Bürgerinformationssystem
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Beratungsinhalt: Oberbürgermeister
MÄDGE teilt mit, es
gebe keine neuen Informationen, die über die aus den Zeitungsartikeln
hinreichend bekannten Tatsachen hinaus gingen. Bürgermeister
FISCHER führt aus,
die Universität sei als wichtiger Standortfaktor aus Lüneburg nicht
wegzudenken. Die geplante Fusion sei nicht mehr umkehrbar und alle Parteien
seien sich fraktionsübergreifend einig, dass sie nach dem Bologna-Modell
erfolgen sollte. Erfolgreich könne dies indessen nur bei ausreichender
Finanzierung sein. Ein wichtiger Punkt im Fusionsprozess sei aber auch
Transparenz, da tiefgreifende Strukturveränderungen beider Hochschulen
bevorstünden. Die Fraktionen würden den Prozess aufmerksam weiter begleiten und
sich bemühen, zum Wohle der Stadt zu seinem Erfolg beizutragen. Bildung und
Erziehung müssten weiterhin ein Schwerpunkt der Politik bleiben. Beigeordneter
ALTHUSMANN
berichtet, mit der geplanten Fusion der Lüneburger Universität mit Teilen der
jetzigen Fachhochschule Nordostniedersachsen (Lüneburg und Suderburg), solle
versucht werden, in Lüneburg eine völlig neuartige Konstruktion zu schaffen.
Leider würden manche Mitglieder der Universität dies weniger als Chance, denn
als Bedrohung sehen, weil sie sich nicht von dem althergebrachten
Universitätsmodell lösen könnten. Es sei jedoch fraglich, ob die in Deutschland
übliche Trennung von Universitäten, in denen sowohl Forschung als auch Lehre
betrieben werde, und den eher anwendungs- und praxisorientierten
Fachhochschulen noch zukunftsweisend sein könne. In Europa werde sich nach
Auffassung der Wissenschaftsminister in den nächsten Jahren zwangsläufig ein
einheitlicher europäischer Bildungs- und Hochschulraum entwickeln. Dies sei zwar
eine strittige Diskussion, die Nachteile des deutschen Diploms seien jedoch,
dass die Absolventen meist älter seien als ihre europäischen oder
amerikanischen Konkurrenten und dass sein Wert auf Grund seiner Einzigartigkeit
im Ausland kaum bekannt und beurteilbar sei. Der Bologna-Prozess sei im Prinzip
der Versuch, eine Vergleichbarkeit der europäischen Studiengänge mit einem
einheitlichen Abschluss zu entwickeln, der überall anerkannt werde. Die
Stiftungsuniversität Lüneburg könne nicht allein von ihren Stiftungsmitteln
leben und werde vom Land Niedersachsen jährlich mit rd. 25 Mio. € gefördert,
die Fachhochschule erhalte rd. 23 Mio. € jährlich. Beides seien also staatliche
Hochschulen, deren Zusammenführung u.a. natürlich auch aus Kostengründen stattfinde.
Grundsätzlich sei die Fusion von fast allen Beteiligten gut geheißen worden, da
sie eine Chance sei, den Hochschulstandort Lüneburg zu erhalten und zu stärken.
Dabei müssten Statusfragen zurückstehen, das Ziel dürfe nicht durch
Einzelinteressen und persönliche Eitelkeiten gefährdet werden. Dagegen müssten
sich die Umsetzungsteams in erster Linie damit auseinandersetzen, neue
Studiengänge so zu entwickeln, dass die Studierenden an der neuen Hochschule
sich aussuchen könnten, ob sie ihr Studium lieber forschungs- oder
anwendungsorientiert angehen möchten. Er bitte alle Beteiligten eindringlich,
sich zu bemühen, das Projekt im Sinne der Region Lüneburg zu unterstützen und
dies als deutliches Signal nach Hannover zu geben. Ratsfrau
VERLINDEN weist
darauf hin, dass der Fusionsprozess mit sehr hohen Kosten verbunden sei. Um das
Gelingen des Modellprojektes zu gewährleisten, sollte die finanzielle Grundlage
der Umsetzung gesichert sein. Hier sei dringend eine entsprechende
Finanzierungszusage des Landes erforderlich. Insgesamt wäre auch ein breiter
öffentlicher Diskurs über die Zukunft der Hochschulen und des gesamten
Bildungssystems in Deutschland von Interesse, um abschätzen zu können, mit
welchen qualitativen Standards die Studierenden künftig rechnen könnten. Ihre
Fraktion schlage für Lüneburg zunächst aber ganz konkret vor, aus dem Rat
heraus einen Unibeirat zu bilden, um einen regelmäßigen Austausch zwischen den
Ratsmitgliedern und Angehörigen der Hochschule zu gewährleisten. Am Bahnhof
sollte zudem künftig nicht nur „Lüneburg“, sondern „Universitätsstadt Lüneburg“
stehen, um die Identifizierung mit dem Hochschulstandort zu verdeutlichen. Bürgermeisterin
SCHELLMANN
fürchtet, dass am Ende des Fusionsprozesses etwas herauskommen könnte, das den
Namen Universität nicht mehr verdiene. In Bologna sei zwar 1999 von den
europäischen Hochschulministern vereinbart worden, bis zum Jahr 2010 einen
einheitlichen europäischen Hochschulraum zu schaffen, dies werde ihrer Meinung
nach jedoch reine Fiktion bleiben, denn die Regelung werde inzwischen von
einigen europäischen Ländern ganz eindeutig unterlaufen. Der in Bologna
beschworene internationale Standard existiere noch nicht einmal innerhalb der
angelsächsischen Studiensysteme. Selbst wenn man die Grundsatzfragen außer Acht
lasse, sei nicht nachvollziehbar, dass dieser für ganz Deutschland angeblich so
wichtige Reformprozess ausgerechnet an einer so kleinen, unterfinanzierten und
unterpersonalisierten Universität wie Lüneburg als Modellprojekt erprobt werden
solle, die dazu noch überproportional von Mittelkürzungen betroffen sei. Aus
dieser Diskrepanz ziehe sie den Schluss, dass das Modell nicht ernst gemeint
sei, sondern entscheidende Weichenstellungen für ein Scheitern des Prozesses
vorgenommen würden. Unklar sei nur, ob allein Lüneburg als Regionalhochschule
scheitern, oder dies auf das gesamte Bundesgebiet übertragen werden solle.
Würde man die Entscheidung von Bologna tatsächlich ernst nehmen, müsste man die
Reform zwangsläufig an einer der großen deutschen Hochschulen im Süden oder
Westen durchführen, wo noch eher Sparpotentiale vorhanden seien. Für die
Lüneburger Universität befürchte sie dagegen einen Tod auf Raten, denn wenn das
Modell nicht bundesweit übernommen werde, tauche zwangsläufig die Frage der
Wertigkeit auf, die bei den Studenten zu Verunsicherung führen und
mittelfristig für ihr Ausbleiben sorgen werde. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg nimmt Kenntnis. (V) |
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