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Der
Antrag des Ratsherrn KUNATH auf Änderung des Beschlussvorschlages in „Überweisung
in den Verkehrsausschuss“ wird mehrheitlich abgelehnt. Beratungsinhalt: Ratsherr KUNATH erinnert daran, dass der ASM-Verkehr in Lüneburg im Jahre
1994 aus zwei Gründen flächendeckend als Ersatz für die damaligen Ringlinien
eingeführt wurde. Zum einen deckten die Ringlinien nur zu einem geringen Teil
das Stadtgebiet ab, zum anderen waren sie hochdefizitär, wie aus der
Stellungnahme der Verwaltung hervorgehe. Damals habe sich die Stadt Lüneburg
verpflichtet, die Defizite im ASM-Verkehr zu übernehmen. Hinzu komme, dass der
Landkreis Lüneburg und die angeschlossenen Gebietskörperschaften in das
ASM-System eingestiegen seien. Dem mit dem ASM-Verkehr betrauten Unternehmen
CiryCar Röhlig sei eingeräumt worden, Kostenerhöhungen im Rahmen der HVV-Tarifanhebungen
an die Gebietskörperschaften weitergeben zu können. Das sei für seine Fraktion
aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbar, da die Kosten- und Tarifstruktur des
HVV in der Regel nicht mit der eines Privatunternehmens vergleichbar seien. Um
den Zuschussbedarf zu begrenzen, habe man sich auf Seiten der
Gebietskörperschaften darauf verständigt, Kostenerhöhungen der
HVV-Tarifanhebungen nicht in jedem Jahr eins-zu-eins an die Fahrgäste weiter zu
geben. Dies sei ohnehin nicht sinnvoll, wenn die Kosten- und Tarifstruktur
zwischen HVV und Firma Röhlig nicht
gleich sind. Insofern erübrige sich dieser Ansatz. Die Verwaltung argumentiere in der Stellungnahme mit
zusätzlichen Kosten von 11.500 Euro. Hier stelle sich die Frage, ob dies die
Steigerung insgesamt oder nur diejenige für die Stadt selbst sei. Auf die Stadt
Lüneburg gerechnet, würde dieser Betrag 5 % des Volumens des ÖPNV-Topfes
ausmachen und damit noch weniger, als die Kostensteigerungen des HVV von 7 %,
welche die Verwaltung in ihrer Stellungnahme angegeben habe. Die Preiserhöhungen aller öffentlichen Verkehrsmittel
– auch der ASM – haben vielfältige Auswirkungen auf das Leben der
Menschen in Stadt und Landkreis Lüneburg. Die Preiserhöhung um 20 Cent für das
ASM trage dazu bei, dass sich weniger Menschen Mobilität und damit Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben leisten können. Sie fördere den automobilen
Individualverkehr und mache diese Form der umweltfreundlichen Mobilität
unattraktiver. Die damit verbundene Besserstellung des privaten Individualverkehrs
schade der Umwelt und der Lebensqualität in Lüneburg. Die Nutzung des ASM ist Teil des in Lüneburg bestehenden
ÖPNV, daher sei die Berücksichtigung des sozialen Aspekts besonders wichtig. Es
werde beim ASM jedoch preislich kein Unterschied gemacht zwischen Normalverdienern und Menschen, die
staatliche Transferleistungen erhalten oder Geringverdiener sind. Lediglich
Schwerbehinderte und Studenten sowie Besitzer einer HVV-Kundenkarte erhielten
eine Ermäßigung. Während die Verwaltung den Vorschlag zur Gegenfinanzierung im
Hinblick auf die gesetzlichen Aufgaben der Verkehrssicherungspflicht ablehne,
würden Gleichheitsgrundsätze zwischen Menschen, die sich das Autofahren noch
leisten können und jenen, die das nicht können, vollkommen außer Acht gelassen.
