum könne man sich im Vorstand des Museumsvereins für das Fürstentum Lüneburg nur additiv, nicht integrativ vorstellen.

 

Stadtrat KOCH widerspricht dieser Ansicht. Natur und Kultur würden sich gegenseitig bedingen und man könne durchaus interessante inhaltliche Bezüge herstellen. Dies sei schon in einigen Ausstellungen anderer Museen bewiesen worden. Wie weit die Ausstellungen ineinander fließen und wie weit sie getrennt bleiben sollten, sei die Entscheidung der Museumsleiter und des Fachpersonals.

 

Oberbürgermeister MÄDGE bittet den Ausschuss nochmals eindringlich um Zustimmung zur Weiterführung der vorgestellten Planungen.

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Kultur- und Partnerschaftsausschuss empfiehlt dem Rat der Stadt Lüneburg einstimmig, folgenden Beschluss zu fassen:

 

Der offene Prozess der Neuordnung der Museumslandschaft Lüneburg und die in der weiteren Vorgehensweise genannten Vorhaben werden zustimmend zur Kenntnis genommen.

 

Die Verwaltung wird beauftragt, mit den Trägervereinen der Lüneburger Museen eine Zielvereinbarung auszuhandeln und am Konzept weiter planend zu arbeiten.