Bürgerinformationssystem
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Beratungsinhalt: Oberbürgermeister MÄDGE stellt die Tischvorlage zum Konjunkturprogramm vor,
die den derzeitigen Zwischenstand der Entwicklungen skizziert. (Die Vorlage ist
der Niederschrift nur in elektronischer Form im Ratsinformationssystem Allris als
Anlage beigefügt.) Ziel des Programms sei, die derzeitige wirtschaftliche Krise
abzumildern und auszugleichen. Mit den Mitteln sollen Arbeitsplätze gesichert
und den Menschen Zuversicht vermittelt werden. Um die zügige Umsetzung des Konjunkturpaketes zu
gewährleisten, müssten zwar viele geltende Regelungen vorübergehend außer Kraft
gesetzt werden, es müsse aber auch eindeutig festgelegt werden, wie z.B. bei
beschränkten Ausschreibungen zu verfahren ist, um den Mitarbeitern
Rechtssicherheit zu geben. Die Einzelheiten dazu würden derzeit noch geklärt. Der Bund stelle mit dem Konjunkturpaket II für Investitionen
der Länder und Gemeinden einen Betrag von 10 Milliarden Euro bereit. Der Betrag
werde aufgeteilt in einen Anteil von 65 % für Bildung und 35 % für
Infrastrukturmaßnahmen. Das Geld werde nur für zusätzliche Investitionen
bereitgestellt, damit kämen alle Projekte und Maßnahmen, die nicht bereits im
Haushaltsplan 2009 eingeplant seien, grundsätzlich für eine Förderung in Frage.
Die Schwerpunkte lägen im Bereich Bildung auf Einrichtungen
der frühkindlichen Infrastruktur, der energetischen Sanierung der Schulen und
Hochschulen, sowie bei der Forschung. Im Bereich der allgemeinen
Infrastrukturmaßnahmen gelten als Schwerpunkte Krankenhäuser, Städtebau,
ländliche Infrastruktur, Lärmsanierung kommunaler Straßen und die Verbesserung
der Informationstechnologie. Ausgenommen seien die Bereiche Abwasser und ÖPNV,
Straßensanierung außerhalb des Lärmschutzes sowie die kostenrechnenden
Einrichtungen. Entscheidend sei zudem, dass es keine Doppelförderung durch den
Bund geben werde. Hier sei die Abgrenzung – etwa im Bereich des Kitabaus
– schwierig und müsse noch genau geklärt werden. Das Land Niedersachsen erhalte vom Bund einen Gesamtbetrag
von 921 Millionen Euro und werde selbst einen Betrag von 152 Millionen Euro
dazugeben. Von den Kommunen werde ein Eigenanteil von insgesamt 155 Millionen
Euro verlangt. Die Landesprogramme sehen für Schulmodernisierungen insbesondere
für Ganztagsschulen einen Gesamtbetrag von Bund, Land und Kommunen in Höhe von
200 Millionen Euro vor, für Breitbandförderung, Sportstätten – vor allem
Schulsportstätten – und Krankenhäuser/OP-Sanierung jeweils insgesamt 50
Millionen Euro. Fördermittel für Landesprogramme würden nur auf Antrag
bewilligt. Die Höhe der kommunalen Eigenanteile solle sich nach Absicht
des Landes nach der Bruttosteuerkraft richten und zwischen 5 und 25 % betragen.
Da die Stadt eine hohe Steuerkraft habe und die Kreisumlage leider nicht abgezogen
werde, bedeute das für die Stadt Lüneburg den höchsten Eigenanteil von 25 %. An pauschalen Kommunalmitteln werde ein Betrag von 600
Millionen Euro verteilt, der sich nach den Regeln des Kommunalen
Finanzausgleichs in zwei gleich große Töpfe für Gemeindeaufgaben und
Kreisaufgaben gliedert. Die Pauschalmittel für die Gemeinden werden nach der Einwohnerzahl
der Kommunen verteilt, für die Kreise zu 90 % nach Einwohnern und zu 10 % nach
der Fläche. Die kreisfreien Städte würden anders gewichtet. Kredite sollen den Kommunen großzügig gewährt werden, dabei
müsse man jedoch darauf achten, nachhaltig zu investieren und auszuschließen,
dass die Mittel in kurzfristige Projekte fließen. Die haushaltstechnischen Einzelheiten
der Umsetzung müssten noch geklärt werden. Die 50 %-Grenze für 2009 solle großzügig gehandhabt werden.
