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Vorlage - VO/4586/12  

 
 
Betreff: Konzept zur stadtteilorientierten Arbeit und zur Jugendpflege in der Hansestadt Lüneburg
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Lütjohann, Angela
Federführend:Bereich 52 - Soziale Dienste Bearbeiter/-in: Lütjohann, Angela
Beratungsfolge:
Jugendhilfeausschuss Vorberatung
10.05.2012 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses ungeändert beschlossen   
Sozial- und Gesundheitsausschuss Anhörung
14.05.2012 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses zur Kenntnis genommen   
Verwaltungsausschuss Entscheidung

Sachverhalt
Finanzielle Auswirkungen
Anlage/n
Beschlussvorschlag

Sachverhalt:

Sachverhalt:

 

Allgemeines:

Das Konzept zur stadtteilorientierten Arbeit der Hansestadt Lüneburg beschreibt in seiner Präambel folgende grundsätzliche Zielsetzung:

„Wir möchten, dass sich Kinder, Jugendliche und Eltern wohlfühlen und schaffen für sie ein Umfeld, in dem sie sich nach ihren Fähigkeiten und Neigungen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten entwickeln können.“

Das Leben von jungen Menschen verändert sich seit vielen Jahren immer mehr. Junge Menschen werden heute schon viel früher als die Generationen vorher in Entscheidungen die ihr Leben betreffen mit einbezogen. Dabei bestimmen zum Beispiel die schwierige Ausbildungssituation, die familiäre Situation (Alleinerziehende, Patchwork-Familien) oder auch die viel frühere Pubertätsphase schon in jungen Jahren das Leben. In der heutigen Gesellschaft mit ihren schier unbeschränkten Möglichkeiten ist dies gerade auch durch die zugleich vielfältigen individuellen Problemlagen für junge Menschen eine komplexe Aufgabenstellung, für die sie häufig eine Unterstützung benötigen.

„Öffentliche Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen bedeutet, dass alle jungen Menschen und ihre Familien eine soziale Infrastruktur vorfinden sollen, die ihren Bedürfnissen und Interessen sowie ihrem spezifischen Unterstützungs- und Förderungsbedarf entspricht.“ (vgl. Elfter Kinder- und Jugendbericht, S. 45, 2002)

Der vorgelegte Konzeptentwurf zur Stadtteilarbeit stellt sowohl den Bestand als auch den Bedarf an Einrichtungen und Diensten fest, um anschließend die notwendigen Vorhaben rechtzeitig und ausreichend zu planen. Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen soll die bestmögliche Hilfestellung geboten werden, damit sie sich entsprechend entwickeln können.

Gerade in der derzeitigen Finanzknappheit der Kommunen hat jedoch auch eine kritische Prüfung aller Leistungsbereiche hinsichtlich ihrer Effektivität und Effizienz einen hohen Stellenwert. Die Hilfe soll auch wirklich zielgerichtet ankommen und das in einem vertretbaren Kostenrahmen.

Um allen Kindern, Jugendlichen und Familien bestmögliche Bedingungen für eine gute Entwicklung bieten zu können, setzt die Hansestadt Lüneburg in den kommenden Jahren insbesondere im Bereich der Prävention einen Schwerpunkt. Durch die lokale Einbindung von Fachleuten verschiedenster Professionen im Rahmen Erarbeitung des Stadtteilkonzeptes sollen dadurch neue Ideen und Konzepte für ein wohnortnahes Unterstützungsnetzwerk gefestigt und fortentwickelt werden.

Alle Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe – seien es Kinderkrippen, Kindergärten, Horte oder Einrichtungen der offenen Jugendarbeit wie Jugendzentren und Jugendtreffs aber natürlich auch die Beratungsstellen und Betreuungseinrichtungen – sind unentbehrlich für die Prävention und Vorsorge für ein gutes Zusammenleben in der Stadt.

