Bürgerinformationssystem
Der
Kultur- und Partnerschaftsausschuss berät TOP 4 und TOP 4.1 gemeinsam. Beratungsinhalt: Ratsherr
VÖLKER begrüßt,
dass nun endlich die längst notwendige Umbenennung der Straße erfolgen solle.
Den Vorschlag, die Straße nach Albert Schweitzer zu benennen, finde er jedoch
unoriginell. Albert Schweitzer sei zudem bereits tausendfach geehrt worden.
Seine Fraktion schlage daher vor, die Straße nach Franziska Reiminius zu
benennen, einem zwölfjährigen Sinti-Mädchen, das von den Nationalsozialisten
verschleppt und ermordet wurde. Damit würde man das richtige Signal setzen und
durch sie stellvertretend auch an alle Sinti- und Roma-Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft erinnern. Beigeordnete
SCHELLMANN stellt
nochmals die Beweggründe für die Umbenennung der Straße dar. Die Hansestadt
Lüneburg habe den Namen mit Rücksicht auf die Anwohner lange Zeit beibehalten.
Es sei menschlich zwar verständlich, dass die meisten Anwohner die Umbenennung ablehnten,
weil ihnen dadurch Kosten und Mühen entstünden. Für das Ansehen der Hansestadt
Lüneburg sei der Name jedoch nicht länger tragbar gewesen, da eine Straßenbenennung
nach einer Persönlichkeit immer auch eine Ehrung dieser Person bedeute. Um den
Anwohnern die Umgewöhnung zu erleichtern habe ihre Fraktion vorgeschlagen, die
Straße nur noch Peters-Straße zu nennen, in Erinnerung an die bedeutende
Lüneburger Maler- und Fotografenfamilie Peters, dessen bekanntestes Mitglied
Nikolaus Peters (1795 – 1875) Portraitmaler und Lehrer an der
Ritterakademie gewesen sei. Mit dem Vorschlag der Verwaltung sei ihre Fraktion
jedoch auch einverstanden, da Albert Schweitzer die Ehrung zweifellos verdient
habe. Bürgermeister
KOLLE schließt sich
der Darstellung von Frau Schellmann an. Die Umbenennung sei dringend notwendig
und hätte eigentlich schon viel eher erfolgen müssen. Die SPD-Fraktion sei für
die Neubenennung nach Albert-Schweitzer, weil diese Benennung unumstritten und
neutral sei. Ratsfrau
RUDOLPH teilt mit,
nachdem die Stadt angekündigt habe, die Anwohner mit einer kleinen finanziellen
Aufwandsentschädigung zu unterstützen, sei auch ihre Fraktion mit der Umbenennung
einverstanden und spreche sich für „Albert-Schweitzer-Straße“ aus. Ratsherr
VÖLKER gibt zu Bedenken,
dass hier auf Grund der Hintergründe der derzeitigen Benennung eben möglichst
keine „neutrale“ Neubenennung gewählt werden sollte. Erster
Stadtrat KOCH befürchtet,
dass im Falle einer Benennung nach Franziska Reiminius der Anschein erweckt
werden könnte, sie werde nicht als Person geehrt, sondern solle nur Objekt einer
Art Wiedergutmachung gemacht werden. Zum Vorschlag Peters-Straße merkt er an,
dies würde für die Anwohner keinerlei Erleichterung bedeuten, denn eine
Adressänderung mit dem dazugehörigen Aufwand wäre damit trotzdem verbunden.
Zudem könnte so das Missverständnis entstehen, die Straße wäre gar nicht wirklich
umbenannt worden und würde weiterhin an Carl Peters erinnern. Der Aufwand für
die Adressänderung halte sich sicher in erträglichen Grenzen, die Stadt habe
zudem entschieden, allen Anwohnerinnen und Anwohnern eine pauschale Aufwandsentschädigung
in Höhe von 20,00 € zu zahlen. Bei Gewerbetreibenden werde ein höherer
Betrag erstattet, da der Aufwand für Firmen größer sei. Ratsherr
VÖLKER betrachtet
die Umbenennung in Albert-Schweitzer-Str. als Weg des geringsten Widerstandes
und dagegen sträube er sich. Mit der Benennung in Franziska-Reiminius-Str.
könnte man ein Zeichen setzen, da die damalige Benennung der Straße durch die
Nationalsozialisten erfolgt sei. Er halte daher an dem Vorschlag seiner
Fraktion fest. Ratsherr
VON MANSBERG ist der
Ansicht, dass ein Straßenname zum Gedenken an Opfer schlecht geeignet sei. Mit
Straßennamen sollten möglichst keine positiven oder negativen Reibungen erzeugt
werden. Hinter der Benennung nach Albert Schweitzer verberge sich der Gedanke,
einen Gegensatz zum Wirken von Carl Peters in Afrika aufzuzeigen und damit den
Bezug zur gegenwärtigen Benennung herzustellen. Er betrachte das als
überzeugenden Weg, auf die Situation zu reagieren, ohne daraus eine
„Gedenkdiskussion“ zu generieren. Beschluss: Der
Kultur- und Partnerschaftsausschuss empfiehlt dem Verwaltungsausschuss
einstimmig, dem Rat der Hansestadt Lüneburg die Umbenennung der
Carl-Peters-Straße zu empfehlen. Die
Benennung der Straße in Albert-Schweitzer-Straße wird mehrheitlich mit den
Stimmen der Gruppe SPD/CDU und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion
Bündnis 90 / Die Grünen empfohlen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||