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Vorlage - VO/6323/15  

 
 
Betreff: Straßenbenennungen im B-Plangebiet 153 I "Hanseviertel III" (ehem. Schlieffenkaserne)
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Federführend:Bereich 41 - Kultur Beteiligt:Bereich 53 - Frühkindliche Bildung und Betreuung
Bearbeiter/-in: Plett, Anke  Bereich 63 - Bauaufsicht, Denkmalpflege
   Bereich 73 - Friedhöfe
   Bereich 61 - Stadtplanung
Beratungsfolge:
Ausschuss für Kultur und Partnerschaften Vorberatung
09.09.2015 
Sitzung des Kultur- und Partnerschaftsausschusses geändert beschlossen   
Verwaltungsausschuss Vorberatung
Rat der Hansestadt Lüneburg Entscheidung
24.09.2015 
Sitzung des Rates der Hansestadt Lüneburg geändert beschlossen   

Sachverhalt
Finanzielle Auswirkungen
Anlage/n
Beschlussvorschlag

Sachverhalt:

 

Im Zusammenhang mit der beginnenden Erschließung des Geländes der ehemaligen Schlieffenkaserne sind weitere Straßenbenennungen erforderlich. Das betrifft zunächst drei Straßen, die schon zum Teil als Wegeführung auf dem Kasernengelände vorhanden sind und im Zusammenhang der Planausführung noch andere Anbindungen bzw. Erweiterungen erhalten können (s. Anlage)

 

Planstraße 1

von der Lübecker Straße (Norden) an die Bleckeder Landstraße (Süden/ehemalige Wache 2)

 

Die Verwaltung schlägt vor, diese Straße nach CARL GOTTLIEB SCHARFF zu benennen.

 

Die Firma Scharff  (mit Firmensitz in der Heiligengeiststraße 38) gehörte über einen langen Zeitraum zu einer der bedeutenden Lüneburger Firmen, die sich ab 1832 zunächst als Brauerei, Spedition, Essig- und Salzhandlung etablierte und später hauptsächlich im Handel mit Brennstoffen und Baumaterialien (u.a. Transportbeton) tätig war. Der Essig- und Salzhandel blieben darüber hinaus noch bis in die 1950er Jahre bestehen. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg begann in Zusammenarbeit mit dem Lüneburger Eisenwerk mit Kachelöfen.

 

Mit der Benennung der Straße nach dem letzten Firmeninhaber soll auch der Firma Scharff  und ihrem Wirken in der Stadt gedacht werden.

 

Carl Gottlieb Scharff wurde am 25. August 1902 in Lüneburg geboren und verstarb hier  am 9. November 1968.

 

In der Firma seines Vaters war er zunächst als Prokurist und später als Mitinhaber tätig. Während des Krieges wurde er freigestellt, um das Geschäft –vor allem was den Baustoffhandel betraf- weiterführen zu dürfen. Nach dem Krieg baute er die Firma zu einem großen Familienunternehmen aus. Darüber hinaus war er auch ehrenamtlich tätig.

 

Im August 1945 wurde er von der britischen Militärregierung in einen Kreis berufen, der die Funktion des bis 1933 bestandenen Bürgerkollegiums übernehmen sollte, um die für erforderlich gehaltene enge Fühlung der Administration mit der Einwohnerschaft herstellen zu können. In diesen Kreis sollten auf Wunsch der Militärregierung 20 namhafte, unbescholtene Persönlichkeiten aus den maßgeblichen Bevölkerungs- und Berufsschichten herangezogen werden. Dazu gehörten neben  Scharff u.a. zwei Geistliche der ev.luth. und der kath. Kirche, Pastor Oskar Meyer und Pfarrer Josef Sprenger, Ernst Riggert (Lüneburger Anzeigen), August Holländer, Anna Dingler und Anna Vogeley.

 

Carl Gottlieb Scharff wurde später Mitglied der ersten Stadtverordnetenversammlung ( Stadtrat) und Mitglied verschiedener Ausschüsse (Unterbringungsausschuss, Finanzausschuss, Feuerwehrausschuss). Im Januar 1954 wurde er zum Ehrenbeamten ernannt und als Ratsherr in den Vorstand der Sparkasse  der Stadt Lüneburg entsandt (später Verwaltungsrat). In diesen Funktionen blieb er bis 1962.