 

Historie und Bestandsaufnahme:

Seit etwa Ende der 80ziger Jahre wird im Sozialdienst der Hansestadt Lüneburg über die Arbeitsstruktur, wie Einzelfall-, Stadtteil- und Zielgruppen orientierter Arbeit diskutiert. 1990 wurden erste konkrete konzeptionelle Überlegungen in Richtung Beratung, Betreuung und aktiver Beteiligung am Kreideberg und in Ochtmissen angestellt. Der Ansatz der stadtteilorientierten Arbeit in der Hansestadt Lüneburg stellt eine Weiterentwicklung der Gemeinwesenarbeit dar und bezieht sich auf die Lebenswelten aller Altersgruppen in den Stadtteilen. 1995 hat sich die Hansestadt Lüneburg im „Modell Kreideberg“ begonnen, erste strukturelle Voraussetzungen für  die Umsetzung stadtteilorientierter Projekte zu schaffen. 1997 startete das  eigenständige Stadtteilprojekt Kreideberg mit folgender Ausrichtung:

§        Gemeinwesenorientiertes Arbeitsprinzip

§        Zusammenarbeit und Ressourcennutzung mit anderen im Stadtteil arbeitenden Institutionen

§        Projektform Jugendhilfeeinheit

§        Vorhalten niedrigschwelliger Angebote für Kinder, Jugendliche und Eltern aus dem Stadtteil

§        Prävention an Schulen im Stadtteil

§        Inhaltliche Verbindung von Jugendhilfe und Jugendpflege

§        Trägerübergreifenden Teambesprechungen

§        Stadtteilrunde zur zusätzlichen Einbeziehung von Vereinen, Verbänden, Bürgerinnen und Bürgern

 

Im Jahr 1999 befasste sich der Jugendhilfeausschuss mit dem bis dahin erarbeiteten Konzept und stellte zu dessen Umsetzung erstmals ein Budget für die Umsetzung von Aktivitäten im Stadtteil in den städtischen Haushalt 2000 ein und definierte Prävention, Ressourcenorientierung und Vernetzung/Kooperation als Prämissen dieser Arbeit im Stadtteil  in den Mittelpunkt. Dazu gehörte von Anfang an die verantwortliche Einbindung des allgemeinen Sozialdienstes vor Ort in dieses Konzept.

Die Jugendpflege war zunächst zentral aufgestellt und ging mit der Einrichtung der Regionalbereiche 2003  in die dezentrale Jugendpflege über.

 

Erfreulich festzustellen ist, dass sich alle Stadtteilhäuser von verschiedenen Ausgangssituationen aus eigenständig entwickelt haben. Der Bogen zum Thema „Stadtteilarbeit“ wird dabei vom Mehrgenerationenhaus „Geschwister-Scholl-Haus (GSH)“ bis zum so genannten „Bürgertreff“ im Stadtteil Kaltenmoor gespannt. Verschieden ist auch die Einbindung der Jugendpflege bzw. von Angeboten für Kinder und Jugendliche. Teilweise ist hierfür spezielles Personal in den Stadtteilhäusern vorhanden, teilweise erfolgt die Jugendarbeit völlig losgelöst. Eine Besonderheit stellen die Mobile Jugendarbeit und Moonlight Sports dar.

Eine Gemeinsamkeit besteht in der Kooperation zwischen Freien Jugendhilfeträgern und kirchlichen Trägern. Unterschiede bestehen in der jeweiligen Besetzung und im Betrieb der Häuser durch die Träger. So wird das Haus „SalinO“ beispielsweise in Kooperation mit Albatros, Päd.In und der Michaelis-Kirchengemeinde und das „HaLo“ in Kooperation mit dem VSE betrieben.

Besonderheiten gibt es hinsichtlich der Einbindung der Jugendpflege in den Stadtteilen. So gibt es am Kreideberg ein integriertes Konzept Jugendpflege durch das Jugendcafé Kreideberg im Stadtteilhaus KREDO. In Bezug auf  Kinder und Jugendliche übernimmt das Jugendcafé den Part „Anlaufpunkt im Stadtteil“ und stellt einen wichtigen Partner im Stadtteilnetzwerk dar.

Auswertung und Zielstellungen:

Als positive Entwicklung der bisher geleisteten Stadtteilarbeit wird u. a. die Umsetzung eines generationenübergreifenden Ansatzes bewertet. In den Häusern gibt es mit unterschiedlicher Intensität, Angebote für Kinder, Jugendliche, Familien und Seniorinnen und Senioren. Die Angebote sind durch einen niedrigschwelligen Zugang gekennzeichnet und haben einen präventiven Charakter. Die Stadtteilhäuser werden als Gemeinschaft stiftende Orte der Kommunikation von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen. Durch die Verortung im Stadtteil sind sie das Ohr der Verwaltung und der sozialen Dienste am Bürger. Stadteilspezifische Bedarfe können aufgegriffen und umgesetzt werden. Die Häuser erfahren eine hohe Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern und die angefragten Bedarfe werden – abhängig von der Ressourcenlage – bedient.