Entscheidend sei, die Aufträge bis 2010 vergeben zu haben. Im Jahr 2011 müsse
abgerechnet werden. Die Umsetzung des Konjunkturpaketes parallel zu den ohnehin
umfangreichen regulären Baumaßnahmen stelle die Verwaltung vor eine erhebliche
Herausforderung. Die Aufträge müssten so vorbereitet werden, dass man im
Sommer, spätestens im Herbst dieses Jahres beginnen könne. Für bestimmte
Bereiche der Verwaltung sei daher auch bereits angekündigt worden, dass
nötigenfalls der Jahresurlaub in diesem Jahr nicht im vollen Umfang in Anspruch
genommen werden könne, um die Abarbeitung des Konjunkturpaketes zeitnah
sicherzustellen. Die Urlaubsplanung müsse in diesen Bereichen entsprechend über
die Dezernenten gesteuert werden. Die notwendige Mehrarbeit im Rahmen des
Machbaren und Verantwortbaren werde in Absprache mit dem Personalrat noch
geregelt. Eventuell müssten auch Mitarbeiter aus anderen Bereichen zur Unterstützung
mit herangezogen werden. Oberbürgermeister MÄDGE geht kurz auf die einzelnen möglichen Projekte unter
Punkt 10 der Anlage ein. Der Umfang des Gesamtpaketes für den Lüneburg-Fonds könnte
sich nach diesen Planungen für die Jahre 2009 bis 2011 auf einen Betrag von
rund 10 Millionen Euro belaufen. Voraussetzung dafür sei eine entsprechende
Gegenfinanzierung und der Einsatz eigener Mittel, die nur über eine
Kreditaufnahme von vier bis fünf Millionen Euro gestellt werden könnten. Ob ein Nachtragshaushaltsplan benötigt werde, könne derzeit
noch nicht sicher gesagt werden, er sei aus heutiger Sicht im Falle von
Kreditaufnahmen jedoch erforderlich und werde dem Rat ggf. im Februar zur
Beschlussfassung vorgelegt. Die Hauptdiskussion sollte im Verwaltungsausschuss
geführt werden, vorsorglich seien dafür bereits weitere Termine angesetzt
worden, zu denen im Notfall auch mit verkürzter Ladungsfrist eingeladen werden
würde. Ob diese in Anspruch genommen werden müssen, werde sich je nach Lage
kurzfristig ergeben. Die dem Konzern Hansestadt Lüneburg angeschlossenen
Unternehmen hätten selbständige Investitionsplanungen außerhalb des
Konjunkturpaketes. Die Stadt Lüneburg wäre davon insoweit betroffen, als
möglicherweise Bürgschaften etwa an die Kurmittel GmbH und an das Städtische
Klinikum zu leisten seien. Die Bürgschaftsregelungen seien von der EU
inzwischen gelockert worden. Die Verwaltung benötige für die Umsetzung dieser besonderen
Herausforderung in jedem Falle die Unterstützung und das Vertrauen der
Ratsmitglieder. Ratsherr SRUGIS begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, in dieser
schweren, weltweiten Wirtschaftskrise die Nachfrage anzukurbeln um damit
Arbeitsplätze zu sichern. Es sei lobenswert, dass die Hansestadt Lüneburg so
schnell reagiert habe und schon jetzt in die notwendigen Planungen einsteige,
um sofort loslegen zu können, sobald die Mittel zugeteilt werden. Diese Chance
müsse in jedem Fall genutzt werden. Er spricht mögliche Folgen, wie eine höhere
Verschuldung der Stadt und Mehrarbeit für die Mitarbeiter an, welche aber in
Kauf zu nehmen seien. Der Rat sollte zur Entlastung der Mitarbeiter in nächster
Zeit etwas Selbstdisziplin üben und die Verwaltung nicht über Gebühr mit
Anfragen und Anträgen belasten. Es bleibe zu hoffen, dass die Krise durch das
Programm am Ende doch nicht so schwer ausfallen werde, wie zunächst
prognostiziert worden sei. Ratsherr RIECHEY dankt dem Oberbürgermeister für die zeitnahe und umfassende
Information. Der voraussichtliche Geldregen sei sehr positiv. Seiner Ansicht nach
sollte die Chance genutzt werden und jetzt ein neues Nutzungskonzept für die
Nordlandhalle entwickelt werden. Dazu gebe es bereits eine Diplomarbeit, die
man einbeziehen könnte und es könnte ein Ideenwettbewerb durchgeführt werden.