 

C.G. Scharff gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Industrie- und Handelskammer, in der er als Vertreter des Großhandels verschiedenen Ausschüssen angehörte.

 

Ganz besonders fühlte er sich der Freiwilligen Feuerwehr Lüneburg verbunden, der er über 40 Jahren angehört und dessen 1. Zug er als Hauptbrandmeister bis zu seinem Tod geführt hatte.

 

 

Planstraße 2

Straßenzug in Ost-West-Richtung innerhalb des Erschließungsgeländes

 

Die Verwaltung schlägt vor, diese Straße nach der Hansestadt WISMAR zu benennen.

 

Lüneburg hatte innerhalb der Hanse eine exponierte Stellung inne; das betraf zum einen ihre unbestrittene Bedeutung als Salzstadt (insbesondere für den Ostseeraum) und zum anderen ihre Funktion als Mittlerin zwischen den sächsischen und wendischen Hansestädten, wobei Lüneburg sich den letzteren zuordnete. Lüneburg durfte sich wegen ihres Hafens und des ausgebauten, gut unterhaltenen Wasserweges den Seestädten zugehörig fühlen, was die besondere Beziehung sowohl zu Lübeck als auch zu Wismar erklärt.

Wismar kam eine weitere Bedeutung zu, weil der Lüneburger Rat zur Umgehung der sich für ihn mehr und mehr als Monopol darstellenden Stadt Lübeck und der dorthin führenden Wasserstraße, dem Stecknitzkanal, eine eigene, weitere Wasserstraße und zwar nach Wismar realisieren wollte: die Schaalfahrt. Diese sollte von der Elbe von Boizenburg aus über die Sude und Schaale zum Schaalsee und von dort aus nach Wismar weitergeführt werden.

 

Im August 1412 wurde dieses Projekt in Boizenburg vertraglich zwischen Wismar und Lüneburg besiegelt. Wilhelm Reinecke schreibt in seiner „Geschichte der Stadt Lüneburg“, dass Generationen an der Verwirklichung der so genannten Schaalfahrt gearbeitet und an den vertraglich vereinbarten Plänen festgehalten haben. Auch wenn über die Schaalfahrt nicht der einmal erhoffte Salzhandel an Lübeck vorbei abgewickelt wurde und werden konnte, so war sie später für die Holzversorgung der Lüneburger Saline jedoch von existenzieller Bedeutung.

 

Während es zwischen Lüneburg und Boizenburg diverser Rivalitäten wegen nie zu einer besonderen Annährung gekommen ist, gab es zwischen Lüneburg und Wismar immer eine besonders intensive Bindung und Beziehung.

 

 

Planstraße 3

Straßenzug  von der Bleckeder Landstraße (Süden) bis zum Blockheizkraftwerk (Norden)

 

Die Verwaltung schlägt vor, diese Straße nach FLORENCE NIGHTINGALE zu benennen.

 

Florence Nightingale    »The Lady with the Lamp«  »Engel der Verwundeten«

* 15. Mai 1820 in Florenz in Italien                             † 13. August 1910 in London in England

 

Florence Nightingale hat durch ihren Einsatz,  sich um das Leid und Elend verwundeter und kranker Soldaten zu kümmern, zum einen das Bewusstsein für die Erfordernisse eines (militärischen) Sanitätsdienstes geweckt und zum anderen der pazifistischen Bewegung mit zum Durchbruch verholfen. Ihrer Leistung ist die Gründung des Internationalen Roten Kreuzes mit zu verdanken. Daneben gilt sie als Wegbereiterin einer fortschrittlichen Krankenpflege, indem sie nachdrücklich auf die zum Teil unzumutbaren Zustände in den Krankenhäusern ihrer Zeit hinwies und hygienische Bedingungen einforderte. Neben ihren Verdiensten um die Sanitätsversorgung von verwundeten Soldaten gilt sie zudem als Wegbereiterin moderner Krankenpflege.

