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Auszug - "BIONIC SMART FACTORY / 3D-Druck" - Vortrag des Vorstandes der Bionic Production AG  

 
 
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und städt. Beteiligungen
TOP: Ö 5
Gremium: Ausschuss für Wirtschaft und städt. Beteiligungen Beschlussart: (offen)
Datum: Do, 21.06.2018    
Zeit: 16:05 - 18:40 Anlass: Sitzung
Raum: Albert-Ransohoff-Saal, PKL, Haus 48, 1. Stock, Am Wienebütteler Weg 1
Ort: PKL, Am Wienebütteler Weg 1, Haus 48, 1. Stock
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

 

Beratungsinhalt:

 

Oberbürgermeister Mädge hrt aus, dass mit dem Thema „Digital Campus“ erkennbar wird, wie wichtig die Arbeit der Wirtschaftsförderungs-GmbH für Stadt und Landkreis Lüneburg (WLG) sowie der Süderelbe AG (SAG) ist. Der nun in den politischen Gremien vorgestellte Zwischenstand ist ein Produkt der in 2014 begonnenen Planungen. Herr Dr. rgen Glaser (Prokurist Süderelbe AG) und Herr Mädge selbst werden etwas zur Entstehung der Idee und dem weiteren Prozess vortragen. Anschließend stellt Herr Wolfgang Bülow (Vorstand Bionic Production AG) die aktuellen Erfolge seines Unternehmens auf dem Gebiet des 3D-Drucks in Lüneburg vor. Abschließend wird Herr Christian Brei (Leuphana Universität Lüneburg) die Sicht der Universität darstellen und etwas zur Gebäudenutzung am Standort Volgershall sagen.

 

Herr Dr. Glaser beginnt mit seiner Präsentation, die dem Protokoll als Anlage 1 beigefügt ist.

Als Fazit der dargestellten Inhalte sagt er, dass viele Standortfaktoren für eine Ansiedlung der entsprechenden Firmen in Lüneburg sprechen und es die Kompetenzen hier weiterzuentwickeln gilt. Die Einrichtung des „Digital Campus“ ist nur folgerichtig und der nächste Schritt in dem bereits seit Jahren angestoßenen Prozess. Das Zeitfenster ist zudem sehr begrenzt, sodass ein entsprechendes Flächenangebot zur Ansiedlung von Startups und etablierten Firmen in diesem Bereich zeitnah geschaffen werden muss. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Unternehmen sich für einen anderen Standort und nicht für Lüneburg entscheiden.

 

Anschließend trägt Oberbürgermeister Mädge die dem Protokoll als Anlage 2 (Artikel dazu Anlage 3) beigefügte Präsentation vor. Er weist darauf hin, dass die Ansiedlung von Firmen und Startups im digitalen Segment von diversen Städten angestrebt wird. Die Stadt Uelzen beispielsweise hat aktuell ein etwa 100 ha großes Gewerbegebiet ausgewiesen. Als Konkurrenz sind beispielsweise auch die Städte Winsen (Luhe) und Buchholz i. d. Nordheide zu sehen. Einer der größten Vorteile von Lüneburg ist die Leuphana Universität. Bei der Auswahl des Standortes Volgershall wurden auch Alternativen geprüft, die jedoch nicht ausreichend Kapazitäten oder eine schlechte Erreichbarkeit aufwiesen. Die nun angestrebte Verbindung von Wohnen und Arbeiten ist optimal, da auf diese Weise kurze Wege entstehen. Mit der Ansiedlung von Startups schafft die Kommune zudem potenzielle neue Gewerbesteuerzahler. Die vorgestellte Planung ist eine gute Lösung für die Hansestadt Lüneburg und die Gemeinde Reppenstedt. Die jeweilige Planungshoheit der beiden Kommunen wird bei der Aufstellung der Bebauungspläne selbstverständlich berücksichtigt.

