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Beratungsinhalt:
Erster Stadtrat KOCH betont insbesondere auf Frage Nr. 6 der hier vorliegenden Anfrage, dass alle Museen als Partner und Teil der neu zu schaffenden Museumslandschaft gesehen werden, auch wenn sie sich in unterschiedlicher Trägerschaft befinden. Dieses Gesamtkonzept werde als Konzept der Region Lüneburg betrachtet, so dass auch der Landkreis Lüneburg als Partner gewonnen wurde. Er verweist auf die bereits vorliegende Machbarkeitsstudie und die dort enthaltenen 4 Projektabschnitte. Zurzeit ist ausschließlich die Umsetzung des 1. und des 2. Projektschrittes Gegenstand und Inhalt der Neuordnung. Dazu gehört zum einen die Realisierung des Museumsneubaus für die Zusammenlegung des Museums für das Fürstentum Lüneburg und des Naturmuseums Lüneburg und zum anderen die Gründung einer einheitlichen Trägerstruktur (Museumsstiftung Lüneburg). Erst ab dem 4. Projektschritt ist die Einbeziehung mehrerer Museen in der Region vorgesehen.
Zu den Beantwortungen der Einzelfragen führt Erster Stadtrat KOCH wie folgt aus:
Frage 1: Zu welchen Ergebnissen haben die Gespräche mit dem Ostpreußischen Landesmuseum geführt? Welche Schritte wurden bereits unternommen und welche sind als nächste vorgesehen?
Es hat mit dem Träger des Ostpreußischen Landesmuseums (der Ostpreußischen Kulturstiftung) keine Detailgespräche hinsichtlich der Einbeziehung in die Museumslandschaft Lüneburg gegeben. Er stellt kurz die 4 Projektabschnitte der Machbarkeitsstudie zur Neuordnung der Museumslandschaft für Lüneburg vor:
Projektabschnitt 1: Durch eine räumliche Zusammenführung des Naturmuseums und des Museums für das Fürstentum Lüneburg sollen die Raumprobleme des Naturmuseums und die Platzsituation beider Museen verbessert werden. Damit sind zugleich eine organisatorische Zusammenführung der beiden Museen und die Gestaltung einer gemeinsamen Präsentation von Kulturgeschichte und Naturkunde verbunden.
Projektabschnitt 2: In einem zweiten Schritt soll die organisatorische Neuordnung der Museumslandschaft auf alle 3 „städtischen“ Museen ausgedehnt werden, indem die Museen durch eine gemeinsame Dachorganisation zusammengefasst werden.
Projektabschnitt 3: In einem weiteren Schritt ist auch die räumliche Erweiterung des Deutschen Salzmuseums geplant.
Projektabschnitt 4: Schließlich werden langfristig der Aufbau von weiteren Kooperationen und eine Vernetzung mit den anderen Museen in der Hansestadt und im Landkreis Lüneburg sowie in der gesamten Kulturregion Lüneburger Heide angestrebt.
Frage 2: Werden über die ersten Ansätze „Hartmann-Ausstellung“, „Vortragsreihe von Dr. Michael“ und „Neue Musik“ hinaus weitere Kooperationen zwischen dem Ostpreußischen Landesmuseum und dem Fürstentummuseum geplant, um dem Fürstentummuseum Gelegenheit zu geben, in der museumslosen Zeit seine Existenz in der Öffentlichkeit wach zu halten?
Zu Frage 2: Bis zur endgültigen Begründung der Museumsstiftung Lüneburg existieren die 3 von der Hansestadt Lüneburg geförderten Museen in Eigenständigkeit fort, so dass alle Kooperationen wie die mit dem Ostpreußischen Landesmuseum noch direkt von den jeweiligen Direktoren des beteiligten Museums geführt wurden bzw. werden. Nach Gründung der Museumsstiftung Lüneburg werden die für sinnvoll und erforderlich gehaltenen Kooperationen vom konstituierten Stiftungsvorstand mit dem jeweiligen Museum geführt und vereinbart werden.
Frage 3: Welche inhaltlichen Schnittmengen mit den für die Museen in Lüneburg in Aussicht genommenen Ausstellungsthemen z. B. über die Hanse, Reformation etc. sind aus Sicht des Ostpreußischen Landesmuseums wie auch der Verwaltung konkretisierbar?
