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Beratungsinhalt: Beigeordnete LOTZE möchte zunächst auf den Änderungsantrag der Grünen
eingehen. In der Koalitionsvereinbarung in Hamburg zwischen den Grünen und der
CDU sei zu lesen, dass man sich nicht dem Anschluss der A26 an die A7
verweigere: Wer einer solchen Vereinbarung zustimme habe sein Anrecht darauf
verwirkt, sich gegen die A39 zu stellen. Die von der Gruppe SPD/CDU beantragte Resolution habe einen lokalen und
einen globalen Grund. Bei seinem Bau im Jahre 1976 sei der Elbe-Seitenkanal für
die damals gängige Schiffsklasse ausgelegt worden. Heute seien hingegen
deutlich größere Schiffe auf den Kanälen unterwegs, der an den Elbe-Seitenkanal
angebundene Mittellandkanal und der Elbe-Havel-Kanal seien für die größeren
Klassen ausgebaut worden. Die Tröge des Schiffshebewerkes könnten Schiffe
dieser Größe jedoch nicht aufnehmen, auch die Brücken über den Elbe-Seitenkanal
seien nicht mehr hoch genug. Die W.LG habe in ihrer Stellungnahme die
vorhandenen Probleme umfassend dargestellt. Der nur geringe Anteil der
Binnenschifffahrt am Güterverkehr sei sehr unbefriedigend, da dies bedeute,
dass eine hohe Zahl an LKW auf den Straßen unterwegs sei. Aus diesem Grund
werde in vielen Regionen Deutschlands und im Bundesverkehrsministerium ein
Masterplan Güterverkehr und Logistik beraten, der sich mit den Fragen zur
Zukunft des Güterverkehrs auseinander setze. Kann man eine hohe Lebensqualität
auch zukünftig erhalten oder wird der zunehmende Güterverkehr zu einer weiteren
Belastung für Mensch und Umwelt ? Durch die Globalisierung und eine verstärkte
Arbeitsteilung habe man einen zunehmenden Verkehr und Handel und Verbraucher
hätten Anspruch darauf, pünktlich beliefert zu werden. Prognosen deuteten auf
drastisch steigende Güterverkehrszahlen bis zum Jahre 2025 hin. Daraus ergäben
sich Probleme mit Schadstoffen, Lärm und Flächenverbrauch. Daher sei es das
Ziel, die vorhandenen Verkehrswege zu optimieren, Verkehr zu vermeiden,
Transporte zu bündeln und vor allem mehr Verkehr auf die Schiene zu legen und
den kombinierten Verkehr aus Schiene, Schiff und Straße zu steigern. Dafür
fordere man eine Erhöhung der Mittel für Bund, Länder und Kommunen. Zeitlich
liege man mit der Resolution genau richtig, da der Masterplan gerade in den
einzelnen Ressorts beraten werde. Man verfolge damit genau die Ziele, die sich
auch die Bundesregierung auf die Fahnen geschrieben habe. Lokal gelte es, die
Vorteile zu nutzen, die Lüneburg und die Region durch die Lage im Hamburger
Hinterland haben und durch die Ansiedlung neuer Betriebe Arbeitsplätze vor Ort
zu schaffen. Dafür brauche man den Zugang über den Elbe-Seitenkanal. Darüber
hinaus wolle man das im Rahmen des Landesraumordnungsprogramms vorgesehene
Güterverkehrszentrum nach Lüneburg holen. Bürgermeister DR. SCHARF macht deutlich, dass der Antrag in die Zukunft
weise. Man müsse die Situation durchaus nicht nur aus Lüneburger Sicht, sondern
bundesweit betrachten. Die wachsende Bedeutung Lüneburgs sei allen klar, der
Stellenwert in der Metropolregion nehme zu. Bei der Ansiedlung von Betrieben
seien Standortfaktoren immer wieder von entscheidender Bedeutung.
Verkehrstechnisch liege Lüneburg strategisch außerordentlich günstig mit dem
dritten Gleis, der Autobahn und dem Elbe-Seitenkanal. Schon heute erfolge im
Hamburger Hafen ein Umschlag von 10 Millionen Containern pro Jahr, bis 2015
gehe man von einer Verdoppelung aus, wobei der Abtransport der Container als
Problem betrachtet werde, für das Schiene und Straße alleine nicht ausreichten.
Angesichts des schon jetzt hohen Anteils des LKW-Verkehrs müsse alles versucht
werden, um eine bessere Verteilung auf andere Verkehrsarten zu erreichen und
mehr Güter auf Schiene und Wasser zu verlagern. Ausbau und Ertüchtigung des
Elbe-Seitenkanals bedeuteten einen ganz erheblichen finanziellen und auch
zeitlichen Aufwand, zumal man die gesamte Strecke des Elbe-Seitenkanals und die
anschließenden Verbindungen einbeziehen müsse. Das Schiffshebewerk könne
derzeit von Schiffen der so genannten Europaklasse noch befahren werden, für
große Motorgüterschiffe reiche die Kapazität der Tröge jedoch nicht aus.
