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Auszug - Sollen die Religionen bei der Integration eine Rolle spielen?  

 
 
öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausländerbeirates
TOP: Ö 5
Gremium: Ausländerbeirat Beschlussart: (offen)
Datum: Mo, 30.09.2002    
Zeit: 17:00 - 20:00 Anlass: Sitzung
Raum: Große Kommissionsstube
Ort: Rathaus
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Pastor Thamm (Nikolai Kirche) informiert, dass St Nikolai Patronatskirche ist und der Rat der Stadt der Patron.

Viele Menschen, so Pastor Thamm, suchen eine Heimat und wollen in ihrem Glauben vergewissert werden. Dies ist das Grundinteresse. Die Chance besteht darin, in sich zu ruhen und in einer Grundvergewisserung durch Gott. Das Problem wiederum ist die Tendenz zu einer geschlossenen Gesellschaft. Insofern muss eine Motivation gefunden werden, sich mit dem anderen zu verständigen und "über den Tellerrand" zu gucken. Dies kann eine Bereicherung sein, beinhaltet aber auch den Konflikt einer Verunsicherung.

Pastor Thamm berichtet über seine Erfahrung, dass die Kommunikation eine wichtige Rolle bei der Einbindung ausländischer Mitbürger ist, genauso wie Multi Kulti Feste. Bei der Gemeindearbeit hat sich der christlich-muslimische Dialog als sehr wichtig herausgebildet. Auch hier ist es wichtig, zuzuhören, was andere zu sagen zu haben, ohne missionieren zu wollen.

 

Ein weiterer Punkt, so Pastor Thamm, sind Religion und die daraus entsprungenen vielfältigen Konfessionen. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der zugezogenen Deutschen aus Russland, die eine ganz spezielle evangelische Prägung haben. Dies beinhalte en großes Integrationsproblem, weil die kulturelle Identität innerhalb ihrer eigenen Kirchengemeinde besteht.

 

Die große Vielfalt der Konfessionen soll nun in Dialog treten mit der ebenso großen muslimischen Vielfalt. Deshalb, so Pastor Thamm, steht vor der Integration der Dialog. Dies sei die Hauptaufgabe zur Integration.

 

Herr Hasenauer (katholische Kirche) erläutert, dass es spezielle Anlaufstellen für ausländische Mitbürger gibt, so "Marys soziale Kinderklamotte", wo eine Erstlingsausstattung zur Verfügung gestellt wird. Bei den Gottesdiensten bleiben die einzelnen Gruppen lieber unter sich, daher gestalten sich gemeinsame Kontakte schwierig. Die Gemeinde hat sich zwar bemüht, die einzelnen Gruppen anzusprechen, doch sei deutlich geworden, dass es kein Interesse gibt, da deren Interesse deutlich anders ist. Dies, so Herr Hausenauer, ist sehr frustrierend.

 

Es entspannt sich eine Diskussion über den Religionsunterricht in den Schulen. Wer ist in der Lage für alle Religionsunterricht zu leisten? Besser sei es, dies über Werte und Normen zu vermitteln. Dieser Auffassung ist auch Herr Reinecke (FDP). Werte und Normen sollten übergreifend vermittelt werden. Religion sollte in der alten Form nicht stattfinden, da es immer Ausgrenzungen gäbe. Herr Hasenauer (katholische Kirche) ist dagegen der Auffassung, die Schüler sollten einen Standpunkt für jede Religion beziehen. Er spricht sich gegen Werte und Normen aus. Auch Frau Meins (CDU) spricht sich gegen Normen und Werte aus. Nach ihrer Auffassung sollen auch Minderheiten das Recht haben, im Fach Religion unterrichtet zu werden.

 

Stadtdirektor Koch erklärt, dass man sich in Glaubensfragen trefflich streiten kann. Es gibt keinen verpflichtenden Religionsunterricht. Die christlichen Kirchen können in den allgemeinbildenden Schulen Religion anbieten; es sei aber unmöglich, für jede Glaubensrichtung Angebote zu machen. Ein anderer Aspekt sei, dass die kirchlichen Wohlfahrtsverbände ( Caritas, Diakonisches Werk ) ja dabei sind, sich im "weltlichen" Leben zu beweisen. Dies sei eine große Chance, etwas anzubieten, ohne zu missionieren.

 

Stadtdirektor Koch regt an, bei der nächsten “Begegnungen der Kulturen” die Thematik “Integration und Religionen” als Gesprächsabend am runden Tisch zu diskutieren oder auch im jährlichen “Theologischen Forum” der VHS..

 

Frau Casanova gibt als Anregung, einmal alle Institute einzuladen, die Angebote machen. Viele leisten gute Arbeit, aber es findet keine Förderung statt.