Bürgerinformationssystem
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Beratungsinhalt: Stadtkämmerin LUKOSCHEK führt aus, dass über die Haushaltssperren bereits im
Verwaltungsausschuss ausführlich unterrichtet und diskutiert wurde. Die
Verwaltung sehe sich inzwischen gezwungen, auch für den Ergebnishaushalt mit
sofortiger Wirkung eine dreißigprozentige Haushaltssperre zu verhängen, da sich
die Situation auch im Ergebnishaushalt zu verschlechtern drohe. Es sei damit zu
rechnen, dass Steuereinnahmen nicht in dem Maße kommen werden, wie noch zur
Haushaltsverabschiedung erwartet werden durfte. Ratsherr RIECHEY hält dieses Drama für absurd. Man befinde sich in einer
Wirtschaftskrise und versuche, mit Konjunkturprogrammen dieser entgegen zu
steuern. Gleichzeitig verweigere das Innenministerium der Stadt, ihre geplanten
grundlegenden Investitionsmaßnahmen, die möglicherweise viel dringender als die
zusätzlichen Maßnahmen des Konjunkturprogramms seien, vollständig umzusetzen.
Das finde er unverantwortlich. Entweder solle die Wirtschaft mit Investitionen
gefördert werden, oder nicht. Öffentliche Investitionen müssen antizyklisch zur
Konjunkturlage erfolgen, dass bedeute, dass man in der Krise investieren müsse.
Das habe das Innenministerium nicht verstanden, diese Sparpolitik könne man
sich nicht mehr leisten. Die von der Verwaltung vorgelegte Streichliste habe ihn sehr
befremdet. Zuschüsse für den Krippenausbau sollen gesenkt, Mittel für
Fahrradwege gleich zweimal gekürzt werden. Beim Mehrgenerationsspielplatz im
Kurpark, der Sportförderung, bei den Vereinszuschüssen, sowie bei den
Schulinvestitionen in der Wilhelm-Raabe-Schule solle ebenfalls gekürzt werden.
Die Fraktionen wurden hierzu vorher nicht gefragt, es wurde auch kein
Finanzausschuss einberufen, in dem die Vorschläge hätten diskutiert werden
können. Selbst in der Ratspost wurde die
Vorlage nicht fristgerecht zugeschickt, sondern nachgesandt. Selbst jetzt im
Rat solle es keine große Debatte geben und abgestimmt werden, sondern der Rat
solle sie lediglich zur Kenntnis nehmen. Das werde nach seiner Auffassung dem
Primat der Politik nicht gerecht. Niemand solle sagen, es habe keine Vorschläge für andere
Einsparungen gegeben. Seine Fraktion habe zu den Haushaltsberatungen
durchkalkulierte Vorschläge mit Einsparungen von über 1,7 Millionen Euro
vorgelegt. Das hätte auch Spielraum für weitere Investitionen gegeben, die nun
gestrichen werden müssen. Angemahnt habe seine Fraktion den Krankenhauskredit, der
ohne Zinsen und Tilgung und ohne eine angemessene Beteiligung des Klinikums
laufe, was nun auch vom Innenministerium bemängelt wurde. Anfang der Woche habe
er in der Zeitung gelesen, dass in Melbeck die Hebesätze für die Grundsteuer A
und B von 300 auf 350 und die Gewerbesteuer von 325 auf 375 Prozentpunkte erhöht
werde. Und das, obwohl Melbeck nicht von den Linken regiert wird – sowohl
die SPD als auch die CDU haben dem zugestimmt. Dort verbleiben nach dem Bericht
erstaunlicherweise 30% der Einnahmen in der Gemeinde und nicht 12%, wie es die
Verwaltung in Lüneburg dargestellt habe. Diese Steuer werde im übrigen auf den
Gewinn gezahlt, nicht auf den Umsatz, daher solle niemand mit der
Wirtschaftskrise kommen. Die Anhebung auf 380 Punkte bedeute für kleine und
