Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Herr
Vizepräsident KELLER
erläutert kurz die Hintergründe des Projektes, das im Rahmen der Leuphana
Startwoche 2009 durchgeführt werden soll. Rund 35 international bekannte
Streetart-Künstler seien eingeladen, ihre Werke an verschiedenen Orten in der
Stadt zu zeigen. Sie würden Flächen im mittelalterlichen Stadtzentrum sowie auf
dem Universitätscampus und im Roten Feld gestalten. Dokumentiert werde die
Kunstaktion von 1.200 Studienanfängern, die sich im Rahmen der Startwoche mit
dem Thema Kunst auseinandersetzen und die Aufgabe hätten, in Kleingruppen die
Künstler bei ihrer Arbeit zu begleiten und jeweils einen einminütigen Kurzfilm
zu drehen, welcher anschließend im Rahmen einer internetbasierten
Medienplattform eingebunden und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde.
Parallel zu der Aktion solle während der Startwoche im Rathaus eine Ausstellung
moderner Kunst des Hamburger Kunstsammlers und Kurators Rik Reinking gezeigt
werden. In Lüneburg werde auf diese Weise ein Dialog zwischen Stadt,
Universität und Kunstwelt in Gang gesetzt, der durch die medialen Produktionen
bei der Leuphana Startwoche weitergeführt wird. Das Streetart-Projekt könne so
die Bedeutung Lüneburgs als innovativer Kunststandort stärken und gebe den
symbolischen Startschuss für den neuen Profilschwerpunkt „Kunst und
Kultur“ der Leuphana Universität. Die Universität habe sich über die Möglichkeiten
und notwendige Genehmigungen für die Kunstwerke im Stadtraum bereits intensiv
mit der Hansestadt Lüneburg beraten und sich mit den jeweiligen Eigentümern der
Gebäude in Verbindung gesetzt. Herr KELLER stellt die einzelnen Gebäude
und Standorte mit den zugeordneten Entwürfen bzw. Beispielentwürfen anhand von
Fotos vor. Die meisten der gezeigten Künstlerentwürfe müssten
selbstverständlich noch nachbearbeitet und den Bedingungen vor Ort angepasst
werden. Soweit möglich sei auch geplant, Strom- und Telefonverteilerkästen in
die Aktion einzubeziehen. In den meisten Fällen sollten die Bemalungen
permanent aufgebracht werden und nur in den Fällen, in denen es der Eigentümer
wünsche, später wieder entfernt werden. In der Regel könne man Künstler eher
für die Flächen gewinnen, die permanent bemalt werden können. Er beantwortet
Fragen der Ausschussmitglieder. Beigeordneter
KÖRNER fürchtet,
dass die Aktion als Auslöser für wilde Graffiti-Schmierereien dienen werde. Einige
der Bilder seien in Ordnung, andere eher abschreckend und er könne sich
vorstellen, dass sie in der Bevölkerung auf Ablehnung stoßen werden. Beigeordneter
DÖRBAUM sieht in
der Aktion eine Chance, Kunst kreativ in der Öffentlichkeit darzustellen. Ratsfrau
HENSCHKE findet das
Projekt sehr gut. Sie freue sich sehr darauf und dankt Herrn Keller für die
gute Auswahl der Fassaden. Ratsherr
VÖLKER lobt den
erfrischenden Ansatz. Selbstverständlich könne man über die einzelnen Werke
unterschiedlicher Meinung sein, aber Kunst dürfe gern Kontroversen auslösen. Ratsfrau
RUDOLPH findet das
Projekt ebenfalls sehr gut, auch wenn nicht jedem alles gefallen werde. Kunst
sei dazu da, Diskussionen anzuregen. Sie meint, die Stadt und die Eigentümer sollten
im Vorfeld die Möglichkeit haben, Entwürfe, die ihnen gar nicht zusagten,
abzulehnen. Ratsherr
VON MANSBERG schließt
sich der allgemeinen Begeisterung an und vermutet, dass der Dialog zwischen dem
historischen Stadtkern und moderner Kunst auch für die Künstler von besonderem
Reiz sein werde. Viele Menschen müssten erst noch lernen, dass Graffiti inzwischen
eine anerkannte Kunstrichtung sei. Erfreulich sei auch, dass die Verbindung
zwischen Universität und Stadt eine neue Ebene erhalte und die Studenten von
Anfang an eine Stadt erleben, die für sie interessant sei. Beigeordneter
SRUGIS weist auf
die Werbewirksamkeit der Aktion für die Hansestadt Lüneburg hin. Die Frage des
