Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Frau
Deihimi bedankt sich für die Einladung und geht zunächst auf den neu gebildeten
Integrationsbeirat ein. Als besonders positiv bewerte sie die große Bandbreite
in der Zusammensetzung der Mitglieder des neuen Integrationsbeirates IB. Neben
der Präsenz der Verwaltungsspitze sei er insbesondere in dieser Hinsicht im
Vergleich mit anderen Regionen durchaus „privilegiert“. In
ihren weiteren Ausführungen geht die Integrationsbeauftragte insbesondere auf
zwei Lebensbereiche ein, die für eine erfolgreiche Integration von besonderer
Bedeutung seien: Bildung und Arbeit. Für
den Zugang zur Bildung als wesentlicher Faktor für eine gelingende Integration
sei die Beherrschung der deutschen Sprache von entscheidender Bedeutung. Dabei
komme es sowohl auf die Sprachförderung in der Schule als auch auf die
außerschulische Begleitung an. In diesem Zusammenhang spiele die Familie eine
besondere Rolle, weil hier die notwendige Unterstützung für Kinder im
Bildungsprozess stattfindet. Wie dies funktionieren kann, macht sie anhand
einiger Beispiele in Niedersachsen deutlich. Darüber hinaus sei aber auch
wichtig, dass zukünftig mehr Lehrer mit Migrationshintergrund eingestellt
würden. Integration
in den Arbeitsmarkt stellt den zweiten wichtigen Bereich dar, in dem Maßnahmen
zur Förderung der Integration vor Ort stattfinden müssten. Frau Deihimi
bezeichnet es als gesellschaftspolitische Verpflichtung, Menschen mit
Migrationshintergrund den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die
niedersächsische Polizei werbe zum Beispiel aktuell gezielt junge Menschen mit
Migrationshintergrund für eine Ausbildung. Es gehe auf der einen Seite darum, insbesondere
die interkulturelle Kompetenz zu fördern, um Einstellungsbarrieren abzubauen.
Andererseits gelte es, im Sinne des „Diversity Managements“ die
kulturelle Vielfalt als Ressource zu begreifen. Die interkulturelle Kompetenz
müsse im Hinblick auf den Servicegedanken in vielen Wirtschaftszweigen zum
Standard in der Aus- und Fortbildung werden. Der Verwaltung kommt in dieser
Hinsicht eine Schlüsselrolle zu, weshalb die Niedersächsische Landesregierung
entsprechende Fortbildungsmodule z. B. in der Ausländerbehörde besonders
fördert. Sie begrüße, dass die Stadt Lüneburg hierbei zu den Vorreitern gehöre. Zusammenfassend
kommt Frau Deihimi zu dem Schluss, dass der Übergang von der Schule in die
Ausbildung in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt worden sei. Als
Reaktion hierauf beabsichtige die Niedersächsische Landesregierung gemeinsam
mit den Berufsbildenden Schulen, gezielte Hilfen zum Übergang insbesondere in
den Berufsbildenden Schulen anzubieten, die bereits in der Schule und nicht
erst, wie bisher üblich, danach ansetzen. Gezielte Sprachförderung,
Berufscoaching, und berufliche Qualifizierung stellen wesentliche Bausteine
dieses Programms dar. Sie empfiehlt, zukünftig stärker von Migranten geführte
Unternehmen in diese Aufgabe einzubeziehen, da sie als Ausbildungsbetriebe
wichtige Stützen im Integrationsprozess darstellen. Integration
geschieht vor Ort. Um die Kommunen in dieser Aufgabe zu unterstützen,
finanziert das Land Niedersachsen die Migrationsberatung, Netzwerke wie die
Kooperative Migrationsarbeit Niedersachsen und die Leitstellen für Integration.