mittelständische Unternehmen keinen Cent Mehrbelastung, da sie es 1:1 von der
Einkommenssteuer wieder absetzen können. Von den circa 2 Millionen Euro
Mehreinnahmen würden also eine Viertel bis eine halbe Million Euro netto mehr
bei der Stadt verbleiben, so dass man weit weniger Kürzungen hätte vornehmen
müssen, als hier vorgestellt. Für diese widersinnige Logik werde sich seine
Fraktion nicht hergeben, daher stimme man den Investitionssperren nicht zu,
auch wenn der Rat sie nur zur Kenntnis nehmen solle. Er bitte darum, sich mit
den von seiner Fraktion aufgezeigten Argumenten nochmals inhaltlich auseinander
zu setzen. Bürgermeister DR. SCHARF möchte an dieser Stelle dem Oberbürgermeister und
der Stadtkämmerin ein ausdrückliches Lob aussprechen und für diese Streichliste
danken. Eigentlich sei dies auch eine Aufgabe des Rates gewesen, doch die
Ratsmitglieder hätten sich sicherlich sehr schwer getan, derartige Einschnitte
vorzunehmen. Herrn Riechey entgegne er, dass man auch in Lüneburg die
Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise zu spüren bekomme, indem Einnahmen
einbrechen. Daher mache es keinen Sinn, den schwarzen Peter hin und her zu
schieben, wohin auch immer. In der Haushaltsgenehmigung seien erhebliche Auflagen
gemacht worden, Einsparungen von mehr als zwei Millionen Euro seien notwendig.
Die Verwaltung habe sich lobenswerterweise bemüht, diese Einsparungen auf alle
Bereiche zu verteilen. Dabei werde deutlich, dass die wichtigen Akzente Schule
und Bildung trotzdem erhalten bleiben. Straßenbaumaßnahmen würden je nach
Priorität etwas nach hinten geschoben, so etwa die durchaus notwendige
Ampelanlage am Hölderlinweg. Dagegen werde der von vielen Schulkindern
frequentierte Kreuzungsbereich am Gut Olm ohne Verzögerung ausgebaut. Daher
stimme seine Fraktion diesem erarbeiteten Konzept zu. Ratsherr SRUGIS stellt fest, dass die vorgelegten Haushaltssperren vom Rat
lediglich zur Kenntnis zu nehmen seien, da gebe es nichts abzustimmen. Das
Ergebnis der Haushaltsgenehmigung liege vor, nämlich die Auflage, das Defizit
in der Stadt Lüneburg zu senken und ein konkretes Haushaltssicherungskonzept
vorzulegen. Aufgabe der Verwaltung sei es, dem Rat Einsparungsmöglichkeiten
vorzulegen, das habe sie getan, wofür sie nicht zu kritisieren, sondern zu
loben sei. Es stehe jedem Ratsmitglied frei, eigene Vorschläge zur – er
betone ausdrücklich – Leistungsabsenkung zu machen. In diesem
Zusammenhang habe es jedoch aus dem Rat keinerlei Vorschläge gegeben. Bei den Gründen für das Defizit müsse man der
Landesregierung widersprechen: In Lüneburg bestehe kein Ausgabe-, sondern ein
Einnahmeproblem. Das werde unter anderem begründet durch die mangelnde
Beachtung des Konnexitätsprinzips, etwa im Bereich der Finanzierung der
Kindertagesstätten. Zusätzliche Bürden, wie die Gewerbesteuerumlage oder der
Fonds für die Deutsche Einheit, führten ebenfalls zur Absenkung von Einnahmen,
ebenso die aktuellen Steuersenkungsprogramme der Bundesregierung. Ein Problem
auf der Einnahmeseite bilde ferner die nicht angepasste Kreisumlage. Ein Gewerbesteuerproblem
ergebe sich auch aus der gerade erfolgten Ablehnung der Sparkassenfusion, da es
der Sparkasse Lüneburg nicht mehr so gut gehe, wie noch vor einigen Jahren.
