Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Herr
SAUER stellt klar,
die den Fragen vorangestellte Annahme sei nicht zutreffend. Er werde daher vor
der Beantwortung die reale Situation darstellen, vor deren Hintergrund
bestimmte Entscheidungen deutlich werden. Zentraler Punkt sei, dass
Seniorenheime derzeit von Kommunen abgestoßen werden, weil sie größtenteils
nicht mehr wirtschaftlich zu führen seien. Vor dieser Entscheidung stünden auch
viele frei gemeinnützige Organisationen, die ebenfalls an Tarifstrukturen
gebunden seien. Die Hansestadt Lüneburg habe aber ein eindeutiges Bekenntnis
dazu abgelegt, Seniorenheime für die Menschen dieser Stadt vorzuhalten. Von
einer preisregulierenden Funktion der Heime in kommunaler oder gemeinnütziger
Hand könne keineswegs die Rede sein, diese seien im Gegenteil aufgrund der
Tarifbindungen meist hochpreisiger als private Heime. Daraus könne auf der
anderen Seite geschlossen werden, dass in vielen anderen Häusern für schwerste
Arbeit keine angemessene Bezahlung erfolge. Es handele sich hier auch nicht um
ein PPP-Modell, sondern in Lüneburg gebe es eine Reihe von Investoren für
Pflegeheime, die solche Häuser errichten. Das Anna-Vogeley-Seniorenzentrum liege
lediglich bei der Ausstattung im niedrigpreisigen Bereich und hier gebe es
Handlungsbedarf, weil bisher nur zwei Bereiche saniert seien; diese sollen
weitergeführt werden. Die übrigen Wohnbereiche entsprächen jedoch nicht mehr
dem heutigen Standard. Diese Situation müsse verändert werden, um ein angemessenes
kommunales Angebot zu schaffen. Eine Kalkulation habe ergeben, dass die Investitionskosten
als Teil des Gesamtpflegesatzes bei einem Neubau im Vergleich zu denen für die Sanierung
des Altbestandes niedriger sind. Das sei die Entscheidungsgrundlage gewesen. Die
Frage, ob das der richtige Partner sei, oder die Stadt hier selbst investieren sollte,
habe sich also gar nicht gestellt. Damit erübrige sich letztlich auch die Beantwortung
der anschließenden Fragen. Das neue Gebäude an der Konrad-Adenauer-Straße werde
144 Heimplätze und ein qualitativ gutes Angebot für die Menschen insbesondere auch
in Kaltenmoor in einem angemessenen, leistungsgerechten Preisrahmen bieten. Die
notwendigen Entscheidungen, um die weitere Ausführung zu organisieren, würden
die entsprechenden Gremien der Gesundheitsholding herbeiführen. Ratsherr
RIECHEY beantragt
Aussprache. Er sei mit der Antwort nicht zufrieden, da auf wesentliche Punkte
nicht eingegangen worden sei. Seiner Ansicht nach handele es sich hier mit Sicherheit
um ein PPP-Modell, von dem es viele unterschiedliche Formen gebe, auch
Miet-Modelle. Er unterstellt Herrn Sauer, keine Ahnung von der Thematik zu
haben und weist auf die mit PPP-Modellen verbundenen Risiken hin, z.B. dass die
Kommune damit wichtige Steuerungsvorteile aus der Hand gebe. Wenn Herr Sauer
hier darstelle, dass die Seniorenheime nicht mehr rentabel zu führen seien,
könne das doch nur bedeuten, dass den Mitarbeitern demnächst die Löhne gekürzt
