Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Stadtkämmerin LUKOSCHEK hat aus der Sitzung des Verwaltungsausschusses, in
der der Nachtragshaushaltsplan vorgestellt und umfassend besprochen wurde, die
Erkenntnis mitgenommen, dass großes Einvernehmen insbesondere angesichts der
Inhalte bestehe. Wesentlicher Inhalt des Konjunkturprogramms vor Ort seien die
Investitionen in zusätzliche Maßnahmen im Bereich der Schulen. Am späten
gestrigen Nachmittag habe die Kommunen ein neues Rundschreiben des
Niedersächsischen Städtetages erreicht, das Neuigkeiten zu einer Entwicklung
enthalte, die viele der bisher geplanten Maßnahmen in Frage stelle. Es sei seit
kurzem eine intensive Diskussion zwischen Bundes- und Landesministerien über
Artikel 104B des Grundgesetzes aufgekommen. Danach könne der Bund den Ländern
Finanzhilfen für besonders bedeutsame Investitionen – auch für solche der
Kommunen – geben, jedoch nur für solche Maßnahmen, für die der Bund eine
Gesetzgebungskompetenz hat. Diese Kompetenz habe der Bund nicht für den
Bildungsbereich, der über die frühkindliche Erziehung, also Kitas und Krippen,
hinausgehe. Die Förderfähigkeit von Maßnahmen im Bereich der Ganztagsschulen,
wie die Stadt sie geplant habe, sei daher fraglich. Es sei erforderlich, dass
auf Bundes- und Landesebene eine Einigung darüber erzielt werde, welche
Maßnahmen in das Konjunkturpaket fallen dürfen, um Artikel 104 B GG
einzuhalten. Eine solche Einigung müsse jetzt im Vorfeld erzielt werden, damit
nicht in späteren Auseinandersetzungen Rückforderungen entstehen. Das
Landesministerium sei momentan aufgefordert, sowohl die Verwendung der
Pauschalmittel, als auch die jeweiligen Förderprogramme nochmals speziell unter
diesem Aspekt zu überprüfen. Nach derzeitigem Stand werde im Laufe der nächsten
Woche eine Art Positivliste vom Land erstellt und in Umlauf gebracht, auf deren
Grundlage die Stadt die Sicherheit hätte, dass ihre Projekte in das
Konjunkturprogramm fallen dürfen. Die Verwaltung habe die Überlegung angestellt, ob der
Nachtragshaushalt aufgrund dieser Entwicklung zurückgestellt oder zur
Abstimmung gegeben werden solle. Im Rahmen der Pauschalmittel, die vermutliche
unverändert bleiben werden, habe die Stadt für die Jahre 2009 und 2010
Maßnahmen vorgesehen und sich bei den seit Dezember laufenden Planungen an die
gemachten Vorgaben gehalten. Die Stadt habe ihre Planungen abgeschlossen und
wolle mit der Umsetzung beginnen. Es gebe einen Ministeriumserlass, nach dem
„die Mittel für kommunale Investitionen zur Stimulierung der Konjunktur
beitragen und zeitnah eingesetzt werden sollen“. Es werde zudem deutlich
gemacht, dass die Fördermittel keineswegs auf die Entlastung der kommunalen
Haushalte abzielten. Ausdrücklich beschrieben werde auch, dass es sich um
zusätzliche Maßnahmen handeln solle und es zur Umsetzung der Maßnahmen aus dem
Konjunkturpaket eines Nachtragshaushaltes bedürfe, beides habe die Stadt
beachtet, vorbereitet und halte es ein. Auf den Weg gebrachte
Nachtragshaushalte seien, so die Ministeriumsvorgabe, durch die