Eine detaillierte Darstellung ist den Tabellen im  beigefügten Konzept zur Stadtteil- und Jugendarbeit zu entnehmen. Des Weiteren sind dort ausführliche Beiträge über die bisherige Bilanz der Arbeit, die Zielsetzungen und Visionen  enthalten, sowie ein Ausblick zu Handlungsschwerpunkten, Informationen zur Verteilung von Personal- und Finanzressourcen und eine Erläuterung nächster Schritte.

Das vorgelegte Konzept ist über einen Zeitraum von etwa einem Jahr in verschiedenen Workshops erarbeitet worden, wobei zu den einzelnen Themenkomplexen jeweils unterschiedliche fachliche Besetzungen gewählt wurde. Die Federführung oblag dem Fachbereichsleiter 5, Herrn Herder. Weiter beteiligt waren die  Regionalbereichsleitungen, der Bereichsleiter Schule und Sport, weitere interne und externe Vertreter und Vertreterinnen aus der Stadtteilarbeit, der Jugendpflege, den Schulen,   der Kindertagesbetreuung, der Erziehungsberatung, der Leuphana Universität, der Familienbildungsstätte, vom Projekts Lüneburg__inklusiv, von Nifbe und vom Projekt Frühe Hilfen.

Das Steuerungsinstrument der Balanced Scorecard diente als Grundlage für die Entwicklung umfassender Zielstellungen und Visionen, beispielsweise in Bezug auf die Position der Stadtteilarbeit im Quartier oder  die Stadtteilarbeit als Bildungsort:

Das Stadtteilhaus ist im Stadtteil etabliert. Es ist ein offenes Haus mit Angeboten an 6 Tagen in der Woche (Montag – Samstag).  Die Angebotspalette umfasst Angebote für Jugendliche, Erziehungsberatung, Elterntraining, soziale Gruppenarbeit, (mehr) Seniorenarbeit, außerschulische Förderung, Familienbildung, Familienfreizeiten sowie interkulturelle Angebote.

Das Stadtteilhaus ist Mittelpunkt eines funktionierenden Netzwerkes, im Sinne der Familienzentrumsarbeit für die im Quartier ansässigen Kindertagesstätten, Schulen, Kirchengemeinden, freien Trägern der Jugendarbeit, Sportvereinen sowie sonstigen sozialen Angebote. Die Federführung für die Stadtteilarbeit obliegt der Hansestadt Lüneburg.

 

Im Konzept sind Eckpfeiler gesetzt, die eine erfolgreiche Stadtteilarbeit mit Jugendpflege sicherstellen werden. Die Verteilung der Ressourcen für die Stadtteilarbeit unter Einbeziehung der Jugendpflege soll ab 2013 folgendermaßen erfolgen:

Für die Stadtteilarbeit (Wochenstunden für Stadtteilmanagement und finanzielle pädagogische Mittel) ist zunächst ein einheitlicher Sockel vorgesehen. Dieser wird um die verbliebenen freien Anteile variabel unter Berücksichtigung der Besonderheiten vor Ort aufgestockt.

Darüber hinaus ist Ziel, jedes Stadtteilhaus mit einem Stundenkontingent für Jugendpflege auszustatten. Hierbei sind ebenfalls die Besonderheiten vor Ort zu berücksichtigen.

Bei der Neuverteilung der Stundenkontingente für jugendpflegerische Angebote sind die im Rahmen einer Kooperation vertraglich vereinbarten Stundenanteile gesetzt; ebenso die Stundenkontingente für die Jugendzentren Stadtmitte und Oedeme. Jedes Stadtteilhaus soll künftig mit einem Stundenkontingent für Jugendpflege ausgestattet werden.

