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Beratungsinhalt: Ratsherr
MEIHSIES erklärt,
der Rat habe die Aufgabe darauf zu achten, dass die Steuergelder gut verwaltet
und sinnvoll eingesetzt werden. Dabei müsse zwischen dem Wünschenswerten und
dem für die Stadt finanziell Machbaren sorgfältig abgewogen werden. Das
kürzlich von der Verwaltung zu dem Thema Stadthalle vorgelegte Gutachten der
West-Consult sei nicht wirklich hilfreich gewesen und man sei einer
Entscheidung in den vergangenen zwei Jahren nicht näher gekommen. Weder der
Entwurf von Herrn Dr. Halves aus dem Jahr 2004 noch das in dem Gutachten
vorgelegte Konzept seien seiner Meinung nach finanziell tragfähig und damit
auch nicht kreditwürdig. Die Ergebnisse des Gutachtens basierten größtenteils
auf Binsenwahrheiten und Annahmen. Die Lüneburger Stadthalle sollte jedoch
keinesfalls um jeden Preis errichtet werden und er hoffe sehr, dass die
Verwaltung das auch so sehe und entsprechend handeln werde. Deshalb müsse
zunächst eine seriöse, klare Bedarfsanalyse in Auftrag gegeben werden, die dem
Gutachten der West-Consult ausdrücklich nicht zugrunde gelegen hat. Dabei müsse
das Umfeld und die Nähe zu Hamburg mit einbezogen, sowie auch Vergleiche mit
schon bestehenden Kongresshallen gezogen werden. Viele von denen arbeiteten
hoch defizitär und die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen wolle ein solches
Projekt, das den städtischen Haushalt auf Jahre hinaus unerträglich belasten
werde, nicht mittragen. Weiterhin müsse die Bedarfsanalyse auch die potenzielle
Konkurrenz einer Kongresshalle zu den vor Ort schon bestehenden Anbietern wie
Seminaris und anderen kulturellen Einrichtungen berücksichtigen und den
Schaden, der damit eventuell angerichtet werde. Beigeordneter
SRUGIS erinnert an
den Beschluss des Ausschusses für Wirtschaft und städtische Beteiligungen, dass
zunächst die Marketing GmbH eine Analyse vorlegen sollte. Das sei geschehen und
diese Untersuchung sei sehr überzeugend gewesen. Die Fraktion Bündnis 90/ Die
Grünen habe das damals zunächst akzeptiert und erst ein halbes Jahr später
angefangen, sich dagegen zu wenden, so dass er inzwischen den Eindruck habe,
die Grünen wollten eigentlich keine Stadthalle mehr für Lüneburg. Überrascht
dürfte eigentlich niemand über die hohen Baukosten und Defizite sein, das könne
man allgemein bei Vergleichen mit den meisten Kongresshallen nachprüfen. Das
zweite Gutachten sei auf Anforderung des Wirtschaftsministeriums und der N-Bank
in Auftrag gegeben worden, um die überregionale Bedeutung der Stadt und einer
hier angesiedelten Kongresshalle nachzuweisen. Das sei mit dem Gutachten
erfolgt und es sei darin auch der bundesweite Anstieg der Nachfrage nach
Veranstaltungshallen mit einer Kapazität von über 500 Plätzen dokumentiert
worden. Nur 5% des deutschlandweiten Angebots entspreche dem bisher. Nun
bestehe die einmalige Chance für Lüneburg, eine Förderung von 5 Mio. € zu
erhalten, einen Kredit von 5 Mio. € aufzunehmen und nur 0,8 Mio. € aus
Eigenmitteln beizusteuern, um eine solche Halle zu bauen. Und es werde dadurch
nicht nur das Kulturangebot erweitert, sondern gleichzeitig auch
Wirtschaftsförderung betrieben, denn ein Großteil der Teilnehmer und Gäste
werde zusätzlich auch das Angebot der Innenstadt nutzen und hier Geld ausgeben.
