Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Oberbürgermeister
MÄDGE antwortet,
das Problem der steigenden Energiepreise beschäftige auch die Stadt als einen
der größten Abnehmer und man habe bereits mehrfach versucht, die Hintergründe
aufzuklären. Die Anzeigenkampagne der AVACON sei auf Druck der Aktionäre
zustande gekommen, die eine offensive Aufklärung der Kunden über die
Zusammensetzung der Preise gefordert hätten. Er selbst habe über die Gremien
der E.ON-AVACON immer wieder darauf gedrungen, dass die Einkaufs- und die
Verkaufspreise gegenübergestellt werden und eine Nachvollziehbarkeit der
Preisentwicklung ermöglicht wird. Die Zahlen seien allen kommunalen
Anteilseignern in einer gemeinsamen Sitzung erläutert worden und seien insoweit
plausibel gewesen. Daneben laufe die Überprüfung durch das Kartellamt und die
Gerichtsentscheidung in Hamburg für E.ON-Hanse. Die Stadt selbst habe auch als
Großabnehmer interveniert und die Preise gut verhandelt, sodass die Stadt im
Vergleich mit den Preisen, die andere Kommunen zahlen, noch relativ gut
abschneide. Man müsse sich wohl darauf einstellen, dass die Energiepreise auch
in Zukunft nicht sinken werden und eine Stagnation schon als Erfolg zu
betrachten sein wird. Deshalb sei es gut, dass die Stadt in den letzten Jahren
bereits einige Projekte in Gang gesetzt habe, um Energie zu sparen und
erneuerbare Energien zu fördern. Der Vorschlag, die Stadt solle auf ihre
Dividende verzichten, damit die AVACON in Lüneburg keine Preissteigerungen
vornehmen müsse, wäre nicht praktikabel, da mit der Dividende das Salü und das
Hallenbad unterhalten werden. Die fehlenden Mittel müsste dann der Steuerzahler
mit auffangen, die Belastungen würden so also nur verschoben. Die kommunalen
Anteilseigner würden sich jedenfalls weiterhin bemühen, die Preisentwicklung im
Sinne der Verbraucher zu kontrollieren, und darauf achten, dass keine
willkürlichen Preise gebildet, sondern lediglich die erhöhten Einkaufspreise
weitergegeben werden. Ratsherr
KUHN zitiert aus
einem Zeitungsartikel, dass die E.ON-AVACON im vergangenen Jahr enorme Gewinne
gemacht habe. Vor diesem Hintergrund sei ihm unverständlich, dass trotzdem die
Energiepreise weiter steigen. Oberbürgermeister
MÄDGE antwortet,
die außergewöhnlichen Gewinne des Gesamtkonzerns E.ON in Düsseldorf seien durch
außerordentliche Erträge aus dem Verkauf von Tochterfirmen und
Unternehmensteilen entstanden. So habe es der E.ON Finanzvorstand dem
Aufsichtsrat der E.ON-AVACON erläutert. Für die E.ON-AVACON würde das Aussetzen
der Energiepreiserhöhung für ein Jahr einen Ausfall von 300 Mio. € bedeuten. Beigeordneter
SRUGIS versteht den
Ärger der Verbraucher über das Gebaren der Energielieferanten, die sich wie
Monopolisten verhalten. Es sei gut, dass dem in Kürze ein Riegel vorgeschoben
werden solle. Es wäre eine ehrliche Aufklärung der Verbraucher über die Gründe
der Preissteigerungen notwendig, erfolgt sei aber nur eine Marketingkampagne
mit Zeitungsanzeigen. Es bestünden auch von Seiten der Verbände und der EU
durchaus Zweifel an der Richtigkeit der verwendeten Zahlen und einer direkten
Verbindung der Energiepreise mit dem Ölpreis. Das Kartellamt prüfe bereits, ob
hier missbräuchliches Verhalten vorliege. Der Rat könne hier leider nicht viel
ausrichten, der einzelne Verbraucher habe aber die Möglichkeit, Widerspruch
gegen die Rechnung einzulegen und diese nur unter Vorbehalt zu zahlen. Es
bleibe zu hoffen, dass in Kürze durch eine Öffnung des Marktes mehr Transparenz
und eine Besserung für den Verbraucher erreicht werde. Ratsherr
ZIEGERT warnt
davor, sich von den Untersuchungen des Kartellamtes zu viel zu versprechen, da
diese nur den Strompreis betreffe. Der Gaspreis unterliege lediglich einer Missbrauchskontrolle.
