Bürgerinformationssystem
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Sachverhalt: Im folgenden wird die aktuelle Situation im Bereich der
„Vorbereitungskurse auf den Hauptschul-/Realschulabschluss“ geschildert. Hintergrund: Ca 12 % der Schüler verlassen in Deutschland die
allgemeinbildenden Regelschulen ohne qualifizierten Schulabschluss, die
Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt. Die geburtenstarken Jahrgänge in
unmittelbarer Zukunft vervielfachen die Zahl der Schulabsentisten. Seit jeher
ist es die Aufgabe der Volkshochschulen Menschen auf dem Zweiten Bildungsweg
die Chance zu ermöglichen einen
qualifizierten Schulabschluss zu erreichen. Zielgruppe der Haupt/Realschulabschlusskurse: Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene ohne Schulabschluss
oder mit Hauptschulabschluss, die sich dem Wettbewerb um die beruflichen
Ausbildungsplätze stellen und für die sich durch den Erwerb eines
qualifizierten Haupt/Realschulabschlusses der Zugang zum Ausbildungs-/Arbeitsmarkt
realisieren kann. Erfahrungsgemäß lässt sich das stark inhomogene
Teilnehmerinnen- und Teilnehmerprofil wie folgt beschreiben:
Das sozialpädagogische gestützte Unterrichtskonzept der VHS
Lüneburg ist darauf ausgerichtet die Teilnehmer/innen ganzheitlich, in ihrer
aktuellen lebensweltlichen Komplexität zu erfassen. Dabei orientiert sich die
pädagogische Arbeit an der subjektiv wahrgenommenen Realität der
Heranwachsenden und deren Problemen der Lebensbewältigung im
gesamtgesellschaftlichen Kontext, wie z.B.
Darüber hinaus bringen die Teilnehmer/innen häufig frühere
Misserfolgserfahrungen aus ihrer Schulzeit mit, verknüpfen mit Lernprozessen
auch Ängste und Selbstwertzweifel. Diese müssen aufgebrochen und bearbeitet
werden, bevor eine inhaltliche Arbeit, bei der es um Vermittlung von kognitivem
Wissen geht, erfolgversprechend sein kann. Die Aufgabe ist es, hier Lernmotivation
zu schaffen und soziale Kompetenz aufzubauen für die aktive Teilnahme am
sozialen, kulturellen und politischen gesellschaftlichen Leben. Die Sozialpädagogin steht während der gesamten Unterrichtszeit
und auch darüber hinaus zur Verfügung. Dabei fungiert sie als Vermittlerin
zwischen kognitiven Lernprozessen und -fortschritten bzw. –einbrüchen und biografisch milieuspezifischen
Alltagsanforderungen der jeweiligen Teilnehmer/innen. Sozialpädagogik ist mit
eigenen Unterrichtsstunden, als Workshop deklariert, in die
Unterrichtskonzeption miteingebunden. Damit unterstützt sie den
integrativen Gruppenarbeitsprozess und einen sozialen Rahmen, der ein
Miteinanderumgehen und Miteinanderlernen erst möglich machen kann. Sie organisiert in Absprache mit dem
Team der Kursleiter/innen Nachhilfeunterricht, klärt dessen Finanzierung und
fördert Lerngruppen. In der psychosozialen Beratung allzeit ansprechbar,
fördert sie die Entwicklung der einzelnen Teilnehmer/innen, gewährt
Hilfestellung bei der Bewältigung von akuten Notlagen und fördert Lerngruppen.
Die Jugendlichen finden Unterstützung in ihren aktiven Bewerbungsprozessen um
einen Ausbildungsplatz, Kontakte zur Berufsberatung und Ausbildungsplatzvermittlung
werden hergestellt und Bewerbungspraktiken trainiert. Die Teilnehmer/innen
werden im beruflichen Praktikum betreut und regelmäßig am Praktikumplatz
besucht, um eventuell auftretenden
Unstimmigkeiten zwischen potentiellen Ausbilder/innen und Teilnehmer/in vorzubeugen. Die pädagogische Arbeit agiert hier stets vor dem
Hintergrund, an die Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmer/innen zu appellieren und sie zu
einem gelingenderen Alltag, in ihrem
aktuellen lebensweltlichen und milieuspezifischen Zusammenhang zu ermutigen. Rückblick: Die Teilnehmerzahlen der letzten Jahren zeigen eine
steigende Tendenz. Waren es 1999 noch 69 Personen, die an einem Tageslehrgang
Haupt- oder Realschule teilgenommen haben, waren es im Jahre 2000 schon 81, im
Jahr 2001 83, in 2002 101 Personen, die erfolgreich an den Lehrgängen
teilgenommen haben. Die Anfangsteilnehmerzahl war jeweils höher. Aus den Erfahrungen der letzten beiden Jahre zeigt sich,
dass ca. 30 % der Teilnehmer/innen den Lehrgang vorzeitig abbrechen, da sie
keine Möglichkeit sehen, die Kosten aufzubringen. Sie wechseln in niedrig
qualifizierte Jobs und verlieren so die Chance eine adäquate Ausbildung
aufzunehmen. Teilnehmer/innen, die Anträge auf Kostenübernahme stellen,
sehen sich nach der 2. Ablehnung gezwungen den Rechtsweg zu beschreiten. Vier
Klagen vor dem Verwaltungsgericht waren erfolgreich. Derzeit werden zwischen
Stadt und Landkreis Lüneburg Möglichkeiten der Kostenübernahme thematisiert. Teilnehmer-Entgelte pro Monat:
Neue Kurse ab 15.09.03
Hauptschulbereich: 30 Anmeldungen, 20 Anträge sind an Sozialhilfeträger bzw.
