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Auszug - Stadtklimaanalyse für die Hansestadt Lüneburg Prüfung der eingegangenen Stellungnahmen   

 
 
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung und des Ausschusses für Umwelt, Verbraucherschutz, Grünflächen und Forsten
TOP: Ö 5
Gremien: Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung, Ausschuss für Umwelt, Verbraucherschutz, Grünflächen und Forsten Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Fr, 24.05.2019    
Zeit: 15:00 - 18:55 Anlass: Sitzung
Raum: IGS Kreideberg Aula
Ort: Thorner Str. 14, 21339 Lüneburg
VO/8390/19 Stadtklimaanalyse für die Hansestadt Lüneburg
Prüfung der eingegangenen Stellungnahmen
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Frau Hölter
Federführend:Bereich 61 - Stadtplanung Bearbeiter/-in: Klang, Anja
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

 

Beratungsinhalt:

 

Stadtbaurätin Gundermann geht noch einmal kurz darauf ein, dass die Stadtklimaanalyse bereits vorgestellt wurde. Man habe sich verständigt, vergleichbar einem Bebauungsplanverfahren, ein Beteiligungsverfahren durchzuführen und den Ausschussmitgliedern Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Die eingegangenen Stellungnahmen seien ausgewertet, Fragen beantwortet worden. Der Entwurf der Stadtklimaanalyse solle jetzt quasi in die zweite Lesung gehen.

 

Herr Trute, Büro GeoNet, erläutert anhand der beigefügten Präsentation die Grundlagen, aus denen die Stadtklimaanalyse abgeleitet wurde. Er geht auf die Überwärmung der Städte und den Schutz besonderer Bevölkerungsgruppen ein. Die Ergebnisse der Untersuchungen seien in einer Klimaanalysekarte zusammengefasst, die als Grundlage für städtebauliche Entwicklung genutzt werden soll. In den Karten würde dargestellt, woher die Kühlung für überwärmte Gebiete komme. Dabei seien Tag- und Nachtsituationen und das Bioklima dargestellt worden. Maßnahmen, zur Verbesserung des Klimas bzw. die Verringerung von Überwärmung werden exemplarisch vorgestellt. Am Beispiel der Plangebiete „Am Schützenplatz“ und „Digital-Campus“ werden Belastungen und Kaltluftströme erläutert. Für das Gebiet „Digital-Campus“ habe man eine Ersteinschätzung zur klimatischen Veränderung abgegeben. Die Durchlässigkeit für Kaltluftströme sollte erhalten bleiben.

 

Die Nachfragen der Ausschussmitglieder werden beantwortet.

 

Dabei wird deutlich herausgestellt, dass bei einer Ausrichtung der Gebäude in Strömungsrichtung und dem Freihalten von Korridoren für die Kaltluftströme, eine Bebauung des Digital-Campus möglich ist und zu keinen signifikanten Veränderungen in der Innenstadt führen werde. Der Kaltluftstrom gelange nur in die Richtung der Innenstadt. Er würde bereits heute vorher unterbrochen.

 

Die Arrondierung entlang der Gemeindegrenze zu Reppenstedt sei verträglich, da der verbleibende Korridor für die Kaltluftentwicklung ausreichend groß dimensioniert bliebe. Zu klimatischen Verbesserungen sollten Wiesen, Bäume und Savannenstrukturen geschaffen, Wasser im Quartier versickert und Parkplatzflächen mit wenig Oberflächenrauhigkeit erstellt werden. Eine genaue Betrachtung könnte erst mit einer konkreten Modellrechnung anhand des städtebaulichen Entwurfs erfolgen. Dies sei für das Verfahren geplant. Die bisherigen Prinzipaussagen reichten aber für die Annahme der weiteren Durchströmung aus.