Es sei unverständlich, dass Preiserhöhungen für Taxen und
Mietwagen im Verkehrsausschuss behandelt und im Stadtrat beschlossen werden,
Preiserhöhungen für das ASM hingegen außen vor blieben. Auch diese müssten im
Verkehrsausschuss behandelt werden, Vertreter der beteiligten Unternehmen
sollten dabei ihre Kostenrechnungen offen legen. Es müsse allen Fraktionen die
Gelegenheit gegeben werden, Alternativen und Finanzierungsmodelle zu diesem
Thema einzubringen. Ratsherr ROLLERT hält eine moderate Preiserhöhung in einem Zeitraum von
jeweils drei bis fünf Jahren durchaus für angemessen. Zuletzt habe es eine
Erhöhung im Jahre 2006 gegeben. Der ASM sei im Vergleich zum normalen täglichen
Busverkehr kein Service der Barmherzigkeit, sondern werde in der Regel in den Abendstunden
im Zusammenhang mit dem Besuch von Veranstaltungen genutzt. Daher erachte er es
nicht als sinnvoll, Gelder aus Infrastrukturmaßnahmen oder aus dem ÖPNV-Budget
zu verschieben. Aus diesen Gründen sei der Antrag abzulehnen. Für Beigeordneten MEIßNER ist ein Rückblick in das
Jahr 1994 bei der Behandlung dieses Themas in der Tat unerlässlich. Der ÖPNV
wurde seinerzeit optimiert, innerhalb eines größeren Paketes für die KVG
gehörte dazu auch die Einführung des ASM. Hierfür habe die KVG ein bestimmtes Budget
erhalten, innerhalb dessen sie selbst zu entscheiden habe, wie die Leistungen
gewährleistet werden können. Aus diesem Grunde gehöre das Thema nicht in den
Verkehrsausschuss. Für die Bereitstellung des ASM habe die KVG mit der Firma
CityCar Röhlig einen Vertrag geschlossen, nach dem die KVG pro Fahrgast einen
Festbetrag von 15 Cent erhalte, den Restbetrag vereinnahme CityCar Röhlig. Den
Unterschiedsbetrag, der nicht eingefahren werden könne, deckten neben der Stadt
auch die beteiligten Kommunen. Davon gebe es inzwischen einige, da das ASM sich
als Erfolgsmodell herausgestellt habe, wie die Zahlen belegten. Ob man dieses
Subventionsmodell in dieser Form auch künftig noch erhalten könne, sei
allerdings eine andere Frage. Beim ASM spreche man von einem dem ÖPNV angeglichenen
Mietwagenverkehr. Als Folge daraus habe die KVG die Firma Röhlig in die Pflicht
genommen und ihr gesagt, dass die Preise von dieser nicht beliebig erhöht
werden können, sondern nur im Rahmen der Preiserhöhungen des HVV. Deren letzte
Preiserhöhung sei angesichts der allgemeinen Preissteigerungen etwa für
Betriebsstoffe und Personal keineswegs überzogen gewesen. Das könne die KVG
auch mit dem Zuschuss der Stadt nicht ausgleichen, der zudem vor zwei oder drei
Jahren auf Antrag von Herrn Althusmann um zwanzigtausend Euro gekürzt worden
sei. Ohne eine Fahrpreiserhöhung würde das ASM defizitär betrieben, oder es
müsse seitens der KVG ein anderer Kostenausgleich gefunden werden, wie
beispielsweise die Abschaffung der Familienkarte oder die Einstellung von
Buslinien. Die jetzige Erhöhung um 6,7 % sei angemessen und vertretbar, die
Erhöhung des KVV liege im Vergleich bei 7 %. Die von Herrn Kunath befürchtete
Förderung des Individualverkehrs sei übertrieben, niemand kaufe sich wegen der
Preiserhöhung um 20 Cent ein Auto. Die Fraktion DIE LINKE fühle sich stets als
Wächter der Menschen mit geringem Einkommen, gerade dieser Personenkreis nutze
jedoch am allerwenigsten das ASM. Die Hauptnutzung liege im Bereich des Besuchs
der Gastronomie und von Veranstaltungen. Natürlich ärgere gerade Nutzer des ASM
mit einem geringeren Einkommen die Preiserhöhung, da sie aber zweifellos
gerechtfertigt sei, müsse man sie akzeptieren. Für Beigeordneten BLANCK liegt der Fehler im System.
Jede Zeit habe ihre eigene Lösung für Probleme, 1994 habe die Lösung für die
schlechte Nutzung der Nachtbusse in der Schaffung des damaligen
Anruf-Sammel-Taxi (AST) gelegen. Vom Gedankenansatz her sei das ASM stets nur
eine Notlösung, nämlich nur dann, wenn das vermutete Fahrgastaufkommen gering
sei. Je mehr ein ASM genutzt werde, desto höher seien die Zuschüsse. Beim Bus
hingegen sei die Fahrt umso wirtschaftlicher, je mehr Fahrgäste ihn nutzen. Nun habe sich die Situation gegenüber 1994 natürlich
verändert. Seinerzeit schlossen die Geschäfte in der Innenstadt bereits um 18
Uhr, danach sei die Innenstadt leer gewesen. Inzwischen hätten die Geschäfte
länger geöffnet. Veränderte Rahmenbedingungen erforderten ein Überdenken, ob
das Angebot noch zeitgemäß und ausreichend sei. Man beklage die Notwendigkeit,
neue Parkplätze zu schaffen, insbesondere das Parkhaus am Bahnhof für Pendler.
