Bürgerinformationssystem

Auszug - Grundwasserverunreinigung im Gewerbe- und Industriegebiet Lüneburg-Süd; Sachstandsbericht des Landkreises Lüneburg und der Purena  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz Beschlussart: (offen)
Datum: Do, 16.06.2011    
Zeit: 16:00 - 18:05 Anlass: Sitzung
Raum: Traubensaal
Ort: Rathaus
VO/3549/10-1 Grundwasserverunreinigung im Gewerbe- und Industriegebiet Lüneburg-Süd; Sachstandsbericht des Landkreises Lüneburg und der Purena
     
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Federführend:Bereich 31 - Umwelt Bearbeiter/-in: Rietschel, Ulrike
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

 

Beratungsinhalt:

Ratsherr Neubauer bedankt sich bei den Vertretern des Landkreises Lüneburg, Frau Scherf und Herrn Reisgies sowie bei den Herren Schodder und Harms von der Purena, dass sie sich bereit erklärt haben, einen aktuellen Sachstandsbericht zur Grundwasserverunreinigung im Gewerbe- und Industriegebiet Lüneburg-Süd abzugeben.

 

Herr Schodder knüpft an den Sachstandsbericht vom 02.02.2010 an. Damals stand man vor der Situation, dass zusätzliche Bohrungen bis auf die Sohle des Grundwasserleiters vorgenommen werden sollten, um das Profil des Untergrundes erkennen zu können. Es wurden zwischenzeitlich unter Begeleitung des Geologen der Purena die Brunnen gebohrt und umfangreiche Wasseranalysen durchgeführt. Zusätzlich hat die Purena an ihren eigenen Überwachungsbrunnen für das Wasserwerk Untersuchungen durchgeführt. Eine Veränderung der Grundwasserqualität wurde nicht festgestellt.

 

Es folgt ein Vortrag von Herrn Harms, den Leiter des Wasserwerkes der Purena.

 

Die 13 Trinkwasserbrunnen der Purena liegen etwa 4,2 km entfernt von dem Werk in Embsen. Im geologischen Profil wird sichtbar, dass es 2 Grundwasserleiter gibt.

 

Am 10.03.2010 habe es einen Meinungsaustausch in Hannover mit dem Umweltministerium, dem Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, dem Landkreis Lüneburg, der Purena, dem beauftragten Ingenieurbüro Fugro Consult GmbH und dem Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg gegeben. Im August/September 2010 seien Bohrungen von neuen Grundwassermessstellen erfolgt. Die Ergebnisse der Analysen wurden in einem neuen Gutachten vom 07.02.2011 dargestellt. Darin ergaben sich folgende neue Erkenntnisse:

·         Auf dem Werksgelände wurden Auffälligkeiten bis in 73 m Tiefe festgestellt.

·         In den Lüneburger Grundwasserbrunnen sind keine Auffälligkeiten vorhanden.

·         Bei der Freilegung alter Werksbrunnen wurde festgestellt, dass ein Brunnen einen so genannten hydraulischer Kurzschluss, d.h. eine Verbindung zwischen dem oberen und dem unteren Grundwasserleiter, verursacht hat. Der Brunnen wurde zurückgebaut, wodurch der hydraulische Kurzschluss beseitigt wurde.

 

Herr Harms erklärt, dass die Purena folgende Forderungen an den Abschlussbericht stellt:

1.      Eine Ergebnisdarstellung der Ausbreitung der Schadstofffahne für beide Grundwasserleiter

2.      Eine Aussage darüber, ob die gefundenen Stoffe für Menschen gefährlich sind, insbesondere welche Parameter, welche Konzentrationen vorhanden sind und deren Bedeutung für die Gesundheit der Menschen

3.      Eine Beschreibung der zukünftigen Maßnahmen zur Beweissicherung und Sicherung dieses Standortes

 

