Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Aufgrund der herausragenden Bedeutung des Themas wurden die
Wortbeiträge vollständig wiedergegeben. Oberbürgermeister MÄDGE: „Frau Vorsitzende, meine sehr verehrten Damen und
Herren, gestatten Sie mir einige Vorbemerkungen. Wir haben Ihnen
heute eine umfangreiche Vorlage mit Beschlussempfehlungen zur Entscheidung
vorgelegt, es muss ja vieles geregelt werden. Wenn ich sage ‚wir’,
dann meine ich damit Herrn Landrat Bordt, Herrn Landrat Nahrstedt, Herrn
Bürgermeister Badur, die Vorstandsvorsitzenden der Sparkassen Lüneburg und
Harburg, Herrn Dressler und Herrn Lührs mit den Personalvertretern. Dies ist
das Ergebnis von längeren Verhandlungen, die die Sparkassen Harburg-Buxtehude
und Lüneburg gemeinsam geführt haben. Wir bitten Sie, diesen Vorlagen
zuzustimmen. Abgestimmt sind die Papiere und die Verhandlungsergebnisse
mit dem Sparkassenverband Niedersachsen. Wir haben das Votum unserer Berater,
der ZEB, gehabt und vor allem der Wirtschaftsprüfer des Verbandes. Zur
doppelten Sicherheit zudem die Prüfung der renommierten
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO aus Hamburg. Heute muss nun eine der
wichtigsten politischen Entscheidungen getroffen werden. Ich glaube, ich bin
einer der Letzten, die schon 1990 mit dabei waren, als wir eine ähnliche
Entscheidung getroffen haben bei der Fusion der Kreissparkasse und der
Stadtsparkasse. Ich habe mir das Vergnügen gemacht, einmal nachzulesen, was
damals berichtet wurde. Es wurde auch geheim abgestimmt – falls das
nachher beschlossen wird – und es war ein sehr knappes Ergebnis. Wer
Interesse hat, nachher seine Argumente mit denen von 1990 zu vergleichen, dem
stelle ich gerne diese Papiere zur Verfügung. Ich denke, sie werden ähnlich
sein, nur seitenverkehrt. Meine Damen und Herren, noch einmal ganz kurz: Was sind
unsere Beweggründe ? Wir sind seit über 15 Jahren in der regionalen
Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsförderung auf die Metropolregion Hamburg als
Wachstumsregion ausgerichtet. Der erste Schritt war die Mitgliedschaft in der
Metropolregion, der zweite Schritt war die Gründung der gemeinsamen
Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Landkreis und Stadt Lüneburg und der
dritte Schritt war dann die gemeinsame Mitgliedschaft in der Süderelbe AG. Im
übrigen gemeinsam mit der Sparkasse und mit der Wirtschaft, jeder zu einem
Drittel. Sparkassen, da sind wir uns sicher einig und gerade im
Zeitalter der Finanzkrise hat es sich herausgestellt, haben in der Region eine
wichtige Aufgabe, ebenso wie die Volksbanken und Raiffeisenbanken. Wir sind mit
dem Landkreis Harburg Teil der Süderelberegion und damit der Metropolregion und
wenn sie das Ranking zum Wohlstandsniveau und zur Wirtschaftskraft gesehen
haben, das vor etwa drei Wochen in der Zeitung veröffentlicht war, war der
Landkreis Harburg bundesweit auf Platz 58, der Landkreis Lüneburg auf Platz
249. In Niedersachsen allein der Landkreis Harburg auf Platz 1 und der
Landkreis Lüneburg auf Platz 20. Sie sehen also die Ausstrahlungen von Hamburg
nach Lüneburg über den Landkreis Harburg ganz deutlich. Wenn Sie die Unterlagen
des Statistischen Landesamtes sehen, sehen Sie auch bei den Einkommen
Unterschiede, also beim Durchschnittseinkommen pro Einwohner, nämlich ein
Gefälle von Norden nach Süden. Schauen Sie weiter nach Süden, also nach Uelzen
und Lüchow-Dannenberg, ist es dort noch niedriger. Das bedeutet, dass wir von
unserer Ausrichtung auf Hamburg profitieren – nicht so viel wie Harburg,
aber doch in erheblichem Maße. Davon wollen wir mit unseren Sparkassen noch stärker als
bisher profitieren. Wir wollen keine Rendite von 25 % erwirtschaften, wie wir
gestern und heute lesen konnten, sondern wir wollen eine messbare Rendite für
unsere Region erwirtschaften, damit wir noch stärker werden und damit weiter zu
den Wachstumsregionen dieses Landes gehören. Wir bauen unsere Stadt und unsere
Region noch auf und wir bauen noch Schulen und Kindergärten und reißen sie
nicht ab, wie wir es in anderen Regionen erleben. Dabei ist unstrittig, schauen
Sie nach Stuttgart oder Nürnberg und bis hin nach München, dass
Metropolregionen die Motoren der Wirtschaft und der wirtschaftlichen
Entwicklung in einer Region sind und überall spielen die Sparkassen dabei eine
große Rolle. Mit ihrem Engagement leisten sie wichtige Beiträge zur Sicherung
von Arbeitsplätzen und sie geben einen Betrieb eben nicht so früh auf, wie es
andere Banken machen. Sie haben in der Zeitung die Beispiele – auch aus
unserer Region – gelesen. Gott sei dank nicht so viele, wie in anderen
Bereichen, aber ohne unsere Sparkassen hätten wir diese Betriebe nicht sichern
können. Wichtig für uns ist in unseren Verhandlungen gewesen, dass
wir die Regionalität sichern, indem wir die Zweigstellen sichern. Wir haben ja
eine unterschiedliche Entwicklung in der Demographie: Im Ostkreis eine
zurückgehende Bevölkerungszahl und im Westkreis ein Wachstum. Wichtig ist
daher, dass wir diesen regionalen Ausgleich schaffen, weil wir die Zweigstellen
in dieser Region halten. Das ist ein Bestandteil der Vereinbarung, dass alle Zweigstellen
gesichert werden auf mindestens fünf Jahre und danach eine Veränderung nur mit
qualifizierter Mehrheit erfolgen kann. Wir wissen, dass wir uns gegen den Wettbewerb nicht
abschirmen können, wir befinden uns nicht in einem Monopol und können ein
solches nicht bilden. Wir wissen, dass die Haspa, die Dresdner Bank und die
Deutsche Bank von Hamburg aus den Lüneburger Raum als wirtschaftlich stark
entwickelt erkannt haben und natürlich dorthin ihre Geschäftsfelder ausweiten
wollen. Wir müssen uns dieser Konkurrenz stellen und das heißt, wir müssen
Kosten, die verursacht werden, indem wir uns dieser Konkurrenz stellen, noch
mehr als bisher auf breite Schultern verteilen und uns breiter aufstellen.
Deswegen diese Fusion. Wenn sie einmal zu den Volksbanken schauen, sehen sie
mit der Volksbank Lüneburger Heide, die inzwischen von Lüchow-Dannenberg bis
fast an die Weser heran aufgestellt ist, die gleiche Entwicklung vor sich. Wir haben uns diese Diskussion nicht leicht gemacht. Wir
haben die Gutachten ausgewertet, die von besonderen und hervorragenden
Nutzungspotentialen und von Synergien sprechen. Ich denke, wir müssen diese nun
nutzen, um auch im Interesse unserer Mitarbeiterschaft die Sparkasse zu
sichern. Wir haben hier hochqualifizierte Arbeitsplätze, die gilt es
abzusichern, auch das ist Bestandteil der Fusion. Hier haben die Mitarbeiter
selbständig mit den Vorständen und mit dem Arbeitgeberverband entsprechende
Papiere erarbeitet, die auch paraffiert und unterschrieben worden sind, um
qualifizierte Mitarbeiter zu halten, aber auch, um die Arbeitsplätze zu
sichern. Dies im Gegensatz zu dem, was sie in der Zeitung lesen, dass nämlich
eine Deutsche Bank zehntausend Stellen abbauen will. In den letzten zehn Jahren
haben sie das nun zum dritten Mal verkündet, weil sie einfach ihre
Kostenstruktur nicht in den Griff bekommen, dabei aber 25 % Rendite
erwirtschaften wollen. Meine Damen und Herren, warum machen wir die Fusion gerade
heute ? Auch dies eine Frage, die uns oft gestellt wird. Man macht Fusionen nur
in Zeiten, in denen man auf Augenhöhe ist und die Partner gleiche Stärke haben.
Wir sehen gerade, wo Fusionen scheitern, weil diese Merkmale nicht vorhanden
sind. Wir wollen auch den zweiten Auftrag unserer Sparkasse erfüllen, nämlich
solidarisch und gemeinnützig in der Region tätig zu sein und am Gemeinwohl
orientierte Aufgaben zu übernehmen, durch vielfältige Unterstützungen über die
Stiftungen, um das, was verdient wird, in die Region zurück zu geben. Wir
wollen natürlich auch – das ist ganz legitim – als Kommune und als
Landkreis vom Steueraufkommen dieses Instituts profitieren. Denn nur wenn wir
Einnahmen haben, Sie sehen es ja gerade jetzt, können wir als Rat und als
Verwaltung die Aufgaben erfüllen, die wir in der Stadt Lüneburg haben. Wenn die
Einnahmen über Steuern und über Abgaben nicht da sind, dann bleibt für eine
gewisse Zeit die Kreditaufnahme, aber das wissen sie privat auch, irgendwann
ist es vorbei, dann ist einfach kein Geld mehr da. Das ist kein Ausweg,
deswegen müssen wir Steuereinnahmen generieren und die müssen auch in diesem
Institut erwirtschaftet werden. Deshalb das Votum aller vier Hauptverwaltungsbeamten, ihnen
heute aufgrund der Analyse der Daten und der Prognosen und aufgrund der
Verantwortung, die wir durch unser Hauptamt und durch unsere Wahl haben, einen
Vorschlag vorzulegen. Entscheiden müssen Sie darüber. Die Kreistage in
Lüneburg und heute auch in Harburg haben sich mit breiter Mehrheit dafür
entschieden. Der Rat der Stadt Buxtehude gestern abend ebenfalls, so dass wir
als der vierte Gesellschafter nun heute ebenfalls eine Entscheidung treffen
müssen. Es ist sicherlich keine leichte Entscheidung. Es ist eine Entscheidung
hier im Gremium, in dem wir mit 43 Ratsmitgliedern sitzen. Daher sage ich ganz
deutlich: Es ist keine Entscheidung gegen den Oberbürgermeister oder für
den Oberbürgermeister – die kommen und gehen, in tausend Jahren haben wir
rund dreihundert Bürgermeister und Oberbürgermeister in dieser Stadt gehabt.
