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Auszug - Mo Vie- Projekt: Einsatz von Sprach- und Kulturmittlern in Schulen und Elternhaus (Antrag der FDP- Fraktion vom 15.09.2009)  

 
 
Öffentliche Sitzung des Integrationsbeirates
TOP: Ö 5
Gremium: Integrationsbeirat für Hansestadt und Landkreis Lüneburg Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Mi, 24.02.2010    
Zeit: 15:30 - 19:00 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/3401/09 Mo Vie Projekt: Einsatz von Sprach- und Kulturmittlern in Schulen und Elternhaus (Antrag der FDP-Fraktion vom 15.09.2009, eingegangen am 16.09.2009 und Änderungsantrag vom 22.09.2009)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Antrag der FDP-Fraktion
Federführend:01 - Büro der Oberbürgermeisterin Beteiligt:05 - Leitstelle Integration
    DEZERNAT V
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

Beratungsinhalt:

 

Die Vertreter der AWOSOZIALE Dienste stellen die Grundzüge des Projektes „Motivierende Vielfalt“ (MoVie) in einem kurzen Vortrag vor. Das bundesweit an 11 weiteren Standorten angebotene Projekt  war in Lüneburg ausgerichtet auf die „ausbildungsorientierte Elternarbeit“ und ist inzwischen ausgelaufen. Ein Träger steht daher für diese Maßnahme nicht mehr zur Verfügung. Viele von den beteiligten Kommunen anderer Standorte haben entsprechende Förderungen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend oder dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gestellt. In Lüneburg wird dieses Projekt seit Anfang 2009 in der Haupt- und Realschule Kaltenmoor ab der 8. Klasse für den Zeitraum von 3 ½  Jahren im Rahmen von „BIWAQ“ fortgeführt. Für die HS Oedeme gilt das gleiche in reduzierter Form im Rahmen von „XENOS“. Durch das Projekt wurden ca. 99 % der Eltern von Schülern mit MGH von der 5. bis zur 9. Klasse der HS Kaltenmoor, die bereit waren, das Angebot anzunehmen, erreicht.

 

Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Europäischen Sozialfonds (ESF) war, herauszuarbeiten, wie im Rahmen der Migrationsberatung Elternarbeit stattfinden könne, die diese in ihrer Erziehungskompetenz stärken und der Zugang der Jugendlichen zum Ausbildungsmarkt verbessert würde. Die AWOSOIZIALE Dienste  habe das Konzept dahingehend erweitert, dass auch die Schule und die Jugendlichen als notwendige Partner in die Projektarbeit einbezogen wurden. Ziel war es u. a., die Schule für Fragen der interkulturellen Kompetenz zu sensibilisieren.

 

Eltern sehen die Verantwortung für den schulischen Erfolg ihrer Kinder in erster Linie bei der Schule. Schule wiederum erwartet, dass die Eltern ihre Kinder bei der Umsetzung der schulischen Anforderungen unterstützen. Daher erschien es sinnvoll, Eltern, Lehrer und Schüler an einen Tisch zu bringen. Über die Klassenlehrer wurden Kontakte zu Eltern hergestellt. Teilweise haben Hausbesuche stattgefunden, teilweise fanden die Gespräche in der Schule statt. Begleitet wurden diese Gespräche durch Sozialarbeiter und Sprach- und Kulturmittler, die in der Regel selbst einen Migrationshintergrund haben, aber sich in der einheimischen Gesellschaft aufgrund ihres langjährigen Aufenthaltes inzwischen sehr gut auskennen. 

 

Überwiegend hatten die Eltern ein großes Interesse an der angebotenen Hilfe. Diese bestand z. B. in der Unterstützung beim Aufbau einer sinnvollen Tagesstruktur, bei der Vermittlung von Förderangeboten oder Unterstützung bei den Hausaufgaben sowie darin, sie zu motivieren, Sportangebote zu nutzen. Im Vordergrund stand dabei nicht das einzelne Angebot, sondern eine sinnvolle Vernetzung aller Angebote. Im Ergebnis haben Kinder neue Rollen erfahren. Eltern waren bisher eher unzufrieden mit den Kindern, wobei die Schuld wechselweise auf die Kinder oder die Schule geschoben wurden. Verbesserungen brachten schon ganz simple Regelungen wie das Führen eines Hausaufgabenheftes. Der Einsatz der Sprach- und Kulturmittler diente hauptsächlich dem Zweck, den Eltern einen Kontakt mit den Lehrern auf Augenhöhe zu ermöglichen, was sich außerordentlich positiv ausgewirkt hat.

 

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen und der Tatsache, dass der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder mit zunehmendem Alter schwindet, wird seitens des Trägers empfohlen, mit der Unterstützung der Eltern nicht bis zur 8. Klasse zu warten, sondern diese bereits in der Grundschule, im Grunde ab der 1. Klasse anzubieten. Dies wird auch von den Mitgliedern des Integrationsbeirates so gesehen.

 

Im Rahmen der sich anschließenden Diskussion werden die positiven Ergebnisse dieser besonderen Form der Elternarbeit anerkennend gewürdigt.

 

Migrantenvertreter bestätigen einen hohen Bedarf an Information und Unterstützung von Migrantenfamilien bei Aufgaben der Erziehung und Bildung ihrer Kinder. Häufig sei auch das Engagement der Eltern einfach nicht ausreichend vorhanden. Daher werden die vorgeschlagenen Maßnahmen von ihnen als sinnvoll und notwendig begrüßt. Andere bereits arbeitende Projekte dürften darunter jedoch nicht leiden.

 

Seitens der Kommunen wird das vorgestellte Projekt ebenfalls als „längst überfällig“ begrüßt, auch wenn sie sich hierbei eine (stärkere) Beteiligung des Landes Niedersachsen wünschen würden.

 

Es herrscht allgemein Konsens, dass es aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen sinnvoll sei, dieses Projekt auch auf Grundschulklassen auszudehnen. Allerdings ist der Integrationsbeirat auch übereinstimmend der Meinung, dass die Effizienz der geplanten Maßnahmen nur bei einer flächendeckenden Umsetzung des Konzeptes im Rahmen eines Regelangebotes gegeben sei.

 

Gleichwohl befürwortet der Gemeinsame Integrationsbeirat den Antrag der FDP- Fraktion  als einen Einstieg. Soweit zur Finanzierung auch die Kürzung freiwilliger Leistungen in anderen Bereichen vorgeschlagen wird, lehnt der Integrationsbeirat dieses mehrheitlich ab.

Beschluss:

Beschluss:

 

Mit diesen ausdrücklichen Hinweisen beschließt der Gemeinsame Integrationsbeirat folgende Stellungnahme:

 

„Der Gemeinsame Integrationsbeirat für Hansestadt und Landkreis Lüneburg unterstützt den Antrag der FDP- Fraktion, an einer Grundschule mit einem hohem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund das Projekt „Motivierende Vielfalt“ mit dem Ziel einer Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Elternhaus, Lehrerschaft und Sozialpädagogen durchzuführen.

 

Er empfiehlt daher, den Antrag der FDP- Fraktion in den zuständigen Gremien wohlwollend zu prüfen und gegebenenfalls mit Hilfe des Erwerbs von Drittmitteln umzusetzen.“

 

 

Der Vorsitzende übergibt die Sitzungsleitung gegen 17.00 Uhr wegen eines Anschlusstermins an den Geschäftsführer des Gemeinsamen Integrationsbeirates.