Daher erwarte er von denen, die gegen die Fusion gestimmt haben, Vorschläge,
wie Leistungen künftig abgesenkt werden können. Politik mache in dieser Form keinen Spaß mehr, wenn man über
keinerlei Ausgaben mehr entscheiden könne. Statt über Verbesserungen
nachzudenken, erteile die Landesregierung Auflagen. Beinahe wie ein Vater
seinen Sohn bei einer Taschengeldkürzung belehren würde – das sei ein
sehr bequemer Weg. Das Land müsse vielmehr seinen Pflichten gerecht werden und
das Konnexitätsprinzip beachten. Als sei das nicht skandalös genug, werde nun
ein Konjunkturprogramm aufgelegt, aus dem Mittel für die Wirtschaft ausgegeben
werden sollen. Gleichzeitig werden diese Mittel auf anderem Wege jedoch wieder
weggenommen. Er frage, wo da der Sinn sei ? Ratsherr SOLDAN mag für die Vorlage zwar nicht danken, die Verwaltung habe
jedoch nicht anders gekonnt, als eine solche Liste herauszugeben, da die
Vorgaben aus Hannover leider so erteilt worden seien. Die Verwaltung habe
entsprechend ihrer Aufgabe den Rotstift ansetzen müssen – vermutlich
zähneknirschend. Er hoffe, dass die Haushaltssperre irgendwann aufgehoben
werden könne und wieder mehr Mittel zur Verfügung stehen. Beigeordneter BLANCK erkennt als Ursache für die Haushaltssperre, dass die
Landesregierung auf einmal entdeckt habe, dass in Lüneburg nicht alles so
laufe, wie die Landesregierung es sich neuerdings vorstelle. Über die Gründe
könne man spekulieren, da aber in diesem und in den nächsten Jahren Wahlen
anstehen, mache es sich relativ gut, bestimmte Entscheidungen parteipolitisch
zu treffen, anstatt dem Gebot der Stunde zu folgen. Allen sei bekannt, dass die
Verwaltung nun so handeln müsse, auch der Rat habe keine andere Möglichkeit,
als die Haushaltssperren zur Kenntnis zu nehmen. Er bitte allerdings die
Mehrheitsgruppe, doch mal zu prüfen, ob man auf dieser Grundlage nicht einmal
anders mit dem Land Niedersachsen und den dort regierenden Parteien reden
müsse. Oberbürgermeister MÄDGE sieht es als fatal an, dass den Städten und
Landkreisen beim Konjunkturprogramm zugesagt wurde, beide Positionen, also den
Haushalt und die Investitionsmaßnahmen aufgrund des Konjunkturprogrammes, als
Paket zu betrachten. Die Stadt habe von vornherein ehrlich die korrekten Zahlen
auf den Tisch gelegt, anstatt zunächst mit übertrieben hohen Beträgen zu
agieren und sich anschließend auf ein für die Stadt akzeptables Ergebnis
herunterhandeln zu lassen. Die Verwaltung habe nur jene Mittel angemeldet, die
unbedingt benötigt wurden, daher seien die Einsparungsforderungen des Landes
nun ganz besonders schmerzhaft. Der einzusparende Betrag von zwei Millionen
Euro entspreche einem Zinsziel von 80.000 Euro. Diesen 80.000 Euro im
Ergebnishaushalt stünden bedeutende Investitionen von zwei Millionen Euro in
Handwerk und Gewerbe gegenüber – in der heutigen Situation eigentlich
etwas, was unterstützt werden müsste. Die Argumente der Stadt seien in Hannover
jedoch nicht angenommen worden, nicht zuletzt, da im Haushaltssicherungskonzept
aufgrund offener Verhandlungen noch nicht alle endgültigen Zahlen aufgeführt
werden können. Die beschriebenen Handlungsspielräume in diesen Verhandlungen
haben der Kommunalaufsicht jedoch nicht gereicht. Die Kommunalaufsicht fordere
ferner, dass das diesjährige Defizit von 6,6 Millionen Euro durch
Konsolidierungsmaßnahmen ausgeglichen wird, ein Betrag, der sich weit
überwiegend aus der Kreisumlage und aus Personalkosten zusammensetze. Von jenen, die in Hannover für das Oberzentrum Lüneburg
kämpfen, müsse gegenüber dem Land Niedersachsen klar betont werden, dass die
Stadt Lüneburg als Oberzentrum besondere Aufgaben habe und daher wichtige
Investitionen vornehmen müsse. Es sei ärgerlich, dass Lüneburg nicht mehr als
Oberzentrum so wahrgenommen werde, wie es eigentlich sein müsste. Dass man im
Haushalt vor allem bei den Tiefbaumaßnahmen streichen müsse, sei fatal, da
diese Maßnahmen nicht im Konjunkturpaket enthalten seien. Die im Haushalt dafür
veranschlagten Mittel von rund einer Million Euro hätten kleinen und
mittelständischen Unternehmen in der Region sehr gut helfen können. Die Argumentation bei der Ablehnung von Mitteln für die
Museumslandschaft, dass nämlich Museen nicht rentierlich seien, greife zu kurz.
