Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Erster Stadtrat KOCH stellt dar, dass das so genannte eigentliche Audimax Teil
eines größeren Gesamtbauvorhabens sei, das zuletzt vor wenigen Tagen in der
Landeszeitung erneut vorgestellt worden sei. Das Gebäude, in welchem das
Audimax als größter Hörsaal untergebracht werde, sei ein Zentralgebäude für
Zwecke der Lehre und Forschung. Die Universität beabsichtige, im Rahmen des
Gesamtkonzeptes unter anderem dieses neue Zentralgebäude mit einer Nutzfläche
von etwa 11.000 m2 zu errichten. Die Baukosten dieses Komplexes
ließen sich noch nicht abschließend beurteilen, bisher gebe es nur die
Entwurfsskizzen des Architekten Libeskind, die reale Ausführungsplanung werde
ein noch zu findendes Architektenbüro übernehmen. Über die konkrete Raumplanung
habe es nach Mitteilung der Universität Abstimmungsgespräche mit dem
Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gegeben. Raumplanungs-
und Nutzungskonzepte seien somit vorhanden. Insbesondere das Audimax, die Mensa
und die damit verbundenen Ausstellungsflächen sollten so konzipiert werden,
dass sie sich auch zur Ausrichtung von Saalveranstaltungen mit bis zu 2.500
Besuchern eignen. Das Audimax selbst werde etwa 1.100 m2 Fläche
haben. Die Stadt stehe in Verhandlungen, um nicht nur eine Podiumsbestuhlung zu
ermöglichen, sondern auch eine Kongressanordnung, also eine Einrichtung mit
Stühlen und Tischen. Die Räumlichkeiten des Audimax sollten auch der
Allgemeinnutzung zur Verfügung stehen, nicht zuletzt, um der Universität
Einnahmen zur Verwendung für Lehre und Forschung einzubringen. Das
Nutzungskonzept sehe vor, dass Veranstaltungen mit entsprechender
Entgeltstruktur aus Gründen der Refinanzierung einen gewissen Vorrang haben
sollen. Selbstverständlich sollten aber auch Veranstaltungen von Vereinen und
Organisationen stattfinden, die dem Allgemeinwohl verpflichtet seien, ebenso
wie Veranstaltungen, an denen Stadt, Landkreis und die Öffentlichkeit ein
Interesse haben. Diese Veranstaltungen sollen im Rahmen einer
Gesamtjahresbelegungsplanung zwischen Universität, Stadt und Landkreis
abgestimmt werden, um den verschiedenen Interessen Rechnung zu tragen. Ein
festes Kontingent werde nicht vereinbart, dies hänge ab von der sich
entwickelnden Nachfrage. Die ‚nichtuniversitären’ Nutzungen müssen
natürlich mit den Aufgaben und Zielen einer öffentlichen Universität vereinbar
sein, hierzu werde die Universitätsleitung mit ihren Gremien eine entsprechende
Nutzungs- und Mietordnung noch erarbeiten. Die Stadt sei sehr daran interessiert, dass
‚nichtuniversitäre’ Veranstaltungen im Audimax durchgeführt werden,
da bekanntlich Veranstaltungsräume in dieser Größenordnung in der Stadt nicht
zur Verfügung stehen. Die Frage nach der Zahl der ausgefallenen Veranstaltungen
sei sehr schwierig zu beantworten. Es sei allgemein – insbesondere auch
unter den Konzertveranstaltern – bekannt gewesen, dass die Nordlandhalle
nicht zur Verfügung stehe, wodurch Anfragen vielfach gar nicht erst an die
Stadt gerichtet worden seien. Daher lasse sich auch nicht abschätzen, wie viele
Veranstaltungen stattgefunden hätten. Gelegentlich eingehende Anfragen seien
eher abstrakter Art und darauf ausgerichtet, ob es generell die Möglichkeit
gebe, Veranstaltungen in Lüneburg durchzuführen. Größere
Hallensportveranstaltungen lassen sich zurzeit in Lüneburg nicht durchführen,
eine gewisse Kompensation habe man durch die Umwidmung der Sportanlagen auf dem
Kreideberg erreicht. In der Spitzenauslastung hatte die Nordlandhalle in den