Das Problem mit dem Gaspreis sei dessen Kopplung an den Ölpreis, die vor Jahren
im Interesse der Verbraucher als sachliches Vergleichskriterium eingeführt
worden sei, um einem Preisdiktat vorzubeugen. Heute könne das jedoch nicht mehr
als sachliches Merkmal anerkannt werden, denn Gas werde nicht automatisch
knapp, wenn das Öl knapp werde. Die Energieunternehmen berufen sich jedoch auf
ihre langfristigen Lieferverträge mit festgeschriebenen Preisbindungen, davon
müsse man jetzt loskommen. Ratsherr
MEIHSIES schließt
sich seinen Vorrednern an. Die Verbraucher seien der Preisdiktatur der
Energiekonzerne hilflos ausgeliefert, selbst die Stadt als kommunaler
Anteilseigner müsse die Konzernentscheidungen hinnehmen. Die EU-Kommission habe
attestiert, dass der Wettbewerb in Deutschland auf diesem Sektor bisher nicht
funktioniere. Die Energiekosten seien im Vergleich zum europäischen Ausland um
bis zu 50% höher, das schädige auf Dauer auch die mittelständischen und kleinen
Unternehmen. Es sei deshalb um so wichtiger, auf kommunaler Ebene eine
Energiewende zu vollziehen und in alternative Techniken zu investieren. Das
müsse sich auch in den Konzessionsverträgen der Kommunen niederschlagen. In
einigen nordeuropäischen Ländern sei wieder eine Verstaatlichung der
Energienetze vorgenommen worden, da diese inzwischen als ein Teil der
Daseinsvorsorge betrachtet würden. Es sei spannend, ob diese Ansicht sich auch
in Deutschland irgendwann durchsetzen werde. Beigeordneter
ALTHUSMANN meint,
die Verantwortung für den starken Anstieg der Energiepreise in den letzten
Jahren liege bei der früheren rot-grünen Bundesregierung. Die Internationale
Energieagentur prognostiziere einen Anstieg des Gasverbrauches in Europa bis
2030 um bis zu 200% und des Primärenergiebedarfs um 160%. Die regenerativen
Energien könnten jedoch gerade einmal 2 – 4% des weltweiten Energiebedarfes
abdecken. Er halte auch die Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CDU auf
Bundesebene bezüglich des geplanten Ausstiegs aus der Kernenergie für den
falschen Weg. Wie in vielen anderen europäischen Ländern hätte man auch in
Deutschland längst die Frage eines Energiemixes diskutieren sollen, in den
neben regenerativen Energien auch die Kernenergie einbezogen werden müsse. Ratsherr REINECKE begrüßt, dass der Rat sich mit dem Thema befasst, denn auch
wenn er dazu keine Entscheidungsbefugnis habe, bleibe doch zu hoffen, dass auf
Grund der Menge der Unmutsbekundungen vieler Räte etwas erreicht werden könne.
Leider sei die Energiepolitik der früheren rot-grünen Bundesregierung mit hohen
Steuern und Abgaben nicht ganz unschuldig an der starken Energiepreiserhöhung.
Wichtig sei ein vernünftiger Energiemix und da sei es sicherer, wenn die
benötigte Kernenergie in Deutschland und nicht in der Ukraine erzeugt wird. Es
müsse aber auch sinnvoll in alternative Energien investiert werden. Die Stadt
müsse um die Energiepreise hart verhandeln und habe natürlich ein Interesse,
die Kosten möglichst gering zu halten. Es bleibe zu hoffen, dass die
Großkonzerne durch den umfassenden Protest der Politik und der Bürgerinnen und
Bürger gezwungen würden, ihre Preispolitik zu überdenken. Beigeordneter LÖB fasst zusammen, bei der Anfrage gehe es primär um den
Gaspreis, der nach wie vor an den Ölpreis gekoppelt sei, obwohl es dafür keinen
sachlichen Zusammenhang gibt. Die Gasversorger nähmen die enormen Gewinne
natürlich gern mit, davon sei auch die E.ON-AVACON nicht ausgenommen, die von
der E.ON und deren Preispolitik abhängig sei. Die Stadt habe daher auf den
Preis keinen Einfluss und profitiere aber auf der anderen Seite als
Anteilseigner auch mit davon. Davon müsse sie sich jedoch lösen und sich
stärker auf die Seite der Verbraucher stellen. Außerdem müsse die Stadt darauf
achten, bei künftigen Bau- und Sanierungsprojekten eher in alternative
Energieformen zu investieren, um künftig von Öl und Gas unabhängiger zu sein. Ratsfrau LOTZE widerspricht der Ansicht von Herrn Althusmann. Die
Kernenergie sei eine Technik, die nicht beherrschbar sei und gewaltige Summen
an Subventionen verschlinge. Das habe offensichtlich auch die CDU auf
Bundesebene eingesehen. Erneuerbare Energien würden hingegen nicht vom Staat subventioniert,
sondern die Kosten dafür trügen die Verbraucher und diese bewegten sich
lediglich im Cent-Bereich. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg nimmt die Beantwortung der Anfrage zur Kenntnis. (II,
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