Sie seien natürlich im streng wirtschaftlichen Sinne nicht rentierlich, für die
Kultur in einer Region – gerade in einem Oberzentrum – aber
gleichwohl unverzichtbar. Das Gleiche gelte für den Beitrag zu einer Stadthalle
und für den Ausbau des Hafens. Nun bewahrheite sich, dass die Bündelung der
Interessen der Region nach der Abschaffung der Bezirksregierungen fehle.
Seitdem müsse jede Stadt und jeder Landkreis mühsam mit jedem einzelnen der teilweise
untereinander konkurrierenden Ministerien in Hannover verhandeln und
diskutieren. Bei seinem Argument, Gewerbesteuer könne von der
Einkommensteuer abgesetzt werden, übersehe Herr Riechey, dass die Stadt auch
von der Einkommensteuer lebe. Daher helfe eine Gewerbesteuererhöhung nicht,
zumal wenn man den Vergleich zwischen den Ansiedlungen in Melbeck und denen in
Lüneburg anstelle. Lüneburg konkurriere als Ansiedlungsstandort nicht mit
Melbeck, sondern mit Bardowick. Man werde trotz aller Sperren keine Investitionen im Bereich
der Kitas und Krippen streichen. Die einzige vorgenommene Verschiebung liege
darin begründet, dass bei dem gemeinsam mit der Michaelisgemeinde geplanten
Krippenbau die Planungen der Kirchengemeinde noch nicht weit genug fortgeschritten
waren, um in diesem Jahr beginnen zu können. Ebenso werde die Maßnahme an der
Wilhelm-Raabe-Schule nicht gestrichen, sondern in das nächste Jahr verschoben,
was eine gewisse Entlastung bei den Zinsen im Ergebnishaushalt bedeute. Unter dem Strich investiere die Stadt immer noch rund 15
Millionen Euro. Es sei ärgerlich, dass es vom Land keine Würdigung der
besonderen Situation von Lüneburg als Oberzentrum gebe, daran müssten alle
arbeiten, um diese Argumente nach Hannover zu transportieren. Beigeordneter LÖB erinnert daran, dass der Rat im Herbst einen Haushalt
aufgestellt und sich gefreut habe, dass so viele gute Dinge darin
berücksichtigt wurden. Nun erlebe man, wie dieser Haushalt kassiert worden sei
und vieles, was man für die Stadt machen wollte, nicht mehr möglich sei. Das
liege vielleicht auch daran, dass man sich immer zu viel verspreche oder
versprechen lasse, was alles möglich gemacht werden könne. Da man eine
Schuldensituation habe, müsse man realistisch betrachten, dass Konsolidierungen
für den nächsten Haushalt die Vorgabe seien. Man könne nicht wieder versuchen,
einen Haushalt vorzulegen, der letztlich nicht genehmigungswürdig sei. Da sei
es besser, dem Bürger gar nicht erst so viel zu versprechen, sondern von
vornherein kleine Brötchen zu backen. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg nimmt Kenntnis. (14) |
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