Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Beigeordneter
DR. SCHARF betont,
beide Themen für die die Sondersitzung einberufen wurde, seien Sachthemen und
hätten nichts mit Wahlkampf zu tun. Sie hätten schon in der letzten Ratssitzung
besprochen werden können, wenn die übrigen Fraktionen dies nicht bewusst verhindert
hätten. Es sei unverständlich, dass die Gruppe SPD/FDP, die im Kreistag
einstimmig für die Resolution gestimmt habe, diese hier jetzt mit
fadenscheinigen Argumenten ablehne. Seit wann überlasse die selbstständige
Stadt Lüneburg so wichtige Angelegenheiten allein dem Landkreis? Das Gespräch
im Ministerium zu dem Thema werde am 16.08.05 stattfinden und es sei wichtig,
eindeutig zu dokumentieren, dass die gesamte betroffene Region mit Stadt und
Landkreis Lüneburg sowie Landkreis Lüchow-Dannenberg geschlossen hinter dieser
Resolution stehe, um der Sache den nötigen Nachdruck zu verleihen. Nachdem über
die Medien und die Informationskonferenzen umfassend über die möglichen
Trassenvarianten informiert worden sei, sei vielen Mandatsträgern erst richtig
bewusst geworden, was diese auf dem Gebiet der Stadt Lüneburg für die Bürger
bedeuten würden. Einige der vorgestellten Varianten, z.B. in 50 m Entfernung
zum Kloster Lüne, seien schlicht unglaubwürdig. Deswegen seien alle drei über
Lüneburger Stadtgebiet führenden Trassenvarianten nach Meinung seiner Fraktion
nicht machbar. Erst bei Ausdehnung des Untersuchungsraumes Richtung Nordosten
werde eine zukunftsträchtige Lösung möglich, bei der auch die mögliche
Verbindung über Handorf zur A 250 und nach Geesthacht, also eine Gelegenheit,
den boomenden Wirtschaftsraum Hamburg voll anzubinden, berücksichtigt werden
könnte. Er appelliere daher nochmals eindringlich an alle Ratsmitglieder, der
Resolution zuzustimmen. Beigeordneter
DÖRBAUM erläutert
nochmals, warum er einen Beschluss des Stadtrates über die Resolution nicht für
nötig halte. Es sei zu dem Thema bereits alles gesagt und beschlossen worden
und man könne die Beschlüsse nicht potenzieren, indem man sie mehrfach
wiederhole. In der Sache sei man also gar nicht uneinig. Die bisher vorgeschlagenen,
direkt durch das Stadtgebiet führenden Trassenvarianten halte er ebenfalls für
so nicht realisierbar. Deshalb sei auch er zu der Überzeugung gelangt, dass das
Untersuchungsgebiet ausgedehnt werden müsse und der entsprechende Beschluss des
Kreistages sei inzwischen offensichtlich auch schon umgesetzt worden. Er sei
sicher, dass das Landesstraßenbauamt diese Untersuchung mit der selben
Sachlichkeit durchführen werde, wie bisher. Wichtig sei ihm dabei, dass das
Schutzgut Mensch bei den Prüfungen einen höheren Stellenwert erhalte, als z.B.
ein FFH-Gebiet. Die Untersuchungen sollten zügig und parallel zu den laufenden
Prüfungen durchgeführt werden. Die SPD-Fraktion werde der Resolution heute
zustimmen, auch wenn der politische Wille des Stadtrates in Hannover bereits
bekannt sei und eigentlich nicht mehrfach bekräftigt werden müsse. Bürgermeisterin
SCHELLMANN weist
darauf hin, dass Nordostniedersachsen, das nach der Wiedervereinigung nun in
der Mitte Deutschlands liege, dringend eine bessere verkehrliche Erschließung
durch die A 39 benötige. Wo Autobahnen entstünden, folge in der Regel auch eine
bessere wirtschaftliche Entwicklung. Die FDP-Fraktion sei von Anfang an der
Meinung gewesen, dass Lüneburg neben der Ostumgehung auch eine westliche
Umfahrung benötige. Die vorgestellten Varianten durch das Stadtgebiet seien in
der Tat zum Teil völlig abwegig und berücksichtigten das übergeordnete
Schutzgut „Mensch“ nicht in dem gebotenen Maß, es müsse aber vorrangiges
Interesse der Ratsmitglieder sein, die für Lüneburg beste Lösung anzustreben
und nicht, den strukturschwachen östlichen Landkreis durch eine nordöstliche
Ausweitung des Suchraumes zu unterstützen. Die westlichen Landkreise seien
ebenfalls strukturschwach. Für die Stadt Lüneburg wäre durch eine östliche Trassenvariante
nichts gewonnen, da sich weiterhin alle Verkehre aus dem Westen durch die Stadt
„quälen“ müssten, um an die Autobahn oder die Ostumgehung zu gelangen. Bei
Eintreten der zukünftig prognostizierten Verkehrszahlen würde das die Stadt in
ein Verkehrschaos stürzen. Der Stadtrat müsste sich daher im Sinne der Stadt
dafür aussprechen, den Suchraum im Westen Lüneburgs weiter auszudehnen, um mit
der Trasse nicht die sensiblen Bereiche zu berühren, die dort momentan mit den
vorgeschlagenen Varianten tangiert würden. Hätte man diesen Zusatz in die
Resolution mit aufgenommen und denjenigen über die strukturschwachen östlichen
Landkreise weggelassen, dann hätte auch die FDP-Fraktion zugestimmt. Ratsherr
MEIHSIES bekräftigt
den Standpunkt der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, dass die A39 unnötig sei
und daher nicht gebaut werden sollte. Es lägen weiterhin keine stichhaltigen
Erkenntnisse vor, die einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region nach dem Bau
der Autobahn garantierten. Zudem sei es aus finanziellen Gründen äußerst
fraglich, ob die Autobahn jemals gebaut werde. Offenbar wolle man sich mit der
jetzt vorgelegten Resolution aus Angst vor dem Verlust von Wählerstimmen aus
der Verantwortung stehlen, indem man darauf dränge, den Suchraum weiter nach außen
zu verlagern. Er appelliert an die übrigen Ratsfraktionen, eine Kehrtwendung zu
machen und die A39 insgesamt abzulehnen, da diese nur eine Transitautobahn sein
werde, die den wirtschaftlichen Verkehr an der Stadt vorbeischleusen, für die
Stadt selbst jedoch keine wirtschaftlichen Vorteile bringen werde. Es wäre
besser, die regionale Wirtschaftskraft zu stärken. Die Fraktion Bündnis 90/ Die
Grünen rufe alle Autobahngegner auf, solidarisch zu sein und sich nicht in
Osten und Westen auseinander dividieren zu lassen. Beigeordneter
ALTHUSMANN wundert
sich über die jetzt angekündigte Zustimmung der SPD-Fraktion zu der Resolution.