Hier geht es darum, was für unsere Stadt, für unsere Bürgerschaft und für
unsere Wirtschaft richtig ist und was uns gemeinsam nach vorne bringt, mit all
den Risiken und den ‚wenn und aber’. Hier muss der Rat als Gremium
seine Verantwortung wahrnehmen und die Entscheidungen, die hier getroffen werden,
sind bindend für die Verwaltung. Das wollte ich Ihnen noch einmal mitgeben. Ich möchte Sie bitten, alles abzuwägen und dann in Ihrer
Verantwortung für die Stadt und für diese Region eine Entscheidung zu treffen.
Jeder einzelne von Ihnen muss diese Entscheidung für sich treffen. Ich denke,
die Kolleginnen und Kollegen in den drei anderen Gremien haben sich sicherlich
auch lange Gedanken gemacht, welche Entscheidung sie treffen und sind zu einem
Urteil gekommen.“ Ratsherr SRUGIS: „Frau Vorsitzende, meine Damen und Herren, die Entscheidung über die Fusion der Sparkassen ist
überreif. Die Argumente liegen seit geraumer Zeit auf dem Tisch, es haben
unzählige Diskussionen stattgefunden und auch unser Gruppenpartner hat
ausdrücklich festgestellt, dass die vorliegenden Informationen ausreichend
sind, um eine Entscheidung zu treffen. Meine Damen und Herren, allen von uns ist klar, dass es sich
bei der Entscheidung über die Fusion um eine Entscheidung unter Unsicherheit
handelt. Die Unsicherheit besteht aber nicht nur, wenn fusioniert wird, sondern
auch dann, wenn man alles so belässt, wie es ist. Was macht man bei
strategischen Entscheidungen unter Unsicherheit ? Man bewertet die Chancen, man
bewertet die Risiken, man bewertet die Stärken und man bewertet die Schwächen.
Bei diesem Prozess sind wir alle unterstützt worden durch das
Beratungsunternehmen ZEB und durch den Sparkassenverband. Der Verwaltungsrat
der Sparkasse, der noch ein paar Informationen mehr hat als die Öffentlichkeit,
empfiehlt mit überwältigender Mehrheit die Fusion. Diesem Votum schließt sich
unsere Fraktion einstimmig an. Und zwar aus folgenden Gründen: Wir sehen
insbesondere Chancen in der Förderung der regionalen Entwicklung und der
Arbeitsplätze, in einer möglichen Kostensenkung und Erlössteigerung der
Sparkasse, in der Sicherung der Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt, in der
Sicherung der Arbeitsplätze in der Sparkasse und in der Stärkung der
fusionierten Sparkasse im Wettbewerb. Hierauf möchte ich in den folgenden
Sätzen eingehen. Meine Damen und Herren, alle Parteien hier im Rat der Stadt
– außer den Linken, die waren damals noch nicht dabei – haben sich
für die Entwicklung der Region Süderelbe und für die Metropolregion Hamburg
entschieden. Eine Region mit 4,2 Millionen Einwohnern. Diesen dynamischen
Entwicklungsprozess wird nur eine große, starke Sparkasse aktiv gestalten
können. Sie wird mit ihrem Finanzkapital und ihrem Know-how
Unternehmensansiedlungen nach politischen Vorgaben – also auch unseren
Vorgaben – insbesondere für den Mittelstand mit ihren Dienstleistungen
besser abdecken, als es eine kleine Sparkasse kann. Und sie wird damit der
Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen in der Region dienen. Nicht zuletzt
deshalb befürworten die Gewerkschaften, wie wir heute lesen konnten, die Fusion.
Wir dürfen für die Menschen in der Region nicht diese Riesenchance vertun. Zwotens: Der Bankmarkt steht schon seit einigen Jahren unter
hohem Wettbewerbs- und Rationalisierungsdruck – das sagen alle Fachleute
– und dieser Druck geht auch an den Sparkassen nicht vorbei. Deutlich
sehen wir im Verwaltungsrat, dass die Margen schrumpfen und die Kosten steigen,
trotz permanenter Kostensenkungsprogramme. Auch Herr Diestelrath vom Verband
hat dieses strukturelle Problem dem Rat der Stadt Lüneburg vorgestellt. Die
Fusion der Sparkassen wird es ermöglichen, dass die große Sparkasse ihre Kosten
senkt. Bestimmte Abteilungen, zum Beispiel Stäbe, müssen nicht doppelt gehalten
werden, Mitarbeiter werden dadurch frei für den Vertrieb. Dort wird der
wesentliche Erlös erzielt. Die Fusion der Sparkasse wird bei der Bearbeitung
der Dienstleistungen Größenvorteile bringen. Sie wird neue Geschäftsfelder
entwickeln und alte Geschäftsfelder ausdehnen. Dieses wird die Erlös- und
Kostensituation entspannen, das Gutachten geht sogar so weit, von erheblichen
Gewinnmöglichkeiten zu sprechen. Wer sich in der Kosten- und Leistungsrechnung
der Sparkasse auskennt, weiß, dass so manche Zweigstelle auf dem flachen Land
sich nicht rechnet. Das hängt nicht zuletzt mit der demographischen Entwicklung
insbesondere im Ostkreis zusammen. Wird es mit den Überschüssen der Sparkasse
eng – und so sieht es zurzeit aus – muss zweifellos über neue
Geschäftsstellenkonzepte nachgedacht werden. Dann verschwindet wirklich ein
Stück Regionalität. Auch das sollten diejenigen bedenken, dies es bei dem Alten
lassen wollen. Ich bewerte das Risiko einer Nicht-Fusion als außerordentlich
hoch für den Lüneburger Raum. Im Falle der Fusion gibt es zumindest für die
nächsten Jahre eine Bestandsgarantie. Eine Chance, die man ergreifen sollte.
Viertens: Belässt man die Sparkasse so wie sie ist, wird man
aus Kostengründen über kurz oder lang Personal abbauen müssen. Das ist im
Dienstleistungssektor der Regelfall. Das weiß jeder hier, ob er das schön
findet oder nicht. Eine fusionierte Sparkasse gibt ihren Mitarbeitern zunächst
eine Bestandsgarantie: Keine Kündigung für die nächsten fünf Jahre. Das sollte
man nicht kleinreden, deshalb steht auch der Personalrat der Sparkasse
eindeutig und einstimmig hinter der Fusion. Zum sicheren Arbeitsplatz kommt die
Schaffung attraktiver, gut bezahlter Stellen im fusionierten Unternehmen. Die
Größe schafft neue Geschäftsfelder und damit höhere Anforderungen an die
Mitarbeiter. Es gibt übrigens zurzeit umfangreiche Versuche der Konkurrenten,
gute Sparkassenmitarbeiter abzuwerben. Das gelingt ihnen immer dann, wenn die
Stelle attraktiver ist und wenn sie besser bezahlt wird. Eine gefährliche
Entwicklung für unser Institut, aber auch hier gilt: Ein deutliches Plus auf
der Seite der Chancen bei einer Fusion. Lassen Sie mich abschließend noch auf den Wettbewerb in der
Region eingehen. Die Sparkasse Lüneburg war und ist noch in Stadt und Landkreis
wettbewerblich gut aufgestellt. Zwar machen ihr die Direktbanken schwer zu
schaffen, aber sie ist in den meisten Geschäftsfeldern noch Marktführer. Seit
geraumer Zeit allerdings wildert die Haspa mit zunehmendem Erfolg – und
es ist zum Teil aggressives Pricing – in unserer Region und umwirbt den
unternehmerischen Mittelstand und die vermögenden Kunden. Stellt die Sparkasse
sich nun größer auf, ist sie in der Lage, Paroli zu bieten, weil sie ihre
Dienstleistungen kostengünstiger stellen kann. Auch hier sehen wir ein
deutliches Plus auf der Waagschale für die Chancen. Frau Vorsitzende, meine Damen und Herren. Zusammenfassend
stelle ich fest: Es mag zwar recht romantisch sein, alles so zu belassen, wie
es ist, aber die Zeiten sind leider anders. Einige sagen, sie sind rauer
geworden. Neutraler ausgedrückt heißt das, die wirtschaftliche Dynamik ist
höher als jemals zuvor in der Wirtschaftsgeschichte. Lassen Sie uns die Chancen
einer Fusion wahrnehmen, für die Menschen in der Region, für die Mitarbeiter,
für die Kunden der Sparkasse und für die Stadt Lüneburg selbst. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“ Beigeordnete BAUMGARTEN: „Frau
Ratsvorsitzende, Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren, seit circa dreißig Jahren bin ich Privatkundin bei der
Sparkasse und für mich war es selbstverständlich, dass sämtliche Konten bei der
Sparkasse Lüneburg verbleiben. Ein Wechsel zu einer Privatbank war für mich als
Lüneburgerin überhaupt nicht denkbar; auch aus Kostengründen nicht. Das konnte
man aufgrund des Services der Sparkasse Lüneburg immer vertreten. Die
Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern vor Ort ist hervorragend und der kleine
Dienstweg kann immer gegangen werden. Als Kunde habe ich den Zusammenschluss
der Stadt- und der Kreissparkasse miterlebt und habe natürlich auch
mitbekommen, was das für die Stadt Lüneburg bedeutete. Hier war es so, dass es
Sinn machte, beide waren vor Ort und betreiben jetzt das Geschäft hier vor Ort
zusammen. Diese jetzt vor uns liegende Fusion ist aber unter anderen
Überlegungen zu betrachten. Herr Diestelrath hatte uns bei einer Veranstaltung
deutlich zu verstehen gegeben, dass beide Institute gut aufgestellt sind und
alleine überleben können. Dies hat nichts mit einer Tante-Emma-Laden-Mentalität
zu tun, sondern ein Großteil unserer Fraktion sagt, dass Größe nicht
gleichbedeutend ist mit Erfolg. Dieses haben wir gerade erlebt und jeder von
uns kann in der Presse und in den Nachrichten verfolgen, um welche Institute es
sie hier handelt. Meine Damen und Herren, beide
Sparkassen gehören zu den überdurchschnittlich großen Sparkassen im
Verbundgebiet des SVN (Sparkassenverband Niedersachsen). Harburg-Buxtehude
nimmt nach der Bilanzsumme den Platz 5 und Lüneburg den Rang 10 ein. Gemeinsam
würde man auf den Rang 3 aufrücken. Aber welchen Preis müsste die Sparkasse
Lüneburg dafür bezahlen ! Sie wäre nicht ein gleichberechtigter Partner; so
nach dem Motto ‚fünfzig-fünfzig’, die Sparkasse Lüneburg wäre der
Juniorpartner mit weniger als 50 Prozent. Da fragen wir uns schon, ist dies den Rang 3 dann wert ? In
der Vergangenheit hat sich die Sparkasse Lüneburg gegenüber ihren Mitbewerbern
gut behaupten können. Die den Verwaltungsratsmitgliedern Ende letzten Jahres
vorgelegte Geschäftsstrategie, Geschäftspolitik und andere grundsätzliche
Fragen der Geschäftsausrichtung für das Jahr 2009 waren doch richtig und
sollten weiter verfolgt werden, um die Sparkasse Lüneburg weiterhin auf
Erfolgskurs zu halten. Eine wichtige Kennzahl für den Markterfolg von Sparkassen
ist der Marktanteil Privatgiro, der Anteil der Privatgirokunden einer Sparkasse
an den Privatgirokunden im Gesamtmarktbereich. Diese Kennzahl ist eine für alle
niedersächsischen Sparkassen einheitliche Berechnungskennzahl und hier, meine
Damen und Herren, übertrifft die Sparkasse Lüneburg den Durchschnittswert der
niedersächsischen Sparkassen. Die Kunden der Sparkasse Lüneburg haben Vertrauen
zu ihrer Sparkasse, was anhand der Zahlen deutlich wird. Dieses Vertrauen und
den Erfolg, den die Sparkasse Lüneburg in der Vergangenheit aufgebaut hat,
sollten wir nicht aufs Spiel setzen. Ein Oberzentrum Lüneburg sollte seine
eigene Sparkasse erhalten und nicht nur eine Hauptstelle der Sparkasse
Süderelbe werden. Als Fazit der Betrachtung aller betriebswirtschaftlicher
Kennzahlen der Sparkasse Lüneburg und der Sparkasse Harburg-Buxtehude ist
festzuhalten, dass beide Institute solide betriebswirtschaftliche Daten
aufweisen. Das geht aus einem Gutachten hervor. Meine Damen und Herren, während des gesamten Prozesses wurde
immer wieder von höheren und schnelleren Kreditvergaben an Unternehmen
gesprochen. Bis heute konnte die Frage, um wie viel schneller die Vergabe bei
einer fusionierten Sparkasse erfolgen kann, nicht beantwortet. Eine Vergabe von
höheren Krediten bei einer fusionierten Sparkasse ist klar, allerdings auch das
höhere alleinige Risiko bei einem Ausfall. Einen Vorteil für die Privatkunden,
die unsere Sparkasse am Markt sichern, konnte ich in den Papieren nicht lesen.