Diesen wichtigen Ort in der Innenstadt sollte man nicht aus der Hand geben.
Zudem schlage er vor, die Bürgerinnen und Bürger in öffentlichen
Bürgerversammlungen in allen Stadtteilen zu ihrer Meinung zu befragen, wie sie
die zusätzlichen Mittel einsetzen würden. Über die Verteilung der Mittel sollte
mit einem öffentlichen Bürgerentscheid beschlossen werden. Oberbürgermeister MÄDGE erwidert, sowohl der Bürgerentscheid als auch ein
Ideenwettbewerb für die Nordlandhalle würden den zeitlichen Rahmen sprengen, in
dem hier gehandelt werden müsse. Bei der Nordlandhalle komme zudem die
Schadstoffproblematik hinzu, die eine rentable Sanierung und Nachnutzung nahezu
verhindere. Die Folgekostenrechnung gehe zudem von rd. 1 Mio. € pro Jahr
aus, welche die Stadt nicht tragen könnte. Ratsherr MEIHSIES betrachtet die Anregungen des Ratsherrn Riechey als
realitätsfremd. Es bedürfe schon eines gewissen Fachwissens, um vernünftige
Haushaltsentscheidungen treffen zu können. Im Sinne von Basisdemokratie wäre es
jedoch wichtig, den Bürgern die Entscheidungen transparent zu erläutern. Er
habe allerdings Zweifel, ob die wenigen Millionen Euro wirklich Arbeitsplätze
in der Hansestadt Lüneburg sichern könnten. 60-70% der Bauaufträge müssten
erfahrungsgemäß an Firmen aus dem Osten erteilt werden, so dass nicht einmal
der Landkreis davon profitiere. Verwunderlich sei, dass der Oberbürgermeister
noch im Dezember abgelehnt habe, Kredite aufzunehmen, genau dies aber nun
befürworte. Die Mittel für das Konjunkturprogramm stünden in keinem Verhältnis
zu den geplanten Ausgaben in Höhe von rd. 600-700 Mio. € für den Bau der völlig
unnötigen A39. Würde nur ein Zehntel davon in Konjunkturförderung und Bildungs-
und Sozialprojekte in der Region fließen, dann könnte wirklich etwas erreicht
werden. Seine Fraktion halte im Übrigen die angekündigte Urlaubssperre für die
Mitarbeiter der Bauverwaltung, die sowieso schon seit langer Zeit 150%
leisteten, für das falsche Signal. Diesen Mitarbeitern müsse eher gezeigt
werden, dass man hinter ihnen stehe und versuchen werde, für Entlastung zu
sorgen, als auch noch damit zu drohen, ihnen die wohlverdiente Erholung zu
versagen. Seine Fraktion meine zudem, es müssten mit den Mitteln aus dem
Konjunkturprogramm auch private Investitionen angeschoben werden. Oberbürgermeister
MÄDGE entgegnet,
letzteres ließen die Förderrichtlinien nicht zu. Er widerspricht zudem der
Aussage, dass 60-70% der Aufträge in den Osten vergeben würden. Es blieben im
Gegenteil 60-70% der Aufträge in der Region. Für die Umsetzung des Konjunkturprogramms
seien die Wertgrenzen für die beschränkte Ausschreibung auf über eine Million
angehoben worden. Aber auch das werfe Probleme auf, daher bleibe die Stadt
lieber bei den bewährten Regeln und werde sich nicht nur auf Lüneburger
Betriebe beschränken. Er wäre im Übrigen froh, wenn mit dem Bau der A39 schon
begonnen werden würde, weil das für die Firmen der Region eine erheblich
verbesserte Auftragslage schaffen würde. Die Angelegenheit der Mehrbelastung
und Urlaubsplanung sei intern mit den Mitarbeitern des Bauamtes besprochen
worden. Auch in der freien Wirtschaft werde zu Spitzenzeiten Mehrarbeit
verlangt, wenn dies notwendig sei und es sei auch eine Frage der Solidarität
mit den Menschen in den Handwerksbetrieben, die von den Aufträgen profitieren
werden. Ratsherr
SOLDAN begrüßt,
dass die Stadt jetzt notwendige Investitionen in Bildung, Sanierung und
städtische Infrastruktur vornehmen kann, die längst notwendig gewesen sind,