Der wichtigste Punkt sei aber die Imageentwicklung der Stadt Lüneburg, die
durch größere Veranstaltungen und deren Präsenz in den Medien intensiviert
werde. Für Lüneburg sei die Halle eine absolute Notwendigkeit und werde viele
zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Er appelliert daher an die
Landtagsabgeordneten, sich nachdrücklich für die Zuschüsse zum Bau der Halle
einzusetzen. Seine Fraktion lehne den Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die
Grünen ab. Beigeordneter
ALTHUSMANN ist zwar
der Ansicht, wenn man etwas erreichen wolle, müsse man auch Risiken eingehen,
die Stadt dürfe sich dabei aber nicht übernehmen. Das Gutachten der
West-Consult enthalte in der Tat keine wirkliche Bedarfsanalyse. Insofern sei
der Auftrag des Ausschusses für Wirtschaft und städtische Beteiligungen von der
Verwaltung nach wie vor abzuarbeiten. Er plädiere mit Nachdruck für die Halle,
trotzdem sei es ein sehr riskantes Projekt und es müsse vorher geklärt werden,
ob die Stadt sich die Unterhaltung in den Folgejahren leisten könne. 80% aller
Kongresszentren lägen in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Und nur
4% aller Veranstaltungen in Deutschland seien Events mit mehr als 400
Teilnehmern. Er rate daher dringend zu einer Planung mit Augenmaß und genauer
Prüfung, ob eine Halle in der bisher vorgestellten Größenordnung tatsächlich
notwendig und ausreichend vermarktbar sei. Grundvoraussetzung für die
Realisierung des Projekts sei die GA-Förderung mit mindestens 5 Mio. €.
Weiterhin müsse die Stadt Eigenmittel und einen Kredit beisteuern sowie die
jährlichen Defizite abdecken, aus denen sich lt. Prognose in 10 Jahren eine
Unterdeckung von etwa 5 Mio. € summiert haben wird. Er meine, ein PPP-Modell
mit einem privaten Betreiber wäre hier sehr vorteilhaft. Wenn die
Landesförderung ausbleiben sollte, wäre die Umsetzung des Vorhabens allerdings
insgesamt verantwortungslos. Man sollte sich im Übrigen bei den Planungen nicht
zu sehr auf die Nordlandhalle festlegen, sondern auch mögliche bescheidenere
Alternativen überdenken. Für wichtig halte er in jedem Fall die Kopplung einer
solchen Halle mit Hotel-, Kultur- und Wellnessangeboten und der Nähe zur
Innenstadt. Man solle die Hoffnung jedenfalls nicht aufgeben und alles dafür
tun, dass die Voraussetzungen vernünftig abgeprüft werden. Ratsherr
REINECKE meint, man
müsse natürlich vorsichtig sein und sowohl die Baukosten als auch ein
schlüssiges Gesamtkonzept im Auge behalten. Eine weitere Analyse sei zum
jetzigen Zeitpunkt aber nicht sinnvoll. Die West-Consult habe das Konzept der
Marketing GmbH bestätigt und ergänzt. Man könne auch selbst Vergleiche mit
Kongresshallen in vergleichbaren Städten anstellen. Lüneburg als
Wachstumsregion habe viele positive Rahmenbedingungen, u.a. die enge Anbindung
an Hamburg, und der Kongressmarkt entwickele sich zur Zeit ebenfalls sehr
positiv. Ohne Fördermittel des Landes sei die Halle aber auf keinen Fall finanzierbar,
deshalb sei es bedauerlich, dass man auf die Unterstützung durch den
Landtagsabgeordneten Meihsies in Hannover scheinbar nicht mehr hoffen könne.
Entscheidend sei jetzt, zwar vorsichtig und mit Augenmaß zu handeln, aber
gegenüber dem Land optimistisch und zielgerichtet aufzutreten. Das Land sei mit
dem vorgelegten Konzept offenbar zufrieden und erkenne die überregionale
Bedeutung an. Solange jedoch die finanziellen Rahmenbedingungen für das Projekt
nicht gesichert seien, sollten keine weiteren Kosten durch Gutachten produziert
werden. Stadtkämmerer
SAUER erklärt, man
befinde sich zur Zeit erst am Anfang eines Prozesses, der zu einem Förderantrag
führen werde. Erst auf der Grundlage eines positiv beschiedenen Förderantrages
könne man die finanziellen Folgen für die Stadt klar abschätzen und beurteilen,
ob trotz eventuell negativer Folgen für den kommunalen Haushalt die positiven
Wirkungen für die Stadt als Ganzes auf dem Wege der Umwegrentabilität
überwiegen. Ganz klar sei, dass die Halle nur dann gebaut werden könne, wenn es
dafür eine finanzielle Förderung aus Landes- oder EU-Mitteln gebe. Der Rat der
Stadt Lüneburg werde voraussichtlich erst im Jahr 2007 die abschließende