Vielmehr wurde auf meine Frage hin geantwortet, der Vorteil liege darin, dass
keine negativen Veränderungen eintreten werden. Meine Damen und Herren, seit Anfang
dieses Jahres konnte ich mit vielen interessanten, bestimmt auch wichtigen Personen
sprechen. Ich hatte noch nie so viele Anfragen wie in dieser Zeit, die mich
sicherlich von der Notwendigkeit einer Fusion überzeugen wollten, unter anderem
auch der Geschäftsführer der Süderelbe AG, Herr Wienand. Am Ende unseres
Gesprächs, welches wirklich ein ausgesprochen angenehmes Gespräch war, konnten
wir viele Gemeinsamkeiten in den Zielen feststellen, und die Zukunftsvisionen
der Süderelbe AG werden von der CDU-Fraktion positiv unterstützt. Aber den
Automatismus daraus, dass dann die Sparkassen fusionieren müssen, wurde nicht
deutlich. Meine Damen und Herren, ich für
meine Person kann sagen, dass die Informationen, die ich bekommen habe, sei es
über Gespräche, Informationsveranstaltungen und Gutachten, ausreichend waren,
um eine Entscheidung zu fällen. Auch wenn man mir unterstellt, da ich nicht an
allen Trägergesprächen teilnehmen konnte – dankenswerterweise hat Herr
Manzke mich sehr oft vertreten; in einer Fraktion ist es so, dass wir uns
gegenseitig vertreten können, und das hat hier hervorragend geklappt –
ist bei mir kein Informationsdefizit entstanden und ich kann Ihnen sagen, ich
kann eine Entscheidung heute treffen. Wobei ich aber zugeben muss – und
das wird wahrscheinlich die Krux bei einigen sein – dass bei gleichem
Informationsstand nicht das gleiche Resultat herauskommen muss. Jedes
Ratsmitglied hat für sich die Vor- und Nachteile einer fusionierten Sparkasse
aufgelistet und dann eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung, die ich
bei allen meinen Fraktionskollegen respektiere. Ich bin mir im Klaren, dass ich keinen Befürworter der
Fusion umstimmen kann, aber meine Bitte lautet: Respektieren auch Sie die
Entscheidung derjenigen, die sich gegen eine Fusion aussprechen. Denn ich
glaube, dass alle Ratsmitglieder diese Entscheidung unter dem Gesichtspunkt
„Gut für Lüneburg und zum Besten für die Menschen in dieser Region“
getroffen haben.“ Ratsherr MANZKE: „Meine sehr verehrten Damen
und Herren, liebe Ratskollegen, es ist bekannt, dass ich hier nicht die Mehrheit der Meinung
der CDU-Stadtratsfraktion vertrete, aber sehr wohl die Mehrheitsmeinung der
Entscheidungsträger in der relevanten Fläche der Fusionsregion. Und diese
halten die Fusion aus regionalpolitischer Sicht, insbesondere aber
betriebswirtschaftlich und auch zum jetzigen Zeitpunkt, für einen Schritt in
die richtige Richtung. Wir haben uns immer dafür eingesetzt, dass die Region
Lüneburg stärker in den Süderraum und damit in Richtung der Metropolregion
Hamburg entwickelt wird und wir haben im Bereich Wirtschaftsförderung mit den
Nachbarlandkreisen, insbesondere auch Harburg, kooperiert. Damit ist die Fusion
der Sparkasse ein weiterer konsequenter Schritt in die eingeschlagene richtige
Richtung. Meine Damen und Herren, mit der
Finanzkrise ist für mich quasi eine Welt zusammengebrochen. Als durch und durch
Marktwirtschaftler, der sich immer aus tiefster Überzeugung für die so genannte
freie Marktwirtschaft eingesetzt hat, ist es nicht vorstellbar gewesen, dass
eine so große Zahl an Bankern total versagt. Mit ihrem Harakiri-Kamikaze-Kurs
haben sie ihre Institute vor die Wand gefahren. Nur das kluge und schnelle
Handeln verantwortungsbewusster und entschlossener Politiker hat einen
kompletten Zusammenbruch der Finanzwelt und in dessen Folge eine
Weltwirtschaftskrise verhindert. In diesem Bankenhorrorszenario gibt es nur
einen Lichtblick: Die Raiffeisen- und Genossenschaftsbanken, aber vor allem
aber auch die Sparkassen. Die Eigentümerstruktur und die Vorstände haben dafür
gesorgt, dass goldene Bankregeln und traditionelle Strukturen und
Handlungsweisen erhalten geblieben sind. Nun wünsche ich mir, dass diese Sparkassen und vor allem
auch unsere Sparkasse stark, gesund und überlebensfähig für die Zukunft
geführt werden. Dazu gehört eine optimale Größenordnung, die nach meiner
Einschätzung und nach allen vorliegenden Analysen eher in einer fusionierten
Sparkasse gegeben ist. Deren Leistungsfähigkeit wird sich erheblich verbessern
und damit auch das Geld verdienen, wovon auch die Mitarbeiter durch ein
besseres Gehalt profitieren werden. Die Mitarbeiter wissen das und sind deshalb
dafür, wie überhaupt viele Verantwortliche aus Vorstand und Verwaltungsrat
dafür sind. Ich habe großen Respekt vor jeder sorgfältig abgewogenen
anderen Entscheidung, aber als unangemessen empfinde ich es, wenn die
Fusionsgegner vermeintliche, aber nicht genannt wollende Fachleute zitieren,
die man gefragt habe und die warnend den Finger heben. Da sind mir die offen
vorgetragenen wirtschaftlichen Argumente von fachlich kompetenter Seite, wie
etwa von Herrn Dieseltrath, wichtiger und richtiger, die sagen, dass sich die
Rahmenbedingungen aufgrund des verstärkten Wettbewerbs und der Globalisierung
für die Sparkassen verschlechtert haben, und dass jetzt noch gesunde Sparkassen
rechtzeitig agieren sollten. Es wäre schlimm, wenn eine Fusion aus der Not und unter
Zeitdruck erfolgen müsste. Gerade weil es der Sparkasse noch gut geht und keine
Not besteht, ist die Fusion jetzt richtig und kann geordnet und unter
Berücksichtigung der Interessen aller Kunden und Mitarbeiter durchgeführt
werden. Auch die Finanzkrise spricht nicht gegen die Fusion zum jetzigen
Zeitpunkt, denn beide Sparkassen haben keine Fehlspekulationen, was durch
externe Prüfung gründlich bescheinigt wurde. Sie stehen besser da als viele
Finanzinstitute und sie können die Zeit jetzt gut nutzen, sich auf die Zeit
danach und auf den kommenden Wettbewerb vorzubereiten. Man kann in solch
schwierigen Fragen durchaus mal auf diejenigen hören, die sich ihre Meinung ob
ihres Sachverstandes bilden und sich weniger vom eigenen Bauchgefühl leiten
lassen. Aber zum Thema richtiger Zeitpunkt und rechtzeitiges Handeln sage ich
Ihnen „Es ist fünf nach zwölf!“. Entweder jetzt noch oder uns wird
lange Zeit keiner mehr wollen. Alle vorliegenden Gutachten weisen die erwarteten Vorteile
sowohl auf der Kostenseite als auch auf der Einnahmeseite im Einzelnen nach.
Ich will das hier nicht wiederholen. Ob diese Vorteile alle in der gegebenen
Größenordnung eintreten, mag im Detail in Frage gestellt sein. Es handelt sich
eben um eine Prognose, die naturgemäß mit entsprechender Unsicherheit belastet
ist. Aber die Grundtendenz ist eindeutig und sagt, dass die Fusion auf Dauer
Vorteile mit sich bringt, von denen letztlich die Kunden, die Mitarbeiter und
die Region und auch die Träger profitieren werden. Auf die richtige Aussage,
dass nur die Hälfte aller Fusionen gelingen, gibt es für mich nur eine
entscheidende Antwort: Es kommt auf die verantwortlichen Akteure an ! Die
Sparkasse Harburg hat mit Herrn Heinz Lührs einen hervorragenden
Vorstandsvorsitzenden, dem ich eine erfolgreiche Fusion uneingeschränkt
zutraue. Ein Mann mit solider, an Bankwerten orientierter Grundeinstellung,
gepaart mit Ideenreichtum und visionären Vorstellungen, der bei allen
vergleichbaren Messwerten für seine Sparkasse gerade in Krisenzeiten
hervorragend abgeschnitten hat. Meine Damen und Herren, es sind doch
häufig sehr viele, die wichtige Reformen und zukunftsweisende Veränderungen
nicht mittragen können oder wollen. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, gäbe es
keine EU, keinen Euro und Bonn wäre noch Bundeshauptstadt. Und auch die
damalige Fusion von Stadtsparkasse und Kreissparkasse hätte es nicht gegeben.
