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Auszug - Hafenentwicklung in der Hansestadt Lüneburg - Sachstandsbericht  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und städt. Beteiligungen
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Wirtschaft und städt. Beteiligungen Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Mo, 26.04.2010    
Zeit: 16:00 - 18:25 Anlass: Sitzung
Raum: Traubensaal
Ort: Rathaus
VO/3242/09 Hafenentwicklung in der Hansestadt Lüneburg - Sachstandsbericht
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Müller, Rainer
Federführend:Bereich 22 - Betriebswirtschaft & Beteiligungsverwaltung, Controlling Bearbeiter/-in: Müller, Rainer
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

 

Nach kurzer Vorstellung des TOPs durch den Vorsitzenden, Ratsherrn Manzke, führt Herr Oberbürgermeister Mädge kurz in den bisherigen Sachstand der Hafenentwicklung ein

Nach kurzer Vorstellung des TOPs durch den Vorsitzenden, Ratsherrn Manzke, führt Herr Oberbürgermeister Mädge kurz in den bisherigen Sachstand der Hafenentwicklung ein. Er erinnert an die PWC Studie, welche seinerzeit aufgrund des hohen Finanzvolumens nicht realisiert werden konnte. In Zusammenarbeit mit der Süderelbe AG und mit Herrn Dr. Sorgenfrei wurde untersucht, ob eine mittelfristige und kurzfristige Handlungsmöglichkeit unterhalb von 40 Millionen Euro besteht, die für Lüneburg realisierbar und wirtschaftlich ist. In diesem Zusammenhang verweist Herr Oberbürgermeister Mädge auf das Ergebnis von einem halben Jahr Zusammenarbeit in Abstimmung mit dem Hafengeschäftsführer Herrn Müller und übergibt  an Herrn Dr. Glaser und Herrn Dr. Sorgenfrei.

 

Herr Dr. Glaser stellt die Arbeitsergebnisse zum Thema Entwicklungsmöglichkeiten des Hafens Lüneburg insbesondere mit den Schwerpunkten auf Organisations- und Finanzierungsmodelle (siehe Anlage) vor. Dafür wurden die Vorarbeiten zur PWC Studie in der Vergangenheit als Basis für die Arbeit genutzt und auch zusammenfassend dargestellt. Herr Dr. Glaser führt an, dass das Thema Bilmer Berg II ausgeklammert wurde. Es sei zurzeit nicht angebracht, Hafen- und Flächenentwicklung zu verknüpfen, sondern erstmal Lösungsmöglichkeiten zu schaffen, die es ermöglichen den Hafen Lüneburg nach der Wirtschaftskrise eigenwirtschaftlich auch ohne dauerhafte Zuschüsse zu betreiben. Herr Dr. Glaser stellt die aktuelle Ausgangslage des Hafens Lüneburg dar und weist auf relevanten Sanierungsbedarf des Hafens und damit verbundenen erheblichen finanziellen Risiken hin. Zudem ist aufgrund der aktuellen Vertragskonstellation um die HLG kein wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell möglich. Des Weiteren existiert für die HLG keine Investitionsplanung, da keine Investitionsmittel zur Verfügung stehen.

Ausgehend von der aktuellen Lage wurden drei verschiedene Geschäftsmodelle hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit für Lüneburg geprüft.

 

  1. „Alles bleibt wie es ist“
  2. „Neue HLG als Betreiber des Hafen“
  3. Privater Partner

 

Als Vorzugsvariante wurde von der Süderelbe AG die Variante 2 „Neue HLG als Betreiber des Hafens“ ausgewählt. Herr Dr. Glaser erklärt, dass bei der Entwicklung der Geschäftsmodelle externe Expertisen, Markttests sowie Gespräche mit Hafenbetreibern durchgeführt wurden, um die entwickelten Konzepte zu prüfen. In dem Zusammenhang weist Herr Dr. Glaser auf die maßgebliche Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Sorgenfrei hin und bittet ihn das Geschäftsmodell vorzustellen.