Marketings sollte ebenfalls in die Aufgabenstellung für die Studenten einbezogen
werden, um die Aktion über die Internetplattform hinaus bekannt zu machen. Die
Bedenken, dass die Bilder Auslöser für Schmierereien sein könnten, teile er
nicht, es habe sich im Gegenteil mehrfach bewiesen, dass dort, wo Freiflächen
mit Bildern geschmückt worden seien, keine Schmierereien mehr auftauchten. Er
freue sich auf das Projekt. Herr
KELLER bestätigt,
die stärksten Fürsprecher des Projektes seien die Eigentümer der Gebäude
selbst, weil damit Graffiti-Schmierereien in den Griff zu bekommen seien. Die
Universität verstehe sich als Botschafter Lüneburgs und betreibe eine Menge
Marketing. Für dieses Projekt könne jedoch erst damit begonnen werden, wenn es
tatsächlich spruchreif sei, da niemand auf diese Weise unter Druck gesetzt
werden solle. Geplant seien umfangreiche Presseberichte und eine
Fernsehdokumentation. Herr
SCHULER und HERR
SCHULTZ loben das Projekt ebenfalls, insbesondere die Einbindung der neuen
Medien. Für alle Beteiligten handele es sich um eine win-win-Situation. Stadtbaurätin
GUNDERMANN
betrachtet die Aktion als Gewinn für die Hansestadt Lüneburg. Sie müsse jedoch
darauf hinweisen, dass die Standorte differenziert zu bewerten seien. Völlig
unstrittig seien alle Standorte auf dem Gelände der Universität, außerhalb der
Innenstadt, alle Skulpturen und alle Objekte, die zeitlich begrenzt angebracht
würden. Bei den betroffenen Einzeldenkmalen in der Innenstadt, die in die
Aktion einbezogen werden sollen, müsse jedoch sehr genau darauf geachtet
werden, wo die Kunst angebracht werden solle und wie sie wirke. Sie dürfe
keinesfalls das Denkmal überlagern, sondern müsse sich ihm unterordnen und erst
auf den zweiten Blick wirken. Die Obere Denkmalschutzbehörde sei einbezogen
worden und habe sich eine Begutachtung und Bewertung der Vorschläge für die
Gestaltung der Denkmale vorbehalten. Für ausgesprochen gut halte sie den
Vorschlag der Universität, für die Beseitigung von Schäden an den Kunstwerken
und notfalls völlige Entfernung eines Werkes eine finanzielle Rücklage zu
bilden. Verhindern sollte man auch, dass „Trittbrettfahrer“ später
mit eigenen, nachgeschobenen Kunstaktionen weitere Wände verzieren, sonst wäre
die Stadt bald überfüllt. Die Hansestadt Lüneburg unterstütze die Aktion der
Universität voll und ganz, werde aber bei den Baudenkmalen genau prüfen müssen,
ob eine permanente Bemalung genehmigt werden könne. Es sollte auch ein Zeitraum
festgelegt werden, nach dem die Wirkung der Kunstwerke überprüft wird, denn ein
verwahrlostes Werk, dessen Wert nicht mehr erkennbar sei, wäre für das
Stadtbild nicht tragbar. Herr
KELLER dankt der
Verwaltung für die sehr gute Zusammenarbeit. Er betont, die sechs großen
Brandwände in der historischen Innenstadt seien die Tragpfeiler des Projektes.
Wenn sie wegfallen würden, werde das Projekt lediglich auf dem Uni-Campus
stattfinden. Es sei technisch nicht leistbar, alle Kunstwerke so zu
konzipieren, dass sie nach der Aktion wieder entfernt werden können. Der
angebotene Fonds könne lediglich für den einen oder anderen
„Ausreißer“ zur Verfügung stehen, der aus welchen Gründen auch
immer zum Gegenstand des Anstoßes werde. Es wäre den Künstlern, die hier für
eine sehr geringe Entlohnung teilnähmen, zudem sehr schwer zu vermitteln, dass
ihre Werke nicht permanent sein sollen. Herr KELLER plädiert für eine
mutige Entscheidung der Hansestadt Lüneburg an dieser Stelle. Beigeordneter
DÖRBAUM appelliert
an die Ausschussmitglieder, die Aktion auch in der Öffentlichkeit mit zu tragen
und wenn nötig für Verständnis zu werben. Der
Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung und der Kultur- und
Partnerschaftsausschuss nehmen den Bericht zur Kenntnis. (4,
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