Übrigens damals von CDU und FDP mit 22 zu 21 Stimmen hier im Rat durchgesetzt.
Und wenn die Fusionsgegner Angst vor mangelnder Regionalität haben, dann setze
ich darauf, dass die zukünftigen Verantwortlichen den derzeitigen Vorteil der
starken Verbundenheit in die Fläche hinein weiterhin positiv nutzen werden.
Denn eine Geschäftsstelle, die ihr Geschäftsstellennetz in der Fläche
aufrechterhalten will, muss auch Gewinne erwirtschaften und dies kann
angesichts der aktuellen Kosten- und Ertragssituation der Sparkasse Lüneburg
eine fusionierte Sparkasse auf Dauer besser gewährleisten. Meine Damen und Herren, ich bitte
Sie, sich Ihre Entscheidung nicht leicht zu machen und bitte Sie, positiv einer
Fusion zuzustimmen. Dieser Appell geht an alle diejenigen, die möglicherweise
noch unentschlossen sind. Hören Sie auf den Sachverstand mit 35-jähriger
Erfahrung, gerade in schwierigen Situationen und alles in allem halte ich und
die CDU in der Fläche die Fusion für einen konsequenten Schritt in die richtige
Richtung, was die Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung in der
Süderelberegion angeht. In wirtschaftlicher Hinsicht bietet die Fusion
gegenüber der „Wir-bleiben-alleine-Variante“ mehr Chancen als
Risiken. Meine Damen und Herren, zum
Abschluss möchte ich an alle Finanzinstitute, besonders aber auch an die
Sparkassen die Empfehlung geben, einen neuen Ethikkodex aufzustellen, der unter
anderem regelt, nur besonders geprüfte Anlagepapiere den Kunden anzubieten,
Konsumentendarlehen Vermeidung der so genannten Schuldenfalle nur in
angemessener Höhe zum Einkommen zu gewähren zur und Gewinnziele so zu
formulieren, dass sie auch da Postulat Eigentum verpflichtend berücksichtigen. Vielen Dank!“ Bürgermeister DR. SCHARF: „Frau Vorsitzende, Herr Oberbürgermeister, meine sehr
verehrten Damen und Herren. Herr Oberbürgermeister, einige Ihrer Aussagen können wir
selbstverständlich unterschreiben. Wir stehen vor einer der wichtigsten
wirtschaftspolitischen Entscheidungen überhaupt der letzten Jahre. Die
CDU-Fraktion ist sich dieser Verantwortung bewusst, das sehen Sie daran, dass
wir zu unterschiedlichen Bewertungen kommen. Die Zustimmung und Kritik geht
quer durch die verschiedenen Lager, Fraktionen und Parteien. Jeder in den vier
abstimmungsberechtigten Körperschaften hat sich in den vergangenen Wochen und
Monaten intensiv mit der Frage und dem Pro und Contra beschäftigt, und alle
sind zu unterschiedlichen Bewertungen gekommen. Ich empfinde es als Mangel, wenn ich das alles noch mal
Revue passieren lasse, dass wir bislang bei der Entscheidung Pro oder Contra
Fusion eigentlich nur aus Sparkassenkreisen informiert worden sind. Die vielen
tausende Kunden sind auch nicht im Ansatz befragt worden. Die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sind ebenfalls nicht gefragt worden. Ich weiß, dass der
Betriebsrat als die gewählte Körperschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
zunächst klar gegen eine Fusion gewesen ist, im Laufe der Zeit haben sie dann
ihre Meinung gewandelt. Meine sehr verehrten Damen und
Herren, das wirtschaftspolitische Leben und auch das kommunalpolitische Leben
wird auch nach dem heutigen Tage und nach dieser Entscheidung
selbstverständlich weitergehen. Und wenn das alles so hektisch vorangetrieben
werden müsste, wie hier manchmal der Eindruck erweckt wird, dann müsste ja eine
Fusionswelle durch die Bundesrepublik Deutschland gehen. Denn wir sind doch
nicht die einzigen beiden Sparkassen, die vielleicht das eine oder andere
Problem haben. Uns ist bestätigt worden, dass beide eigentlich überhaupt kein
Problem haben. Diese Fusionsschwemme in der Bundesrepublik Deutschland sehe ich
überhaupt nicht. Nun zu einigen präzisen Anmerkungen,
meine sehr verehrten Damen und Herren. Wir leben seit Wochen und Monaten in
einer Finanzkrise. Wir alle wissen das, lesen das in den Zeitungen und sehen
das ständig in den Medien. Keiner von uns – und die Aussage wage ich mal
hier so zu äußern -, auch nicht von den Finanzleuten und von den
Finanzexperten, zu denen ich mich nicht zähle, keiner von uns kann mit
Sicherheit sagen, welche Entscheidung die richtige ist. Ob Fusion oder nicht
Fusion. Und der viel zitierte Herr Diestelrath, ich habe sehr genau zugehört
bei der großen Information in der Ritterakademie, der ja nun aus dem
Sparkassenbereich kommt, hat eingangs die Feststellung getroffen: Die Größe der
Sparkasse sagt nichts über deren Rentabilität aus. Ein sehrt wichtiger Satz. Zweitens: Das Vertrauen der Menschen gerade in die
Sparkassen ist gegenwärtig wegen der Finanzkrise sehr groß. Und deswegen sagen
wir in der gegenwärtigen Situation, wo alle Menschen verunsichert sind, können
wir nicht hingehen auf den unsicheren Weg einer Fusion. Das würden die vielen
tausende Sparer und Gehaltskonteninhaber der beiden Sparkassen, glaube ich,
nicht verstehen. Und auch das sagte Herr Diestelrath: Die Regionalität ist ein
Wert an sich: Vertrauen durch Nähe. Ich brauche nicht die vielen Leserbriefe
zitieren, die in der Vergangenheit hier erschienen sind. Ein zweiter
grundsätzlicher Punkt bewegt mich seit langem. Das ist ja nicht nur in
Lüneburg, dass die großen Geschäftsbanken sich schwer tun, den großen
mittelständischen Unternehmen mit fünfhundert und mehr Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern die nötigen Kredite zu geben. Das ist in Lüneburg und Umgebung so,
das ist in der Bundesrepublik überhaupt so. Und jetzt gehen Sie hin und treten
an die Kommunen und die kommunalen Sparkassen heran und sagen: Können Sie uns
nicht helfen ? Es ehrt den Oberbürgermeister – und das sage ich in
aller Öffentlichkeit – dass er sagt: Ja, wir müssen diesen Unternehmen
helfen, um Arbeitsplätze zu sichern. Bloß, meine sehr verehrten Damen und
Herren, die Sicherheit, dass wir bei diesen großen Unternehmen die
Arbeitsplätze tatsächlich erhalten, bekommen wir nicht. Das ist das Problem
Opel im Kleinen! Ich sage ein weiteres: Es ist viel diskutiert worden um das Postengeschachere
bei dem Fusionsprozess. Das hat in unserer Fraktion keine Rolle gespielt. Denn
selbstverständlich, Herr Oberbürgermeister, Sie haben das gesagt und das möchte
ich ausdrücklich unterstreichen, davon kann man eine solche Entscheidung nicht
abhängig machen. Denn Personen kommen und gehen. Zum Schluss möchte ich einige Punkte ansprechen aus der
Vorlage zu dieser Ratssitzung, die uns nachgereicht wurde. Da ist von dem
Ergebnis des Gutachtens die Rede, von der Beratungsgesellschaft ZEB, ich hätte mich
gefreut, wenn es auch mal vor den Gremien vorgetragen worden wäre. Die kommen
zu folgendem Ergebnis: Das betriebswirtschaftliche Nutzenpotential könnte
gehoben werden. Andere Handlungsoptionen, ich frage mich welche, nur sehr
eingeschränkt oder gar nicht. Und dann wird in der Hoffnungsrechnung, eine
Annahmerechnung aufgemacht, die ich geradezu für abenteuerlich halte. Man nimmt
an und hat die Hoffnung, jedes Jahr 0,5 Millionen Euro bei den Kosten zu
reduzieren und das geht dann so weiter: Erstes Jahr, zweites Jahr, Drittes
Jahr, viertes Jahr… In der gleichen Progression will man die Einnahmen um 1,5
Millionen Euro pro Jahr steigern. Ich finde eine solche Vorlage schon ein
starkes Stück. Hier sind keine harten, belastbaren Fakten drin, das sind
Annahmen und Hoffnungen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der
Sparkasse. Und dann wird gesagt, große Teile dieses möglicherweise angesparten
Vermögens nehmen wir in das Stiftungsvermögen. Eine tolle Sache. Ich habe im
Sparkassengesetz nachgelesen, da steht drin, selbstverständlich haben die
Sparkassen auch eine kommunalpolitische, soziale und kulturelle Verpflichtung
– aber das ist nicht deren Hauptaufgabe. Es ist eine tolle Sache, wenn
die Erträge so groß sind, dass man Stiftungen generieren und daraus speisen
kann, bloß hier wurden die Kommunen geködert. Ich habe ausdrücklich Sie, Herrn
Lührs, in der Veranstaltung in der Ritterakademie gefragt, ob das ein Köder ist
und Sie haben das bejaht. Ein Köder, ich sage das hier mal ganz deutlich, für
die Hauptverwaltungsbeamten der Kommunen, das ist nämlich politisches
Spielgeld, mit dem man alle möglichen Forderungen und Wünsche befriedigen kann.
Ich sage ja gar nicht, dass das schlecht ist, aber das ist nicht die
Hauptaufgabe einer Sparkasse. Die Hauptaufgabe einer Sparkasse ist es, bessere
Bedingungen für die zigtausend kleinen Sparer, Gehaltskontenempfänger und
Mietenzahler zu schaffen. Ich komme zum Schluss: Meine sehr verehrten Damen und
Herren, der Oberbürgermeister versucht immer, den Teufel an die Wand zu malen:
Wenn das und das nicht geschehe, seien die Handlungsspielräume eingeschränkt.