Kommunalaufsicht innerhalb weniger Tage zu genehmigen, da sich die Nachträge
speziell auf die Umsetzung des Konjunkturpaketes beziehen sollen. Für die
Dokumentation und spätere Abrechnung werde ferner empfohlen, sich an bestimmte,
konkrete Investitionsnummern zu halten – eine selbstverständliche Vorgabe
in der Doppik, die die Stadt natürlich erfülle. Alle Maßnahmen, auch jene für
2010, sollen in einen Nachtragshaushaltsplan aufgenommen werden, auch
das habe die Stadt berücksichtigt und die für das kommende Jahr vorgesehene
Maßnahme „Museum für das Fürstentum Lüneburg“ in den
Nachtragshaushalt für 2009 aufgenommen, indem eine entsprechende
Verpflichtungsermächtigung vorgeschlagen wird. Zusammengefasst sei
festzustellen, dass die Stadt nach derzeitigem Kenntnisstand die Vorgaben des
Landes berücksichtige und erfülle. Aus diesem Grunde schlage sie vor, das
Konjunkturpaket mit den genannten Risiken auf den Weg zu bringen. Der Rahmen der Pauschalmittel sei gesteckt, Förderprogramme
und Aufstockungsprogramm beziehen sich auf jeweils gesondert zu beantragende
Einzelmaßnahmen. Hier könne man abwarten und im Einzelfall tätig werden, sobald
die Programme im Detail ausformuliert seien und über die Anträge entschieden
wurde. Sollten die geplanten Maßnahmen nicht zum Tragen kommen, verfüge die
Stadt über Reserveprojekte, die teilweise bereits weit vorangetrieben seien,
etwa der Ausbau der Schule Im Roten Feld zur Ganztagsschule, um nur eines zu
nennen. Ziel der Stadt müsse es sein, schnell handlungsfähig zu werden, um die
erwünschten Effekte des Konjunkturprogramms zur Stärkung der Wirtschaft und zur
Sicherung von Arbeitsplätzen zu erzielen. Oberbürgermeister MÄDGE ergänzt, dass die Niedersächsische Staatskanzlei die
Koordinierung übernehme, um die Fragen der Definition mit dem Bund abzustimmen.
Die Staatskanzlei empfehle, die erforderlichen Beschlüsse zu fassen und anschließend
mit dem Mitteleinsatz variabel umzugehen. Bei der Schule Im Roten Feld könne
sicherlich der Altbauteil saniert werden, problematisch sei dabei jedoch die
Vorgabe, Neubaustandard erreichen zu müssen. Beigeordnete LOTZE fasst das Konjunkturprogramm und den Nachtragshaushalt
unter der Überschrift „Starke Impulse für Lüneburg“ zusammen. Für
die Bekämpfung der Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise gebe es kein
Drehbuch, da es eine solche Situation bisher nicht gegeben habe. Diesem Umstand
sei auch geschuldet, dass man bei Bund und Land erst jetzt, nachdem in den
Kommunen umfangreiche Vorbereitungen getroffen seien, die sich aus Artikel 104B
ergebenden Probleme erkannt hätte. Trotz dieser Probleme erwarteten die
Bürgerinnen und Bürger, dass Bund, Länder und Kommunen schnell, entschlossen
und gezielt handeln. Für ihre Fraktion habe das Konjunkturpaket II vier Ziele:
Der Entlastung von Privathaushalten zur Nachfragesteigerung, Vermeidung von
Entlassungen und Ausbau von Qualifikationen, Förderung der Wirtschaft und
Arbeitsplatzsicherung, Förderung von Investitionen und Bildungsverbesserung.
