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Auszug - Ist die Einrichtung eines Friedhains in Lüneburg leicht möglich? (Anfrage der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen vom 05.02.2011)  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Rates der Hansestadt Lüneburg
TOP: Ö 7.1
Gremium: Rat der Hansestadt Lüneburg Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Do, 03.03.2011    
Zeit: 17:00 - 20:25 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/4005/11 Ist die Einrichtung eines Friedhains in Lüneburg leicht möglich? (Anfrage der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen vom 05.02.2011)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Anfrage d. Fraktion Bünd. 90/Die Grünen
Federführend:01 - Büro der Oberbürgermeisterin Beteiligt:DEZERNAT VI
Bearbeiter/-in: Kibscholl, Stefanie   
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Stadtbaurätin GUNDERMANN teilt mit, das Konzept der Friedwald GmbH gehe davon aus, naturnahe Baumbestattungen anzubieten, dabei könne es sich selbstverständlich nur um Urnenbeisetzungen handeln. Da in Deutschland Friedhofszwang bestehe, suche die Friedwald GmbH oder andere Anbieter Partnerkommunen, welche die Trägerschaft des Friedwaldes übernehmen bzw. den Wald zur Verfügung stellen. Alles Weitere laufe über Bestattungsinstitute und die Friedwald-Anbieter ab. Um möglichst wohnortnahe Bestattungswälder anbieten zu können, würden immer wieder neue Standorte gesucht. In der Nähe von Lüneburg gebe es bereits Friedwälder in Buxtehude, Bispingen und Elbtalaue bei Gartow. Hinzu komme in Kürze ein Friedwald bei Barendorf mit einer Größe von 44 ha.

Die Lüneburger Forste würden in hohem Maße von Erholungssuchenden und Sportlern genutzt, was den Erfordernissen eines Friedwaldes entgegen stehe und zu Konflikten führen würde, wenn hier nicht eine eindeutige Trennung erfolge. Das Thema sei bereits 2004 ausführlich im Grünflächenausschuss beraten worden. Damals war man auf Grund der geringen Nachfrage zu dem Ergebnis gekommen, die weitere Entwicklung zunächst abzuwarten.

Für Lüneburg spreche die Erholungsfunktion der Wälder weiterhin gegen einen Standort im Wald. Für Baumbestattungen könnten aber Teile des Waldfriedhofes in Erwägung gezogen werden. Hier wäre auch eine gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV gewährleistet.

 

Beigeordneter BLANCK beantragt Aussprache, die einstimmig bei zwei Stimmenthaltungen von Mitgliedern der CDU-Fraktion genehmigt wird. Er bedankt sich für die Beantwortung der Anfrage und meint, das Thema sollte in einer der nächsten Sitzungen des Grünflächenausschusses beraten werden, da das Interesse an dieser Bestattungsform in den letzten Jahren enorm gestiegen sei. Es gebe einen gesellschaftlichen Wandel auch in der Bestattungskultur und den Bürgern, die eine alternative Form der Bestattung wünschen, sollte diese Möglichkeit auch wohnortnah gegeben werden. Es sollte daher ernsthaft geprüft werden, ob auf dem Waldfriedhof eine Art Friedhain eingerichtet werden könne.

 

Ratsfrau EBELING weist auf die traditionellen Bestattungsformen hin, die auch weiterhin Bestand haben werden, weil sie den Menschen Sicherheit geben. Auch die Friedhöfe müssten selbstverständlich als kulturelles Erbe erhalten bleiben. Durch die Individualisierung und Pluralisierung der Gesellschaft ergebe sich jedoch eine wachsende Zahl von Gestaltungsmöglichkeiten auch bei den Bestattungsformen, so dass Alternativen immer öfter gewünscht würden. Dies zeige, dass die Menschen sich mit der Thematik auseinandersetzen und sich Gedanken machen, auf welche Weise sie bestattet werden möchten. Die Kunst des Sterbens sei ein Teil der Kunst des Lebens. Es sollte daher versucht werden, generell auf den Friedhöfen stärker auf die individuellen Wünsche der Menschen einzugehen und auf dem Waldfriedhof einen Ort zu schaffen, wo Baumbestattungen ermöglicht werden können. Die evangelische Kirche habe diese Bestattungsform im Übrigen unter bestimmten Bedingungen inzwischen auch gebilligt.

 

Beigeordnete SCHELLMANN berichtet, sie habe auf ihre Anfrage beim städtischen Friedhofsverwalter die Auskunft erhalten, dass die Nachfrage in der Hansestadt Lüneburg nach Baumbestattungen noch recht gering sei. In den städtischen Wäldern halte sie die Einrichtung eines Friedwaldes auf Grund seiner Erholungsfunktion für die Bürgerinnen und Bürger zudem für unangemessen, denn dort sollte Ruhe und Abgeschiedenheit herrschen. Es gebe inzwischen auch Untersuchungen, dass die Bäume durch die Bestattungen geschädigt würden. Sie meine, die Entwicklung sollte für Lüneburg weiter beobachtet und Interessenten zunächst auf den Friedwald in Barendorf verwiesen werden. Wenn der Waldfriedhof für Baumbestattungen in Erwägung gezogen werden sollte, müsste man hier wegen der möglichen Schädigungen weniger wertvolle Bäume ausweisen.

 

Beigeordnete LOTZE sieht ebenfalls einen wachsenden Bedarf an „Naturgräbern“, dem in vielen Städten bereits Rechnung getragen werde. Ihre Fraktion würde eine Prüfung, ob auf dem Waldfriedhof ein Friedhain eingerichtet werden könnte, sehr begrüßen.

 

Ratsherr KUHN findet es wichtig, dass die Baumbestattungen wohnortnah und für die Angehörigen leicht erreichbar ermöglicht werden, daher sollte diese Möglichkeit für den Waldfriedhof unbedingt geprüft werden.

 

Ratsherr RIECHEY spricht sich für größtmögliche Wahlfreiheit bei den Bestattungsformen und für alternative Trauerkulturen aus. Seine Fraktion werde sich der Einrichtung eines Friedhains auf dem Waldfriedhof nicht entgegen stellen.

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Rat der Hansestadt Lüneburg nimmt Kenntnis.

 

(74, 06)