Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Die Vertreter der AWOSOZIALE Dienste stellen die
Grundzüge des Projektes „Motivierende Vielfalt“ (MoVie) in einem
kurzen Vortrag vor. Das bundesweit an 11 weiteren Standorten angebotene
Projekt war in Lüneburg ausgerichtet auf
die „ausbildungsorientierte Elternarbeit“ und ist inzwischen
ausgelaufen. Ein Träger steht daher für diese Maßnahme nicht mehr zur
Verfügung. Viele von den beteiligten Kommunen anderer Standorte haben
entsprechende Förderungen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend oder dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gestellt. In
Lüneburg wird dieses Projekt seit Anfang 2009 in der Haupt- und Realschule
Kaltenmoor ab der 8. Klasse für den Zeitraum von 3 ½ Jahren im Rahmen von „BIWAQ“
fortgeführt. Für die HS Oedeme gilt das gleiche in reduzierter Form im Rahmen
von „XENOS“. Durch das Projekt wurden ca. 99 % der Eltern von
Schülern mit MGH von der 5. bis zur 9. Klasse der HS Kaltenmoor, die bereit
waren, das Angebot anzunehmen, erreicht. Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend und des Europäischen Sozialfonds (ESF) war, herauszuarbeiten, wie im
Rahmen der Migrationsberatung Elternarbeit stattfinden könne, die diese in
ihrer Erziehungskompetenz stärken und der Zugang der Jugendlichen zum
Ausbildungsmarkt verbessert würde. Die AWOSOIZIALE Dienste habe das Konzept dahingehend erweitert, dass
auch die Schule und die Jugendlichen als notwendige Partner in die
Projektarbeit einbezogen wurden. Ziel war es u. a., die Schule für Fragen der
interkulturellen Kompetenz zu sensibilisieren. Eltern sehen die Verantwortung für den schulischen Erfolg
ihrer Kinder in erster Linie bei der Schule. Schule wiederum erwartet, dass die
Eltern ihre Kinder bei der Umsetzung der schulischen Anforderungen
unterstützen. Daher erschien es sinnvoll, Eltern, Lehrer und Schüler an einen
Tisch zu bringen. Über die Klassenlehrer wurden Kontakte zu Eltern hergestellt.
Teilweise haben Hausbesuche stattgefunden, teilweise fanden die Gespräche in
der Schule statt. Begleitet wurden diese Gespräche durch Sozialarbeiter und
Sprach- und Kulturmittler, die in der Regel selbst einen Migrationshintergrund
haben, aber sich in der einheimischen Gesellschaft aufgrund ihres langjährigen
Aufenthaltes inzwischen sehr gut auskennen.
Überwiegend hatten die Eltern ein großes Interesse an der
angebotenen Hilfe. Diese bestand z. B. in der Unterstützung beim Aufbau einer
sinnvollen Tagesstruktur, bei der Vermittlung von Förderangeboten oder
Unterstützung bei den Hausaufgaben sowie darin, sie zu motivieren,
Sportangebote zu nutzen. Im Vordergrund stand dabei nicht das einzelne Angebot,
sondern eine sinnvolle Vernetzung aller Angebote. Im Ergebnis haben Kinder neue
Rollen erfahren. Eltern waren bisher eher unzufrieden mit den Kindern, wobei
die Schuld wechselweise auf die Kinder oder die Schule geschoben wurden.
Verbesserungen brachten schon ganz simple Regelungen wie das Führen eines
Hausaufgabenheftes. Der Einsatz der Sprach- und Kulturmittler diente
hauptsächlich dem Zweck, den Eltern einen Kontakt mit den Lehrern auf Augenhöhe
zu ermöglichen, was sich außerordentlich positiv ausgewirkt hat. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen und der Tatsache, dass
der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder mit zunehmendem Alter schwindet, wird
seitens des Trägers empfohlen, mit der Unterstützung der Eltern nicht bis zur
8. Klasse zu warten, sondern diese bereits in der Grundschule, im Grunde ab der
1. Klasse anzubieten. Dies wird auch von den Mitgliedern des
Integrationsbeirates so gesehen. Im Rahmen der sich anschließenden Diskussion werden die
positiven Ergebnisse dieser besonderen Form der Elternarbeit anerkennend
gewürdigt. Migrantenvertreter bestätigen einen hohen Bedarf an
Information und Unterstützung von Migrantenfamilien bei Aufgaben der Erziehung
und Bildung ihrer Kinder. Häufig sei auch das Engagement der Eltern einfach
nicht ausreichend vorhanden. Daher werden die vorgeschlagenen Maßnahmen von
ihnen als sinnvoll und notwendig begrüßt. Andere bereits arbeitende Projekte
dürften darunter jedoch nicht leiden. Seitens der Kommunen wird das vorgestellte Projekt ebenfalls
als „längst überfällig“ begrüßt, auch wenn sie sich hierbei eine
(stärkere) Beteiligung des Landes Niedersachsen wünschen würden. Es herrscht allgemein Konsens, dass es aufgrund der bisher
gemachten Erfahrungen sinnvoll sei, dieses Projekt auch auf Grundschulklassen
auszudehnen. Allerdings ist der Integrationsbeirat auch übereinstimmend der
Meinung, dass die Effizienz der geplanten Maßnahmen nur bei einer
flächendeckenden Umsetzung des Konzeptes im Rahmen eines Regelangebotes gegeben
sei. Gleichwohl befürwortet der Gemeinsame Integrationsbeirat den
Antrag der FDP- Fraktion als einen
Einstieg. Soweit zur Finanzierung auch die Kürzung freiwilliger Leistungen in
anderen Bereichen vorgeschlagen wird, lehnt der Integrationsbeirat dieses
mehrheitlich ab. Beschluss: Mit diesen ausdrücklichen Hinweisen beschließt der
Gemeinsame Integrationsbeirat folgende Stellungnahme: „Der Gemeinsame
Integrationsbeirat für Hansestadt und Landkreis Lüneburg unterstützt den Antrag
der FDP- Fraktion, an einer Grundschule mit einem hohem Anteil an Kindern mit
Migrationshintergrund das Projekt „Motivierende Vielfalt“ mit dem
Ziel einer Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Elternhaus, Lehrerschaft
und Sozialpädagogen durchzuführen. Er empfiehlt daher, den Antrag der
FDP- Fraktion in den zuständigen Gremien wohlwollend zu prüfen und
gegebenenfalls mit Hilfe des Erwerbs von Drittmitteln umzusetzen.“ Der Vorsitzende übergibt die Sitzungsleitung gegen 17.00 Uhr
wegen eines Anschlusstermins an den Geschäftsführer des Gemeinsamen
Integrationsbeirates. |
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