 

Die ihr heute entgegengebrachte Anerkennung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie mit unerhörtem Einsatz für ihre Ideen und Vorstellungen hat eintreten und kämpfen müssen, um die ihr entgegengebrachten Vorbehalte und Anfeindungen auszuräumen.

 

ÖKUMENISCHES HEILIGENLEXIKON:

Florence Nightingale, Tochter eines wohlhabenden Landadeligen, erhielt in ihrem liberalen Elternhaus eine umfassende humanistische und klassische Bildung. Die christliche Fürsorge für Arme war eine Grundidee ihrer Erziehung. Eindrücke von menschlichem Leiden und eine persönliche Sinnkrise führten sie zur Entscheidung, ihr Leben als Krankenpflegerin der Fürsorge für Arme zu widmen. 1850 besuchte sie das von Theodor Fliedner gegründete Diakonissenwerk in Kaiserswerth - heute ein Stadtteil von Düsseldorf -, 1851 erhielt sie dort eine Ausbildung in Krankenpflege, dabei lernte sie die Bedeutung planmäßiger Organisation von Krankenhäusern und nachhaltiger Ausbildung der Pflegekräfte kennen.

 

Im Auftrag der britischen Regierung sollte sie dann im Osmanischen Reich das Sanitätswesen der englischen Soldaten neu organisieren. Im Krimkrieg 1854/55 war sie selbstlos und innovativ in der Versorgung von Kranken tätig; durch einfache Hygienemaßnahmen konnte sie die Sterblichkeit in den Lazaretten entscheidend verringern; als „Engel der Verwundeten” praktizierte sie mit ihren Helferinnen eine innovative Krankenpflege. Nach ihrer Rückkehr nach England half sie bei der Neustrukturierung einer funktionstüchtigen Krankenpflege für zivile und militärische Zwecke. 1860 gründete sie in London die „Nightingale School” und machte die Krankenpflege zum Lehrberuf.

Gedenktag evangelisch: 14. August (EKD)   (heiligenlexikon.de)


Finanzielle Auswirkungen:

 

Kosten (in €)

a)              für die Erarbeitung der Vorlage: 50 €

aa)  Vorbereitende Kosten, z.B. Ausschreibungen, Ortstermine, etc.

b)              für die Umsetzung der Maßnahmen:

c)  an Folgekosten:             

d)              Haushaltsrechtlich gesichert:

              Ja

              Nein             

              Teilhaushalt / Kostenstelle:             

              Produkt / Kostenträger:

              Haushaltsjahr:             

 

e)  mögliche Einnahmen:


Anlage/n:

Lageplan

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 BPlan 153 I Straßenbenennung (238 KB)      

Beschlussvorschlag:

 

  1. Die im Lageplan als Planstraße 1 bezeichnete Erschließungsstraße von der Lübecker Straße (Norden) an die Bleckeder Landstraße (Süden / ehemalige Wache 2) wird „Carl-Gottlieb-Scharff-Straße“ benannt.

 

  1. Der im Lageplan als Planstraße 2 bezeichnete Straßenzug in Ost-West-Richtung innerhalb des Erschließungsgeländes erhält die Bezeichnung „Wismarer Straße“.

 

  1. Die im Lageplan als Planstraße 3 bezeichnete Erschließungsstraße von der Bleckeder Landstraße (Süden) bis zum Blockheizkraftwerk (Norden) wird „Florence-Nightingale-Straße“ benannt.

 

Die Benennung der Straßen erfolgt vorbehaltlich ihrer Erstellung in der im Lageplan eingezeichneten Form.

Stammbaum:
VO/6323/15   Straßenbenennungen im B-Plangebiet 153 I "Hanseviertel III" (ehem. Schlieffenkaserne)   Bereich 41 - Kultur   Beschlussvorlage
VO/6323/15-1   Straßenbenennung im B-Plangebiet 153 I "Hanseviertel III" (ehem. Schlieffenkaserne)   Bereich 41 - Kultur   Beschlussvorlage