 

Die darauf folgende Präsentation von Herrn Bülow ist dem Protokoll als Anlage 4 beigefügt. Er führt aus, dass er seit November 2016 Vorstand der Bionic Production AG (BPAG) ist. Die Gründung der BPAG im Jahr 2016 ergab sich im Rahmen des Laserzentrums Nord. Der Umsatz wird im Jahr 2018 rund 1,3 Mio.  betragen. Zurzeit beschäftigt die BPAG 13 Mitarbeiter. Es ist geplant bis 2024/2025 einen Umsatz von 25 Mio.  zu erreichen und rund 100 Mitarbeiter zu beschäftigen. Seit dem 01.02.2018 hat die Firma ihren Sitz in Lüneburg / Volgershall.

Anhand des in der Sitzung vorgeführten Films und der beiliegenden Präsentation erläutert Herr Bülow die Technik sowie die Vorteile bionischer Produktion. Die hohen funktionalen Anforderungen an das hergestellte Bauteil werden bei deutlich geringerem Gewicht des Produkts erreicht. Die Gewichtsersparnis bei einem Bremssattel beispielsweise liegt bei rund 40-45%. Der 3D-Drucker erglicht die Herstellung von Bauteilen, die anders nicht produzierbar wären und revolutioniert auf diese Weise die Industrie. Produkte in Spritzgusstechnik beispielsweise betigen zusätzliche Kühlzeiten. Durch die 3D-Technik können die Taktzeiten der Produktion erhöht werden. Die BPAG übernimmt als Dienstleister in diesem Bereich die Funktion des Beraters und Entwicklers vor der Produktion, den Druck selbst, die dazugehörige Nachbearbeitung des Bauteils sowie die anschließende Qualitätssicherung. Die BPAG plant gemeinsam mit anderen Firmen auf dem 3D-Campus einen Weiterentwicklungsprozess.

 

Nach dem Vortrag von Herrn Bülow trägt Herr Brei die Sichtweise der Leuphana Universität Lüneburg vor. Die vorgestellte Technologie habe Potenzial, die Industrie in Bezug auf Produktion und Logistik maßgeblich zu verändern. In Lüneburg sollte weitere Kompetenz in diesem Bereich aufgebaut werden. Die Universität hat durch den Zusammenzug der einzelnen Bereiche im Zentralgebäude nun in Volgershall ein besseres Flächenangebot, als es beispielsweise in Hamburg vorhanden ist. Es bietet sich jetzt eine einmalige Entwicklungschance und optimale Nutzungsmöglichkeit der Räumlichkeiten in Volgershall. Für die Ingenieurwissenschaften in Lüneburg ist dies eine große Chance, die im Hinblick auf den Wettbewerb der Universitäten zu ergreifen sei. Es bietet sich auf diese Weise auch eine Entwicklungschance für die gesamte Universität im Bereich der Digitalisierung, die in diverse Fachgebiete ausstrahlt. Zudem werden in nächster Zeit 100 Digitalisierungsprofessuren durch das Land ausgeschrieben, um die sich auch Lüneburg bewerben wird. Die Aussicht eines „Digital Campus“re hilfreich im Bewerbungsverfahren. Die Leuphana Universität hat ihren Schwerpunkt bisher eher im Bereich der Geisteswissenschaften und kooperiert mit der technischen Universität Hamburg. Die Kooperation würde durch die neuen Möglichkeiten im Bereich der Ingenieurwissenschaften deutlich gestärkt werden. Darüber hinaus ist im 3D-Projekt ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Metropolregion Hamburg zu sehen.

 

Ratsfrau Dr. von Haaren fragt, ob das Zeitfenster für die Ausschreibung der Professuren bekannt ist.

 

Herr Brei sagt, dass der Landtag bisher lediglich den Entschluss gefasst hat diese im Jahr 2018 auszuschreiben.

 

Oberbürgermeister Mädge ergänzt, dass die Ausschreibung Bestandteil der sogenannten „Digitalisierungsoffensive“ sein soll.

 

Ratsherr Soldan fragt, ob die BPAG in Volgershall auch produziert oder externe Dienstleister mit dem Druck beauftragt und welche Stückzahlen hergestellt werden.