Zu Frage 3: Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der musealen Arbeit des Ostpreußischen Landesmuseums hat es aus den vorgenannten Gründen noch nicht gegeben, zudem befindet sich das Landesmuseum in einer Phase der inhaltlichen Neuausrichtung, so dass die für wünschenswert erachteten Ergebnisse des Prozesses abgewartet werden müssen. Man verspreche sich von dieser Neuausrichtung einen deutlichen regionalgeschichtlichen Aspekt, in dem auch die Geschichte der Hanse und die Auswirkungen von Flucht und Vertreibung auf die Bevölkerung der Hansestadt Lüneburg betrachtet werden.
Frage 4: Gibt es Absprachen über die zukünftige inhaltliche Gestaltung der Museen und wie diese sich thematisch ergänzen, wie auch zueinander abgrenzen? Sind die diversen Möglichkeiten von Synergieeffekten zwischen dem Ostpreußischen Landesmuseum und den Lüneburger Museen z. B. Werbung, Restaurierungen, Fahrzeugen usw. schon untersucht und geprüft worden? Welche Schritte sind vorgesehen?
Zu Frage 4: Ja, es gebe bereits Absprachen über die zukünftig inhaltliche Gestaltung der Museen, allerdings ausschließlich auf die 3 von der Hansestadt Lüneburg geförderten Museen beschränkt. Kooperationen und/oder die Einbindung z. B. in das geplante System einer einheitlichen Museumscard und des damit verbundenen einheitlichen Marketings ist für alle Museen der Region abhängig von den zu führenden Verhandlungen. Eine Akzeptanz des Systems vorausgesetzt sind noch Fragen einer Finanzierungsbeteiligung bzw. einer Kostenübernahme zu klären.
Frage 5: Was erachtet die Verwaltung für notwendig, damit zukünftig über die Zusammenlegung zweier bisheriger Museen in einem Haus die neue „Landschaft“ in den Lüneburger Museen erkennbar und für die Besucher von weit über die Stadtgrenzen hinaus attraktiv ist? Welche weitergehenden Überlegungen gibt es dazu in der neuen Stiftung?
Zu Frage 5: Die zunächst anstehenden Herausforderungen und Notwendigkeiten sind neben der Gründung der Museumsstiftung Lüneburg auch die erfolgreiche Umsetzung des Museumsneubaus sowie die darin zu realisierende interdisziplinäre Dauerausstellung zur Öffnung im Spätherbst 2013. Bis dahin werden parallel die Museumspädagogik, die Schaffung einer einheitlichen Museumscard und die schon mit der EU-Antragstellung darzulegende Marketingstrategie einschließlich der damit im Zusammenhang stehenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit realisiert.
Frage 6: Welche administrativen oder vertraglichen Möglichkeiten sieht die Verwaltung, um das Ostpreußische Landesmuseum als Partner der Museumslandschaft zu gewinnen?
Zu Frage 6: Hierzu wird auf die eingangs getätigten Äußerungen verwiesen und auf die Umsetzung der Projektschritte 3 und 4. Man ist sich der hohen Attraktivität des Ostpreußischen Landesmuseums gerade auch für Besucher über die Region Lüneburgs hinaus bewusst. Das Ostpreußische Landesmuseum ist herzlich eingeladen, sich an der Neukonzeptionierung zu beteiligen. Derzeit würde man zur Verwirklichung der Museumslandschaft Lüneburg zunächst Schritt für Schritt die Projekte abarbeiten, da zurzeit die letzten Abstimmungsgespräche zur Überleitung auf eine neue Organisationsstruktur stattfinden.
Der von der Beigeordneten SCHELLMANN beantragten Aussprache wird mehrheitlich stattgegeben.
Beigeordnete SCHELLMANN bedauert, dass zunächst nur die Projektabschnitte 1 und 2 betrachtet und die Projektabschnitte 3 und 4 zunächst nicht mit in die Erwägungen eingezogen würden. Sie erinnert an die anstehenden Veranstaltungen wie den Hansetag 2012, als auch die Reformationsdekade. Diese Veranstaltungen und Ereignisse müssten museal schon weit im Voraus aufgearbeitet werden, so dass man bereits jetzt Vorabsprachen treffen und wissen müsse, was man wie gestalten werde. Leider sei nicht erkennbar, dass ein Konzept zugrunde liege, welches z. B. die Bedeutung der Hanse auch auf die Hansestadt Lüneburg darstelle und somit nicht die derzeitige Lüneburger Situation widergespiegelt werde. Wichtig sei auch, bereits vorher Gespräche mit anderen Museen zu führen, um Gemeinsamkeiten abzuklären und ggf. Schwerpunkte für museale Ausstellungen zu verteilen. Sie bedauert, dass für den Abriss des Krügerbaus falsche Kosten genannt wurden und rechnet selbst mit Kosten in Höhe von 500.000 bis 600.000 EUR. Wichtig sei ihr für das Ostpreußische Landesmuseum, dass auch deren Geschichte in Zukunft noch in der neuen Museumslandschaft absehbar sein müsse.
