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Auszug - Vorstellung der Einzelvorhaben des Projektes Street-Art  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung
TOP: Ö 5
Gremien: Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung, Ausschuss für Kultur und Partnerschaften Beschlussart: (offen)
Datum: Do, 06.08.2009    
Zeit: 15:00 - 17:20 Anlass: Sitzung
Raum: Museum Lüneburg, Besprechungsraum 2.OG
Ort: Willy-Brandt-Straße 1, Besprechungsraum 2.OG, Eingang Wandrahmstraße
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Herr Vizepräsident KELLER erläutert kurz die Hintergründe des Projektes, das im Rahmen der Leuphana Startwoche 2009 durchgeführt werden soll. Rund 35 international bekannte Streetart-Künstler seien eingeladen, ihre Werke an verschiedenen Orten in der Stadt zu zeigen. Sie würden Flächen im mittelalterlichen Stadtzentrum sowie auf dem Universitätscampus und im Roten Feld gestalten. Dokumentiert werde die Kunstaktion von 1.200 Studienanfängern, die sich im Rahmen der Startwoche mit dem Thema Kunst auseinandersetzen und die Aufgabe hätten, in Kleingruppen die Künstler bei ihrer Arbeit zu begleiten und jeweils einen einminütigen Kurzfilm zu drehen, welcher anschließend im Rahmen einer internetbasierten Medienplattform eingebunden und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. Parallel zu der Aktion solle während der Startwoche im Rathaus eine Ausstellung moderner Kunst des Hamburger Kunstsammlers und Kurators Rik Reinking gezeigt werden. In Lüneburg werde auf diese Weise ein Dialog zwischen Stadt, Universität und Kunstwelt in Gang gesetzt, der durch die medialen Produktionen bei der Leuphana Startwoche weitergeführt wird. Das Streetart-Projekt könne so die Bedeutung Lüneburgs als innovativer Kunststandort stärken und gebe den symbolischen Startschuss für den neuen Profilschwerpunkt „Kunst und Kultur“ der Leuphana Universität. Die Universität habe sich über die Möglichkeiten und notwendige Genehmigungen für die Kunstwerke im Stadtraum bereits intensiv mit der Hansestadt Lüneburg beraten und sich mit den jeweiligen Eigentümern der Gebäude in Verbindung gesetzt. Herr KELLER stellt die einzelnen Gebäude und Standorte mit den zugeordneten Entwürfen bzw. Beispielentwürfen anhand von Fotos vor. Die meisten der gezeigten Künstlerentwürfe müssten selbstverständlich noch nachbearbeitet und den Bedingungen vor Ort angepasst werden. Soweit möglich sei auch geplant, Strom- und Telefonverteilerkästen in die Aktion einzubeziehen. In den meisten Fällen sollten die Bemalungen permanent aufgebracht werden und nur in den Fällen, in denen es der Eigentümer wünsche, später wieder entfernt werden. In der Regel könne man Künstler eher für die Flächen gewinnen, die permanent bemalt werden können. Er beantwortet Fragen der Ausschussmitglieder.

 

Beigeordneter KÖRNER fürchtet, dass die Aktion als Auslöser für wilde Graffiti-Schmierereien dienen werde. Einige der Bilder seien in Ordnung, andere eher abschreckend und er könne sich vorstellen, dass sie in der Bevölkerung auf Ablehnung stoßen werden.

 

Beigeordneter DÖRBAUM sieht in der Aktion eine Chance, Kunst kreativ in der Öffentlichkeit darzustellen.

 

Ratsfrau HENSCHKE findet das Projekt sehr gut. Sie freue sich sehr darauf und dankt Herrn Keller für die gute Auswahl der Fassaden.

 

Ratsherr VÖLKER lobt den erfrischenden Ansatz. Selbstverständlich könne man über die einzelnen Werke unterschiedlicher Meinung sein, aber Kunst dürfe gern Kontroversen auslösen.

 

Ratsfrau RUDOLPH findet das Projekt ebenfalls sehr gut, auch wenn nicht jedem alles gefallen werde. Kunst sei dazu da, Diskussionen anzuregen. Sie meint, die Stadt und die Eigentümer sollten im Vorfeld die Möglichkeit haben, Entwürfe, die ihnen gar nicht zusagten, abzulehnen.

 

Ratsherr VON MANSBERG schließt sich der allgemeinen Begeisterung an und vermutet, dass der Dialog zwischen dem historischen Stadtkern und moderner Kunst auch für die Künstler von besonderem Reiz sein werde. Viele Menschen müssten erst noch lernen, dass Graffiti inzwischen eine anerkannte Kunstrichtung sei. Erfreulich sei auch, dass die Verbindung zwischen Universität und Stadt eine neue Ebene erhalte und die Studenten von Anfang an eine Stadt erleben, die für sie interessant sei.