Diese Ziele kämen auch den Menschen in Lüneburg zugute, daher sei ihre Fraktion
der Meinung, dass der durch den Nachtragshaushalt gesteckte Rahmen heute
verabschiedet werden sollte, um in
hoffentlich kurzer Zeit Investitionen auslösen zu können. Die vom Bund
bereitgestellten Fördermittel könnten dazu beitragen, den in Lüneburg
vorhandenen Investitionsstau abzubauen. Die Webfehler in der Föderalismusreform, die sich nun
zeigten, seien der augenblicklichen Situation geschuldet. Sie hoffe dabei auf
die schnelle Klärung der offenen Fragen, damit die in den letzten Wochen von
der Verwaltung hart erarbeiteten Vorbereitungen schnell umgesetzt werden
können. An dieser Stelle danke sie allen daran Beteiligten für ihren großen
Einsatz. Von der Stadt Lüneburg sollen
in den nächsten zwei Jahren zehn Millionen Euro investiert werden, dafür müssen
3,1 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen werden – nach Überzeugung
der SPD-Fraktion gut angelegtes Geld. Das Programm werde positive
wirtschaftliche und soziale Auswirkungen auf Lüneburg haben. Auf die positiven Effekte im Rahmen des Konjunkturpaketes II
wolle sie noch kurz eingehen. Von den Investitionen in Aktivierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen
profitierten Arbeitnehmer auch in Lüneburg, es helfe aber auch den Firmen. Bei
den sozialpolitischen Komponenten fänden sich die Einkommenssteuerentlastung,
die steuerfinanzierte Senkung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung,
die Familienförderung durch eine Einmalzahlung und die Erhöhung der Sätze nach
dem ALG II für Kinder zwischen sechs und dreizehn Jahren. Ausdrücklich nenne
sie in diesem Zusammenhang auch die sogenannte Abwrackprämie, auf die achtzig
Prozent der stark gestiegenen Zahl der Vertragsabschlüsse beim Neuwagenkauf
zurückgeführt würden. Besonders positiv sei auch die ökologische Komponente
dieser Maßnahme, da vorwiegend sparsame Kleinwagen gekauft würden. Zusammengeschnürt haben das Konjunkturpaket des Bundes und
das Konjunkturprogramm der Stadt viele positive Auswirkungen für Lüneburg,
daher befürworte sie den heutigen Nachtragshaushalt. Ratsherr MEIHSIES glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können, als er von den
neuesten Entwicklungen gehört hat. Seit Wochen arbeiteten Politik und vor allem
Verwaltung intensiv an dem Konjunkturprogramm und müssten nun feststellen, dass
die Hausaufgaben auf Bundes- und Landesebene nicht gemacht worden seien,
wodurch der Rat sozusagen in ein schwarzes Loch hineinlaufen müsse. Es sei
fatal, dass offenbar eine Bundesregierung arbeite, die nicht wisse, was sie tue
und eine Landesregierung, die das nicht überprüfe, sondern einfach mitlaufe. Er
hoffe, dass im Sinne der Stadt Lüneburg am Ende der Verhandlungen die
gewünschten Ergebnisse erzielt werden, damit die guten Projekte umgesetzt
werden können, die die Verwaltung erarbeitet habe. Er könne das Ganze summieren
unter der Überschrift „Umweltschutz schafft Arbeitsplätze“, denn es
gehe hauptsächlich darum, energetische Gebäudesanierungen durchzuführen. Das
sei gut, nachhaltig und sinnvoll. Nachdenklich werde er bei der Frage, ob es gelinge,
Arbeitsplätze in der Region zu schaffen oder zu stabilisieren, insbesondere im
Baugewerbe. Wenn sich neben der Stadt Lüneburg auch alle Kommunen im Umfeld
aufmachen und Aufträge ausschreiben, werden dann die Firmen überhaupt in der
Lage sein, diese Masse an Arbeit auch auszuführen ? Oder werde man eine große
Bugwelle vor sich herschieben, bei der man über mehrere Jahre nicht dazu komme,
umzusetzen, was heute beschlossen werden soll. Dahinter setze er ein großes
Fragezeichen, wenngleich er natürlich froh wäre, wenn diese Befürchtung nicht
eintreffe. Habe erst eine Krise kommen müssen, damit die
Bundesregierung den Kommunen über die Länder noch einmal Geld in die Hand gibt
? Auch das sei für ihn eine Frage, denn eigentlich brauchten die Kommunen
bereits seit vielen Jahrzehnten Fördermittel, um das durchzuführen, was von Rat
und Verwaltung jetzt erarbeitet worden sei. Hier gelte es, sich Gedanken für die
Zukunft zu machen. Bürgermeister DR. SCHARF schließt sich den Dankesworten an. Es sei klar und
deutlich geworden, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in letzter Zeit
am Rande der Leistungsfähigkeit gearbeitet haben. Der Artikel 104B des
Grundgesetzes sei noch vor einiger Zeit als Erfolg der Föderalismusreform
gefeiert worden, manchmal sei es eben so, dass einen solche Erfolge irgendwann
einholen und man froh wäre, hätte man sich anders entschieden. Hier habe man
den klassischen Fall, wo die strikte Trennung zwischen Bundes- und
Landesaufgaben leider zum Problem werden. Er denke, dass hier im Rat keine
grundsätzlichen Schwierigkeiten bestehen, dem Konjunkturprogramm zuzustimmen.