Parallel dazu müssten auch Schleusen und Brücken ausgebaut werden, die für die
Größe heutiger Schiffe nicht mehr ausgelegt seien. Diese Dimensionen müsse man
sich stets vor Augen halten. Selbst wenn der ganz große Wurf nicht gelänge,
würde bereits die Ertüchtigung des Schiffshebewerkes einen Fortschritt
bedeuten, da es schon heute sehr störanfällig sei, was zu kostenintensiven
Verzögerungen für die Schifffahrt führe. Beigeordneter BLANCK fasst zusammen, dass der perspektivische Handlungsbedarf
hinreichend deutlich geworden sei, man selbst aber wenige
Entscheidungsmöglichkeiten habe. Dennoch sei es politisch legitim, zu einer
bedeutsamen Sache Signale in Form einer Resolution abzugeben. Die Grünen in
Lüneburg besäßen eine durch den Wählerwillen begründete Legitimation, sich
gegen die A39 zu stellen, die auch künftig vehement vertreten werde. Daher
müsse man ihnen zugestehen, das politische Signal der Resolution zwar
mitzusenden, jedoch nur unter der Voraussetzung des Verzichts auf die A39. Man
sei der Auffassung, dass die A39 weder ein wichtiges, noch ein sinnvolles
Verkehrsprojekt sei. Es müsse einem klar sein, dass gerade der LKW-Verkehr auf
der Autobahn und die Binnenschifffahrt konkurrierende Verkehrssysteme seien.
Wolle man dort etwas erreichen, müsse man eines der beiden Systeme verstärkt
ausbauen und zwar mit den Wasserstraßen jenes, das derzeit einen Ausbaubedarf
habe. Das sei völlig unstrittig, werde aber durch die Verteilung der Gelder im
Verkehrswegeplan an die Straßen noch verschärft. Wolle der Rat ein gemeinsames
Zeichen setzen, müsse er berücksichtigen, dass dies mit den Stimmen der Grünen
nur unter Aufnahme der begründeten Forderungen aus dem Änderungsantrag möglich
sei. Wolle man die Resolution hingegen alleine verabschieden, müsse er leider
sagen, dass sie ohnehin nicht mehr Wert habe, als der berühmte umfallende Sack
Reis. Beigeordneter LÖB nimmt Bezug auf die Ausführungen von Herrn Dr. Scharf
hinsichtlich des Umfanges und der Dauer der erforderlichen Ausbauarbeiten.
Genau den Effekt des langen Zeitraumes müsse man in der Tat befürchten. Das
gesamte Projekt habe einen Umfang, dessen endgültige Umsetzung man wahrscheinlich
selbst nicht mehr erleben werde. So schnell wie man es wünsche, lasse sich
selbst ein Teil nicht realisieren. Das sei jedoch erforderlich, wolle man sein
Ziel verwirklichen, mehr Verkehr auf die Kanäle zu bekommen. Die einzige
schnelle Lösung sei, die Schiffe den Wasserwegen anzupassen, die vorhandenen
Schiffe besser auszulasten und nötigenfalls den Schiffsverkehr in geeigneter
Weise zu subventionieren. Es gebe Lösungsvorschläge, wie man auch auf kleinen
Schiffen Großgutcontainer transportieren könne. Es gelte, Prioritäten zu setzen
und nicht drei Dinge nebeneinander zu stellen. Die schnellste und beste
Priorität sei es, zunächst einmal den Schienenverkehr zu stärken. Dies sei
sinnvoller, als nach lang dauernden großen Lösungen zu rufen. Ratsherr RIECHEY ist grundsätzlich für alternative Verkehrslösungen, um die
Straßen weniger zu belasten, sowie Schienenverkehr und Schifffahrt zu stärken.
Alles, was dazu diene, finde die Unterstützung seiner Fraktion. Er fände es
auch gut, wenn man die A39 entsprechend dem Änderungsantrag herausnehme, mache
seine Zustimmung aber davon nicht abhängig. Beschluss: Der Rat
der Hansestadt Lüneburg lehnt den Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe SPD/CDU und der FDP-Fraktion bei
9 Ja-Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion DIE LINKE ab. Der Rat
der Hansestadt Lüneburg beschließt mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe
SPD/CDU, der FDP-Fraktion und der Fraktion DIE LINKE bei 6 Gegenstimmen und 1
Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die beantragte Resolution. (01) |
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