 

Herr Bülow antwortet, dass die genaue Stückzahl noch ungewiss ist und diese maßgeblich durch die Druckfähigkeit der Bauteile und die eingesetzten Druckverfahren beeinflusst wird. Erwartung der BPAG ist es im Jahr 2025 etwa 25 Drucker am Standort Volgershall zu betreiben.

 

Ratsherr Soldan fragt, ob es möglich ist auch an anderen Orten in Lüneburg zu produzieren.

 

Herr Bülow antwortet, dass dies nicht sinnvoll wäre, da die notwendige Interaktion zwischen den einzelnen Abteilungen fehlen würde. Es sind enge Abstimmungen zwischen der Entwicklung, dem Druck selbst sowie der Nachbearbeitung erforderlich. Um ein Bauteil sinnvoll zu konstruieren sind teilweise mehrere Druckversuche durchzuführen. Die Gefahr, dass in Volgershall eine große Fabrik entsteht, sieht er nicht.

 

Herr Dr. Glaser ergänzt, dass in Volgershall bereits heute ein 3D-Drucker steht und die BPAG das Druckangebot weiter ausbauen möchte.

 

Ratsherr Soldan chte wissen, welchen Zeitplan die Hansestadt Lüneburg zur Entstehung des „Digital Campus“ anstrebt.

 

Oberbürgermeister Mädge sagt, dass er interessierten Unternehmen gegenüber perspektivisch etwa eineinhalb Jahre als Zeitraum der Realisierung nennt. Es besteht eine große Nachfrage, deshalb gilt es nun die Bebauungspläne aufzustellen und das Gebiet anschließend Schrittr Schritt zu entwickeln.

 

Ratsfrau Dr. von Haaren betont, es gilt die Hansestadt Lüneburg nachhaltig zu entwickeln und dafür sei ein entsprechenden Entwicklungskonzept notwendig.

 

Oberbürgermeister Mädge antwortet, dass er Entwicklungskonzepte grundsätzlich für sinnvoll hält, dies jedoch sehr zeitaufwendig ist. Wenn Lüneburg jetzt nicht tätig wird, werden sich die entsprechenden Firmen andere Standorte suchen und die Innovation geht für die Stadt verloren.

 

Ratsfrau Schmidt sagt, dass die Digitalisierung enorme Veränderungen mit sich bringt und eine große Herausforderung darstellt. Insbesondere sollte beachtet werden, dass durch den Fortschritt in der Industrie auch Arbeitsplätze wegfallen. Die Entwicklung der Technologie ist sehr schnell, weshalb es wichtig ist Arbeitsplätze der Zukunft in Lüneburg zu schaffen und die Stadt so weiterzuentwickeln. Sie fragt, ob die eingesetzten Stoffe beim 3D-Druck recycelt werden.

 

Herr Bülow erläutert, dass 3-5% Verschnitt entstehen und das nicht verarbeitete Pulver gesiebt und anschließend wiederverwendet wird.

 

Oberbürgermeister Mädge verlässt um 17:40 Uhr die Sitzung.

 

Ratsfrau Dr. von Haaren sagt, dass sie die Förderung des „Digital Campus“ unterstützt und sich nur die Frage stellt, welche Fläche geeignet ist. Sie fragt, ob die Fläche der BPAG für die nächsten Jahre ausreicht.

 

Herr Bülow antwortet, dass bei der geplanten Entwicklung etwa 1.000 qm Maschinenfläche notwendig ist und bei 100-120 Mitarbeitern mit einer Gesamtfläche von etwa 3.500 qm kalkuliert wird. Dies ist jedoch abhängig von der weiteren Entwicklung und lediglich eine Schätzung. Aktuell wurden etwa 2.100 qm angemietet.

