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Auszug - Pädagogische Arbeit in den Flüchtlingssammelunterkünften (Frau Gödecke, Sozialarbeiterin in der Sammelunterkunft Schlieffenkaserne)  

 
 
Sitzung des Integrationsbeirates
TOP: Ö 6
Gremium: Integrationsbeirat für Hansestadt und Landkreis Lüneburg Beschlussart: (offen)
Datum: Mi, 07.05.2014    
Zeit: 15:00 - 18:00 Anlass: Sitzung
Raum: Sitzungssaal des Landkreises Lüneburg
Ort: Landkreis Lüneburg, Auf dem Michaeliskloster 4, 21335 Lüneburg
 
Beschluss

Die Flüchtlingssozialarbeiterin Ines Gödeke berichtet über ihre Aufgaben in der Flüchtlingsunterkunft im Schlieffenpark

Die Flüchtlingssozialarbeiterin Ines Gödeke berichtet über ihre Aufgaben in der Flüchtlingsunterkunft im Schlieffenpark. Hier sind momentan 65 Personen untergebracht, überwiegend junge, alleinstehende Männer im Alter von 18 bis 30 Jahre. Darüber hinaus gibt es mehrere Familien mit insgesamt 11 Kindern unter 10 Jahren und 2 Teenager. Der überwiegende Anteil der Flüchtlinge stammt aus Syrien (39 Personen). Daneben beherbergt das Kasernengebäude folgende Personen: Albanien 6, Afghanistan 7, Algerien und Serbien je 9, Mazedonien 2, Somalia, Russische Föderation, Marokko und Libanon je 1. Zunehmend werden Menschen aufgenommen, die an schweren psychischen oder körperlichen Krankheiten leiden. Trotz der hohen Anzahl und der kulturellen Vielfalt der Menschen, denen, bedingt durch die Wohnsituation nur wenig eigener Raum ohne Privatsphäre zur Verfügung steht, beschreibt Frau Gödeke die Atmosphäre als friedlich und hebt die gegenseitige Hilfsbereitschaft der Bewohner untereinander hervor. Wenn Konflikte entstehen, dann zumeist aufgrund unterschiedlicher Hygienestandards. Lediglich 11 Bewohner haben eine Aufenthaltserlaubnis und suchen derzeit Wohnraum. Die Flüchtlinge sind selbst für die Strukturierung ihres Tagesablaufes verantwortlich, die in Familien mit Kindern oft noch am besten gelingt, weil die Schule oder der Kindergarten bereits zeitliche Strukturen vorgeben. Bedingt durch schwere Traumatisierungen gelingt es den Bewohnern nicht immer, für sich einen geregelten Tagesablauf zu finden, da das Bangen um eine positive Zukunftsperspektive, aber auch das erzwungene Nichtstun eher dazu verleitet, ein Verhalten zu entwickeln, in dem die spontane Befriedigung von aufkommenden Bedürfnissen im Vordergrund steht. Viele Flüchtlinge wünschen sich die Möglichkeit eines Schulbesuches, um Deutsch zu lernen sowie regelmäßige Beschäftigung oder Arbeit, um dem Grübeln und der Langeweile zu entkommen. Außerdem sehnen sich die Menschen nach einer planbaren Perspektive. In Kooperation mit Vereinen, der Universität, der VHS oder über in der Willkommensinitiative organisierte oder sonstige Ehrenamtliche werden in der Unterkunft unterschiedliche Freizeitaktivitäten und Sprachförderung angeboten. Die Unterstützung durch Ehrenamtliche wird besonders wertschätzend hervorgehoben. Allerdings stellt die Koordination der Hilfen eine große Herausforderung für die Sozialarbeiterin und ihren zweiten Kollegen dar. Die Betreuung der Ehrenamtlichen, Wissensvermittlung und regelmäßiger Austausch und Reflektion nehmen viel Zeit in Anspruch. An dieser Schnittstelle wären Regelungen und Ansprechpartner wünschenswert, um „Konkurrenzgeschehen“ zu vermeiden und konstruktive Zusammenarbeit zu fördern mit dem Ziel, möglichst viel für die Bewohner zu erreichen.

In der Diskussion geht es insbesondere um die Beschulung und Sprachförderung von Flüchtlingskindern. Hier wird es in Kürze einen neuen Erlass geben, der das Recht auf Förderung von Migrantenkindern in allgemeinbildenden Schulen neu regelt. In Lüneburg werden laut Quote bis September 2014 noch weitere 70 Menschen erwartet. Die Hauptverwaltungsbeamten der Kommunen haben sich darauf verständigt, die Hinzukommenden, wie durch die Quote geregelt, nach Möglichkeit dezentral unterzubringen. Sollte es allerdings zu unüberwindbaren Hindernissen bei der Unterbringung weiterer Flüchtlinge auf der Basis neuer Quotenregelungen ab Herbst kommen, müsste schlimmstenfalls auch über eine Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis nachgedacht werden, was allerdings als die schlechteste Alternative gewertet wird.