Dabei müsse man beachten, dass ein Pendler natürlich sein Auto für die Fahrt
zum Bahnhof benutze, wenn ihm in den Abendstunden keine wirtschaftliche
Möglichkeit mehr geboten werde, vom Bahnhof nach Hause zu kommen. Daher sei es
angezeigt, über eine Ausweitung des Busangebotes nach 19 Uhr nachzudenken und
sei es auch zunächst nur zur Probe. Er schlage vor, im Verkehrsausschuss über
eine solche Möglichkeit und über andere Lösungen zu diskutieren. Dagegen solle
man seine Zeit nicht mit Dingen verschwenden, über die man nicht zu entscheiden
habe. Ratsherr RIECHEY kann Herrn Rollert versichern, dass es gerade aus der Sicht
von Veranstaltungsteilnehmern günstiger sei, sich mit mehreren Personen die
Kosten eines Taxis zu teilen. ASM sei dagegen günstig, wenn Fahrgäste allein
oder maximal zu zweit unterwegs seien. Die Argumentation von Herrn Rollert sei
daher nicht schlüssig. Die Kostensteigerung müsse man nicht zwingend an die Nutzer
des ASM weitergeben. Man könne einen Ausgleich über den ÖPNV-Topf schaffen,
wenn nämlich die Kosten in allen Lebensbereichen ansteigen, müsse man auch
dessen Höhe entsprechend anpassen. Es nütze schließlich auch nichts, Geld in
die Sanierung von Straßen zu stecken, wenn es keine Leute mehr gibt, die sich
die Benutzung dieser Straßen noch leisten können. Daher schlage seine Fraktion
eine Anhebung des ÖPNV-Topfes um fünf Prozent vor, um die Weitergabe der
Kostensteigerungen an die ASM-Nutzer zu vermeiden. Der Vorschlag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen nach längeren Busfahrzeiten stelle ebenfalls eine gute
Alternative dar, über die man gerne diskutieren könne. Das Problem, dass es für
die genannten Gruppen gering Verdienender keine Ermäßigungen gebe, bestehe
dennoch weiter, dem müsse man sich noch annehmen. Ratsherr SOLDAN stimmt Herrn Blanck zu, dass sich seit 1994 in der Tat
einiges in der Stadt geändert habe. Führe man aber dessen Gedanken zu Ende,
müsse man das ASM insgesamt in Frage stellen. Eine Überweisung in den
Verkehrsausschuss hätte insofern Sinn gemacht, als man sich dort hätte Zahlen
vorlegen lassen können, zu welcher Zeit wie viele Menschen ASM überhaupt nutzen
oder ein Busangebot in den Abendstunden nutzen würden. Eine Kostensteigerung
dürfe nicht allein zu Lasten der Stadt gehen, vielmehr müsse diese jeder Nutzer
mittragen. Oberbürgermeister MÄDGE weist darauf hin, dass der große Vorteil des ASM
gegenüber dem Nachtbus darin liege, den Fahrgast bis vor die Haustür zu
bringen. Man habe lange über das Thema Sicherheit – gerade mit Blick auf
Frauen – diskutiert. In den letzten fünf Jahren habe man eine Steigerung
der Benutzerzahlen von 14.000 auf 19.000 Nutzer zu verzeichnen, in rund fünfzig
Prozent der Fälle handelte es sich dabei um ermäßigte Fahrten, die es
beispielsweise für ältere Menschen mit Grundsicherungsleistungen und für
Studenten durchaus gebe. Das System des ASM habe sich bewährt, wie auch durch
Kundebefragungen bestätigt werde. Nicht vergessen dürfe man, dass die einzige Alternative zum
ASM nicht allein das eigene Auto sei. Angesichts der kurzen Entfernungen von
der Innenstadt in die Wohngebiete biete sich auch das Fahrrad für deren
Bewältigung an, wenn es denn zu Fuß zu weit sei. Für
die nächste Sitzung des Verkehrsausschusses könne er ankündigen, dass die
Verwaltung vorschlagen werde, die Fahrzeiten der Busse zunächst für den
Zeitraum eines Jahres kostenneutral von Montag bis Freitag bis 21 Uhr
auszudehnen, das habe das ÖPNV-Gutachten ergeben. Beschluss: Der
Antrag wird mehrheitlich abgelehnt mit den Stimmen der Gruppe SPD/CDU und der FDP-Fraktion
gegen die Stimmen der Fraktion DIE LINKE bei Enthaltung der Fraktion Bündnis
90/Die Grünen. (3V) |
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