 

Herr Michael Petz, Industrie und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg Abteilung Innovationsförderung, sagt, dass es in Anbetracht der eingesetzten Rohstoffe und der notwendigen Energie jahrzehntelang gewünscht war auf diese Weise produzieren zu können. Elementar sind dabei nicht die eingesetzten Maschinen, sondern das Knowhow. Es entstehen neue Wertschöpfungsketten, die es zu nutzen gilt. Exemplarisch für die derzeitige Entwicklung ist das Projekt der Leuphana Universität mit dem Namen „Rohstoffquelle Produkt“ zu nennen. Es ist möglich derartige Produktionen auf kleiner Fläche zu realisieren. Lüneburg sollte diese Chance jetzt nutzen, da andere Städte auch großes Interesse haben. Es besteht die Möglichkeit die Produkte hier sowohl zu erdenken als auch zu produzieren.

 

Herr Brei ergänzt, dass sich für die Universität ein enormer Standortvorteil ergeben würde, der bei dieser großen Entwicklungsaufgabe ein entscheidendes Kriterium darstellt.

 

Ratsfrau Apking fragt, ob über die bereits an die BPAG vermieteten Flächen hinaus noch weitere Flächen eingeplant sind und ob zum Beispiel eine Nutzung von Flächen der Psychiatrische Klinik Lüneburg gGmbH geprüft wurde.

 

Herr Bülow antwortet, dass der Flächenbedarf nicht abzuschätzen ist und die Firma bereits Räumlichkeiten in Volgershall gemietet hat.

 

Beigeordneter Salewski bedankt sich bei den Vortragenden und sagt, dass der heute dargestellte Sachstand kein Produkt der letzten drei Monate ist, sondern eines langen Prozesses. Dieser ist noch nicht abgeschlossen und die Ansiedlung weiterer Unternehmen aus dem Bereich Digitalisierung in Volgershall ist als große Chance für die Region zu werten. Herr Brei hat das Zukunftspotenzial sehr gut zusammengefasst.

 

Ratsherr Morgenstern weist darauf hin, dass der Wirtschaftsausschuss nicht nur das einzelne Unternehmen betrachten, sondern die gesamte weitere Entwicklung beachten solle. Dabei sollte beantwortet werden, welcher Flächenbedarf in den nächsten Jahren besteht, ob Startups unterstützt werden sollen und welche Rolle Lüneburg im Wettbewerb um das Knowhow in diesem Bereich einnehmen möchte. Es sollten Angebote vor Ort geschaffen werden, auch wenn dies eventuell schmerzhafte Einschnitte in der weiteren Flächenplanung zur Folge habe. Mit den nächsten Schritten wird auch die Rolle in der Metropolregion Hamburg festgelegt und entschieden, ob die aktuelle Chance genutzt wird oder nicht. Er fragt, wie die BPAG ihre Investitionen bisher finanziert.

 

Herr Bülow antwortet, dass die bisherigen Investitionen aus dem vorhandenen Grundkapital sowie aus dem Cashflow finanziert wurden und langfristig Fremdkapital notwendig wird.

 

Ratsfrau Dr. von Haaren bedankt sich bei den Gästen für die umfangreichen Informationen und stellt heraus, dass es sich insgesamt um eine große Entwicklungsaufgabe handelt.

 

Herr Brei sagt, dass die Universität vor einem schwierigen Wettbewerbsverfahren steht und sich ein klares Signal aus der Politik wünscht.

 

Um 18:03 Uhr schließt Ratsfrau Dr. von Haaren die Diskussion zu diesem Tagesordnungspunkt.

 

 

 

Von 18:03 Uhr bis 18:08 Uhr wird die Sitzung für eine Pause unterbrochen.


 


 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1 Präsentation Dr. Glaser SAG WiA 21.06.2018 (791 KB)      
Anlage 2 2 Anlage 2 Präsentation OB Mädge WiA 21.06.2018 (4158 KB)      
Anlage 4 3 Anlage 3 Artikel zum Vortrag von Hr. Mädge (2499 KB)      
Anlage 3 4 Anlage 4 Präsentation Hr. Bülow Bionic Production AG WiA 21.06.2018 (1742 KB)