Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Ratsherr RIECHEY begrüßt ausdrücklich die Initiative zur Umbenennung der
Carl-Peters-Straße, hätte sich aber lieber dem Vorschlag
‚Franziska-Reiminius-Straße’ – einem in Auschwitz ermordeten
Sintimädchen – angeschlossen. Seine Fraktion unterstütze eher die
Benennung nach Verfolgten aus Minderheitsgruppen, insbesondere mit örtlichem
Bezug. Wenngleich die meisten der Anwohner über eine Umbenennung nicht glücklich
sind, mache die Wirkung des Namens eine Änderung zwingend erforderlich, wobei
es nicht daran scheitern dürfe, welcher neue Namen ausgesucht werde, jeder sei
besser als der jetzige. Ratsherr VÖLKER erinnert daran, dass die Verwaltung noch im Frühjahr aufgrund
des Widerstandes der Anwohner keine Veranlassung sah, hinsichtlich einer
Umbenennung tätig zu werden. In der Folgezeit baute sich jedoch ein steigender
Druck auf, auch durch die Tätigkeit seiner Fraktion, die im September einen
Antrag auf Umbenennung in ‚Franziska-Reiminius-Straße’ stellte.
Klammheimlich habe die Verwaltung daraufhin eine zweite Befragung gestartet,
von der er als Mitglied des Kultur- und Partnerschaftsausschusses erst aus der
Presse erfahren habe. Trotz der erneuten überwiegenden Ablehnung der Anwohner
plädierte die Verwaltung mit einem eigenen Vorschlag für eine Umbenennung. Mit
dem Namen ‚Albert-Schweitzer-Straße’ sei die Verwaltung den
reibungslosesten Weg gegangen, der nur möglich sei. Seine Fraktion habe dagegen
eine öffentliche Diskussion gewünscht, die auch aufgekommen sei und weitere
Namensvorschläge gebracht habe. Franziska Reiminius stehe stellvertretend für
die tausende Sinti und Roma, die im Dritten Reich ermordet wurden. Diese
Umbenennung solle keine Wiedergutmachung darstellen – sie sei auch gar
nicht möglich – sondern zum Gedenken und zur Vergegenwärtigung damals
begangenen Unrechts beitragen. Der Name ‚Albert-Schweitzer-Straße’
sei arg beliebig und in Deutschland schon tausendfach verwendet worden, daher
sei er zwar für die Umbenennung als solche, werde sich aber enthalten. Ratsherr VON MANSBERG hält Geschichtsunterrichtsstunden hier für unnötig, da im
Kultur- und Partnerschaftsausschuss bereits einstimmig die Umbenennung
empfohlen wurde. Das Verfahren sei in seinen Augen angemessen und respektvoll
gewesen, dafür gebühre allen Beteiligten Dank. Er habe allerdings beim
Austausch mit den Anwohnern der Carl-Peters-Straße gerade jene vermisst, die
mit besonderem moralischem Nachdruck die Umbenennung eingefordert hatten. Die in
den Gesprächen von den Anwohnern geäußerten Anliegen habe seine Fraktion sehr
ernst genommen und es müsse respektiert werden, dass ihnen ein Aufwand an Zeit
und Kosten entstehe. Hier habe es ja bereits ein Entgegenkommen der Verwaltung
als angemessene und wichtige Reaktion gegeben. Es liege ein übergeordnetes
Interesse an der Umbenennung für die Stadt Lüneburg als Ganzes vor, auch das
habe man deutlich gemacht. In der Debatte sei jedoch auch deutlich geworden,
dass sich Straßennamen für eine kritische Würdigung historischer Umstände nicht
eigneten, sondern die Würdigung einzelner Personen für ihr Handeln darstellen.
So habe man es bisher gehalten und sollte es auch künftig tun, weshalb der
Ausdruck einer politischen Reaktion im Straßennamen unangebracht sei. Albert
Schweitzer sei als geeignete Persönlichkeit für einen Straßennamen sicherlich
unstrittig, zudem stehe sein Name – im Gegensatz zum vorherigen
Namensgeber – für eine humanitäre Leistung speziell in Afrika. Mit einer
solchen Benennung spreche man keineswegs ab, dass auch Franziska Reiminius eine
würdige Benennung darstelle, jedoch würde es letztlich zumindest den Anschein
eines Aufrechnens haben und das sei falsch. Er schlage vor, zu überlegen, an
welcher Stelle man diese Straßenbenennung besser einfügen könne. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg beschließt mehrheitlich bei 2 Enthaltungen der Ratsherren
Meihsies und Völker: Die
Carl-Peters-Straße wird umbenannt in Albert-Schweitzer-Straße. (401,
56a, 61, 63, 73) |
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