Er stelle sich aber manches Mal die Frage, wie es möglich sei, wie Bund und
Land manchmal mit den Kommunen umgehen, zumal hier – wie dargestellt
– alle Vorgaben von der Stadt erfüllt worden seien. Auf die von Frau
Lotze bereits geschilderten Maßnahmen des Bundes wolle er nicht nochmals
eingehen, jedoch die erstaunlichen Summen nennen, die für das Konjunkturpaket
II bereitgestellt werden: Insgesamt 1,390 Milliarden Euro, davon kämen 920
Millionen vom Bund, 307 vom Land Niedersachsen und 163 Millionen durch
Co-Finanzierung der einzelnen Kommunen. Die Stadt habe die damit verbundenen
Vorgaben des Landes präzise umgesetzt und für 2009 und 2010 die einzelnen
Maßnahmen festgelegt. Es wäre für die Stadt Lüneburg fatal, wenn man die
Vorhaben nicht wie geplant umsetzen könne, nämlich vor allem im Bereich der
städtischen Schulen und beim Museum. Die Förderschwerpunkte habe man gerade
beim Bildungssektor gesetzt, worüber doch bundesweit alle Beteiligten einig
seien. Mit dem Betrag von rund drei Millionen Euro, den die Stadt als Kredit
aufnehme, schaffe sie die Möglichkeit, über zehn Millionen Euro zu investieren,
die vor allem im Sinne der Schülerinnen und Schüler und für die Schulen
ausgegeben werden. Er sei sicher, dass dem Nachtragshaushalt heute mit großer
Mehrheit zugestimmt werde. Nach Beigeordnetem LÖB habe nicht der Föderalismus einen
Webfehler, der Fehler sei der Föderalismus selbst, der sich überholt habe, wie
man – wie hier – immer wieder merke. Man habe bei der Stadt wieder
einmal gehandelt, bevor man wusste, nach welchen Kriterien man überhaupt
handeln solle, nun sei man, wie viele andere Städte sicherlich auch, ein wenig
hinten runter gefallen und schaue in die Röhre. Die Verwaltungsmitarbeiter
haben viel gearbeitet, die Politik wurde aufgefordert, sich viel Zeit zu nehmen
für alles mögliche und im Endeffekt stelle man jetzt fest, das alles viel zu
früh gewesen sei, man hätte sich mehr Zeit lassen dürfen, um zu einem Ergebnis
zu kommen. Nun stehe man da mit lauter Projekten, die im wesentlichen die
Schulen betreffen und er sei gespannt, ob man mit diesen Projekten durchkomme. Dagegen
habe man wenige Projekte herausgesucht im Bereich der frühkindlichen Bildung,
auch hier sei er gespannt, ob das nun alles nachgearbeitet werden solle.
Insgesamt mache es auf ihn den Eindruck, als werde das ganze Konjunkturprogramm
unter dem Eindruck des Superwahljahres gestrickt, um sich gut darstellen zu
können. Das sehe er als sehr problematisch an. Man hätte sich mehr Zeit lassen
sollen, erst wenn man wisse, worüber man rede, könne man auch vernünftige
Beschlüsse fassen. Ratsherr RIECHEY wollte sich eigentlich auf die regionalen Auswirkungen des
Konjunkturprogramms beschränken, nach der Bundestagswahlkampfantrittsrede von
Frau Lotze wolle er aber doch auf die Luftnummern der Bundesregierung eingehen.
Ein Zukunftsinvestitionsprogramm habe seine Partei bereits im letzten
Bundestagswahlkampf gefordert. Doch auch aktuell auf die Finanzkrise bezogen,
habe DIE LINKE schon vor Monaten ein schnell
wirkendes Konjunkturprogramm gefordert. Man habe es geschafft, übers Wochenende
ein Rettungspaket von 480 Milliarden Euro für die Banken zusammen zu schustern.