 

Herr Dr. Sorgenfrei stellt das modulartige Geschäftsmodell „Neue HLG als Betreiber des Hafens“ gemäß der in der Anlage beigefügten Präsentation vor (siehe Anlage). Zunächst sollen die Vermietung der Flächen am Hafen sowie der Umschlag durch die HLG wahrgenommen werden. Die Geschäfte auf der Bestandsfläche, insbesondere auf den östlichen Hafenflächen sollen mit eigenen, neuen Dienstleistungen intensiviert werden. Nach Herstellung der Flächen ist mit mobilem Gerät der Containerumschlag als zusätzliche Dienstleistung vorgesehen. Die Flächen können je nach Verlauf des Umschlags auf bis zu 3,5 ha erweitert werden. In der letzten Stufe entstehen bei positiver Umschlagsmengenentwicklung zwei Kanal-Liegeplätze. Hierfür ist der Erwerb einer Containerbrücke oder alternativ eines Hafenmobilkrans vorzusehen. Herr Dr. Sorgenfrei betont, dass in der Anfangsphase die Investments relativ gering gehalten werden und die Entwicklung der einzelnen Phasen flexibel und langfristig in Abhängigkeit der Mittelverfügbarkeit und ohne Fristen erfolgen kann. Der kalkulierte Businessplan weist durchweg positive Ergebnisse vor Steuern aus.

 

Im Anschluss an den Vortrag äußert Ratsherr Srugis, dass er eine Weiterentwicklung des Hafens Lüneburg für unverzichtbar hält und Lüneburg auch aufgrund seiner Trimodalität ein guter Entwicklungsstandort ist. Er merkt an, dass Entscheidungen für eine langfristige Entwicklung von Infrastruktur dem Handel Chancen bieten, aber gleichzeitig auch Risiken beinhalten. Jedoch ermöglicht eine modulartige und langsame Entwicklung eventuelle Risiken rechtzeitig zu erkennen und vorzubeugen. Ratsherr Srugis erscheint es bezüglich der Effektivität, was Arbeitsplätze anbelangt, nicht sinnvoll zu sein nur einen Containerumschlag im Hafen Lüneburg zu realisieren und fragt nach weiteren Entwicklungsmöglichkeiten, um Arbeitsplätze zu schaffen. Herr Dr. Sorgenfrei erklärt, dass der Hafen Lüneburg durchaus ein Universalhafen bleiben muss. Entwicklungspotenzial bieten dafür die zu ergänzenden Dienstleistungen. Dazu gehören zum Beispiel Dienstleistungen ähnlich einer Spedition, die von Häfen immer mehr übernommen werden oder Projektgeschäfte, die aufgrund ihrer Größenordnung sehr arbeitsintensiv sind. Letzteres bietet auch aufgrund der guten Standortposition für die Binnenverschiffung gutes Entwicklungspotenzial.

 

Ratsherr Srugis fragt nach, wer dieses Konzept betreiben soll. Herr Dr. Sorgenfrei erläutert, dass es im Wesentlichen von Personen abhängig ist. Es werden zunächst ein Geschäftsführer und ein technischer Leiter benötigt.

 

Ratsfrau Dr. Pahnke erkundigt sich, ob es neue Informationen über Pläne der Schleuse gibt und ob sich die HLG in Hinblick auf die Konkurrenz zu anderen Städten wie z.B. Wittingen und Uelzen durch das Phasen-Konzept bereits 2015 in einer guten Wettbewerbsposition befände und für weitere Stufen entwicklungsfähig wäre. Herr Dr. Sorgenfrei bestätigt dieses und unterstützt die Entwicklung der Schleuse im vollem Umfang. Er weist darauf hin, dass die Verkehrswege durch die Entwicklung der Schleuse und den Bau der A39 effektiv ergänzt werden und der Hafen somit als trimodaler Standort an Attraktivität gewinnt. Entwicklungspotenzial besteht auch in der Übernahme der ergänzenden hafenspezifischen Dienstleistungen.

 

Herr Dr. Glaser fügt hinzu, dass sich auch andere Standorte wie z.B. Geestacht oder Lauenburg ständig weiterentwickeln und aufgrund dessen das Geschäftsmodell „Alles bleibt wie es ist“ für Lüneburg keine Alternative sein kann. Daher empfiehlt Herr Dr. Glaser möglichst schnell mit einer guten Akquisitionsstrategie mit der Entwicklung des Hafens zu beginnen, indem zunächst Unternehmen akquiriert werden, Dienstleistungen im Hafen in Anspruch zu nehmen und Ladungsgut für den Standort Lüneburg angeworben wird.

