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Auszug - Aktion Schlaumäuse (Antrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen vom 04.04.05)  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Rates der Stadt Lüneburg
TOP: Ö 5.2
Gremium: Rat der Hansestadt Lüneburg Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Do, 26.05.2005    
Zeit: 17:00 - 19:35 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/1492/05 Aktion Schlaumäuse (Antrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen vom 04.04.05)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Antrag d. Fraktion Bündnis90/Die Grünen
Federführend:01 - Büro der Oberbürgermeisterin Beteiligt:Bereich 56 - Kindertagesbetreuung und Jugendhilfeverbund
Bearbeiter/-in: Plett, Anke  Alter Fachbereich 5 - Jugend und Soziales
 
Wortprotokoll
Beschluss

Der Antrag wird gemeinsam mit der Anfrage „Computer in städtischen Kindertagesstätten“ (TOP 6

 

Der Antrag wird gemeinsam mit der Anfrage „Computer in städtischen Kindertagesstätten“ (TOP 6.3) beraten.

 

Beratungsinhalt:

 

Stadtdirektor KOCH beantwortet zunächst die Anfrage. Für die Leitungskräfte und das Verwaltungspersonal stehe in allen städtischen Kitas ein PC mit entsprechender Software für die Verwaltungs- und Büroarbeiten zur Verfügung. Auf Grund ihrer über das Stadtgebiet verstreuten Lage seien noch nicht alle an das städtische Intranet angeschlossen, dies werde in den nächsten Jahren geändert. Nur in wenigen Kitas stünden auch Computer für die Kinder zur Verfügung, in der Regel seien diese gespendet oder gesponsert worden. Die PC-Ausstattung im Leitungs- und Verwaltungsbereich sei eindeutig ausreichend, für den pädagogischen Bereich wäre eine verbesserte Ausstattung mit PC diskutierenswert, habe aber in der pädagogischen Konzeption der städtischen Kitas nicht höchste Priorität, da es für die Kinder vielfältige andere Lernanforderungen und –angebote gebe. Über die Beschaffung von PC müsste im Rahmen der Haushaltsberatungen entschieden werden. Im Hinblick auf die Haushaltslage der Stadt sehe er aber auch dafür derzeit keine Priorität. Förderprogramme auf Landes- oder Bundesebene für diesen Aufgabenbereich seien ihm nicht bekannt, mit Ausnahme des in dem Antrag angesprochenen Programms.

 

Ratsherr NOWAK erinnert an eine Diskussion im Jugendhilfeausschuss zu den Möglichkeiten einer zentralen Vergabe von Kitaplätzen, die eventuell über das Intranet erfolgen sollte. Er vermisse eine Aussage zu den freien Trägern von Kindertagesstätten, auch die müssten für eine zentrale Vergabe mit vernetzt werden. Zur Aktion Schlaumäuse habe ihn die Stellungnahme der Verwaltung etwas verwundert, laut der man erst noch die Unabhängigkeit des Herstellers prüfen wolle. Das Projekt werde von Unicef und namhaften Universitäten begleitet, Schirmherr sei das Bundesfamilienministerium, sodass sich eine solche Überprüfung wohl erübrige. Es gebe im Übrigen empirische Untersuchungen, dass der Umgang mit dem Computer und Lernsoftware auch für Kindergartenkinder gut und wichtig sei. Nach den Aussagen im Internet erscheine eine Weiterführung der Aktion in den nächsten Jahren keineswegs fragwürdig. Bei einer Teilnahme würden sehr wenig Kosten entstehen, die Ausstattung der Kitas mit den Computern werde übernommen und die Mitarbeiterschulung wäre ebenfalls kostenfrei. Daher sollte man in Lüneburg unbedingt an dem Projekt teilnehmen und es in den Kindergärten besser bekannt machen. Man könne daraus für die Kindergärten einen großen Nutzen ziehen, ohne dafür hohe Kosten tragen zu müssen.

 

Beigeordnete BAUMGARTEN meint, alles was die Sprachentwicklung von Kindern fördere, sei begrüßenswert. Das Projekt Schlaumäuse halte sie aber nicht für besonders geeignet. Sprache lerne man vom Sprechen und nicht durch das Kommunizieren mit Computern. Das Hauptaugenmerk müsse ihrer Ansicht nach auf eine Spracherlernung von und mit Menschen gelegt werden. Zunächst sollte das Ergebnis aus der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts Schlaumäuse durch die Technische Universität Berlin abgewartet werden. Im Jugendhilfeausschuss sollte dann nochmals eingehend beraten werden, ob man sich an dem Projekt Schlaumäuse beteiligen oder möglicherweise Fördermittel für andere Modelle der Sprachentwicklung an Kitas zur Verfügung stellen wolle.

 

Ratsherr HAGELS wundert sich, dass die CDU-Fraktion zu einem auch von der Landesregierung geförderten Projekt, an dem sich allein in Niedersachsen bereits 139 Kitas beteiligt hätten, so negativ eingestellt sei. Die Kita der Lüneburger AWO nehme bereits an dem Projekt Schlaumäuse teil und könnte im Jugendhilfeausschuss über ihre Erfahrungen berichten. Die ersten Erkenntnisse der TU Berlin aus der Begleitung des Projekts lägen auch bereits vor und darin werde deutlich, dass es wichtig sei, das Personal der Kitas mit dem pädagogischen Konzept und dem Umgang mit dem Programm vertraut zu machen, damit es richtig zum Einsatz kommen könne. Der PC ersetze ausdrücklich nicht das persönliche Gespräch von Angesicht zu Angesicht, sondern solle hier nur die Sprachentwicklung mit einem entsprechend entwickelten Lernprogramm unterstützen, an dem die Kinder Spaß hätten. Man sollte diese Chance nicht ungenutzt lassen und sich darüber im Jugendhilfeausschuss weiter informieren.

 

Ratsherr SOLDAN steht dem Projekt kritisch gegenüber, meint aber dass jede Chance ergriffen werden sollte, die zur Verbesserung der Sprachkompetenzen der Kinder beitragen könne. Er fürchte jedoch, dass das zu frühe Heranführen der Kinder an die Nutzung einer Maschine ihre Kreativität und die Qualität der späteren Schriftsprache beeinträchtige. Kinder müssten eher an Bücher als an Computer herangeführt werden. Ein Mangel in der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher in Kitas könne nicht einfach durch den Einsatz von Computern ausgeglichen werden. Er sehe keinen Vorteil darin, wenn ein Computer etwas anstatt einer Erzieherin vorlese. Die bisher vorliegenden Studien seien alle nicht von unabhängigen Pädagogen, sondern immer von den Entwicklern oder Auftraggebern dieser Lernprogramme selbst. Es gebe weitere Kritikpunkte, die im Jugendhilfeausschuss diskutiert werden sollten.

 

Stadtdirektor KOCH erklärt, die kritische Bemerkung in der Stellungnahme der Verwaltung bezüglich der „Hersteller-Neutralität“ beziehe sich auf die Überlegung, ob es gut sei, schon Kinder auf ein monopolistisches Betriebssystem zu schulen und damit bereits für später auf diesen bestimmten Hersteller festzulegen. Um aus dieser Abhängigkeit herauszukommen, bemühten sich derzeit immer mehr Verwaltungen, auf offene Systeme umzusteigen.

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Rat der Stadt Lüneburg fasst einstimmig folgenden Beschluss:

 

Der Antrag wird in den Jugendhilfeausschuss überwiesen, da seine Verwirklichung eine fachliche und sachliche Überprüfung und ggf. die Bereitstellung von Mitteln erfordert.

 

(50 S+P)