Mit den Auswirkungen auf die Realwirtschaft und auf die Menschen habe man sich
schwer getan und unheimlich lange gebraucht und nur zweimal 25 Milliarden Euro
zur Verfügung gestellt. Das sei weniger als ein Prozent des
Bruttoinlandsproduktes, wogegen international renommierte Finanzexperten zur
Konjunktursteuerung und zum Aufhalten der rasanten Talfahrt der Wirtschaft
mindestens die Aufwendung von zwei Prozent des Bruttosozialproduktes für
erforderlich halten. Altkanzler Helmut Schmidt habe dafür sogar drei bis vier
Prozent vorgeschlagen. Die Bundesregierung halte jedoch weniger als ein Prozent
für ausreichend. Ein Blick auf andere Industrieländer zeige, dass die USA sechs
Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes investiere, China gar zwanzig Prozent und
Japan zehn Prozent. Wohin man schaue, sehe man, dass das, was von der
Bundesregierung vorgelegt wurde, eine Luftnummer und nur ein Tropfen auf den
heißen Stein sei. Finanzierbar wäre eine höhere Investitionssumme beispielsweise
durch eine Sonderabgabe von fünf Prozent auf Privatvermögen von mehr als einer
Million Euro. Das allein brächte 80 Milliarden Euro jährlich und werde von 63
Prozent der Bevölkerung unterstützt. Auf lokaler Ebene sei das Maßnahmenpaket, das von
der Verwaltung vorgestellt wurde, in Windeseile aus der Schublade gezogen und
zusammengeschustert, obwohl doch eigentlich nur neue Projekte gefördert werden
sollten. In diesem Jahr solle das Geld in die Infrastruktur von Schulen, in
Kitas und in Sportstätten gesteckt werden. Das werde von seiner Fraktion
natürlich begrüßt, daher werde der Nachtragshaushalt auch unter Vorbehalt
mitgetragen. Die von Frau Lukoschek dankenswerterweise so schnell heute
mitgeteilten neuen Erkenntnisse seien sehr ernüchternd. Es sei ein
Armutszeugnis für die Landes- und Bundesregierung, wenn diese ein Paket
aufstellen und dann kurz vor Schluss die Spielregeln fundamental ändern, so
dass dadurch die viele Vorarbeit der Verwaltung wie ein Kartenhaus in sich
zusammenfalle und man nicht wisse, was davon noch bleibe. Um einen Punkt bitte er hinsichtlich der
Investitionsmaßnahmen für das kommende Jahr. Dort sei vorgesehen, dass die
gesamte Pauschale von drei Millionen Euro für das Fürstentummuseum
bereitgestellt werden solle. Das habe einen völlig anderen Fördercharakter als
alle anderen Maßnahmen, die im Bereich des Bildungswesens lägen. Er glaube,
dass man diesen Betrag sehr gut anderweitig – beispielsweise für die
immer noch mögliche Sanierung der Nordlandhalle oder für eine andere öffentliche
Einrichtung – verwenden könne und schlage vor, über diese Investition
noch einmal nachzudenken. Die Entscheidung über diese Position bitte er
zurückzustellen, alle anderen geplanten Investitionen trage seine Fraktion mit. Beigeordnete SCHELLMANN empfand die Neuigkeiten
ebenfalls als Schock. Es sei schon sehr bedenklich, wenn in Berlin Abgeordnete
sitzen, die gerade erst ein wegweisendes Gesetz erlassen haben, dessen Inhalt
sie schon jetzt nicht mehr kennen. Möglicherweise müsse man den Artikel nicht
so strikt anwenden, denn Bildung könne man sowohl auf die Gebäude beziehen, als
auch den Lernprozess, wobei man beachten müsse, dass die Gebäude doch nur die
Voraussetzung seien, um Lernen zu ermöglichen, ohne den eigentlichen