Die Handlungsspielräume sind für uns alle eingeschränkt durch diese
Finanzkrise, machen wir uns da nichts vor. Sowohl bei den Stiftungsgeldern und
dem Stiftungskapital der Sparkasse hier und der Sparkassen insgesamt, aber auch
durch Einbrüche bei der Gewerbesteuer. Das betrifft ja nicht nur unsere
Sparkasse, sondern auch andere große Betriebe. Insofern müssen wir uns unter
dem Strich alle selbstverständlich auf härtere Zeiten einstellen. Wir werden
Einnahmen versuchen müssen zu steigern und Ausgaben nicht nur versuchen,
sondern tatsächlich und konsequent reduzieren. All das überwiegt nach meinem
Dafürhalten das Risiko und nicht die Chancen. Deswegen bin ich klar gegen eine solche
Fusion. Danke schön !“ Ratsherr KUHN: „Frau Vorsitzende, meine Damen
und Herren, die Fusion ist ein Zusammenschluss oder eine Verschmelzung
von zwei oder mehreren Unternehmen, die auf gleicher Augenhöhe sind, das sagte
auch der Oberbürgermeister, zu einem einzigen Unternehmen. Wie sieht es mit dem Zusammenschluss der Sparkasse
Harburg-Buxtehude mit der Sparkasse Lüneburg aus ? Die Sparkasse Lüneburg
verabschiedet sich von ihrer Regionalsparkasse zur Flächensparkasse, sie reicht
von Buxtehude bis Neuhaus. Unsere Sparkasse Lüneburg verliert ihre Identität.
Die Lüneburger Sparkasse gibt den Hauptsitz Lüneburg auf. Der Firmensitz wird
durch die Fusion nach Harburg verlegt. Der Vorstand hat seinen Sitz in Harburg.
Dort befindet sich die Schaltzentrale für die gesamte Sparkasse. Die
Großkredite werden nicht mehr in Lüneburg, sondern in Harburg entschieden. Die
Sparkasse Lüneburg ist zurzeit das einzige Institut, in dem noch vor Ort
entschieden wird. Ein Vorstandsmitglied soll übrigens in Lüneburg bleiben. Aber
wie lange noch? Das sehe ich so wie beim vorigen Zusammenschluss zwischen
Harburg und Buxtehude; dort hat man auch ein Vorstandsbüro in Buxtehude
belassen. Ich denke, um die Kunden zu beruhigen. Denn der Vorstand sitzt in
Harburg. Der gesamte Vorstand muss nach der Fusion zwangsläufig an einem
Standort konzentriert werden – und das wird Harburg sein. Sollte es
Kreditausfälle geben oder Insolvenzen anstehen, muss sofort gehandelt und
entschieden werden. Das wird nicht möglich sein, wenn ein Vorstandsmitglied in
Lüneburg bleibt, und am Hauptsitz in Harburg zwei weitere Vorstandsmitglieder
entscheiden. Zweitens: Die Kunden werden zur Fusion nicht gefragt, das
klang schon an. Die Kunden der Sparkasse Lüneburg erhalten eine neue
Kontonummer und eine neue Bankleitzahl. Dazu müssen die Gewerbe- und die
Firmenkunden das Briefpapier ändern. Das ist der Beitrag der Kunden zur Fusion,
nämlich die Kosten. Die Sparkasse muss dazu neue EC-Karten für ihre 600.000
Kunden prägen lassen und postalisch versenden. Das gesamte Briefpapier, die
Stempel, die Außenwerbung sowie alle weiteren Werbemittel müssen neu beschafft
werden. Die Kosten der Fusion sind meines Erachtens nicht absehbar, dürften
aber einen sehr hohen Millionenbetrag erreichen. Die Konditionen werden von
Harburg diktiert. Das bedeutet, dass sich die Sparkasse Lüneburg noch direkter
dem Wettbewerb der Großstadt stellen muss. Lüneburg wird zu einer Filiale der
Sparkasse Süderelbe oder auch Sparkasse Harburg-Lüneburg-Buxtehude. Die
Anteilsverhältnisse beider Sparkassen sind 57,5 zu 42,5 zugunsten der Sparkasse
Harburg-Buxtehude. Meine Damen und Herren, das ist für mich keine Fusion,
sondern eine Übernahme durch die Sparkasse Harburg-Buxtehude. Ich komme zu den Synergieeffekten.
Annahme der Sparkasse ist: Potentiale für Kostensynergien werden jährlich
500.000 Euro erreichen, in Verbindung
mit einer Ertragssteigerung von jährlich eineinhalb Millionen Euro für die
nächsten zehn Jahre. Wer kann auf zehn Jahre so planen, wenn schon deutsche
Großkonzerne nicht einmal eine kurzfristige Planung abgeben ? Was war in den
letzten zehn Jahren: 11. September 2001, Börsencrash bis 2003, der
Golfkrieg, Afghanistan-Krieg, die Hedgefonds, Immobilienkrise in den USA,
Finanzkrise, die nicht abschließend abschätzbar sind. Um hier nur einige Fragen
zu nennen. Ich möchte nur ein halbes Jahr zurückschauen: Die Wertpapierumsätze
sind fast zum Erliegen gekommen. Dort fehlen allen Sparkassen und Banken
erhebliche Beträge an Wertpapierprovisionen, die in diesem Jahr nicht mehr
ausgeglichen werden können und wir wissen noch nicht einmal, was noch an
Negativem auf uns zukommt. Die Sparkasse nimmt an, dass die Belastung aus dem
Fusionsprozess durch zügige Übernahme und Umsetzung bewährter Konzepte
eingedämmt werden kann. Die Konzepte sind für die Mitarbeiter bisher nicht
abschätzbar, so dass es hierbei ebenfalls zu einer gefühlten Übernahme der
Sparkasse Lüneburg kommen kann. Weiterhin ist dabei nicht sichergestellt, dass
auch die Führungskräfte in einem angemessenen Verhältnis aus den beiden
fusionierten Sparkassen stammen.“ Beigeordneter BLANCK: „Frau Vorsitzende, meine
Damen, Herren, die Fraktion der Grünen hat sich als erste und meines
Wissens einzige Fraktion – was die Frage der Fusion der Sparkasse angeht
– die Entscheidung nicht so leicht gemacht, als dass sie nicht
ihre Mitglieder befragt hätte. Das heißt, wir haben gesagt, wir wollen mit
unseren Mitgliedern darüber diskutieren, wir wollen es auf eine für uns so
breite Basis wie möglich stellen. Wir haben auf einer Mitgliederversammlung das
Pro und Contra abgewogen und haben von unseren Mitgliedern ein eindeutiges,
einstimmiges Votum gegen die Fusion der Sparkassen bekommen. Die Argumente, die
wir ausgetauscht haben, sind heute an vielen Stellen schon gefallen. Ich möchte
kurz noch darauf eingehen. Das entscheidende Argument für uns ist, dass wir glauben,
dass der jetzige Zeitpunkt ein Unzeitpunkt ist für eine Fusion von Sparkassen.
Wir denken, dass eine Fusion von zwei Häusern, mögen sie noch so gut aufgestellt
sein, jetzt ein falsches Signal aussenden kann. Wir fürchten, dass die Kunden
der Sparkasse Lüneburg, für die diese Fusion verbunden sein wird mit einer
Änderung der Kontonummern und der Bankleitzahlen, diese Gelegenheit nutzen, der
Sparkasse Lüneburg den Rücken kehren und sich vielleicht einem Institut
zuwenden, was im Moment für sie günstiger erscheinen mag und die vielleicht das
machen, was ihnen die Finanzwirtschaft vorgemacht hat, nämlich kurzfristige
Renditen mitnehmen. Wir sind der Auffassung, wenn wir ein Risiko nicht
einkalkulieren können, dann müssen wir es vermeiden. Wir wollen also
tatsächlich den sprichwörtlichen Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem
Dach, von der wir nicht wissen, was sie uns bringt. Die Zahlen nach der Fusion,
wenn man beide Sparkassen von den Bilanzsummen zusammenrechnet, gehen auf 5,82
Milliarden Euro. Das würde bedeuten, die neue Sparkasse würde sich bundesweit
an Stelle 34 einordnen, hätte gegenüber dem jetzigen Stelleninhaber – der
Sparkasse Bochum, die hat 1.347 – die fusionierte Sparkasse 1.595
Mitarbeiter. Bochum hat jetzt 47 Geschäftsstellen, wir hätten dann fusioniert
98 Geschäftsstellen. Diese Zahlen, gerade im Bezug auf die Bilanzsumme, lassen
doch erahnen, welche Veränderungen in der Zukunft bei dieser fusionierten
Sparkasse anstehen werden, ja anstehen müssen. Uns ist es lieber, die
bestehenden Verhältnisse zu sichern und möglicherweise auch auf Margen zu
verzichten, möglicherweise auch auf größere Kreditgeschäfte zu verzichten. Aber
wer sagt uns, dass das wirklich Chancen für die Zukunft sind. Im Gegenteil: Es
hat sich doch gezeigt, dass gerade in letzter Zeit viele gute kleinteilige
Geschäfte viel mehr versprechen, als die ganz großen. Denn es sind die ganz
großen Geschäfte, die viele in Bedrängnis gebracht haben. Wir haben heute alle noch mal Post bekommen von der
Stadtverwaltung, da wurde noch mal Bezug genommen auf einen Artikel im
Abendblatt. Die Landeszeitung hat ja diesen Artikel dann inhaltlich heute noch
mal klargestellt, was bestimmte Zeitabläufe angeht, das fand ich sehr positiv,
denn es gibt da ja anscheinend zumindest was den Umgang miteinander angeht,
zwei Wahrheiten. Ich hoffe, dass ich noch einmal herausstellt, welches denn die
Richtige war. Ich habe Ihnen auch einen Artikel mitgebracht und zwar aus der
Zeit. Er ist überschrieben mit „Finanzkrise – Kassensturz auf dem
Dorf. Sie waren die Helden der Krise, jetzt muss die erste Sparkasse gestützt
werden und die großen Verluste durch Kreditausfälle kommen erst noch“.
Ich lese jetzt einfach mal vor, denn es betrifft genau unser Thema: Seit
Monaten lassen sich die 438 Sparkassen als die Gewinner der Finanzkrise feiern.