Entscheidung treffen können. Über den Sachstand werde bis dahin im Ausschuss für
Wirtschaft und städtische Beteiligungen laufend berichtet. Eine
unternehmerische oder stadtpolitische Entscheidung könne man allerdings nicht
durch Gutachten ersetzen, die immer nur eine Prognose sein könnten. Lüneburg
erfülle die meisten der in dem Gutachten als notwendig erachteten
Rahmenbedingungen. Man sei mit dem Projekt auf einem guten Weg und werde den
Rat gegebenenfalls zum richtigen Zeitpunkt um die Entscheidung für eine
zeitnahe und aktuelle Bedarfsanalyse bitten. Die Stadt würde die Finanzierung
über ein PPP-Modell bevorzugen und alles versuchen, dieses auch in die noch
festzulegenden Förderbedingungen mit aufzunehmen. Beigeordneter
DR. SCHARF sieht
das Problem nicht im Bau der Halle, sondern darin, wer sie am Ende betreiben
solle. Darüber müsse man sich sehr präzise Gedanken machen. Ratsherr
MEIHSIES findet
eine Grundsatzentscheidung des Rates dahingehend wichtig, dass tatsächlich zum
gegebenen Zeitpunkt eine Bedarfsanalyse in Auftrag gegeben werden solle. Diese
werde nicht die Entscheidung ersetzen, sondern sie erleichtern. Der Antrag
solle entsprechend der Aussage von Herrn Sauer umformuliert werden, dass der
Rat die Verwaltung beauftrage, zu gegebener Zeit eine Bedarfsuntersuchung für
eine Stadthalle in Auftrag zu geben. Beigeordneter
ALTHUSMANN meint,
der Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen habe sich durch die Aussage der
Verwaltung erledigt und sollte zurückgezogen werden. Eines besonderen
Ratsbeschlusses bedürfe es dazu nicht. Oberbürgermeister
MÄDGE stellt die
bisherige Entwicklung des Projekts nochmals dar. Alles sei zunächst davon
abhängig, wie hoch die Zuschüsse sein werden. Die Bedarfsanalyse sei in Zusammenarbeit
mit der IHK, der Handwerkskammer, den Touristikverbänden, einem bekannten
Konzertmanager und dem Ausschuss für Wirtschaft und städtische Beteiligungen
erarbeitet worden, basierend auf den Erfahrungen der letzten Jahre und dem
Vergleich mit anderen Städten. Der Rat müsse hier letztlich unternehmerisch
entscheiden, es gebe für diese Investition keine 150%ige Sicherheit. Die Stadt
wolle das Risiko eingrenzen, indem sie einen privaten Investor dazunehmen wolle
und die Halle innenstadtnah plane. Das PPP-Modell sei auch eine Vorgabe des
Wirtschaftsministeriums gewesen. Der Ausschuss für Wirtschaft und städtische
Beteiligungen selbst habe damals im Übrigen eine weitergehende Bedarfsanalyse
abgelehnt und sich mit den vorliegenden Daten zufrieden gegeben. Er meine, eine
zusätzliche Bedarfsanalyse würde die Zahlen nur bestätigen. Wie der Markt sich
in 5 – 10 Jahren tatsächlich entwickeln werde, könne man nicht voraussehen. Als
Betreiber der Halle werde nicht die Stadt selbst eintreten, sondern es solle
eine Betriebsgesellschaft mit Fachleuten und Beteiligung der Marketing GmbH
gegründet werden. Sobald eine Zusage des Wirtschaftsministeriums vorliege,
werde der Ausschuss für Wirtschaft und städtische Beteiligungen über das
weitere Vorgehen informiert. Nach den Entscheidungen des Rates im Jahr 2007
sollte dann so bald wie möglich mit dem Bau begonnen werden. Er meine, es liege
bereits eine Datenbasis vor, die eine richtige Beurteilung des wirtschaftlichen
Risikos und eine sachgerechte Entscheidung zulasse. Bürgermeisterin
SCHELLMANN gibt zu
bedenken, dass Gutachten meist das wiederspiegeln, was man hören wolle,
deswegen wäre es im Augenblick der falsche Zeitpunkt, eines in Auftrag zu
geben. Im Grunde solle es den Politikern die unternehmerische Entscheidung
abnehmen. Zukunftsgerichtete Prognosen seien aber immer mit Unwägbarkeiten
verbunden. Wenn man keine Verantwortung für das Risiko übernehmen wolle, werde
sich auch das in dem Gutachten niederschlagen. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg fasst mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe SPD/FDP
und der CDU-Fraktion gegen die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen folgenden
Beschluss: Der
Änderungsantrag sowie der ursprüngliche Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die
Grünen werden abgelehnt. (II,
VI) |
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