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Oberbürgermeisterin Kalisch begrüßt den Intendanten des Theaters Lüneburg, Herr Fouquet, und den designierten Intendanten, Herrn von Mansberg, und bittet sie, aus ihrer Sicht zur Zukunft des Theaters vorzutragen.
Herr Fouquet erklärt, dass das Theater mit einem wirtschaftlichen Defizit arbeiten müsse, da in den vergangenen Jahren, das Land seinen Anteil an den Tarifsteigerungen nicht übernommen hätte. Er wolle dem Gutachten, das am 28.09.23 vorgestellt werde, nicht vorgreifen. Die Einnahmen des Theater seien überdurchschnittlich. Dies sei dem guten Haus und seinen engagierten Mitarbeitenden zu verdanken. Die drei Sparten des Theaters würden viele Projekte gemeinsam gestalten. Das Zusammenspiel des gesamtes Hauses sorge für volle Vorstellungen, das mache das Lüneburger Theater aus. Wenn das Theater nicht mehr da wäre, wären außerdem Fördermittel zurückzuzahlen. Das Haus sei baulich auf dem aktuellen Stand. Die hierfür aufgewandten Fördermittel seien an einen Betrieb von 20 Jahren gebunden. Die Schieflage des Theaters sei auf die fehlende finanzielle Unterstützung insbesondere des Landes Niedersachsen zurückzuführen. Es müsse gehandelt und das Theater erhalten werden.
Herr von Mansberg ergänzt, dass die Probleme eigentlich lange bekannt seien. Neu wäre nur, dass das Problem jetzt gelöst werden müsse. Stadt, Landkreis und Land müssten handeln. Über die Politik würde entschieden, welche Art von Theater gewollt sei. Das Theater sei ein Ort des Austausches und der Demokratiebildung, ein Ort der Soziokultur, der nachhaltigen Entwicklung, der Bildung, ein Kunstraum. Es brauche die Identifikation mit dem Ort, an dem Theater stattfindet. Das Theater wünsche sich die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Auch er wolle nicht dem Gutachten und der sich anschließenden Diskussion vorgreifen. Das Theater werde sich deutlich verändern, wenn Sparten geschlossen würden. Diese Konsequenzen müsse man sich klar machen und überlegen, was Entscheidungen bedeuten.
Oberbürgermeisterin Kalisch bedankt sich für den deutlichen Appell. Die Bürger:innen und Politiker:innen wüssten den Stellenwert des Theaters zu schätzen. Es brauche diese Art der Kultur für Demokratie, bunte Perspektiven, Selbstkritik. In der kommenden Woche werde man das Gutachten bekommen und über die Auswirkungen sprechen müssen. Sie frage sich, ob der Appell auch im Land ankomme. Jedenfalls seien die Landtagsabgeordneten aus Stadt und Kreis daran, sich um den Erhalt zu bemühen. Dafür spreche sie ihren Dank aus. Und vor allem danke sie den Beschäftigten des Theaters für ihre Leistungen in der aktuellen Situation.
Auch Ratsfrau Lotze bedankt sich für die deutlichen Worte und den Hinweis auf die Qualitäten des Hauses. Man kenne zwar das Gutachten noch nicht im Detail, dennoch wisse man, dass dem Haus eine hohe Effizienz bescheinigt werde. Es sei bekannt, dass Empfehlungen aufgezeigt würden, Teile des Theaters zu schließen. Die Stärke des Theaters liege aber in der Symbiose aus allen Sparten und der Verästelung in die Region. Eigentlich komme nur in Frage, das Theater in der bisherigen Form beizubehalten. Man müsse sich entscheiden, was man wolle und eine gemeinsame Lösung finden. Das Land Niedersachen müsse sich bewegen. In der Vergangenheit sei stets ein Weg gefunden worden, wenn der politische Wille da gewesen sei. Daher solle man weniger das „ob“, sondern nur noch das „wie“ diskutieren.
Auf die Frage, was das Theater ohne die Sparte des Musiktheaters wäre, erklärt Herr Fouquet, dass es einen massiven Einschnitt gäbe. Das Musiktheater sei an vielen Produktionen beteiligt. Er erinnert daran, dass der Zuwendungsbescheid für die Fördermittel für ein drei-Sparten-Theater erteilt wurde. Daher müsse man sich fragen, wie der Fördermittelgeber auf eine Spartenschließung reagiere. Herr von Mansberg ergänzt, dass es zwar viele Schauspielhäuser aber kaum Musiktheater in Niedersachsen gebe. Das Theater würde sich deutlich verändern.
Ratsherr Meyn stellt fest, dass die Situation gut auf den Punkt gebracht worden sei. Die Tarifkostensteigerungen seien nicht übernommen worden. Im Koalitionsvertrag der Landesregierung sei aufgenommen worden, dass die Tarifkostensteigerung anteilig übernommen werden würden. Die Gespräche hierzu liefen auf Landesebene. Die Leuchtturmfunktion des Theaters sei zum Ausdruck gebracht worden. Die Landtagsabgeordneten seien aufgefordert, sich stark zu machen. Man müsse auf allen Ebenen kämpfen und brauche eine Perspektive bis wenigsten 2028.
Ratsherr Soldan geht darauf ein, dass man seit vielen Jahren über das Theater spreche und immer abgelehnt habe, Sparten aufzugeben. Das Theater sei ohne Musiktheater nicht zu denken. Das Streichen von Kulturangeboten im direkten Lebensumfeld behindere die Entwicklung der Stadt. Wenn das Musiktheater jetzt gestrichen würde, sei es schwer, dieses wieder zu beleben. Man habe gegenüber der NBank verbürgt, dass der Theaterbetrieb für 20 Jahre aufrechterhalten werde. Daher müsse man sich fragen, ob die Förderung zurückzuzahlen wäre. Man erwarte, dass die Landtagsabgeordneten sich stark machen für das Theater. Er erkundigt sich, was benötigt werde, um das Theater gesund und zukunftsfähig zu halten.
Herr von Mansberg antwortet, dass man einen konkreten Betrag nicht ausgerechnet habe. Das Theater müsse sich weiter entwickeln. Es ginge um die inhaltliche Zukunft, damit man die Aufgaben erfüllen und ein Leuchtturm auch für die Region sein könne. Er appelliert an die Anwesenden, das Problem gemeinsam zu lösen.
Ratsherr Heerbeck weist darauf hin, dass jede:r, der/die das Theater besucht habe, wisse, dass das Musiktheater ein wesentlicher Teil des Ensembles ist. Er könne sich schwer ein Theater ohne das Musiktheater vorstellen. Dies wäre ein kultureller Schaden für die Region Nord-Ost Niedersachsen. Man unterstütze die Bestrebungen für den Erhalt und wolle mit allen Beteiligten an einer Lösung arbeiten.
Ratsfrau Dr. Dartenne stellt klar, dass auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hinter dem Theater stünden. Alle hätten das gleiche Ziel. Die Grünen in Stadt und Kreis hätten sich mit Orchestermitgliedern getroffen, um über die Situation zu sprechen. Es habe sich gezeigt, dass das Orchester bereits heute mit Aushilfen arbeite, Jahresverträge und Teilzeitstellen hätten. Es müsse wirklich etwas passieren. Außerdem müsse man die Krise für Innovation nutzen und das Theater gut aufstellen, für die Menschen in Stadt und Kreis.
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