Viele Milliarden Euro flossen ihnen nach der Unternehmerpleite zu. Südholstein
droht dieses Bild zu zerstören und weitere Häuser dürften folgen. Den
Sparkassen gehört erstens ein guter Anteil an den Landesbanken und deren
horrende Verluste belasten die Provinzbanker. Zweitens haben sich Sparkassen
eigenhändig verspekuliert, was sie zum Teil mit Bilanzkniffen kaschieren. Und
drittens erfasste die Rezession viele Kunden der Sparkassen, deshalb wird 2009
ihr Krisenjahr. Einige Milliarden fließen bereits ab. Viele verdienen an ihren
Kunden nur wenig. Die Rendite sinkt. Ein Drittel aller Sparkassen steht mit dem
Rücken zur Wand, sagt ein Sparkassenmanager. Diese Krise hinterlässt Blutspuren
landauf, landab. Die Krise hat in Neumünster schon 2005 begonnen. Durch zwei
Fusionen entstand die mit 6 Milliarden Euro Bilanzsumme zweitgrößte Sparkasse
Schleswig-Holsteins, aktiv von Pinneberg bis Bad Segeberg. Kurz darauf stellte
sich heraus, dass Segeberg viele Leichen im Keller hatte, sagt Adolf Wilken,
SPD-Politiker am Ort und Mitglied im Verwaltungsrat der Südholsteiner
Sparkasse. Faule Kredite verursachten Riesenverluste. In ihrer Not verkaufte
Südholstein Immobilien an den US-Fonds Lonestar und sogar Kredite in Höhe von
123 Millionen Euro. Dann kam der 15. Septmber 2008: Als Lehman Brothers
Gläubigerschutz anmeldete, konnte die Sparkasse Südholstein in Neumünster 7
Millionen Euro abschreiben. Als zwei Wochen später die Bank Glitnir in Island
an den Staat fiel, kamen weitere Millionen hinzu. So entstanden 2008
Abschreibungen, die das Kapital der Sparkasse gefährlich senkten. Der Todesstoß
droht Südholstein nun durch die HSH-Nordbank. Mit 700 Millionen Euro steht
letztere in den Büchern der Sparkasse. Nur 200 Millionen Euro könnte sie wert
sein, wenn die Wirtschaftsprüfer demnächst ihr Urteil fällen. Der Sparkasse
Südholstein drohen weitere Abschreibungen bis zu 70 Millionen Euro. Dann ist zu
befürchten, dass sie auf die Hilfe des Sparkassenverbundes zurückgreifen muss,
sagt Wolfgang Grimme, CDU-Landrat und Mitglied des Verwaltungsrates, sonst
droht ihr die Schließung.
Danke !“ Beigeordnete SCHELLMANN: „Frau Ratsvorsitzende, meine
Damen und Herren, ich habe selten eine Ratsvorlage erlebt, die derart
breitflächig auf Ablehnung der Bürgerinnen und Bürger, bei Unternehmern, bei
Handwerkern und Landwirten stößt, wie die geplante Sparkassenfusion. Herr Mädge, Sie verstehen nicht, wieso der Widerstand sich
erst zu einem so späten Zeitpunkt verdichtet hat. Das ist leicht zu begreifen,
wenn man sich klarmacht, dass für so weitreichende Entscheidungen sehr
sorgfältige, betriebswirtschaftlich fundierte Begründungen vorgelegt werden
müssen. Genau nach diesen Begründungen mit nachvollziehbaren Zahlen haben wir
als FDP lange und mehrfach nachgefragt, aber nur völlig unzureichende Antworten
bekommen. Übrigens, Herr Srugis, wir sind nicht durch irgendein Gutachten
unterstützt worden. Sie sagten, der Rat sei informiert worden von einem Herrn
Dieselrath. Wir sind nicht informiert worden – Sie als Gruppe sind
informiert worden. Diese unterschiedlichen Informationsstände halte ich für
katastrophal bei einer so wichtigen Entscheidung. Vorgetragen wurden nur sehr
pauschal umrissene Vorteile, Risiken sehen Sie, der Vorstand, offenbar nicht.
Keine Risiken, das gibt es nicht. Wenn über Risiken überhaupt nicht gesprochen
wird, dann ist das immer ein Indiz für unzureichende Vorbereitung. Sie versuchen herauszustreichen, dass der Kunde Vorteile
hat. Die Kundschaft sieht das aber ganz anders. Wir sind noch nie so häufig
angesprochen worden, übrigens auch aus der Sparkasse, und gebeten worden, als
Sprachrohr zu dienen und in die Öffentlichkeit zu treten mit unseren Bedenken.
In letzter Minute hat sich Gott sei Dank noch ein Unternehmer getraut,
öffentlich in der LZ das auszusprechen, was alle über die Nachteile dieser
Fusion denken. Erstens: Die traditionell enge Bindung zwischen dem Kunden und
seiner Sparkasse wird stark beeinträchtigt und wird sich immer mehr der
Anonymität der überregionalen Großbanken angleichen. Zweitens: Die Abläufe
werden länger, bürokratischer und unpersönlicher. Drittens: Für größere
Kreditverhandlungen wird man zukünftig -
nach diesen fünf Jahren vielleicht erst – in die Zentrale nach Harburg
fahren müssen, wo man dann mit Leuten zu verhandeln hat, die einen nicht
persönlich kennen. Werfen Sie mal einen Blick nach Buxtehude, dort können Sie
inzwischen keinen Kredit vor Ort mehr verhandeln. Viertens: Statt sich mit den
Problemen der Wirtschaftskrise verstärkt zu beschäftigen, werden zur Freude der
Konkurrenz in den nächsten Jahren Fusionsprobleme vorherrschen. Wir erinnern
uns, es hat rund drei Jahre gedauert, bis die einfache Fusion zwischen
Stadtsparkasse und Kreissparkasse verkraftet war. So können wir uns eine
Vorstellung von dem machen, was auf uns zukommen wird. Fünftens: Für Lüneburg
als Oberzentrum ist die Fusion ein Schlag ins Gesicht. Wir entscheiden hier
über ein wichtiges Teilvermögen unserer Stadt und geben das ohne Not in eine
Minderheitsbeteiligung auf Hamburger Stadtgebiet. Sechstens und nicht zuletzt:
Als Geschäftsmann kann man seine gesamten Formulare neu drucken lassen, weil
Kontonummern und Bankleitzahl sich ändern. Aus Kundensicht alles gravierende
Nachteile. Angeblich bringt die neue Fusion aber unabweisbare Kostenvorteile
für die neue Sparkasse, angeblich 30 Millionen Euro Ergebnisverbesserung schon
in den nächsten fünf Jahren, denen ebenso angeblich nur zehn Millionen Euro
Fusionskosten gegenüberstehen. Aber wie man die Beteiligungsverhältnisse für jetzt und alle
folgenden Zeiten festlegen kann, ohne dass der Jahresabschluss 2008 vom
Wirtschaftsprüfer testiert vorliegt und auch uns nicht vorliegt, mutet schon
sehr merkwürdig an. Warum diese eigentümliche Hast ? Obwohl meine Fraktion sehr
intensiv nachgefragt hat, sind uns hierzu nur pauschale Aussagen aber keine
überzeugenden Fakten vorgetragen worden. Das ist nur Glaube, Hoffnung,
Spekulation, die auf angeblich guten Erfahrungen an anderer Stelle fußt. Das
ist als Argument einfach zu dürftig, wenn man zugleich daran denkt, wie viele
Fusionen mit großspurigen Ankündigungen begonnen und mit kläglichen Ergebnissen
beendet worden sind. Wenn jemand wie Herr Dr. Bonin im Kreistag großspurig meint,
die Zeiten stehen auf Größe und Fusion, kann ich Ihm nur raten, sich zum
Beispiel mal mit den schrecklichen Dramen Dresdner Bank, Allianz oder
Daimler-Crysler zu beschäftigen. Die haben das damals auch gesagt. Herr Oberbürgermeister Mädge rät uns, ihm und dem
Sparkassenvorstand einfach nur zu vertrauen. Das möchte ich ja gerne, aber was
ist das für eine Vorstellung ? Wir müssen uns das Für und Wider aus vorgelegten
Fakten und Zahlen selbst herleiten können. Die beiden
Power-Point-Präsentationen der Sparkasse und die darin auf nur wenige
Ergebnisse zusammengefassten Gutachten waren nicht widerspruchsfrei und sind
schlechte Voraussetzungen für das Vertrauen. Weder waren die aus Synergien
erwarteten Kostensenkungen, noch die aus Synergien erwarteten Ertragssteigerungen
mit einer näheren Erklärung, wo sie denn herkommen sollen, noch mit einem
überzeugenden Zahlenwerk unterlegt. Die behaupteten betriebswirtschaftlichen
Vorteile sind für uns objektiv nicht nachvollziehbar. Vor allem dann nicht,
wenn von den Risiken der Fusion überhaupt nicht gesprochen wird. Wissen Sie, was der Präsident des Deutschen Sparkassen- und
Giroverbandes, Herr Haasis, am 18. März zur Jahreshauptversammlung gesagt hat ?