werden sollen. Das halte er in Zeiten wirtschaftlicher Rezession nicht für vertretbar
und er bitte dazu um Stellungnahme. Fraglich sei auch, wie das enorme Defizit
der Gesundheitsholding verringert werden solle, wenn jetzt noch teure Mieten
für das Seniorenheim hinzukämen. Oberbürgermeister
MÄDGE stellt fest,
diese Diskussion gehöre eigentlich in den Aufsichtsrat des Klinikums. Die
Wirtschaftspläne und Geschäftsberichte, auch explizit die des AVS und die
Planungen dazu seien im Wirtschaftsausschuss und Verwaltungsausschuss
ausführlich diskutiert worden. Dort habe die Fraktion Die LINKE seit 2007 keinerlei
Fragen zum AVS gestellt. Als Laie könne man die geplante Mietlösung
möglicherweise fälschlich als PPP-Modell einordnen, von denen es in der Tat
unglaublich viele Varianten gebe. Im Übrigen gebe es seit Anfang des Jahres
Mindestlöhne für Mitarbeiter von Seniorenheimen und die Stadt habe niemals
geplant ihre Mitarbeiter unter Tarif zu bezahlen, das hätte auch der Rat keinesfalls
unterstützt. Er fordert Herrn Riechey auf, bei der Wahrheit zu bleiben und
seine unglaubwürdigen Unterstellungen zu unterlassen. Beigeordneter
DR. SCHARF sieht
keinen Grund, an den Ausführungen von Herrn Sauer zu zweifeln. Wichtig sei,
dass die Stadt sich für die älteren Mitmenschen in den Heimen verantwortlich
fühle und die städtischen Mitarbeiter trotz der Umstrukturierungen keine
finanziellen Einbußen erleiden werden. Laut Ankündigung des Oberbürgermeisters
werde es für das neue Heim einen Haustarifvertrag geben. In der Hansestadt
Lüneburg bekenne man sich mit der Gesundheitsholding zu dem Konzept, von der
Krankheit bis zum Alter in 100%iger Trägerschaft der Hansestadt Lüneburg für
die Menschen zu sorgen. Das sei wichtig und entscheidend. Beigeordneter
DÖRBAUM kritisiert
den unsachlichen Ton, in dem Herr Sauer hier angegriffen wurde. Die Stadt nehme
ihre Verantwortung für die Senioren ernst und müsse daher den Standard im AVS
wieder auf den aktuellen Stand bringen, was bei einer Sanierung hohe Investitionen
bedeuten würde. Man habe sich deswegen hier für ein Miet-Modell entschieden.
Bei PPP-Modellen gehe es dagegen immer um einen Erwerb des Objekts, entweder
gleich oder später, das werde hier aber nicht angestrebt. Die vorgestellten
Planungen seien angemessen, der Preis der Plätze marktgerecht, sozialverfügbar
und nicht im oberen Preissegment angesiedelt. Der eingeschlagene Weg, das AVS
auf eine neue Basis zu stellen, sei richtig und er danke Herrn Sauer für seinen
Einsatz, den seine Fraktion voll unterstütze. Beigeordneter
LÖB unterstützt
ebenfalls die Planungen für einen Neubau des AVS an der Konrad-Adenauer-Straße.
Er halte es im Übrigen für keinen guten Stil, in den Ausschusssitzungen zu dem
Thema nichts beizutragen und erst in der Ratssitzung mit Kritik aufzulaufen,
weil dort mehr Publikum ist. Er sehe es allerdings auch als problematisch an,
solche Themen in die Gesellschaften zu verlagern. In den Aufsichtsräten seien
nicht alle Fraktionen vertreten und eine öffentliche Diskussion ausgeschlossen.