 

Für die Umsetzung des Konzeptes entstehen im Haushaltsjahr 2012 keine zusätzlichen Kosten, sie wird aus der Umverteilung bereitstehender Mittel und Personalkosten organisiert. Neu aufzunehmen in den Etat 2013 ff. sind Kosten für die Etablierung der Familienzentrumsarbeit, für die gemäß Erfahrungen aus Hannover und NRW von einem rechnerischen Aufwand von 20.000,- €  bis 25.000,- € / Jahr/ Stadtteilhaus auszugehen ist.

 

Nächste Schritte.

Zunächst erfolgt die Vorstellung des Konzeptes im JHA zur Empfehlung an den VA, sowie eine Erörterung im Sozial- und Gesundheitsausschuss.

Daran schließt sich eine Einbeziehung und Benehmensherstellung mit den Stadtteilrunden und Kooperationspartnern in den Stadtteilen und die Umsetzung des Konzeptes an.

Nach 5 Jahren ist eine Evaluation des Gesamtkonzeptes angestrebt. Der JHA erhält jährliche Sachberichte.

 

Ziel für 2012/2013 ist es, die Stadtteilarbeit unter Einbeziehung jugendpflegerischer Angebote zu stärken. Tragender Gedanke ist die Familienzentrumsarbeit. Die Stadtteilhäuser sollen nicht zwingend selbst die komplette Angebotspalette vorhalten, sondern als zentraler Knotenpunkt eines sich darum rankenden Netzwerkers entwickelt werden. Die Angebote in den Stadtteilhäusern werden weiterentwickelt und fortgeschrieben. Dabei werden die jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort wie beispielsweise Größe des Hauses, Einzugsgebiete, Bevölkerungszahlen und -strukturen, Baugebiete sowie Besonderheiten wie bspw. vertragliche Bindungen/Kooperationen berücksichtigt

 

Ab 2013 soll die Etablierung der Familienzentrumsarbeit als präventive Maßnahme der Jugendhilfe beginnen.

 

Finanzielle Auswirkungen:

Finanzielle Auswirkungen:

 

Kosten (in €)

a)              für die Erarbeitung der Vorlage:                    100,00 €

aa)  Vorbereitende Kosten, z.B. Ausschreibungen, Ortstermine, etc.

b)              für die Umsetzung der Maßnahmen: Für die Umsetzung des Konzeptes entstehen zusätzliche Kosten für die Etablierung der Familienzentrumsarbeit in Höhe von 20.000,- € jährlich/ Stadtbereich ab 2013. Die Familienzentrumsarbeit kann in 2 Schritten eingeführt werden. Die übrigen konzeptionellen Maßnahmen werden aus der Umverteilung bereitstehender Mittel und Personalkosten organisiert.

 

c)  an Folgekosten:                                           2013                  80.000,- €

                                         2014  ff.                       160.000,- €                           

d)              Haushaltsrechtlich gesichert:

              Ja

              Nein             

              Teilhaushalt / Kostenstelle:             

              Produkt / Kostenträger:

              Haushaltsjahr:             

 

e)  mögliche Einnahmen:

Anlage/n:

Anlage/n:

 

Konzept Entwicklung Stadtteilarbeit und Jugendpflege (Ausdruck der Anlage wird in der Sitzung  des JHA am 10.05.12 bzw. im Sozial- und Gesundheitsausschuss am 14.05.12 verteilt)

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Konzept Entwicklung Stadtteilarbeit und Jugendpflege Entwurf 2012-04-24 final (338 KB)      
Beschlussvorschlag:

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss nimmt das Konzept zur Entwicklung der Stadtteilarbeit und der Jugendpflege in der Hansestadt Lüneburg zustimmend zur Kenntnis und empfiehlt der Verwaltung die Umsetzung des Konzepts. Die Verwaltung wird beauftragt in die Haushaltsberatungen 2013 ff. Mittel für die Familienzentrumsarbeit aufzunehmen.

 

Der Sozial- und Gesundheitsausschuss nimmt das Konzept zur Entwicklung der Stadtteilarbeit und der Jugendpflege in der Hansestadt Lüneburg zur Kenntnis.

 

Der VA beschließt das Konzept zur Entwicklung der Stadtteilarbeit und der Jugendpflege in der Hansestadt Lüneburg und empfiehlt der Verwaltung die Umsetzung des Konzepts.  Die Verwaltung wird beauftragt in die Haushaltsberatungen 2013 ff. Mittel für die Familienzentrumsarbeit  aufzunehmen.