Im Bankgewerbe herrscht zwar harter Wettbewerb, aber die Sparkassen sind durch
ihre Kundennähe und ihre kurzen Entscheidungswege gut aufgestellt. Wollen wir
das vielleicht in Frage stellen ? Er sagte weiterhin, die Zahl der Sparkassen
– und da gehe ich auf eine Zahl ein, die Herr Dr. Scharf schon genannt
hat – hat sich im vergangenen Jahr gerade einmal von 446 auf 438
verringert. Also nur acht weniger und auch für das laufende Jahr rechnet Haasis
nur mit sehr wenigen Fusionen. Wenn ihre Fusionsvorteile wirklich so stichhaltig und
zwingend wären, dann müsste doch jetzt eine Fusionswelle der Sparkassen über
Deutschland hinwegschwappen. Aber nichts dergleichen geschieht. Das heißt doch
nichts anderes, als dass eine überwältigende Mehrheit der Sparkassen eine
Fusion für wenig zielführend hält. Man fragt sich, was hat Lüneburg falsch
gemacht oder worin unterscheidet sich Lüneburg vom Bundesdurchschnitt. So
gesehen versteht man auch sehr gut die ablehnende Haltung der Sparkasse Stade,
in die Fusion zu gehen. Aber man versteht auch Herrn Gerlach, der im
Handelsblatt am 12. Februar d. J. gesagt hat: Weder die Betriebsgröße noch die
Kaufkraft der Geschäftsregion seien ein Grund dafür, ob eine Sparkasse
erfolgreich sei. Die Sparkassen hätten es selbst in der Hand, im Service und in
der Qualität deutlich besser zu werden. Die Aufgabenstellung in der
gegenwärtigen Wirtschaftskrise kann also nicht lauten, sich zusätzlich die
Lösung schwieriger Fusionsprobleme aufzuhalsen, sondern zunächst einmal das
vorhandene Ergebnisverbesserungspotential auszuschöpfen. Der Eindruck
mangelhafter Vorbereitung vermittelt auch, dass man sich mit dem Namen
Süderelbe schon eine einstweilige Verfügung der Stader eingehandelt hat. Die
Lösung, sich zunächst einen vorläufigen Namen zu geben, kostet übrigens richtig
Geld.“ Ratsherr RIECHEY: „Meine Damen und Herren, Sie wollen heute über eine Fusion unserer Sparkasse zur
drittgrößten Niedersachsens entscheiden und das in einer Zeit, in der wir uns
mitten in der tiefsten Wirtschafts- und Finanzkrise befinden, in der
Spekulationsblasen geplatzt sind, der Bankensektor kurz vor dem Zusammenbruch
steht und wenn keine Bad Banks gegründet werden oder wenn nicht beispielsweise
über einhundert Milliarden Euro in den Erhalt der Hypo Real Estate gepumpt
werden, so würde – wie schon gesagt – das gesamte Bankensystem
zusammenbrechen. Das ist also die Ausgangslage, in der Sie fusionieren wollen. Dazu hat Karl-Heinz Hebrok, der nun wegen der geplanten
Fusion vom Sparkassen-Verwaltungsrat zurücktrat, in der Zeitung gesagt:
„Man kann nicht so tun, als sei nichts geschehen und unverdrossen weiter
an einer Fusion herumdoktorn, die erhebliche Kräfte in beiden Sparkassen
bindet. Viel angebrachter wäre es, gerade in Krisenzeiten, alle Kräfte auf die
Kunden und deren Probleme zu konzentrieren“. Ich glaube, dem können wir
uns hier anschließen. Ansonsten würden – wie eben schon gesagt wurde
– die Kunden vor dem Hintergrund der Verwaltungskosten überlegen,
vielleicht zu anderen Banken zu wechseln und die Sparkasse hätte dann nicht den
Vorteil davon. Ich habe mich auch gewundert, wo eigentlich die Hurra-Schreie
der IHK und der Arbeitgeberverbände geblieben sind, es ist da eigenartig still
geblieben. Es ist noch nicht einmal klar, wie das Kind heißen soll. Der
Name ‚Süderelbe’ ist ja nun gestorben und wir finden, das sollte
auch für das ganze Projekt gelten. Es wurde schon gesagt, dass die Größe nichts
über das wirtschaftliche Gewicht aussagt. Das gilt im übrigen auch für die
Politik. Ich glaube, daran sollte man sich mal ein Beispiel nehmen. Eine Fusion würde genau das Gegenteil von dem tun, was die
Bürgerinnen und Bürger sich wünschen: Eine verlässliche, überschaubare und
bürgernahe Bank. Sie wollen kein „höher, schneller, weiter“, nur
weil vor einigen Jahren mal ein Gutachten in Auftrag gegeben worden ist,
welches vor der Finanzkrise entstanden ist und eine Fusion predigt. Der
Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes hat sich – es wurde schon
angesprochen – damit gerühmt, dass keine andere Bank momentan höheres
Vertrauen genießt, weil eben die Sparkassen nicht spekulativ zockend an der
Börse betätigen, sondern immer noch Kredite für die Realwirtschaft vergeben und
das ist auch gut so. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Kunden wurden
nicht gefragt, das wurde auch schon angesprochen. Im Fusionsgutachten des
Sparkassenverbandes Niedersachsen wurde ausdrücklich erwähnt, dass die
beteiligten Sparkassen gesund sind und genügend Kernkapitel zur Verfügung
haben. Wenn nun die Hälfte aller Fusionen wirklich scheitert, das Risiko also
immens ist, und gleichzeitig die Ausgangssituation solide ist, warum sollen wir
uns dann den Schuh anziehen und dieses Risiko ohne Not eingehen ? Anders sähe
es aus, wenn wir vor einer katastrophalen Situation stünden. Es besteht also
kein Grund für eine solche Fusion. Der Nutzen steht in den Sternen, man hofft
in den Vorlagen einfach mal auf eine Kostenreduzierung und Ertragssteigerung.
Das wurde schon gesagt, diese Annahmen sind völlig unseriös, die wurden in der
Verwartungsvorlage einfach so hingeschrieben, ohne irgendwie mit Fakten
hinterlegt worden zu sein und ohne überhaupt nachweislich berechenbar und
kalkulierbar zu sein. In der Vorlage wurden nur die Chancen und die Ziele
aufgeführt und es wurden Null Risiken dort dargestellt. Ich glaube nicht, dass
das eine seriöse Darstellung ist, das haben andere Vorredner hier auch gesagt.
Ich finde es schon bemerkenswert, in einer solchen Frage, in der es eine
Mehrheit gibt von Grünen, Linken, FDP und großen Teilen der CDU, da sollten
sich die wenigen Befürworter einer solchen Fusion wirklich Gedanken machen, ob
es noch sinnstiftende Argumente dafür gibt, wenn quer durch alle politischen
Lager, quer durch alle Strömungen der Sachverstand sagt: Diese Fusion macht
einfach keinen Sinn. Der bisherige Verwaltungsrat der Sparkasse ist ja nun so
gestrickt, dass nicht alle Parteien dort vertreten sind. Unsere Fraktion zum
Beispiel musste die Informationen daher anderweitig verfolgen – über die
Presse. Das wird auch im neuen Modell nicht besser. Im neuen Verwaltungsrat
möchte ja Herr Mädge wieder den Vorsitz haben und um das durchzusetzen hat er
gleich vier Stellvertreter benannt, damit er auch Ruhe in den Karton bekommt.
Gegen den kommunalen Bedeutungsverlust sollen Regionalbeiräte eingesetzt
werden, die vielmehr als Feigenblatt gelten, da sie nicht die gleiche Kompetenz
haben, wie früher. Auch in den neuen Regionalbeiräten wollen Sie die Größe so
gestalten, dass wieder nicht alle Fraktionen dort eingebunden sind, wir zum
Beispiel schon wieder nicht. Das sagt schon einiges über Ihr
Demokratieverständnis aus. Dafür haben Sie die wichtigsten Pöstchen gleich bis
2029 verteilt. Wir wissen noch nicht mal, ob es da noch Banken gibt. In der Zeitung war ja bereits zu lesen, dass der Grund für
die wahren Vorbehalte weniger inhaltlicher Art waren, sondern Personalquerelen
um Pöstchen. Es ging um die Verteilung des Stiftungskapitals und Herr Hebrok
als Ex-Verwaltungsratsmitglied hat gesagt: ‚Das Verhandlungsklima im
Gremium hat sich während der Diskussion enorm verhärtet.’ Und er
unterstellt dem Verwaltungsratsvorsitzenden, Ihnen Herr Oberbürgermeister
Mädge, ‚eine fehlende Toleranz, auch andere Meinungen gelten zu
lassen’. Ich denke, das können andere hier bestätigen. Er fühlte sich im
Kasernenhofton genötigt, zuzustimmen oder zurückzutreten. Ich finde, das ist kein
vernünftiger Umgang. Heute stand in der LZ, dass CDU-Mitglieder sich in den
letzten Gesprächen schlicht erpresst gefühlt haben durch dieses Vorgehen und
ich bin der Meinung, da müsste ein Oberbürgermeister auch einmal die Größe
haben, sich dafür zu entschuldigen. Herr Oberbürgermeister, ich bin der Meinung, Sie sollten
sich nach allem, was hier gelaufen ist, überlegen, ob Sie im Falle einer
Abstimmungsniederlage Ihren Sitz im Verwaltungsrat der Lüneburger Sparkasse und
damit verbundener Ämter nicht besser niederlegen. Ich hoffe darauf, dass hier
die Ankündigung wahr gemacht wird, dass alle Mitglieder frei entscheiden können
und nach dem, was ich bisher gehört habe, bin ich auch voller Zuversicht, dass
jeder zu den dargelegten Standpunkten steht und dass wir hier eine klare
Mehrheit gegen diese Fusion haben. Das ist gut so. Danke schön.“ Beigeordneter DÖRBAUM: „Frau Vorsitzende, Herr Oberbürgermeister, meine sehr
geehrten Damen und Herren, durch die Fusion der Sparkassen wird die Schlagkraft am
Markt deutlich verstärkt. Ich zitiere: Es gibt eine Chance für ein
schlagkräftiges Geldinstitut und eine positive Entwicklung der Region. Dies ist
eine historische Chance, dass zwei Institute, die jeweils über Jahrzehnte
selbstständig mit großem Erfolg ihre Wege gegangen sind, zusammenwachsen. In
Zeiten dramatischen Wandels mit verschärftem Wettbewerb sind Zeichen zu
erkennen, einen gemeinsamen Weg zu gehen. Man könnte meinen, das seien die
Argumente, die ich jetzt zusammenfassen wollte und vortragen will für die
Fusion. Es sind genau die Argumente, die 1990 hier in diesem Rat von der
CDU/FDP-Koalition vorgetragen worden sind für eine Fusion der Stadtsparkasse
mit der Kreissparkasse Lüneburg. Ich habe im Grunde diesen Argumenten nichts
hinzuzufügen, denn sie sind bis heute gültig und sie haben an ihrer
Wirkungskraft nichts verloren. Umso mehr erstaunt es mich, wenn ich hier
Argumente von dieser oder jener Seite höre, es sei kein Fachberater da gewesen,
man habe keinen Zugang zu Herrn Diestelrath gehabt, man könne nicht mit dem
Vorstandsvorsitzenden sprechen. Alles dies weise ich doch mal deutlich zurück.
