Bürgerinformationssystem
Oberbürgermeister
Mädge und Ratsherr Bruns begeben sich für die Dauer der Beratung und der
Abstimmung über diesen Tagesordnungspunkt in den Zuschauerbereich. Beratungsinhalt: Ratsherr RIECHEY bezeichnet den Konzessionsvertrag alles andere als
originell. Es sei angeführt worden, dass es sich um einen Mustervertrag des
Deutschen Städtetages handle, was wenig Entgegenkommen seitens der E.ON Avacon
vermuten lasse. Zudem sei erklärt worden, dass die Verordnung über
Konzessionsabgaben kaum Luft für individuelle Verhandlungen biete. Wenn das
stimme, zeige es doch deutlich, dass es aufgrund des geringen
Handlungsspielraumes gerade nicht der richtige Weg sei, den Vertrag neu
auszuschreiben. Würde man die Netze aufkaufen, Mitarbeiter übernehmen und
eine Vetriebsstruktur aufbauen, käme man in einen Zustand, in dem man steuernd
eingreifen könne, indem man etwa Ökostrom oder Sozialtarife anbiete. Man würde
dadurch die kommunale Selbstverwaltung wieder mit dem Primat der Politik ins
Feld führen und Menschen unterstützen können. Die Energiekosten seien zu einer
extremen finanziellen Belastung geworden. Es gebe eine Studie der hanseatischen
Inkasso-Treuhand, nach der in Deutschland 840.000 Haushalten jedes Jahr die
Strom- und Gasversorgung abgestellt werde, auf Lüneburg umgerechnet seien das
740 Haushalte. Natürlich sei der vorgeschlagene Weg ein längerer Prozess,
aber den in Lüneburg betroffenen Menschen könne man dadurch helfen. Es sei
natürlich auch nicht alles damit geklärt, dass die Stadt das Netz aufkaufe,
aber hier biete sich eine Chance, die man sich durch den Änderungsantrag
erhalten wolle. Im Kreistagsgebäude laufe gerade eine Ausstellung
‚Energieautarker Landkreis’, in der entsprechende Konzepte
entwickelt werden. Er habe mit dem betreuenden Professor gesprochen, dieser
habe eine Ausweitung auf die Stadt Lüneburg im nächsten Jahr zugesagt und
ausdrücklich darum gebeten, heute keine Entscheidung über einen Zeitraum von
fünfzehn Jahren zu treffen, dies wäre ein unverantwortliches Geschäft zu Lasten
der Nachwelt. Momentan liege die Quote mit regenerativer Energie nur bei 13 %.
Man könne im Verlauf eines Jahres mit Unterstützung der Universität Pläne
entwickeln, wie man regenerative Energien vor Ort mit dezentralen
Energieversorgern weiter ausbauen könne. Diese Chance hätte man mit eigenen
Stadtwerken, nicht jedoch mit der E.ON. Mit einer Laufzeit von fünfzehn Jahren
aber entscheide man über die Zukunft der nächsten Generation. Beigeordnete BAUMGARTEN erinnert daran, dass gerade erst von Frau Lukoschek
ausgezeichnet dargestellt worden sei, dass man nicht allein durch den Besitz
der Leitungen die Einspeisung regenerativen Stroms bewirken könne. Ebenso
könnten dadurch keine Kosten gesenkt und die Bürger nicht mit billigerem Strom
versorgt werden. Herr Riechey solle endlich Schluss machen mit seinem
demagogischen Frage- und Antwortspiel, es stimme einfach nicht, dass man durch
den Rückkauf des Stromnetzes dafür sorgen könne, dass jeder seinen Strom
bezahlen könne. Ratsherr NEUBAUER moniert, dass Herr Riechey – wie bereits am Vortag im
Wirtschaftsausschuss – gezeigt habe, dass er nicht einmal ansatzweise
Argumenten zugänglich sei und als Diplomökonom wenig wirtschaftlichen
Sachverstand mitbringe. Man solle nicht ewig die gleiche Litanei vorbringen,
sondern besser schnell zur Abstimmung kommen. Beigeordneter BLANCK stellt dar, dass er aus der vorangegangenen Debatte habe
heraushören können, dass – ungeachtet aller aufgezeigten Schwierigkeiten
– durchaus bei dem einen oder anderen Sympathien für eine
Rekommunalisierung des Stromnetzes gehegt werden. Daran bitte er zu denken,
wenn gleich anschließend über die Vergabe der Straßenbeleuchtung beschlossen
werde – man werde vor den gleichen Schwierigkeiten stehen. Ratsherr SOLDAN möchte eine Lanze für den Konzessionsvertrag brechen, er
gehe an die obere Grenze dessen, was möglich sei. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg lehnt den Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE
mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe SPD/CDU und der FDP-Fraktion bei 6
Ja-Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und 2 Ja-Stimmen der Fraktion DIE
LINKE sowie 1 Enthaltung des Ratsherrn Völker ab. Der
Rat der Hansestadt Lüneburg beschließt mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe
SPD/CDU und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen und der Fraktion DIE LINKE: Der Rat der Hansestadt Lüneburg beauftragt die Verwaltung,
die Konzessionsverträge Strom und Gas mit der E.ON Avacon AG abzuschließen. (14,
06) |
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