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Auszug - Bestattungswesen - Friedwald  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Grünflächen- und Forstausschusses
TOP: Ö 9.3
Gremium: Grünflächen- und Forstausschuss Beschlussart: (offen)
Datum: Mi, 29.09.2004    
Zeit: 15:30 - 18:40 Anlass: Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Ratsfrau Ebeling stellt einleitend klar, dass es bei ihrem Antrag nicht darum gehe, mit dem Friedwald eine Konkurrenzsituation zu den herkömmlichen Bestattungsformen auf den Friedhöfen zu schaffen, sondern nur darum, einmal aufzuzeigen, welche Art von Bestattungen auf dem Markt derzeit noch so angeboten werden.

 

Fachbereichsleiter Wittmoser erläutert, dass sich hinter dem geschützten Begriff Friedwald eine GmbH verbirgt. Gekennzeichnet ist die Form der Bestattung dadurch, dass ein vorhandener Wald umgenutzt werde. Wesentliches Merkmal ist, dass nur eine Urnenbestattung möglich ist und das Grab 99 Jahre erhalten bleibt.

Seitens der Stadt besteht kein Interesse daran, zusätzlich zu den vorhandene Friedhöfen eine solche Form der Bestattung anzubieten. Vielmehr stellt sich die Frage, ob aus Kostengründen auf Dauer alle städtischen Friedhöfe in ihrer jetzigen Form für Bestattungen weiterhin geöffnet bleiben müssen. Ein Friedwald kann insofern nicht als Ergänzung gesehen werden. Wenn eine solche Bestattungsart angeboten werden soll, dann nach Ansicht der Verwaltung nur auf den vorhandenen Friedhöfen. Wenn seitens des Ausschusses der Wunsch da sein sollte, wird man sich seitens der Verwaltung darüber Gedanken machen und dies im Ausschuss weiter zur Diskussion stellen.

 

Herr Oberheide – Feuerbestattungsverein Lüneburg e.V. - gibt zu bedenken, dass der Begriff Friedwald irreführend sei. Bei einem Friedwald handelt es sich im Gegensatz zu einem herkömmlichen Friedhof keineswegs um ein befriedetes, also eingezäuntes Gelände. Der erforderliche Schutzcharakter ist demzufolge keineswegs gegeben. Die Entwicklung wird von ihm für nicht gut geheißen. Vielmehr ist es als Versuch zu verstehen, Nutzen aus den Schwächen einer Friedhofsgestaltung zu ziehen. Als Lösung, das Begehren nach einem Friedwald abzuwehren, könnte er sich durch eine bessere Gestaltung der Friedhöfe durch Schaffung naturnaher Bereiche vorstellen.

Aus seiner täglichen Berufspraxis heraus kann er bestätigen, das die Nachfrage nach Bestattungen in einem Friedwald bezogen auf die Region Lüneburg gegen Null tendiert.

 

Fachbereichsleiter Wittmoser geht davon aus, dass darauf abgestellt werden sollte, was die Menschen tatsächlich wollen. Für einen Friedwald müsste wegen des bestehenden Friedhofszwangs in Niedersachsen zunächst eine Waldfläche als Friedhofsfläche ausgewiesen werden.

 

Herr Dammann – BUND – geht davon aus, dass die Rahmenbedingungen bei uns ganz andere als in anderen Regionen oder im Ausland sind. Die Frage ist, was gerade im Trend liegt. Wenn man den Trend des schnellen Vergessens entgegenwirken will, sollte man den Gedanken des Friedwaldes nicht einfach wegwischen. Stattdessen sollte man den Gedanken aufgreifen und nach Möglichkeiten suchen, eine solche Bestattungsform auf den vorhandenen Friedhöfen anzubieten.

 

Herr Dr. Kracht – NABU – geht davon aus, dass man Anonymität durch eine Mauer und Namensnennung nehmen könnte.

 

Ratsfrau Thielbörger stimmt diesen Gedanken im Ansatz zu. In zunehmendem Maße ist festzustellen, dass viele in unsere Gesellschaft nicht mehr wissen, wo ihre Wurzeln sind. Viele haben es verlernt oder nicht gelernt zu trauern. Durch einen Friedwald würden kulturelle Grenzen nicht gebrochen.

 

Herr Oberheide – Feuerbestattungsverein Lüneburg e.V. -  könnte sich mit Blick auf die  kulturelle Situation vorstellen, dass man nach Abwägung Ausnahmen zulässt. Abweichende Regelungen sollten diskutiert werden können. Hamburg zeigt sich auf diesem Gebiet sehr unflexibel. In Lüneburg besteht die Möglichkeit, über abweichende Bestattungsformen zumindest ins Gespräch zu kommen. Die Atmosphäre des Abwägungsprozesses schützt auch vor Fehlern und davor, dass Hinterbliebene durch eine zu starre Haltung in eine Ecke gedrängt werden.

Generell spricht er sich dafür aus, dass nicht alles einer Regelung bedarf.

 

Beigeordneter Meißner hat den Ausführungen der Verwaltung entnommen, dass diese aus verschiedenen Erwägungen heraus nichts von den zusätzlichen Angebot einer Friedwald-Bestattung hält. Er schlägt vor, dass seitens der Verwaltung ein Konzept erarbeitet und vorgestellt wird, wie dem Gedanken des Friedwaldes auch innerhalb der Friedhofsgrenzen Rechnung getragen werden kann.

 

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

 

Ratsfrau Ebeling fasst als Beratungsergebnis zusammen, dass eine Resonanz für die Ausweisung einer zusätzlichen, gesonderten, außerhalb der jetzigen Friedhofsflächen liegende Fläche nicht gegeben ist. Gleichwohl soll seitens der Verwaltung ein Konzept erarbeitet werden, wie sich Flächen innerhalb der bestehenden Friedhofsanlagen so gestalten lassen, dass sie den Gedanken eines Friedwaldes bezüglich einer naturnahen Bestattungsform nahe kommen.

 

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Grünflächen- und Forstausschuss stimmt dem von Ratsfrau Ebeling zusammengefassten Beratungsergebnis und der weiteren Vorgehensweise einvernehmlich zu.