 

Im Hinblick auf die Gestaltung von Parkplätzen erklärt Herr Trute, dass über Tiefgaragen nachgedacht werden sollte. Ansonsten sollten Parkplätze eher an konfliktarmen Standorten geplant werden. Zusätzlich könnten Gebäude eingegrünt werden. Im urbanen Raum sollten aber keine Wälder entwickelt werden.

 

Von einzelnen Ausschussmitgliedern wird vorgeschlagen, den Klimanotstand auszurufen, wie andere Städte dies bereits getan hätten. Begleitet würde dies mit einem Masterplan und 250 Maßnahmen zur Verbesserung der Klimabedingungen. Herr Trute führt aus, dass er für Freiburg und Heidelberg die Masterpläne mit entwickelt habe. Die Situation der Städte sei aufgrund ihrer Lage im Rheintal nicht mir Lüneburg vergleichbar. Er halte städtebauliche Entwicklung in Lüneburg r machbar. Die Erklärung des Klimanotstandes sei eine politische Entscheidung.

 

Es wird nach der Effektivität kleinteiliger Entsiegelung, z.B. des Platzes Am Werder, gefragt. Herr Trute stellt heraus, dass Entsiegelungen sich erst ab einer bestimmten Größenordnung und Vernetzung bemerkbar machen würden.

 

Die Auswirkungen auf das Stadtklima bei Aufstockung von Discounterarealen müsste im Einzelfall geprüft werden. Das Aufständern von Gebäuden, Parkplätze mit Pergolen und Photovoltaikanlagen, für Bewohner als Erholungsfläche nutzbare Dachbegrünungen könnten zu Veränderungen führen. Die Innenentwicklung sei stets der Außenentwicklung vorzuziehen, dies müsse aber politisch entschieden werden. Häufig seien die Neubauten klimafreundlicher als der Aufwendige und kostenintensive Umbau von Bestandsbauten.

 

Oberbürgermeister Mädge weist darauf hin, dass man sich eher mit Braunschweig und weniger mit Heidelberg oder Freiburg vergleichen müsse. In der Bauleitplanung würden bereits Dach- und Fassadenbegrünungen vorgesehen. Verdichtung solle nur mit Augenmaß erfolgen, Grünflächen sollen langfristig als Erholungsflächen gesichert werden.

 

Herr Trute geht darauf ein, dass bei einer Defizitanalyse nur wenige Flächen ermittelt wurden, die mehr als 500 m von Wohnbebauung entfernt lagen. Durch die Anlage von Pocket-Parks könnten die Entfernungen verringert werden. Er sagt zu, eine Literaturliste bzw. entsprechende Links zur Vertiefung des Themas zur Verfügung zu stellen. (siehe Anmerkung im Protokoll vom 04.09.2019). Entscheiden sei es, die Bevölkerung mitzunehmen. Maßnahmen müssten realisierbar bleiben.

 

Auf den Wunsch, die Analyse auf Daten bis einschließlich 2018 anzupassen, erklärt Herr Trute, dass sich am angenommenen Mittelwert keine Veränderungen ergeben würden. Um Veränderungen darzustellen müssten Zeitreihenanalysen vorgenommen werden. Diese Daten könnten zusätzlich in Hamburg abgerufen werden. Danach sei die rechnerische Ermittlung verschiedener Realisierungen und Parameter möglich.

 

Ratsherr von Nordheim fragt nach einer Einschätzung zur Handlungsnotwendigkeit beim Exerzierplatz im Hanseviertel. Er halte es für unfair, wenn kein Programm aufgelegt würde, das einer Überwärmung des Platzes und der Umgebung entgegen wirke. Siehe Änderung gemäß Protokoll vom 26.08.2019.

 

Oberbürgermeister Mädge erwidert, dass man bereits im Gespräch sei, um diese Fläche zu entsiegeln und mehr grün zu schaffen. Im Bebauungsplan sei bereits Dach- und Fassadenbegrünung für das Plangebiet vorgesehen. Alle Eigentümer seien zu einer energetischen Beratung, die auch die Grüngestaltung beinhalte verpflichtet. Ziel sei es außerdem, künftig sog. Schottergärten zu verhindern bzw. zurückbauen zu lassen. Auch über mehr Wasser im Gebiet könne man reden. Man wolle verschiedene Flächen nach den wirtschaftlichen und personellen Möglichkeiten entwickeln.