Lernprozess qualitativ und inhaltlich zu betreffen. Vielleicht komme man dazu,
die Vorschrift in diesem Sinne auszulegen. Daher sei sie der Meinung, der Rat
solle den vorgeschlagenen Weg heute mitgehen. Sie halte es für vollkommen
richtig, dass die Verwaltung hier in den letzten zwei Monaten mit stärkster
Kraft und auf höchstem Niveau am Konjunkturprogramm gearbeitet habe. Sie danke
den Beteiligten dafür ausdrücklich. Angesichts dessen müsse es für die
Verwaltung eine furchtbare Erfahrung und demotivierend gewesen sein, die jüngste
Entwicklung mitzubekommen. Richtig sei, dass wesentlich mehr Geld für das
Konjunkturpaket II hätte zur Verfügung gestellt werden müssen. Man müsse aber
auch feststellen, dass der Staat das Geld, das die Kommunen eigentlich
bräuchten, nicht aufbringen könne, weil er es gar nicht mehr habe. Wenngleich
man sehe, dass die Stadt sich sehr stark verschulde, trage ihre Fraktion das
Programm trotz aller Bedenken mit. In einer Situation wie der jetzigen müsse
man zusammenstehen. Beigeordneter SRUGIS bezeichnet das
Konjunkturprogramm der Stadt für ein wunderbares und schnelles Programm. Es sei
eine Unverschämtheit, das als zusammengeschustert zu bezeichnen, darüber ärgere
er sich. Gerne werde der Verwaltung vorgeworfen, zu langsam zu arbeiten, arbeite
sie schnell, werde gesagt, sie schustere etwas zusammen. Das Programm sei
keineswegs zusammengeschustert, wie Herr Riechey letztlich indirekt auch
zugegeben habe. Er erinnere sich, dass Herr Meihsies kürzlich das
Konjunkturprogramm als Peanuts bezeichnet habe und es gar nichts bewirke. Heute
befürchte Herr Meihsies dagegen, dass das Programm so groß sei, dass die
Bauindustrie nicht mithalten könne. Auch Herr Meihsies müsse sich einmal
entscheiden, welche Linie er fahren wolle. Er selbst behaupte, es sei richtig, wie es in
Deutschland gemacht werde. Die Kritik der Grünen, dass eine Abwrackprämie
gezahlt werde – die übrigens zu einem Riesenerfolg für die Autoindustrie
geworden sei – und die Behauptung, das habe mit Lüneburg nichts zu tun,
zeige, dass man die Struktur vor Ort nicht kenne. In Lüneburg gebe es
Autozulieferer, die genau davon leben, dass die Automobilindustrie
Umsatzzuwächse verzeichne. Auch in Lüneburg kämpfe man um jeden Arbeitsplatz
und das Konjunkturpaket unterstütze diesen Kampf. Es sei auch falsch, wenn Herr
Löb behaupte, die Stadt Lüneburg sei nun hinten runter gefallen und es passiere
gar nichts. Natürlich ärgere auch er sich, wenn die Bundesregierung ein
Programm erstelle und sich anschließend jemand finde, der sage, dass es so
nicht gehe. Man werde nicht hinten runter fallen, sondern müsse das Programm
heute verabschieden, das sei man den Arbeitnehmern in Lüneburg schuldig. Wenn Herr Riechey bedaure, dass die Banken so
hohe Unterstützung erhalten und der Bereich Konjunkturprogramm dagegen nicht
ganz so hoch sei, könne er nur erwidern, dass Herr Riechey vielleicht nicht so
recht den Zusammenhang verstehe und realisiere. Sämtliche Forschungsinstitute
und Sachverständige sagen, dass ohne eine Stützung der Banken die Wirtschaft
ganz zusammenbreche. Selbstverständlich profitiere auch die Realwirtschaft
davon, wenn dem Finanzmarkt geholfen werde. Das Konjunkturprogramm der Stadt
messe Herr Riechey an amerikanischen Verhältnissen. Die Rezession, die
vermutlich auch ohne die Finanzkrise gekommen wäre, werde durch das
