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Auszug - Weitere Grundschulen in Ganztagsschulen umwandeln (Antrag der Gruppe SPD/CDU vom 05.02.2008, eingegangen am 12.02.2008)  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Rates der Hansestadt Lüneburg
TOP: Ö 6.1
Gremium: Rat der Hansestadt Lüneburg Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Do, 24.04.2008    
Zeit: 17:00 - 20:25 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/2751/08 Weitere Grundschulen in Ganztagsschulen umwandeln (Antrag der Gruppe SPD/CDU vom 05.02.2008, eingegangen am 12.02.2008)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Antrag der Gruppe SPD/CDU
Federführend:Bereich 56a - Bildung Bearbeiter/-in: Gieseking, Stefan
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Beigeordnete LOTZE stellt dar, dass in anderen Ländern, auch in der unmittelbaren europäischen Nachbarschaft, Schulen automatisch Ganztagsschulen seien. Lernen brauche Zeit, ein halber Tag reiche nicht aus, um Kindern die Welt zu erklären und alles beizubringen, was wichtig ist. Vor allem soziale Kompetenzen und Verantwortungsgefühl könnten in einer Ganztagsschule besser vermittelt werden. Für viele Kinder sei das Mittagessen in der ÜMI die einzige Mahlzeit des Tages, die gemeinsam mit anderen eingenommen werde. Für Kinder, die so etwas von zu Hause nicht kennen, sei dies eine sehr wichtige Erfahrung. Bildungschancen hingen in Deutschland sehr stark von der sozialen Herkunft ab, auch das solle mit einer Ganztagsschule aufgebrochen werden. Herkömmlich werde vormittags in der Schule Stoff vermittelt, der am Nachmittag zu Hause nachgearbeitet und vertieft werden sollte. Nach einer Umfrage helfen 39 % der Eltern täglich bei den Hausaufgaben, 31 % selten und 27 % nie. Die Ursache liege entweder in der fachlichen Überforderung der Eltern oder in der fehlenden Zeit. Zu 68 % seien es die Mütter, die die Hilfe bei den Hausaufgaben übernehmen. Hier zeige sich mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein weiterer Punkt, der für die Ganztagsschule spreche, da viele Mütter für die Kinderbetreuung auf eine Berufstätigkeit verzichteten. Entsprechend situierte Familien investierten zunehmend in die Bildung ihrer Kinder, indem sie kompensierten, was in der Schule nicht geleistet werden könne. Familien am unteren Ende der sozialen Skala könnten dies nicht leisten und resignierten. Das dürfe man nicht zulassen. Jedes Kind brauche mindestens einen Menschen, der es unterstütze und in seinen Fähigkeiten fördere. Das gehe in einer Ganztagsschule in der offenen Form mit verschiedenen Bezugspersonen besser, als wenn das Kind nach Hause gehe und dort sich selber überlassen sei. Zudem lernten Kinder vielfach einfacher von anderen Kindern, als von Erwachsenen. Im Schulausschuss wolle man weiter darüber beraten, wie die Verwaltung in Zusammenarbeit mit den Schulen und den Schulvorständen weitere Grundschulen in Ganztagsschulen umwandeln könne.

 

Bürgermeister DR. SCHARF ergänzt, dass seit der Novellierung des Niedersächsischen Schulgesetzes im Jahre 2004 eine Fülle von Ganztagsschulen in Niedersachsen geschaffen worden seien. In Lüneburg treffe man zumeist sehr einmütige Entscheidungen, was die Schulpolitik angehe, auch die Einrichtung von Ganztagsschulen sei nach seiner Meinung ein Erfolgsmodell. Offene Form bedeute, dass die Eltern sich verbindlich für einen bestimmten Zeitraum anmeldeten und entscheiden können, an welchem Nachmittagsangebot ihre Kinder teilnehmen sollen. Hierzu bestehe aber keine Verpflichtung. Es sei klar, dass dies manchen Schulen Organisationsschwierigkeiten bereite, aber es gebe nun einmal auch Eltern, die ihr Kind nachmittags gerne zu Hause behalten wollen, um es den vielfältigen freien Angeboten zuzuführen, wie etwa Musik oder Sport. All jenen Eltern, die ihr Kind in ein Ganztagsangebot geben möchten, solle aber die Möglichkeit dazu eingeräumt werden. Die Stadtverwaltung solle mit den Schulvorständen in Verhandlungen treten, um solche Angebote vorzubereiten.