Herr Reisgies vom Landkreis Lüneburg trägt vor, dass alle Maßnahmen in einem längerfristigen Bereich zu sehen sind. Er erklärt, dass das Projekt von zwei Überwachungsbehörden begleitet wird, nämlich dem Landkreis als Untere Wasserbehörde und dem Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt als Immissionsschutzbehörde für das ehemalige Werk in Embsen. Die Ergebnisse der Gutachten können unter www.lueneburg.de/Landkreis eingesehen werden. Fest stehe, dass ein großflächiger Stoffeintrag vom oberen in den unteren Grundwasserleiter nicht stattgefunden habe, weil bei allen Bohrungen auch eine Tonschicht vorgefunden wurde, die dies verhindert. Im Herbst 2011 werde eine wiederholte Beprobung sämtlicher 36 Grundwassermessstellen durchgeführt. Die Proben würden dann chemisch-physikalisch untersucht, so dass man dann auf zwei Messwerte pro Messstelle zurückgreifen könne. Diese seien aussagekräftiger als nur die eine, die zur Zeit vorliegt.

Aus diesen Erkenntnissen heraus wird dann entschieden, welche Brunnen weiter beprobt werden sollen und welche Parameter weiter untersucht werden müssen. Dies wird in einem Zwischenbericht des Ing.-Büros Fugro Consult dargestellt.

Abschließend erklärt Herr Reisgies, dass er die Wahrscheinlichkeit, dass Schadstoffe gefunden werden, für sehr gering halte.

 

Frau Scherf ergänzt, dass nur der Parameter Sulfat im 2. Grundwasserleiter gemessen wurde. Dieser 2. Grundwasserleiter speist die Lüneburger Trinkwasserbrunnen. Die jetzt gefundenen Stoffe gelangen erst in 20 Jahren zu den Trinkwasserbrunnen. Bis dahin sei das Sulfat verdünnt. Dies sei beruhigend, aber sichere Erkenntnisse darüber kämen noch.

 

Herr Schodder gibt zu bedenken, dass Sulfat an sich nicht das Kritischste ist, aber die Begleitparameter.

 

Ratsherr Soldan meint, es müssten doch schon Schadstoffe in den Trinkwasserbrunnen angekommen sein, denn der Zeitraum von 20 Jahren sei ja schon verstrichen. Er könne sich vorstellen, dass eine weitere Bohrstelle nordöstlich von Embsen sinnvoll wäre.

 

Frau Scherf erklärt, dass man sich an der Fahne orientieren müsse und Bohrungen im Nord-Osten sehr spekulativ seien.

 

Ratsherr Neubauer kommt zurück auf den Beschluss des Umweltausschusses vom 02.02.2010, der mit der Forderung für die Einbringung von vier Wächterbrunnen verbunden war. Auf seine Frage an Herrn Schodder, ob das Messstellennetz ausreichend sei, antwortet Herr Schodder, dass dies aus heutiger Sicht bejaht werden könne. Prognoserechnungen seien jetzt möglich.

 

Ratsherr Kuhn erkundigt sich, ob denn alle Brunnen auf dem ehemaligen Werksgelände bekannt seien. Herr Schodder erklärt, dass Hydrogeologen alte Unterlagen, zum Teil auch von den Engländern, überprüft hätten. Frau Scherf ergänzt, dass es 5 Brunnen gegeben habe, die alle freigelegt wurden.

 

Die Beigeordnete Lotze fragt nach, welche Vorsorge man treffen könne, wenn in 20 Jahren die Sulfate in den Lüneburger Trinkwasserbrunnen ankämen. Herr Schodder erklärt, dass dann das Vorsorgeprinzip gelte. D. h. es müsse untersucht werden, inwieweit sich dies am Menschen auswirken würde.

 

Herr Schulz gibt die Sicht der Hansestadt Lüneburg wieder und erklärt, dass nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie Grundwasserkörper nicht miteinander vermischt werden dürfen. Dies sei hier aber geschehen. Der Kurzschluss sei zwar beseitigt, aber er empfiehlt, dass nach einem Jahr noch einmal gemessen wird.

 

Herr Moßmann bittet die Vertreter des Landkreises, den Umweltausschuss in dieser Sache auf dem Laufenden zu halten und für einen weiteren Vortrag zur Verfügung zu stehen.


Beschluss:

Der Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.


Abstimmungsergebnis:

 

   Ja-Stimmen:                            6

Nein-Stimmen:              -

  Enthaltungen:              -