Konjunkturpaket zumindest abgemildert. Je schneller die Maßnahmen des
Konjunkturpaketes umgesetzt werden könnten, desto schneller helfe es auch. Den nicht zu verachtenden Betrag im
Konjunkturprogramm für Straßen und Radwege, immerhin 300.000 Euro, nehme die
Stadt auf die eigene Kappe. Er bezeichne es insgesamt als ein gutes
Konjunkturprogramm, weil es der Wirtschaft helfe und dabei energetisch,
nachhaltig und sozial sei. Beigeordneter BLANCK erläutert, dass man
hier nichts anderes tue als das, was man eben könne, indem man Investitionen
vorziehe. Bemühe man zur Argumentation die Abwrackprämie, müsse man sich nur
deren Konditionen anschauen: Zunächst brauche man ein neun Jahre altes Auto,
welches ohnehin in nächster Zeit abgängig sein werde. Wenn für das Vorziehen
dieser Investition um ein oder zwei Jahre 2.500 Euro ausgelobt werden, sei es
keineswegs unwahrscheinlich, dass diesem Angebot nachgekommen werde. Als Staat
verzichte man im Prinzip auf die Einnahme der Mehrwertsteuer, wenn man die
Prämie in Relation zum durchschnittlichen Preis eines Neuwagens setze. Es wolle
das durchaus nicht kritisieren, wenn es dazu führe, dass ein Absturz der
Konjunktur abgefangen werde und Arbeitsplätze in Schlüsselbranchen erhalten
bleiben. Das sei eine Maßnahme, die man ergreifen könne und darüber
diskutieren, ob man es müsse. Genau so verhalte es sich in Lüneburg, wenn man
Investitionen vorziehe, die man in wenigen Jahren ohnehin hätte durchführen
müssen. Wenn man das Ganze dann auch noch bezahlt bekomme, könne man gar nicht
nein dazu sagen. Infolgedessen werde man dem Nachtragshaushalt auch zustimmen.
Worüber man eigentlich diskutieren sollte, sei die Frage, was man eigentlich
mache, wenn man das Geld heute ausgebe, das erst in drei oder vier Jahren ausgegeben
werden sollte. Da werde es dann nämlich fehlen, bzw. wo wolle man dann
zusätzliche Investitionen auslösen ? Wo und von welchem Geld sollen dann
zusätzliche Autos gekauft werden ? Man vertraue vollständig darauf, dass die
Wirtschaft wieder auf die Beine komme und das Ganze dann in einer allgemein
besseren Nachfragelage kompensiert werde. Die ganze Rechnung hänge davon ab
– über diese Frage sollte man, zumindest für den Teil, der den Rat
angehe, in Ruhe einmal diskutieren. Oberbürgermeister MÄDGE betont, dass man über
das von Herrn Blanck zuletzt angesprochene Thema lange diskutieren könne, er
glaube aber, dass man in unserer sozialen Marktwirtschaft vom Wirtschaftssystem
lebe. Wohin solle es dabei führen, wenn man dabei nicht den Glauben habe, dass
die Wirtschaft nach einer Belebung wieder funktioniere. Man habe in der
Vergangenheit schon oft nach Krisen versucht, die Wirtschaft wieder in Gang zu
bringen, um Mehrwert zu generieren. Hinter jeder Maßnahme stünden immer wieder
Menschen und Familien, denen mit den Konjunkturmaßnahmen geholfen werde, indem
etwa Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert werden. Allein in der Autobranche
gebe es in Lüneburg einen Personalbestand von 1.500 bis 2.000 Beschäftigten,
die von der Abwrackprämie profitierten und denen letztlich egal sei, ob das aus
einem Mitnahmeeffekt oder einem Mehrwertsteuereffekt resultiere. Mit dem Konjunkturprogramm sei man auf einem
guten Weg, das zeige sich auch in dem Lob der Politik an seine Mitarbeiter.