Diese Angelegenheit hätte zusätzlich auch im Sozial- und Gesundheitsausschuss
diskutiert werden sollen, nicht nur im Wirtschaftsausschuss, wo nicht die
sozialen Interessen im Vordergrund stehen. Für das Personal, das für den neuen
Teil des Pflegeheims eingestellt wird, sollte die Stadt sich ihrer
Verantwortung bewusst sein und möglichst nicht nur der Mindesttariflohn zahlen,
sondern eine der Arbeit angemessene Entlohnung anstreben. Ratsherr
RIECHEY weist die
Anschuldigungen von Oberbürgermeister Mädge, er hätte Herrn Sauer der Lüge
bezichtigt, nachdrücklich zurück. Er habe mit seinen Anmerkungen zu dem Thema
auch nicht absichtlich im Wirtschaftsausschuss geschwiegen, dort würden die
Themen jedoch häufig in einem solchen Tempo abgehakt, dass eine ausführliche
Information schwierig sei. Er habe dort zu vielen Themen nachgehakt und meine,
es könne auch nicht verwerflich sein, im Rat zu einem brisanten Thema Fragen zu
stellen. Herrn Sauer bitte er noch um eine Stellungnahme, ob den neuen
Mitarbeitern im Gegensatz zu seiner Aussage in der Zeitung derselbe Lohn
gezahlt werde, wie den bisherigen Mitarbeitern. Oberbürgermeister
MÄDGE bekräftigt nochmals,
die Fraktion DIE LINKE habe das Thema weder im Wirtschaftsausschuss noch im
Verwaltungsausschuss angesprochen und er habe bisher nicht den Eindruck, dass
Herr Riechey sich durch einen Vorsitzenden oder das Beratungstempo von
Nachfragen abschrecken lasse. Skandalös sei, dass DIE LINKE über die Zeitung
falsche Informationen verbreitet habe. Eine Richtigstellung dazu habe er leider
bisher nicht gesehen. Es sei falsch, auf Kosten der alten Menschen
populistische Politik zu betreiben. Herr
SAUER stellt klar,
in den Aufsichtsräten des Klinikums und der Gesundheits-Holding sei in
beispielhaftem Maße über das Verantwortungsbewusstsein für die alten Menschen
und die Mitarbeiter diskutiert worden. Dort sei auch festgelegt worden, dass
den jetzigen Mitarbeitern des AVS auch bei Einsatz an einem anderen Ort keine
finanziellen Einbußen entstehen werden und so sei es auch deutlich kommuniziert
worden. Im Bereich der neuen Einrichtung könnten diese Löhne für die neuen
Mitarbeiter jedoch nicht gehalten werden, wenn das Heim auf Dauer wirtschaftlich
betrieben werden solle. Auch das sei deutlich gemacht worden. Er werde Fragen
von Herrn Riechey künftig nur noch schriftlich beantworten, damit seine
Aussagen nicht mehr verdreht und daraus Widersprüche konstruiert werden
könnten. Mit Bezug auf die Bitte von Herrn Löb macht er deutlich, dass der neue
Haustarifvertrag mit Beteiligung der Gewerkschaftsvertretung ausgehandelt
werde, hier müsse ein Weg gefunden werden zwischen wirtschaftlicher Führung des
Hauses und angemessener Berücksichtigung der Mitarbeiterinteressen. Dass die
Stadt sich dieser Verantwortung nicht entziehe, habe sich beim psychiatrischen
Klinikum gezeigt, wo Mitarbeiter übernommen worden seien und jetzt besser als
vorher entlohnt würden. Beigeordnete
SCHELLMANN bekräftigt
die Notwendigkeit für einen Neubau. Eine Sanierung der vorhandenen
Räumlichkeiten bei laufendem Betrieb sei nicht machbar, ohne das bereits vorhandene
Defizit weiter zu vergrößern. Die jetzt gewählte Lösung scheine die einzige
Möglichkeit für die Hansestadt Lüneburg ein solches Heim noch einigermaßen
wirtschaftlich zu betreiben. Es sei durchaus legitim, Fragen zu dem Verfahren
zu stellen, es aber erst jetzt zum Abschluss des Verfahrens zu tun und die
Aussagen der Verwaltung in Frage zu stellen, sei vor allem für die betroffenen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beunruhigend und sie empfinde die Art und
Weise, wie dies erfolge, als Ärgernis. Ratsherr
VÖLKER fragt, um
wie viel Prozent der neu auszuhandelnde Haustarifvertrag für die neue
Einrichtung unter dem jetzigen Tarifvertrag des AVS liegen werde. Herr
SAUER erwidert, er
werde an dieser Stelle keine öffentlichen Tarifverhandlungen oder
Pflegesatzverhandlungen führen. Der
Rat der Hansestadt Lüneburg nimmt Kenntnis. (II,
Klinikum) |
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