 

Beigeordneter SRUGIS weist auf die Werbewirksamkeit der Aktion für die Hansestadt Lüneburg hin. Die Frage des Marketings sollte ebenfalls in die Aufgabenstellung für die Studenten einbezogen werden, um die Aktion über die Internetplattform hinaus bekannt zu machen. Die Bedenken, dass die Bilder Auslöser für Schmierereien sein könnten, teile er nicht, es habe sich im Gegenteil mehrfach bewiesen, dass dort, wo Freiflächen mit Bildern geschmückt worden seien, keine Schmierereien mehr auftauchten. Er freue sich auf das Projekt.

 

Herr KELLER bestätigt, die stärksten Fürsprecher des Projektes seien die Eigentümer der Gebäude selbst, weil damit Graffiti-Schmierereien in den Griff zu bekommen seien. Die Universität verstehe sich als Botschafter Lüneburgs und betreibe eine Menge Marketing. Für dieses Projekt könne jedoch erst damit begonnen werden, wenn es tatsächlich spruchreif sei, da niemand auf diese Weise unter Druck gesetzt werden solle. Geplant seien umfangreiche Presseberichte und eine Fernsehdokumentation.

 

Herr SCHULER und HERR SCHULTZ loben das Projekt ebenfalls, insbesondere die Einbindung der neuen Medien. Für alle Beteiligten handele es sich um eine win-win-Situation.

 

Stadtbaurätin GUNDERMANN betrachtet die Aktion als Gewinn für die Hansestadt Lüneburg. Sie müsse jedoch darauf hinweisen, dass die Standorte differenziert zu bewerten seien. Völlig unstrittig seien alle Standorte auf dem Gelände der Universität, außerhalb der Innenstadt, alle Skulpturen und alle Objekte, die zeitlich begrenzt angebracht würden. Bei den betroffenen Einzeldenkmalen in der Innenstadt, die in die Aktion einbezogen werden sollen, müsse jedoch sehr genau darauf geachtet werden, wo die Kunst angebracht werden solle und wie sie wirke. Sie dürfe keinesfalls das Denkmal überlagern, sondern müsse sich ihm unterordnen und erst auf den zweiten Blick wirken. Die Obere Denkmalschutzbehörde sei einbezogen worden und habe sich eine Begutachtung und Bewertung der Vorschläge für die Gestaltung der Denkmale vorbehalten. Für ausgesprochen gut halte sie den Vorschlag der Universität, für die Beseitigung von Schäden an den Kunstwerken und notfalls völlige Entfernung eines Werkes eine finanzielle Rücklage zu bilden. Verhindern sollte man auch, dass „Trittbrettfahrer“ später mit eigenen, nachgeschobenen Kunstaktionen weitere Wände verzieren, sonst wäre die Stadt bald überfüllt. Die Hansestadt Lüneburg unterstütze die Aktion der Universität voll und ganz, werde aber bei den Baudenkmalen genau prüfen müssen, ob eine permanente Bemalung genehmigt werden könne. Es sollte auch ein Zeitraum festgelegt werden, nach dem die Wirkung der Kunstwerke überprüft wird, denn ein verwahrlostes Werk, dessen Wert nicht mehr erkennbar sei, wäre für das Stadtbild nicht tragbar.

 

Herr KELLER dankt der Verwaltung für die sehr gute Zusammenarbeit. Er betont, die sechs großen Brandwände in der historischen Innenstadt seien die Tragpfeiler des Projektes. Wenn sie wegfallen würden, werde das Projekt lediglich auf dem Uni-Campus stattfinden. Es sei technisch nicht leistbar, alle Kunstwerke so zu konzipieren, dass sie nach der Aktion wieder entfernt werden können. Der angebotene Fonds könne lediglich für den einen oder anderen „Ausreißer“ zur Verfügung stehen, der aus welchen Gründen auch immer zum Gegenstand des Anstoßes werde. Es wäre den Künstlern, die hier für eine sehr geringe Entlohnung teilnähmen, zudem sehr schwer zu vermitteln, dass ihre Werke nicht permanent sein sollen. Herr KELLER plädiert für eine mutige Entscheidung der Hansestadt Lüneburg an dieser Stelle.

 

Beigeordneter DÖRBAUM appelliert an die Ausschussmitglieder, die Aktion auch in der Öffentlichkeit mit zu tragen und wenn nötig für Verständnis zu werben.

 

Der Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung und der Kultur- und Partnerschaftsausschuss nehmen Kenntnis

 

Der Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung und der Kultur- und Partnerschaftsausschuss nehmen den Bericht zur Kenntnis.

 

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