Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Fachbereichsleiterin
SCHRÖDER-EHLERS
gibt einen kurzen Sachstandsbericht zur geplanten Demonstration der NPD am
29.11.03. Das Verwaltungsgericht habe die Veranstaltung genehmigt und eine
Route festgelegt. Es seien zusätzlich 12 Gegenveranstaltungen angemeldet worden,
darunter eine Großdemonstration von Kaltenmoor bis zum Clamart-Park. Einige der
angemeldeten Mahnwachen hätten nur unter besonderen Auflagen genehmigt werden
können, die Anmeldungen seien daraufhin zurückgezogen worden. Vom Netzwerk
gegen Rechts sei eine Presseerklärung ins Internet gestellt worden, die
letztlich zu dem Schluss komme, dass die Entscheidungen des
Verwaltungsgerichtes und der Stadt gewalttätige Auseinandersetzungen herausfordere.
Sie appelliere daher nochmals sehr eindringlich an alle Bürgerinnen und Bürger,
friedlich zu demonstrieren. Die Ratsmitglieder, die an den Gegendemonstrationen
teilnehmen wollen, bitte sie, ihren Einfluss dementsprechend geltend zu machen.
Beigeordneter
FIRUS zählt auf,
die NPD sei eine rechtsextremistische, nationalistische, antisemitische,
fremdenfeindliche, antidemokratische, gewaltbereite und verfassungsfeindliche
Partei, Dies werde durch wissenschaftliche Analysen und
Verfassungsschutzberichte untermauert. Der Protest aller demokratischen Kräfte
gegen die NPD müsse ganz deutlich gemacht werden. Die NPD diffamiere die
parlamentarischen Institutionen, wie das auch die Nationalsozialisten in der
Weimarer Republik getan hätten. Ihr gesamtes Vorgehen werde von dem Ziel
beherrscht, unsere rechtsstaatliche, freiheitliche Demokratie einschließlich
der Gewährleistung der Menschenrechte zu beeinträchtigen und langfristig zu
zerstören. Diese verfassungsfeindliche Zielsetzung verfolge die NPD in
besonders kämpferischer, aggressiver Weise. In Lüneburg gebe es glücklicherweise
viele demokratische Kräfte, die sich eindeutig gegen die NPD und ihre
angekündigte Demonstration wenden. Leider sei es nicht zu einer gemeinsam
geplanten Aktion gekommen. Trotzdem würden alle Gegenveranstaltungen gegen die
NPD-Demo gemeinsam verdeutlichen, dass die NPD in Lüneburg unerwünscht sei. Er
bittet alle Ratsmitglieder sowie Bürgerinnen und Bürger, sich dem Protest
anzuschließen und zahlreich an den Veranstaltungen teilzunehmen. Beigeordneter
ALTHUSMANN sieht in
der NPD keine wirkliche Gefahr für unsere Demokratie, da der größte Teil der
Bevölkerung in Deutschland im demokratischen Rechtsstaat fest verwurzelt sei.
Rechtsextremismus sei aber in vielen europäischen Ländern ein Problem und es
gelte, sich deutlich gegen jegliche extremistische Tendenzen abzugrenzen. Mit
der Unterstützung der Resolution wende sich die CDU-Fraktion gegen jede Form
von Extremismus und bekenne sich zum freiheitlich demokratischen Rechtsstaat,
der die Würde eines jeden Menschen achte und zu schützen bereit sei. Die
Resolution setze auch ein deutliches Zeichen gegen die Ausgrenzung von Menschen
ausländischer Herkunft. Wer rechts- oder linksextremistisches Gedankengut verbreite,
stelle sich außerhalb unserer Demokratie und Gesellschaft und könne nicht mit
der Toleranz des demokratischen Rechtsstaates rechnen. Die CDU trete für eine
wehrhafte Demokratie ein, in der sich die Bürger aufrecht und mutig jeglichen
extremistischen Tendenzen entgegenstellen. Wer das hohe Gut der Freiheit in
unserem Land genieße, sollte nie vergessen, wie viele Opfer gebracht werden
mussten, um diese Freiheit und Gerechtigkeit zu erringen. Eine ernsthafte
Gefahr gehe zwar seiner Ansicht nach von der NPD nicht aus, aber Wachsamkeit
sei der Preis der Freiheit. Ratsherr
NOWAK begrüßt die
gemeinsame Resolution ebenfalls. Es stimme allerdings nachdenklich, dass es in
Lüneburg immer wieder zu Aufmärschen der NPD komme. Rechtsextremismus sei
leider kein randständiges Problem der Gesellschaft und die Aufrufe, Bilder und
Schriften im Internet zeigten nur die Spitze des Eisbergs. Der
gleichberechtigte und respektvolle Umgang mit allen Mitmenschen sei die
Grundlage der demokratischen Gesellschaft, diese müsse sich daran messen
lassen, wie sie gerade auch die Minderheiten schütze. Rechtsextremismus und
Fremdenfeindlichkeit seien irrational, ihre Ursachen vielfältig. Sie ließen
sich nicht einfach durch Parteiverbote oder Bekämpfung sozialer Probleme o.ä.
aus der Welt schaffen. Patentrezepte gebe es hier nicht. Notwendig sei vielmehr
ein kontinuierliches Engagement der gesamten Gesellschaft. Diese Resolution sei
ein kleiner Schritt. Der weiterführende wäre, am Samstag persönlich an der
Gegendemonstration teilzunehmen. Bürgermeisterin
SCHELLMANN meint,
die gemeinsame Resolution sei so eindeutig, dass sie eigentlich keiner weiteren
Erläuterung bedürfe. Die gesamte Herangehensweise an die geplante NPD-Demo sehe
ihre Fraktion allerdings etwas zwiespältig, da sich in der Praxis gezeigt habe,
dass man häufig durch Nichtbeachtung durchschlagendere Erfolge erzielen könne,
als durch Beachtung. Durch die vorangegangene Entwicklung mit Verbot der Demo,
Gerichtsverfahren, Protesten und Gegendemonstrationen habe die NPD erst die
öffentliche Aufmerksamkeit erhalten, die sie sich erhofft, aber allein nicht
hätte verschaffen können. Eigentlich sollte man die NPD mit Nichtachtung
strafen, dann hätte wahrscheinlich kaum einer die Demonstration zur Kenntnis
genommen. Andererseits habe sich aber in der deutschen Geschichte gezeigt, was
geschehen könne, wenn man bestimmte Entwicklungen nicht rechtzeitig wahr und
ernst nehme. Widerstand habe nur dort reale Erfolgschancen, wo er sich gegen
das Heraufziehen totaler Macht- und Herrschaftsansprüche wende, solange sich
rechtsstaatswidrige, demokratiefeindliche Strategien noch nicht in den Köpfen
oder gar Institutionen durchgesetzt hätten. Das setze Menschen voraus, die sich
der freiheitlich demokratischen Grundordnung verpflichtet wüssten und auf ihrer
Einhaltung beständen. Und aus diesem Grund werde der Rat heute entsprechend
tätig und schweige nicht. Beschluss: Der Rat
der Stadt Lüneburg verabschiedet die Resolution einstimmig. (01) |
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