Wir haben Herrn Diestelrath vom Sparkassenverband eingeladen uns zu
unterrichten und ich denke mal, diese Möglichkeit hatte jede Fraktion, die hier
im Rat vertreten ist und wir haben den Vorstandsvorsitzenden, Herrn Dressler,
angerufen und gebeten, Informationen zu bekommen. Herr Dressler hat uns diese
Informationen gewährt, dafür sage ich heute nochmals herzlichen Dank. Wir als SPD im Kreis und in der Stadt Lüneburg stehen
geschlossen zur Fusion. Es gibt bei uns keinen, der anderer Auffassung ist,
weil die Argumente dafür einfach überwiegen und weil sie eindeutig sind. Und
ich sage Ihnen auch, warum das für uns so wichtig ist: Wir sagen, der
Kundenservice wird nicht nur erhalten, er wird sogar ausgebaut. Das
Zweigstellennetz ist mindestens fünf Jahre gesichert und kann danach nur mit
großer Mehrheit in den Gremien verändert werden. Der Arbeitsplatz der Mitarbeiter
ist gesichert und darum geht es uns natürlich auch. Schauen Sie auf die
Presseerklärung, die heute zu lesen war. Die Stadt profitiert von den
Gewerbesteuereinnahmen und die Fördermaßnahmen durch die Stiftungen mag ich
hier gar nicht alle aufzählen. Gestern hat es ein Kollege von der CDU getan,
der kam auf eine Million Euro im letzten Jahr. Ich denke, das ist eine
Größenordnung, die hier im Haushalt anders gar nicht darstellbar nicht. Ich
frage mich, warum man diesen ernsthaften Argumenten einfach nicht folgen will
oder warum man diesen Argumenten nicht folgen wird. Wir werden uns kritisch mit
diesen Dingen auseinandersetzen und wir haben uns kritisch mit diesen Dingen
auseinandergesetzt. Ich respektiere jeden, der andere Auffassungen sachlich
vertritt, denn in der Sache und in der sachlichen Auseinandersetzung liegt die
Kraft. Ich bin dankbar, dass es im laufenden Verfahren Antworten auf die
offenen Fragen und auf den Informationsbedarf der Fraktionsmitglieder hier im
Rat gab. Zu Anfang hieß es immer, ich kann mich nicht entscheiden,
weil ich keine Informationen habe. Dann hieß es, ich kann mich nicht
entscheiden, weil der Name mir nicht passt. Dann hieß es, weil der
Kundenservice möglicherweise nicht erhalten bleibt. Alles dies sind Argumente,
die man heute widerlegen kann und die ich deutlich zurückweise. Auch damals bei
der Fusion der Stadt- und der Kreissparkasse hat mich eines gestört – und
ich will zugeben, die SPD war es, die seinerzeit ablehnend war und die Mehrheit
mit CDU/FDP hat sich für die richtige Fusion entschieden – es wurde auch
damals schon recht personifiziert Kritik geübt. Es war der damalige Vorsitzende
der FDP, der unserem Vorsitzenden bzw. stellvertretenden Vorsitzenden der
Fraktion schon Inkompetenz vorwarf. Erstaunlich. Ich will noch sagen, was ich
heute nachgelesen habe. Offensichtlich waren die Neidgedanken bei der SPD so
groß, dass sie keine verantwortlichen Personen in der Führung dieser Sparkasse
wiedergesehen hat. Offensichtlich mag das ja 1990 ein Grund gewesen sein, heute
ist es für uns kein Grund. Wir meinen, dass wir die besten Leute an der Spitze
haben, wir werden einen Vorstandsvorsitzenden haben, der heute hier unter uns
ist. Wir werden einen Vertreter haben, der Gott sei Dank auch aus Lüneburg
kommt und wir werden einen Verwaltungsratsvorsitzenden haben, der Ulrich Mädge
heißt. Ich weise nochmals diese personifizierten Angriffe zurück. Das ist das,
was mich am meisten in der Diskussion stört. Ich stehe zu einer sachlichen
Auseinandersetzung. Ich habe es in den 17 Jahren vermieden, Personifizierte zu
attackieren und ich werde auch in den nächsten Jahren im Rat dieses nicht tun.
Ich bitte auch, dass Sie oder andere, die sich möglicherweise betroffen fühlen,
sich dieser Auffassung anschließen. Ich will zum Schluss noch mal deutlich machen: Wenn diese
Fusion der Sparkasse Lüneburg mit der Sparkasse Harburg-Buxtehude zum Zuge
kommt, will ich mal 7 Punkte nennen, die für mich maßgeblich sind und die in
der Zusammenfassung eine entscheidende Rolle spielen: Erstens: Die Sparkasse sichert die Kundennähe. Zweitens: Die Arbeitsplätze werden geschützt. Drittens: Die Sparkasse stellt sich wettbewerbsfähig auf. Viertens: Wir gehen in eine gesicherte Zukunft. Fünftens: Wir sind im Wirtschaftsraum Süderelbe fest
verankert und nicht zu verachten, wir haben einen Fuß in der Metropolregion
Hamburg. Das ist heute hier angeklungen. Siebtens: Wir stärken den Standort Lüneburg mit einer
Hauptstelle, das ist doch eine Aussage, die wir heute hier einmal tätigen
müssen. Wenn wir das alles heute zusammenfassend betrachten, dann
können wir uns nur für eine Fusion aussprechen. Wer sich dagegen ausspricht,
wird ein Stück weit – meine ich – auch Zukunft verhindern. Ich sage
das mal so deutlich, weil es gestern anklang – wir haben den Beitrag von
Herrn Blume, der das als Vertreter der CDU in trefflicher Form im Kreistag
vorgestellt hat – wir bleiben dabei: Diese Fusion ist eine Zukunftschance
für die Sparkasse in der Region. Herzlichen Dank!“ Ratsherr SOLDAN: „Frau Ratsvorsitzende, Herr Oberbürgermeister, meine
sehr geehrten Damen und Herren. Sehr geehrter Herr Dörbaum, Sie sprachen die
Sparkassenfusion in 1990 an. Demgegenüber möchte ich Ihnen ein Zitat von Herrn
Keynes bringen: ‚Ändern sich die Umstände, dann ändere ich meine
Meinung.’ Das müssen Sie auch uns zugestehen und das tun Sie auch, so wie
ich Sie kenne. Ich möchte Ihr Augenmerk nach all den tollen Argumenten, die
hier gekommen sind, auf einen Fakt noch einmal richten. Eines der Argumente,
die uns als positiv für die Sparkassenfusion dargestellt wird, ist eine
Aufstockung der Sparkassenstiftung um 10 Millionen Euro. Die müssen aber erst
einmal verdient sein. Fusionskosten stehen in den nächsten Jahren an, nicht
erst in fünf Jahren, sondern sofort. Allerdings wird durch die
Ergebnisverbesserung und durch die Einsparungen relativ wenig im Verhältnis zu
den hohen Fusionskosten zu erwarten sein. Ich möchte Herrn Lührs zitieren, der vor der Harburger
CDU-Fraktion mehrfach geäußert hat: ‚Mehrerträge können in den ersten
Jahren nach der Fusion nicht erwartet werden, angesichts der als relativ hoch
eingeschätzten Fusionskosten und bedeutender Umstellungsprobleme.’ Man
ist sich über diesen zentralen Punkt offensichtlich noch nicht einmal im neuen
Vorstand einig. Und dem sollen wir so zustimmen ?“ Beigeordnete LOTZE: „Frau Vorsitzende, liebe
Kolleginnen und Kollegen, zwei Headlines, die heute im Internet gefunden habe:
‚FDP begrüßt Fusionsgedanken – Sparkassenfusion ist
überfällig’. Das hat nicht Frau Schellmann gesagt, sondern die
Fraktonsvorsitzende der FDP im Main-Kinzing-Kreis in Hessen. Und eine zweite
Headline: ‚CDU-Fraktion begrüßt Sparkassenfusion’. Auch das ist
nicht aus Lüneburg, sondern aus Flensburg. Ich will damit nur sagen, wir erleben hier in der Diskussion
auch so ein Stück verkehrte Welt, weil es in Deutschland Sparkassenfusionen gibt
und es dort auch andere Meinungen gibt. Das ist völlig in Ordnung. Mich hat
aber trotzdem während der Diskussion gelegentlich so ein bisschen der Verdacht
beschlichen, dass es nicht immer in jedem Halbsatz nur um die Sache ging. Ich
habe in den Diskussionen, die wir geführt haben – und das waren ja nicht
gerade wenige, wir haben da reichlich Zeit und Energie investiert – für
mich festgestellt, dass es frühzeitige Festlegungen gegeben hat. Das will ich
gar nicht verurteilen, aber die Bereitschaft, sich auf neue Argumente und neue
Zahlen und auf den Fortschritt der Geschichte einzulassen, war eher gering.
Herr Srugis hat es schon gesagt: Wir treffen heute eine Abwägungsentscheidung.
Wir haben die Chancen und Risiken bewertet und wir haben das natürlich auch
schon vor dem Hintergrund getan, was es für die Kunden bedeutet; ich behaupte
mal, wir sind auch selbst alle Kunden bei der Sparkasse Lüneburg. Wir haben das
auch getan vor dem Hintergrund was es für die Mitarbeiter bedeutet. Wir haben
mit denen auch gesprochen und wir wissen, dass es eine Herausforderung ist,
aber wir trauen das sowohl den Kunden als auch den Mitarbeitern zu, dass sie einen
Fusionsprozess hervorragend überstehen. Nur eine ganz kleine Randbemerkung: Herr Kuhn, das Argument
mit dem neuen Briefpapier, also ich sage mal, wer gedrucktes handgeschöpftes
Büttenpapier hat, wird sich wahrscheinlich neues drucken lassen können und alle
anderen – so sehe ich das bei Firmen und auch bei Privatpersonen –
ändern ihre Dokumentvorlage, denn ich glaube, niemand hat mehr soviel
gedrucktes Briefpapier in der Schublade. Aber das ist nur eine Randbemerkung.
Wir führen hier eine sehr ernsthafte Debatte und das ist sehr gut. Ich glaube,
es ist auch eine Frage des Standpunktes oder vielleicht ist es auch eine
Mentalitätsfrage, wie man damit umgeht. Ich habe mir gedacht, obwohl es so eine
ernste Angelegenheit ist, kann vielleicht ein Spruch von Wilhelm Busch nicht
schaden, der lautet: ‚Wer durch des Argwohns Brille schaut, sieht Raupen
selbst in Sauerkraut.’ Und ich habe noch einen anderen Spruch, der aber
die Sache auch sehr ernsthaft verdeutlicht: ‚Ich kann nicht an andere Ufer
vordringen, wenn ich nicht den Mut aufbringe, die alten zu verlassen.’
Das hat André Gide gesagt. Für uns – das ist schon deutlich geworden
– kann ich noch mal sagen: Wir sehen keine Raupen und wir sind mutig und
wollen mit der Sparkasse an andere erfolgreiche Ufer. Deswegen bitte ich noch
mal alle ganz herzlich, alles zu überdenken und der Fusion zuzustimmen. Vielen Dank.“ Ratsherr RICHEY zieht den Antrag auf geheime Abstimmung zurück. Erster Stadtrat KOCH stellt auf Frage von Ratsherrn KUHN klar, dass
Oberbürgermeister Mädge – als Vorsitzender des Verwaltungsrates der
Sparkasse – sich nicht im Mitwirkungsverbot nach § 26 NGO befindet. Auf Antrag von Beigeordnetem DÖRBAUM wird die Sitzung
durch mehrheitlichen Beschluss vor der Abstimmung für zehn Minuten
unterbrochen. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg lehnt die Zusammenlegung der Sparkassen Lüneburg
und Harburg-Buxtehude mehrheitlich bei 22 Nein-Stimmen der Fraktion Bündnis
90/Die Grünen, der FDP-Fraktion, der Fraktion
DIE LINKE sowie Teilen der CDU-Fraktion gegen 21 Ja-Stimmen der SPD-Fraktion
sowie Teilen der CDU-Fraktion ab. (01,
15, II, I, 02)
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