Hätte sie dies bereits in der letzten Ratssitzung getan, wäre diese
Sondersitzung nicht nötig gewesen. An die Grünen gewandt erinnert er daran,
dass diese auf Bundesebene den Bundesverkehrswegeplan, in dem die A39 verankert
sei, mitbeschlossen haben. Er könne sich im Übrigen nicht vorstellen, dass eine
große selbstständige Stadt wie Lüneburg darauf verzichtet hätte, sich zu der
Frage zu äußern, ob eine Erweiterung des Suchraumes vorgenommen werden sollte,
um auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu einer menschenfreundlicheren
Lösung zu kommen. Der CDU-Fraktion gehe es insbesondere auch darum, ein
deutliches Signal für die A39 zu setzen, vor allem vor dem Hintergrund des
neuen Beschleunigungsgesetzes, das die Planungszeiträume deutlich verkürzen
werde. Die Forderung nach der Erweiterung des Suchraumes halte er für völlig
unkritisch, solange diese Prüfung in einem vernünftigen Kostenverhältnis stehe.
Dem Minister solle in dem anstehenden Gespräch verdeutlicht werden, warum eine
Erschließung im Osten eine andere Funktion habe, als eine westliche Umfahrung
Lüneburgs, welche in Form einer Autobahn eher darauf hinauslaufen könnte, Wirtschaftsverkehre
an der Stadt vorbeizuführen. Diese Lösung würde übrigens auch von Hamburg und
Schleswig-Holstein favorisiert. Hingegen befänden sich 80% der Arbeitsplätze im
Osten Lüneburgs in den dortigen Gewerbegebieten. Eine östliche Trassierung
zwischen diesen Industriegebieten und den strukturschwachen östlichen
Landkreisen könnte eher zur Förderung der regionalen Wirtschaft beitragen. Oberbürgermeister
MÄDGE geht kurz
darauf ein, dass auch er keine Dringlichkeit für die beiden Themen dieser
Sondersitzung sehe, den Rat aber auf Grund der Bestimmungen der NGO auf Wunsch
eines Drittels der Ratsmitglieder habe einberufen müssen. Die Stadt Lüneburg
habe sich im Übrigen bereits im Februar und im Mai an das Straßenbauamt gewandt
und genau dieses Anliegen vorgetragen, um das es in der Resolution gehe. Beide
Schreiben seien den Fraktionsvorsitzenden in Kopie zugegangen. Aus den
Protokollen der Beteiligungen der Träger öffentlicher Belange gehe ebenfalls
hervor, dass die Stadt das Thema dort angesprochen habe. Unzweifelhaft sei die
A39 für die Menschen und die Wirtschaft der Region notwendig und richtig. Die
Finanzierung werde über Mautsysteme erfolgen. Die Grünen dürften auch die
Menschen in Kaltenmoor nicht vergessen, die durch den ständig zunehmenden
Verkehrslärm auf der Ostumgehung belastet würden. Die Ablehnung der Autobahn
sei für die Bewohner Kaltenmoors jedenfalls keine Lösung. Es liege im
regionalen Interesse, den Suchraum nach Nordosten auszuweiten. Wenn man
gemeinsam etwas erreichen wolle und sich als Metropolregion betrachte, sei es
wichtig, auch Dahlenburg und Lüchow-Dannenberg als Wirtschaftsraum mit
anzubinden, damit diese infrastrukturell nicht weiße Flecken auf der Landkarte
blieben. Ganz deutlich sage er aber, dass die drei über das östliche Stadtgebiet
führenden Trassenvarianten aus seiner Sicht nicht akzeptabel seien, weil sie
das Schutzgut „Mensch“ nicht genügend berücksichtigen. Falls das Land sich
weigern sollte, weitere Trassenvarianten zu untersuchen, dann bleibe für die
Stadt Lüneburg wirtschafts- und regionalpolitisch einzig die westliche
Trassenvariante oder eine Ertüchtigung der B4 interessant. Das müsse den
Entscheidungsträgern ganz deutlich gemacht werden. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg beschließt mehrheitlich mit den Stimmen der SPD-Fraktion
und der CDU-Fraktion bei 3 Gegenstimmen der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen und
3 Enthaltungen der FDP-Fraktion die Resolution zur Ausdehnung des
Untersuchungsraumes für die geplante BAB A 39. (3,
01) |
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