Herausstellen wolle er die Erfahrungen aus einem Besuch und einem gemeinsamen Mittagessen in der Heiligengeistschule, bei dem eine entspannte und zwanglose Atmosphäre geherrscht habe. Bekanntlich schaffe das gemeinsame Essen seit jeher einen stärkeren Sozialisierungsprozess, als etwa der gemeinsame Vormittagsunterricht, dieser Prozess setze sich bei der zwangslosen Nachmittagsbetreuung fort. Es dürfe dabei nicht verschwiegen werden, dass man sich wünsche, dass das Land die Qualität der Nachmittagsbetreuung durch die Bereitstellung einer erhöhten Zahl von Lehrerstunden erweitern möge. Dies sei natürlich ein ganz wichtiger Punkt, damit die Kinder am Nachmittag nicht einfach nur beschäftigt würden. Das gelte ganz besonders für den Hauptschulbereich.

Ein gutes Beispiel für eine qualifizierte Betreuung biete die Zusammenarbeit zwischen der Schule Im Roten Feld und dem MTV Treubund. In Lüne werde gerade die Kooperation zwischen den Kitas Brandheider Weg und Lüner Weg zusammen mit der Grundschule Lüne für ein qualifiziertes Angebot ausgearbeitet. Doch auch dort richte sich die Forderung an die Landesregierung, mehr Lehrerstunden für die Nachmittagsbetreuung zur Verfügung zu stellen.

 

Ratsherr RIECHEY sieht bei diesem Thema eine breite Zustimmung, da niemand ernsthaft gegen eine Ganztagsbetreuung sein könne. Bereitgestellt werden müsse aber eine ausreichende Finanzierung solcher Maßnahmen. Eine ‚Light-Variante’ mit Freiwilligen und kostenlosen Hilfskräften ohne pädagogisches Gesamtkonzept sei nicht ausreichend. Möglicherweise könne man den Teil der hochwertigen Nachmittagsbetreuung dadurch erhöhen, indem eine stärkere Vermischung stattfinde, also Stunden aus dem eigentlichen Nachmittagsangebot in den Vormittag gelegt würden. Gewährleistet sein müsse auch die weitere Bezuschussung des Mittagsangebotes, um auch Kindern aus sozial schwächeren Familien die Teilnahme am Mittagessen zu garantieren. Gleichzeitig gelte es dabei auch, auf die Qualität zu achten und die Ernährungsgewohnheiten der Kinder auf eine gesunde Ernährung auszurichten. Im übrigen könne man auch Gesamtschulen als Ganztagsschulen betreiben.

 

Ratsherr NOWAK verdeutlicht die Problematik, dass der Weg zu einer Ganztagsschule durch das umfangreiche Prozedere heutzutage lang geworden sei. Vielfach seien Schulleiter und Lehrer auch keineswegs begeistert von einer Ganztagsschule weil sie bemängelten, dass es sich nicht wirklich um eine Ganztagsschule handelte, sondern am Nachmittag eher um  ein nettes Freizeitangebot, da man mit zusätzlichem Personal nicht aufwarten könne. Wolle man das erbringen, was eine Ganztagsschule eigentlich erbringen sollte, nämlich eine qualifizierte Betreuung, bedeute es eine Doppelbelastung für die Lehrer. Dies sei ein durchaus berechtigter Widerstand und man sei in der Verpflichtung, hierfür einvernehmliche Lösungen zu finden. Der vorliegende Antrag sei sicherlich richtig, es müssten aber noch einige Hürden genommen werden. Eine Ganztagsschule ohne eine qualifizierte Betreuung am Nachmittag verdiene nicht den Namen Ganztagsschule und fände nicht die Unterstützung der Lehrer und Eltern.

 

Ratsherr SOLDAN wirft ein, dass der Antrag ohne Aussprache direkt in den Ausschuss hätte verwiesen werden können, da die Selbstverständlichkeiten angesichts der übereinstimmenden Meinungen hier nicht noch einmal hätten vorgetragen werden müssen.

 

Oberbürgermeister MÄDGE ergänzt, dass die Mehrheit des Rates in der letzten Haushaltsdebatte beschlossen habe, jeder Schule bis zu 50.000 Euro zur Verfügung zu stellen, um eben die von Ratsherrn Nowak geforderte pädagogische Unterstützung zu finanzieren. Dieses Geld stehe bereit und könne abgerufen werden, wenngleich die Grünen gegen den Haushalt gestimmt haben.

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Rat der Hansestadt Lüneburg überweist den Antrag einstimmig zur weiteren Beratung in den Schulausschuss.

 

(56a)