Ratsherr von MANSBERG betont, dass der Grundtenor der Anfrage das Verhältnis der in Gründung befindenden Museumsstiftung zum Ostpreußischen Landesmuseum sei, nun ausgeführt wurde, dass eine wachsende gedeihliche Kommunikation vorhanden sei. Dass Inhalte abgestimmt würden, müsste eine Selbstverständlichkeit sein und er stellt heraus, dass mit der Gründung einer Museumsstiftung überhaupt erst die Möglichkeit geschaffen werde, dass museales Arbeiten und museale Konzepte in Lüneburg abgestimmt würden. Er erinnert an die derzeitige Situation und die Situation der letzten Jahre und spricht sich dafür aus, zunächst erst eine Struktur zu erschaffen, die es ermöglicht, zunächst Inhalte aufeinander abzustimmen. Vorderstes Ziel ist es somit, zunächst die Struktur mit der Schaffung eines gemeinsamen Museums zu entwickeln und danach in weiteren Schritten mit anderen Akteuren zu kooperieren und sich abzustimmen. Dies sei dann eine gute Plattform für eine gemeinsame, weitere fruchtbare Zusammenarbeit, die dann auf mittlerer Sicht in einer sehr engen Abstimmung aller Museen münde.
Bürgermeister Dr. SCHARF erinnert, dass auch durch Frau Schellmann die FDP in eine Fülle von Vorgesprächen eingebunden gewesen sei. Des Weiteren zitiert er den Entwurf zur Satzung der Museumsstiftung, wo ein Hinzutreten weiterer Museen offen gehalten werde. Auf Stiftungsebene ist bereits ein Satzungsentwurf abgestimmt und diskutiert, auf Arbeitsebene gibt es bereits auch mit dem Ostpreußischen Landesmuseum eine große Zusammenarbeit. Er lobt hierbei die Bereitschaft auf eine gedeihliche Kooperation und erinnert an verschiedenste Veranstaltungen, die in Zusammenarbeit mit dem Ostpreußischen Landesmuseum durchgeführt werden. Bürgermeister Dr. SCHARF stellt die Einmaligkeit der neuen Lüneburger Museumslandschaft in der Bundesrepublik Deutschland heraus, die ein Zusammenführen von Natur und Kultur aus Stadt und der Region Lüneburg verwirklicht und ist von seiner Attraktivität durchaus überzeugt.
Ratsherr VÖLKER verweist ebenfalls auf die Machbarkeitsstudie, die eine hohe Attraktivität der kommenden Museumslandschaft bestätigt habe. Er erinnert an die Zusage, dass eine zeitnahe Information der nicht im Stiftungsrat vertretenen Fraktionen stattfinde. Des Weiteren lobt er ausdrücklich den persönlichen Einsatz von Oberbürgermeister Mädge und die bisher geleistete Arbeit auf diesem Gebiet. Er berichtet von einem Gespräch mit dem Vorstand des Ostpreußischen Landesmuseums, in dem dieser die grundsätzliche Bereitschaft erklärt habe, in unverbindliche Gespräche einzutreten. Außerdem sei es angebracht, dass zunächst Herr Dr. Mähnert den Standpunkt des Ostpreußischen Landesmuseums darlege.
Oberbürgermeister MÄDGE verweist auf die am 04.11.2010 stattfindende Kultur- und Partnerschaftsausschusssitzung, in der wie gewohnt eine Information über den Sachstand zur Museumslandschaft gegeben würde. Herrn Dr. Mähnert steht frei, an dieser Sitzung teilzunehmen. Oberbürgermeister MÄDGE gibt einen Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre, in der mehrfach beteuert wurde, die Museumslandschaft in Lüneburg zu erneuern. Man habe sich vor 4 Jahren entschieden, dieses Thema energisch anzupacken und voranzutreiben. Er erinnert ebenfalls daran, dass eine Landeszentralbank erworben wurde, die ursprünglich für das Ostpreußische Landesmuseum gedacht war und nun das Lüneburger Stadtarchiv beherbergt. Außerdem wurde die Mitgliedschaft im Stiftungsrat des Ostpreußischen Landesmuseums trotz Vereinbarungen abgelehnt und mit Unterstützung der Verwaltung wurde das Scharff’sche Haus erworben. Dies solle zeigen, dass die Verwaltung stets bemüht war, diesen Prozess weiter voranzubringen. Der Stiftungsrat der Lüneburger Museumsstiftung sei konstituiert und habe einen Vorstand, der regelmäßig tagt. Dieser Vorstand habe sich gegen den Erhalt des Krügerbaus ausgesprochen und dementsprechende Empfehlung abgegeben. Ein externes Büro wird die Kosten für die Instandsetzung dieses Gebäudes untersuchen und die entsprechenden Zahlen im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung vortragen.