Viel werde nun geschimpft über die Beamten auf Bundes- und Landesebene, man
dürfe dabei aber nicht übersehen, dass auch dort sehr viel gearbeitet worden
sei. Die Landesregierung in Niedersachsen habe – neben jener in Nordrhein-Westfalen
– den Kommunen den höchsten Betrag an Pauschalmitteln zur Verfügung
gestellt, während in anderen Ländern Einzelanträge gestellt und verhandelt
werden müssten. Dann wäre man in Niedersachsen längst nicht so weit, wie es
jetzt der Fall sei. Man müsse auch den sogenannten Wegfehler beim Föderalismus
etwas relativieren. Hier träfen nun mit den Landespolitikern die Praktiker auf
die Theoretiker, nämlich auf die Verfassungsrechtler. Das führe zu Problemen,
die nun eben gelöst werden müssen. Betroffen seien etwa vierzig Prozent der
Bundesmittel und zwar nur jene für 2009, da man bis 2010 Planungssicherheit
haben werde. Er als Oberbürgermeister sei bereit, die Risiken zu tragen. Bei der Durchführung der Ausschreibungen dürfe
man sich nicht allzu sehr regional abschotten. Wenn das jeder Landkreis, jede
Gemeinde und vor allem wenn das Hamburg mache, würden den Handwerkern in
Lüneburg viele Aufträge entgehen. Hier müssten entsprechende Spielregeln noch
entwickelt werden. Benötigt werde noch die Genehmigung des
Haushalts durch die Kommunalaufsicht, da der Nachtragshaushalt auf dem
eigentlichen Haushalt aufbaue. Hier werde eine kurzfristige Entscheidung
erwartet. Was jetzt im Konjunkturprogramm stehe, seien die Projekte der
Kategorie zwei und drei. Die vorrangigen Projekte, jene der Kategorie eins, in
der auch bereits Schulen enthalten seien, stünden bereits in dem im Dezember
verabschiedeten Haushalt. Die Maßnahmen der Kategorie zwei und drei seien im
Schulbauprogramm für die Jahre 2010 ff. festgeschrieben, insofern sei man
bereits gut vorbereitet gewesen. Die von Herrn Riechey erbetene Zurückstellung
der Entscheidung über das Fürstentummuseum sei nach den Vorgaben des
Innenministeriums nicht zulässig, da alle Maßnahmen für 2009 und 2010 in den
Nachtragshaushalt aufgenommen werden müssen. Daher sei nur die Möglichkeit gegeben,
über eine Alternative zu entscheiden. Ratsherr RIECHEY stellt den Antrag, dass
die Mittel für das Fürstentummuseum für das Jahr 2010 ersetzt werden durch ein
anderes Investitionsprojekt, nämlich durch einen Betrag von 3 Millionen Euro
für die energetische Sanierung und Entkernung der Nordlandhalle sowie ein
anderes Nutzungskonzept kultureller Art. Ratsherr VÖLKER stellt fest, dass Herr
Riechey den gleichen Fehler mache wie so viele andere, indem er Äpfel mit
Birnen vergleiche. Es sei das Verhängnisvollste, was man machen könne, wenn man
in schlechten Zeiten an Bildung und Kultur spare. Genau der heutige Beschluss
wäre der Impuls für das Museum, um überhaupt erst einmal aufbrechen zu können.
Wenn diese Förderung nicht komme, könne man letzten Endes das gesamte
Museumsprojekt abschreiben. Ratsherr MEIHSIES bezeichnet es als eine
Schnapsidee sondergleichen, in einen maroden Bau wie die Nordlandhalle noch
einen Betrag von drei Millionen Euro hineinzuschieben. Einen solchen Vorschlag
könne man nicht ernst nehmen und nur ablehnen. Der
Rat der Hansestadt Lüneburg lehnt den Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE
mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe
SPD/CDU, der FDP-Fraktion und Teilen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gegen
die Stimmen der Fraktion DIE LINKE bei 3
Enthaltungen aus den Reihen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ab. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg fasst mehrheitlich bei Stimmenthaltung von 3
Mitgliedern der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen folgenden Beschluss: Der
Rat beschließt den Erlass der als Anlage zur Beschlussvorlage beigefügten
Nachtragshaushaltssatzung sowie die Festsetzung des fortgeschriebenen
Investitionsprogramms der Hansestadt Lüneburg für das Haushaltsjahr 2009. (II,
14) |
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