aber auf Grund fehlender Mittel bisher nicht umgesetzt werden konnten. Die
Verwaltung agiere in dieser Angelegenheit offensichtlich wohl durchdacht und
nachhaltig. Seine Fraktion unterstütze die vorgeschlagenen Maßnahmen voll und
ganz und werde sich in nächster Zeit vor allem mit Anfragen an die Verwaltung
zurückhalten. Beigeordnete
BAUMGARTEN weist
darauf hin, dass der Großteil der hier vorgestellten Maßnahmen in den nächsten
Jahren sowieso hätte durchgeführt werden müssen. Man habe jetzt die einmalige
Chance, diese Projekte vorzuziehen und die Schulen mit einer Förderung von 75% zu
sanieren. Eigentlich sei geplant gewesen, keine Kredite mehr aufzunehmen, von
diesem Vorsatz müsse jetzt aber zu Gunsten des Konjunkturprogramms abgewichen
werden. Die Vorschläge der Verwaltung seien begründet und vernünftig. Ratsherr
MANZKE lobt die
Bundesregierung für ihren Umgang mit der Finanzkrise. Auch der Rat sollte
dieser Politik der Vernunft folgen. Mit dem Programm müsse nachhaltig
investiert werden, um die Schulden zu rechtfertigen, die der Stadt daraus entstehen.
Er sei zuversichtlich, dass die Bauwirtschaft den Mehrbedarf an Leistungen
problemlos bewältigen werde, auch ohne dass die Preise steigen werden, denn
gleichzeitig müsse auf Grund der Krise mit Auftragseinbußen aus der privaten
Wirtschaft gerechnet werden. Beigeordneter
BLANCK fragt mit
Bezug auf den Pacht- und Beleuchtungsvertrag Straßenbeleuchtung nach
Hintergründen zur Kreditaufnahme. Er möchte weiterhin wissen, ob die Landebahn
in der Vorlage nicht erwähnt wird, weil die Hansestadt Lüneburg dazu bereits
einen Auftrag an ein Planungsbüro erteilt habe, die Erweiterungsplanung
vorzunehmen. Ferner fordert er Herrn Mädge auf, die Verwaltung künftig nicht
mehr mit fruchtlosen Verfahren gegen Mitglieder der Fraktion Bündnis 90 / Die
Grünen zu beschäftigen. Oberbürgermeister
MÄDGE verweist zu
den Straßenlaternen auf das Protokoll der Ratssitzung vom 18.12.08, Seite 36,
in dem der Sachverhalt zum Pacht- und Beleuchtungsvertrag ausführlich erklärt ist.
Die Verschiebung der Landebahn aus Lärmschutzgründen solle aus EU-Mitteln gefördert
werden, dafür sei die Erstellung einer Machbarkeitsstudie erforderlich. Für
diese seien die Mittel im Haushaltsplan bereit gestellt worden. Auch das habe
er bereits ausführlich erläutert. Beigeordneter
DÖRBAUM geht auf
die Beiträge der Ratsherren Meihsies und Riechey ein und ruft zu mehr
Konstruktivität auf. Er kritisiert insbesondere die Ausführungen zur Vergabe
von Aufträgen und zur A 39. Der Rat habe jetzt die Gelegenheit, etwas für die
Bürgerinnen und Bürger zu bewegen, daher sollte er möglichst geschlossen hinter
der Verwaltung stehen und sich gemeinsam für die Förderung der Wirtschaft und
die Sicherung der Arbeitsplätze einsetzen. Beigeordnete
SCHELLMANN lobt die
Verwaltung und insbesondere Herrn Oberbürgermeister Mädge für den außerordentlichen
Einsatz und die vorausschauende Planung. Es sei wichtig, jetzt schnell zu
handeln und die Projekte anzuschieben, denn wenn im ersten Jahr nichts geschehe,
wäre die Wirkung verpufft. Sie hätte auch andere Ideen, was mit den Mitteln
getan werden könnte, aber es bestehe jetzt die Möglichkeit, etwas zu tun und
diese Chance müsse man ergreifen. Sie appelliert an die Fraktion Bündnis 90 /
Die Grünen die Verwaltung hierin zu unterstützen. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg nimmt Kenntnis. Abstimmungsergebnis: Ja-Stimmen: Nein-Stimmen: Enthaltungen:
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