 

Ratsherr Luths  interessiert welche Annahmen und Zahlen der Gewinn- und Verlustrechnung zugrunde liegen, da keine Verluste entstehen. Herr Dr. Sorgenfrei erklärt, dass für alle einzelnen Komponenten Mengenuntersuchungen angestellt wurden, welche dann mit begründeten Annahmen fortgeschrieben wurden. Er weist darauf hin, dass dabei zunächst von sehr geringen Mengen ausgegangen wurde und zeigt somit auf, dass für Lüneburg großes Potenzial zur Entwicklung besteht.

 

Zudem interessiert Ratsherrn Luths inwieweit die Überlegungen zur Hafenentwicklung mit den bisherigen Überlegungen zum Bilmer Berg II und der A 39  kompatibel sind.  Oberbürgermeister Mädge führt aus, dass zum Sommer der Entwurf zur Trasse vorliegt. Wenn feststeht, welche Flächen im Bereich des Autobahnkanals Bundesstraße und südlich von der jetzigen Bundesstraße B4 zur Verfügung stehen, können weitere Überlegungen angestellt werden. Das Thema ist insofern kompatibel und wurde zunächst nur abgekoppelt.

 

Beigeordnete Schellmann erkundigt sich nach der Rentabilität von Umladeprozessen im Hafen. Herr Dr. Sorgenfrei erläutert, dass Umladeprozesse für z.B. Containerladungen sehr kostenintensiv sind. Für Projektladungen mit  Überlänge, Überschwere oder Überbreite, ein eher kleines Segment, welches aber gut zahlt, ist dies nicht der Fall. Er erläutert, dass man für diese  Art von Ladungen von jedem Landkreis Einzelgenehmigungen benötigen würde und man aufgrund dessen versucht, möglichst lange Wege auf einem Verkehrträger abzuwickeln. Dafür sind Binnenschiffe der ideale Verkehrsträger. Da Lüneburg einen Binnenhafen hat, ist das eine gute Kombination.   

 

Herr Dr. Glaser ergänzt dazu, dass das Ziel nicht sei eine Warenschleuse zu entwickeln, sondern Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu realisieren. Neben dem Containerumschlag im Hafen sollen Waren weiter bearbeitet und veredelt werden, so dass viele Leistungen am Standort zusammen kommen und nicht „reiner“ Umschlag erfolgt.

 

Ratsherr Meihsies stellt die Frage, ob es konkrete Fakten oder Bedarfe aus bestimmten Regionen gibt, um dem Geschäftsmodell mehr Sicherheit zu geben. Herr Dr. Sorgenfrei erklärt, dass für dieses Modell eine Marktbefragung durchgeführt wurde, um eventuelle Marktpartner zu akquirieren.  Das Ergebnis war, dass in der Region Lüneburg und Hamburg durchaus Interesse an der Zusammenarbeit mit dem Hafen bestünde, sofern eine Entwicklung im Hafen stattfindet. Garantierte Zahlen der Unternehmen können jedoch erst benannt werden, wenn ein konkretes Angebot an Dienstleistungen im Hafen besteht.

 

Oberbürgermeister Mädge unterstützt die Aussage von Herr Dr. Sorgefrei, da er von anderen Firmen darin bestärkt wurde,  zunächst das Risiko zu minimieren und „mittelständisch“ anzufangen. Er betont, dass auch aufgrund der räumlichen Nähe zu Hamburg und den Kapazitätsmöglichkeiten Entwicklungschancen für den Lüneburger Hafen bestehen.

 

Herr Dr. Glaser ergänzt, dass in der ersten Phase des Geschäftsmodells das Risiko vor eventuellen Fehlinvestitionen sehr gering ist, da keine großen Investments erforderlich sind und keine Neuansiedlungen erfolgen. Zunächst sollen die Erlöse, die durch den Umschlag realisiert werden können, der Hafenentwicklung zu gute kommen, was aktuell noch nicht der Fall sei.

 

Stadtkämmerin Lukoschek, führt an, dass man sich bezüglich der Gesellschaftsgründung und der damit verbundenen Schritte schon Gedanken gemacht hätte und diese nun insoweit konkretisiert werden müssen, um bis spätestens Ende August im Rat darüber beschließen zu können.

 

Der Vorsitzende, Ratsherr Manzke, bedankt sich bei Herrn Dr. Glaser und Herrn Dr. Sorgenfrei für den Vortrag und verabschiedet diese.

 

Anlage

Präsentation


           

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 100426 final - HansePort Lüneburg WA (1219 KB)