Jugendamt Lüneburg gestellt worden. Erstmalig wurde ein Antrag auf die
Kostenübernahme der Hauptschul-Abschlussgebühren abgelehnt mit der Begründung,
der Sozialhilfeträger sei kein Bildungsträger. Der Teilnehmer hat Widerspruch
eingelegt. Fernhauptschule: 15 Anmeldungen,
vorwiegend Selbstzahler/innen Realschulbereich: 40 Anmeldungen, 10 Anträge auf Übernahme der Kosten durch
Jugendhilfeträger bzw. Sozialhilfeträger, die ersten Ablehnungsbescheide
befinden sich in Widerspruchsverfahren. Bei denjenigen Teilnehmer/innen, die Anträge stellen handelt
es sich um: Klientel der Jugendhilfe nach §§ 27 ff SGB VIII Hilfesuchende, die HzL beziehen, und zum Personenkreis der
§§ 39/40 BSHG bzw. des § 72 I BSHG gehören. Mit diesen 80 Neuanmeldungen kommen wir damit auf eine
Teilnehmerzahl von 150 im Jahre 2003, eine deutliche Steigerung gegenüber den
letzen Jahren. Da nicht alle Teilnehmer/innen aufgenommen werden können, werden
Wartelisten geführt. Bei den Teilnehmer/innen handelt es sich vorwiegend um
Schulverweiger/innen aus Lüneburger Schulen. Personelle und materielle Ausstattung: Da das Land Niedersachsen in 2003 Lehrer für den allgemeinen
Schuldienst eingestellt hat, müssen vielfach neue qualifizierte
Kursleiter/innen akquiriert werden. Das gestaltet sich schwierig. Da es sich
bei den Teilnehmer/innen um durchweg lernbiographisch belastetes Klientel handelt,
setzt eine erfolgreiche Arbeit pädagogischen Takt und Erfahrung voraus. Der
immer wieder unternommene Versuch Lehramtsstudent/innen der höheren Semester im
Unterricht einzusetzen, hat sich als nicht erfolgreich erwiesen. Erfolgreicher
ist die Suche bei den Pensionären. Zum Glück ist es derzeit so, dass 2/3 der Kursleiter/innen
schon mehr als zwei Jahre dabei sind, so dass von einer konstanten Teamzusammensetzung
gesprochen werden kann. Ein Kursplatz kostet in der VHS Lüneburg etwa 3000,-- € pro
Jahr. Davon werden von den Teilnehmer/innen etwa 35 %, vom Land
Niedersachsen 40 % und der Stadt
Lüneburg 25 % getragen. Betrachtet man die Kosten in dem ersten Bildungsweg,
die zwischen 5000,-- und 9000,-- € betragen, so sind die Kosten des Zweiten
Bildungsweges vergleichsweise gering. Im Unterschiede zum zweiten Bildungsweg
allerdings werden die Kosten der Grundausbildung zu 100% vom Land Niedersachsen
getragen. Durch die Ablehnungsbescheide der Sozialhilfeanträge gehen
die Teilnehmer-Entgelte seit 2002 zurück. Die Teilnehmer/innen sind z.T.
gezwungen, die ermäßigten Gebühren selbst aufzubringen, infolgedessen entstehen
der VHS Einnahmeverluste. Perspektivisch sieht es so aus, dass in den nächsten
Jahren die Teilnehmerzahl steigen wird. Ebenfalls ist abzusehen, dass immer
weniger Teilnehmer/innen den vollen Betrag aufbringen können. Die VHS wird
weiterhin Ermäßigungen gewähren, um die Chance auf diesen Weg für die
Teilnehmer/innen aufrechtzuerhalten. Zukunftsperspektiven: Ein wesentlicher Garant für eine erfolgreiche Arbeit mit den
Jugendlichen ist die gute Kooperation und starke Vernetzung mit allen in der Jugendarbeit Beteiligten und den Trägern der kommunalen und
freien Jugendpflege. Gemeinsam erarbeitete, individuelle Förderpläne
orientieren sich an den Lebenslagen der Jugendlichen und befähigen sie zur
Teilnahme am sozialen und produktiven Leben in Lüneburg. Nach wie vor gilt ein qualifizierter Schulabschluss als
wesentliches Modul in der Lebensbiografie. Ein rein curriculargebundenes Wissen
garantiert jedoch keine erfolgversprechende Lebensbewältigung. Der sich in den
letzten Jahren bewährte, ganzheitliche Ansatz der Schulabschlusskurse der VHS
Lüneburg und die Kooperation mit den Trägern der kommunalen und freien Jugendpflege
wird den Forderungen der aktuellen Diskussion um die Bildungsreform ansatzweise
gerecht, und sollte in Zukunft weiter ausgebaut werden. Finanzielle
Auswirkungen: Kosten (in €) a) für die
Erarbeitung der Vorlage: 50 € aa)
Vorbereitende Kosten, z.B. Ausschreibungen, Ortstermine, etc. b) für die Umsetzung
der Maßnahmen: c) an Folgekosten: d) Haushaltsrechtlich
gesichert: Ja Nein Haushaltsstelle: Haushaltsjahr: e) mögliche
Einnahmen: Anlagen: |
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