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Auszug - Lüneburg braucht mehr Ganztagsschulen (Antrag der Gruppe SPD/FDP vom 25.01.05, eingegangen am 27.01.05)  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Rates der Stadt Lüneburg
TOP: Ö 7.3
Gremium: Rat der Hansestadt Lüneburg Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Fr, 18.02.2005    
Zeit: 17:00 - 19:40 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/1393/05 Lüneburg braucht mehr Ganztagsschulen (Antrag der Gruppe SPD/FDP vom 25.01.05, eingegangen am 27.01.05)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Antrag der Gruppe SPD / FDP
Federführend:01 - Büro der Oberbürgermeisterin Beteiligt:Bereich 41 - Schulen, Kultur, Sport
Bearbeiter/-in: Plett, Anke  Fachbereich 4 - Kultur
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Beigeordneter FIRUS erläutert den Antrag entsprechend dem ausführlichen Antragstext. Es gehe nicht darum, diese Schulform den Lehrerkollegien und Eltern aufzuzwingen, eine Umstellung lasse sich nur gemeinsam realisieren und sei nicht einfach zu bewerkstelligen, da die Landesregierung beschlossen habe, nur noch offene Ganztagsschulen zu genehmigen, bei denen den Kollegien keine zusätzlichen Lehrer- oder Sozialpädagogen-Stunden zur Betreuung der Schüler zuzuweisen seien. Das sei seiner Meinung nach der verkehrte Weg. Es müsse mehr Geld in die Ganztagsschulen gesteckt werden, wenn man auf diesem Gebiet vorankommen wolle. Vor allem sei die Finanzierung doch eigentlich durch den Bund bis 2007 sichergestellt. Es gehe neben der wichtigen Schaffung weiterer Ganztagsschulen aber auch darum, bereits bestehende Ganztagsschulen in ihrem räumlichen Angebot zu verbessern. Die Details sollten im Schulausschuss besprochen werden.

 

Beigeordneter DR. SCHARF stimmt zu, dass man in Lüneburg bezogen auf die Schulpolitik auf dem richtigen Weg sei. Dabei dürfe das Ziel jedoch nicht eine Rundumversorgung der Kinder sein. Die Verantwortung für die Kinder müsse weiterhin bei den Familien verbleiben und den Eltern müsse die Möglichkeit gelassen werden, ihre Kinder nachmittags zu Hause zu betreuen, wenn sie dies wünschten. Die Pisa-Studie werde in letzter Zeit häufig herangezogen, um alle möglichen strukturellen Forderungen durchzusetzen, die sich im Vergleich verschiedener Schulsysteme jedoch nicht beweisen ließen. Entscheidend für ein gutes Abschneiden der Schüler sei letztlich guter, qualifizierter Unterricht und eine verbesserte individuelle Förderung. Zudem könne Schule allein soziale Ungerechtigkeiten nicht neutralisieren, das sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Stadt Lüneburg habe im Übrigen schon ein breites und ausgewogenes Ganztagsschulangebot in allen Schulformen geschaffen und die älteren Ganztagsschulen würden auch noch voll mit zusätzlichen Lehrerstunden gefördert. Ob das für die neuen Anträge noch gelten könne, bezweifele er, zumal die Mittel für 2005 und 2006 bereits „überzeichnet“ seien und einige Hauptschulen noch auf der Warteliste stünden. Insofern müsse man realistisch abschätzen, ob in Lüneburg weitere Ganztagsschulen im Grundschulbereich wirklich benötigt würden. Eine Dramatik sehe er jedenfalls in diesem Bereich für den Raum Lüneburg nicht gegeben.

 

Stadtdirektor KOCH weist darauf hin, dass niemand gezwungen werde, seine Kinder ganztägig zur Schule zu schicken, auch wenn diese eine Ganztagsschule besuchten. Seine persönliche Auffassung sei, dass die Organisationsform der Schulen für die Qualität von Bildung zweitrangig sei. Es komme im Wesentlichen darauf an, dass die Ressourcen sowohl bezogen auf die Räumlichkeiten als auch auf die Lehrerversorgung stimmen. Es sei seit einigen Jahren erfreulicherweise breiter Konsens, dass dafür mehr Geld benötigt werde und man versuche, so viele Förderprogramme wie möglich auszuschöpfen. Die Ansage der Landesregierung zu neuen Anträgen für Ganztagsschulen sei allerdings eindeutig. Es würden gegenwärtig keine weiteren Ganztagsschulen genehmigt, da die dafür notwendigen zusätzlichen Lehrerstunden nicht zur Verfügung stünden. Es bestehe immerhin die Ansage des Kultusministeriums, dass die jetzt nicht berücksichtigten Schulen vorrangig gefördert würden, wenn es dem Land finanziell wieder besser gehe. Stadtdirektor KOCH erläutert die umfangreiche Stellungnahme der Verwaltung zu dem Antrag.

 

Bürgermeisterin SCHELLMANN stellt klar, es gehe in dem Antrag nicht darum, dass alle Kinder in Ganztagsschulen gezwungen werden sollen. Eltern, die eine ganztägige Betreuung ihres Kindes benötigten, müsse aber ein solches Angebot gemacht werden können. Nach wie vor halte sie die Erziehung der Kinder in den Familien für besonders wertvoll, leider könne sich aber nicht jeder leisten, dafür zu Hause zu bleiben. Deshalb müssten zunächst unbedingt die weiteren Bedarfe geklärt und nicht generell alle Schulen zu Ganztagsschulen umgewandelt werden. Die großen sozialen und gesellschaftlichen Erwartungen, die dieser Schulform entgegen gebracht würden, könne sie sicherlich nicht alle erfüllen. Schule und Bildung müssten insgesamt einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der mit ein paar zusätzlichen Betreuungsangeboten am Nachmittag nicht zu erfüllen sei.

 

Beigeordneter LÖB entgegnet, er wundere sich ein wenig über die Ansichten seiner Vorrednerin, denen zufolge deutsche Mütter offenbar nur in Notsituationen zur Arbeit gehen dürften, wenn sie der Entwicklung ihrer Kinder nicht schaden wollten. Dieses Bild sei inzwischen realitätsfern. Ganztagsschulen sollten seiner Meinung nach eingeführt werden, weil sie pädagogisch sinnvoll und richtig seien und nicht nur als Betreuungsmöglichkeit für Notsituationen. In vielen europäischen Ländern, die sich in der Pisa-Studie besonders hervorgetan hätten, sei diese Schulform seit Jahren die Regel. Ausnahmen gebe es auch dort und so könnten die Eltern entscheiden, wenn sie eine andere Schulform bevorzugten. Er meine, zukünftig werde sich die Schulform der Ganztagsschule auch hier generell durchsetzen, weil sie einfach der richtige Weg sei. Über die weiteren Inhalte sollte im Schulausschuss diskutiert werden.

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Rat der Stadt Lüneburg fasst einstimmig folgenden Beschluss:

 

Der Antrag wird in den Schulausschuss überwiesen, da seine Verwirklichung eine sachliche und fachliche Überprüfung und ggf. die Bereitstellung von Mitteln erfordert.

 

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