 

Im Hinblick auf den Status der Analyse erklärt Herr Trute, dass noch Geodaten über- und eingearbeitet werden müssten, ehe die Analyse abgeschlossen sei. Außerdem sei zu empfehlen, die Analyse nach fünf bis zehn Jahren zu aktualisieren. Ersteinschätzungen zu städtebaulichen Überlegungen würde er bereits heute gegenüber der Verwaltung abgeben.

 

Zum Einfluss von Klimaanlagen erläutert Herr Trute, dass die Abwärme bisher nicht berücksichtigt wurde, da es nur eine vergleichbar geringe Anzahl von Anlagen gäbe. Er spreche sich mehr für Passive Maßnahmen zu Kühlung aus.

 

Ratsherr von Nordheim spricht sich dafür aus, in der nächsten Sitzung des Bauausschusses über Neugestaltungen im Hanseviertel und die Planung für den Flugplatz zu sprechen. Siehe Änderung gemäß Protokoll vom 26.08.2019.

 

Stadtbaurätin Gundermann bittet darum, die vorgeschlagenen Beschlüsse zu fassen, damit die Analyse künftig als Fachgutachten in städtebauliche Planungen einbezogen werden könnten. Die Analyse würde so zur Arbeits- und Abwägungsgrundlage. Einzelfragen könnten unabhängig von der Analyse besprochen werden. Nach dieser Diskussion werde die Analyse noch redaktionell geändert und zur Beschlussfassung in Verwaltungsausschuss und Rat in der Endfassung vorgelegt.

 

Oberbürgermeister Mädge ergänzt, dass das Klima in jedem Bebauungsplan neu betrachtet würde und die Verwaltung zu Einzelfragen immer redebereit sei. Die Analyse als Grundlage städtebaulicher Planung solle zu Rechtssicherheit führen. Die Stadtklimaanalyse werde erst mit dem Ratsbeschluss rechtsverbindlich.

 

Beigeordneter Blanck beantragt, Ziffer 1 der Beschlussempfehlung um die Worte „zur Beratung“ zu ergänzen.


Beschluss:

 

Der Antrag, Ziffer 1 in der Fassung Die eingegangenen Stellungnahmen und die Antworten zu den eingegangenen Stellungnahmen werden von den Ausschussmitgliedern zur Beratung zur Kenntnis genommen zu beschließen, wird mehrheitlich (4 Ja-Stimmen, 11 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung) abgelehnt.

 

Der Ausschuss für Umwelt, Verbraucherschutz, Grünflächen und Forsten und der Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung beschließen

 

mehrheitlich (12 Ja-Stimmen, 4 Enthaltungen)

 

  1. Die eingegangenen Stellungnahmen und die Antworten zu den eingegangenen Stellungnahmen werden von den Ausschussmitgliedern zur Kenntnis genommen.

 

sowie einstimmig

 

  1. Die Ergebnisse der Stadtklimaanalyse sind in die laufenden und künftigen Bauleitplanverfahren als zu berücksichtigender Belang aufzunehmen.

 


Abstimmungsergebnis:

 

Änderungsantrag zu Ziffer 1

   Ja-Stimmen: 4

Nein-Stimmen: 11

  Enthaltungen: 1

 

Beschlussvorschlag Ziffer 1

   Ja-Stimmen: 12

Nein-Stimmen: 0

  Enthaltungen: 4

 

Beschlussvorschlag Ziffer 2

   Ja-Stimmen: 16

Nein-Stimmen: 0

  Enthaltungen: 0

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 TOP 5_2019-05-24_GEO-NET-Stadtklimaanalyse_Lueneburg-Rev00 (5762 KB)