Der neu gegründete Integrationsbeirat nehme eine wichtige Funktion wahr als Ort
der Rückkoppelung und als Forum des Meinungsaustausches. Frau Deihimi
appelliert an die Mitglieder des Beirates, diesen Austausch im Hinblick auf die
damit verbundenen Synergieeffekte zu nutzen und wünscht dem Integrationsbeirat
viel Erfolg. In
der anschließenden Aussprache wird nochmals betont, wie wichtig es sei,
Migrantenkinder bereits so früh wie möglich zu fördern. Vielfach müssten die
Eltern jedoch erst von der Bedeutung des Schulbesuchs und der Teilnahme auch an
außerunterrichtlichen Angeboten überzeugt werden. Hingewiesen wir auf
Modellprojekte, deren Ziel es sei, Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu
stärken und sie zu befähigen, Verantwortung für den Bildungserfolg ihrer Kinder
zu übernehmen. Kritisch
wird angemerkt, dass der Bildungserfolg nur dann garantiert sei, wenn eine
Vermittlung in eine den Lebensunterhalt sichernde Beschäftigung möglich sei.
Dies sei aufgrund der Situation auf dem Arbeitsmarkt früher erheblich einfacher
gewesen. Selbst der Zugang zum Arbeitsmarkt für hochqualifizierte Migranten wie
z. B. Ärzte sei häufig durch hohe Anforderungen und fehlende
Nachqualifizierungsangebote verbaut. Von
Migrantenvertretern im Beirat wird hervorgehoben, wie wichtig die Einbeziehung
der ausländischen Mitbürger sei. Man wünsche sich daher ein noch viel stärkeres
Interesse ihrer Mitbürger an der Aufgabe der Integration. Es wird aber auch
mehr Toleranz gegenüber Migranten eingefordert, wenn z. B. Schulkinder in einer
ihrem kulturellen Hintergrund entsprechenden Kleidung an schulischen Angeboten
teilnehmen wollten. Selbstkritisch wird auch der häufig nicht ausreichende
Schulabschluss ihrer Kinder bemängelt. Vor diesem Hintergrund müsse die
Wahrnehmung der schulischen Angebote der Mitwirkung durch die Eltern unbedingt
verbessert werden. Wenn Integration gelingen solle, müssten Eltern sich darüber
hinaus stärker für die einheimische Kultur interessieren. Eine Forderung geht
dahin, dass Migranten insgesamt sehr viel stärker selbst aktiv werden und nicht
warten, bis ihnen entsprechende Angebote gemacht werden. Auf
die Vielfalt kultureller und religiöser Hintergründe bezugnehmend, warnt die
Integrationsbeauftragte davor, in der Auseinandersetzung mit religiösen Fragen
allein auf den muslimischen Glauben zu reflektieren. In diesem Zusammenhang
macht Herr Erdogan in seiner Funktion als Vorsitzender des Moscheevereins allen
Anwesenden das Angebot, sich in der Moschee selbst ein Bild von wichtigen
Aspekten des muslimischen Glaubens zu machen. Es gäbe bereits einige Schulen,
die von diesem Angebot Gebrauch gemacht hätten. Kontrovers
wird die Frage diskutiert, ob Integration nicht viel eher hätte beginnen
müssen. Angesichts der in Redebeiträgen immer wieder angesprochenen Defizite in
der Umsetzung der Integration in der Vergangenheit greift die
Integrationsbeauftragte die überwiegend formulierte Aufforderung, nach vorn zu
schauen, auf und appelliert daran, nicht „klassisch deutsch“ immer
nur auf die Mängel hinzuweisen sondern „angelsächsisch modern“
Lösungsvorschläge zu machen und sich aktiv an der Aufgabe der Integration zu
beteiligen. Eine sachliche Auseinandersetzung werde aber nur dann möglich sein,
wenn sich jeder von seiner eigenen Lebensgeschichte trenne und das gemeinsame
Interesse in den Vordergrund stelle. Der Vorschlag, diesen Prozess mit einer
gemeinsamen Teilnahme an einem interkulturellen Training zu unterstützen,
findet breite Zustimmung. Der Hinweis von Frau Salig auf ein entsprechendes
Angebot der AWOSOZIALe Dienste, das einen Zeitaufwand von zweimal 4 Stunden
benötigt, wird mit Interesse zur
Kenntnis genommen. Landrat
Nahrstedt als Vorsitzender des Beirates hält daran anknüpfend auch gemütliche
Beisammensein zum näheren Kennen lernen für hilfreich, damit die zukünftige
Zusammenarbeit nicht durch Vorurteile belastet werde. Abschließend
bedankt sich der Vorsitzende bei Frau Deihimi für ihren informativen Vortrag
und die Bereitschaft, den zahlreichen Fragen der Mitglieder Rede und Antwort zu
stehen. |
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