Oberbürgermeister MÄDGE bittet, in der schwierigen Phase der Konzeption und auch vor dem Hintergrund, dass beide Museumsdirektoren erkrankt sind und somit maßgebliche Fachkräfte im Prozess fehlen, um die Unterstützung aller Beteiligten, um das gesetzte Ziel zu erreichen.
Ratsherr KUNATH lehnt für die Fraktion DIE LINKE ab, dass mit dem Umbau der Museumslandschaft riesige Summen lediglich in ein Prestigeobjekt investiert würden. Für ihn seien keine sinnvollen Gründe für den Neubau ersichtlich, so dass die Frage nach dem Sinn berechtigt ist. Vielmehr spricht er sich dafür aus, innerstädtische Kultur- und Kunstprojekte zu fördern und das Gebäude der Musikschule für Kultur zu nutzen. Es sei bedauerlich, dass für die Hansestadt Lüneburg keinerlei Rückschlüsse aus den Fehlern bei dem Bau der Elbphilharmonie in Hamburg gezogen würden. Darüber hinaus lehne die Fraktion DIE LINKE derzeit ab, das Ostpreußische Landesmuseum in die Neustrukturierung im Museumslandschaft einzubeziehen.
Beigeordnete SCHELLMANN betont, dass Museen eine wichtige Institution für die Bildung seien und sie lediglich für eine klare Arbeitsebene und eine Kommunikation mit dem Ostpreußischen Landesmuseum geworben haben. Hier müsste eine Abgrenzung der Ausstellungen und eine Abstimmung untereinander stattfinden, um die museumsfreie Zeit sinnvoll zu nutzen und voneinander zu profitieren.
Oberbürgermeister MÄDGE betont, dass auf der Arbeitsebene ständig Gespräche stattfänden, sonst wären verschiedenste Ausstellungen und Veranstaltungen nicht möglich gewesen. Allerdings müsse für eine wirkliche Verzahnung der Institutionen mehr geschehen.
Beigeordneter DÖRBAUM weist darauf hin, dass eine Ratsanfrage über die Zusammenarbeit zwischen dem Ostpreußischen Landesmuseum und der Hansestadt Lüneburg erneut in eine generelle Diskussion zur Museumslandschaft ausufert. Er betont, dass der derzeit beschrittene Weg richtig sei und landesweit gelobt werde und er dankt dem Ostpreußischen Landesmuseum für die derzeitigen Ausstellungen und das Engagement in der museumsfreien Zeit. Gerade am Altonaer Museum in Hamburg sehe man, wie hoch der Stellenwert musealer Einrichtungen für Bürgerinnen und Bürger sei und wie wichtig für die allgemeine Bildung. Er fordert alle Beteiligten daher dazu auf, den Weg zu einer Lüneburger Museumslandschaft gemeinsam zu gehen und mit Nachdruck zu verfolgen.
Ratsherr RIECHEY legt Wert auf die Feststellung, dass die Fraktion DIE LINKE sich stets für Kultur und Bildung einsetze, jedoch angesichts der Sparmaßnahmen, die in anderen Bereichen durchgeführt werden, sei die geplante Museumslandschaft völlig überdimensioniert. DIE LINKE habe sich gewünscht, dass ein Konzept mit Augenmaß verwirklicht werde, mit dem in Inhalte anstatt in Prestigebauten investiert werde. Sicherlich könne man sich auch mit der Einbindung des Ostpreußischen Landesmuseums arrangieren, zunächst müsste dieses jedoch progressivere Ideen umsetzen. Er empfiehlt in dieser Thematik zur Verwirklichung der Museumslandschaft alle im Rat tätigen Fraktionen mitzunehmen und auch die Lüneburger Öffentlichkeit umfangreich zu beteiligen. Beschluss:
Der Rat der Hansestadt Lüneburg nimmt Kenntnis.
(V, 401) |
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