achtziger und neunziger Jahren etwa vierzig Großveranstaltungen jährlich, von
denen ein großer Teil Sportveranstaltungen gewesen seien, sowie
durchschnittlich siebzehn Tourneeveranstaltungen. Diese Zahl sei zuletzt stark
rückläufig gewesen, da die Qualität der Nordlandhalle den Ansprüchen der
Veranstalter nicht mehr genügt habe. Zudem habe es auch seinerzeit keine
sichere Möglichkeit der Durchführung gegeben, vielmehr sei in jedem Einzelfall
eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung erforderlich gewesen. Nach der
heute geltenden Versammlungsstättenverordnung aus dem Jahre 2005 wäre eine
Veranstaltungsdurchführung in der damaligen Weise nicht mehr zulässig. Zur Frage der Konkurrenz zwischen Audimax und Vamos habe
ebenfalls gerade kürzlich einen Artikel in der Landeszeitung gestanden, wonach
die Betreiber des Vamos den Dialog mit der Universität suchten. Von beiden
Seiten werde die Situation nicht als unmittelbare Konkurrenz gesehen, sondern
als Ergänzung und als aufeinander bezogene Veranstaltungsmöglichkeiten. Die
Vamos Kulturhalle habe eine maximale Kapazität von etwa 1.200 Personen. Sie
habe keinen laufenden Subventionsbedarf. Einige Veranstaltungen haben sich in
das Kulturforum Gut Wienebüttel verlagert, dort sei Platz für rund 600 Gäste. Auf Antrag des Ratsherrn KROLL wird einstimmig
Aussprache beschlossen. Ratsherr KROLL verweist auf eine Informationsveranstaltung des Präsidenten
der Universität am 18. April mit 300 Gästen. Da Stadt und Landkreis mit fast 10
% an den Baukosten beteiligt seien, bitte er um Auskunft, welche Vertreterinnen
und Vertreter der Verwaltung, des Bauausschusses und des Kultur- und
Partnerschaftsausschusses eingeladen und anwesend waren. Oberbürgermeister MÄDGE antwortet, dass Beigeordneter Dörbaum als
Vorsitzender des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung die Stadt vertreten
habe. Ratsherr MEIHSIES stellt klar, dass es sich nicht um eine Veranstaltung des
Präsidenten der Universität gehandelt habe, sondern um eine der
Universitätsgesellschaft, diese habe auch die Auswahl bei den Einladungen
getroffen, er selbst habe ebenfalls daran teilgenommen. Die Entwicklung der
Universität habe zu einer teilweise intensiven und hitzigen Diskussion in
Lüneburg geführt. Als man im Rat in den neunziger Jahren über die Entwicklung
der Universität und über den Bebauungsplan für das dortige Gebiet gesprochen
habe, sei nicht absehbar gewesen, dass die Universität heute einen gewaltigen
Sprung in die Zukunft machen werde, daher habe man den künftigen Flächenbedarf nicht
schon früher berücksichtigt. Sonst hätte man die heutige Diskussion um die
Vernichtung von Grünflächen vermeiden können. Hier müsse man selbstkritisch
sein, was man für Industrieflächen mit dem Vorhalten von Optionsflächen für die
Erweiterung verlange, habe man selbst bei der Universität nicht gemacht.
Stattdessen habe man dem Wunsch nach Wohnungsbau auf der angrenzenden Fläche
nachgegeben, wodurch nun ein Engpass entstehe. Das könne man jedoch nun nicht
mehr rückgängig machen. Seine Fraktion stehe der Entwicklung der Universität
grundsätzlich positiv gegenüber. Es sei wichtig, als Stadt Lüneburg eine
finanzielle Verpflichtung, wie sie im Kooperationsvertrag eingegangen worden
sei, zu übernehmen, gleichwohl aber auch zu hinterfragen, wie auf diese Weise
eingesetzte Steuergelder auch einen Gewinn für die Stadt bringen, indem nämlich
die Stadt Lüneburg ein Nutzungsrecht erhalte und damit die Möglichkeit, wieder
Veranstaltungen durchzuführen, nachdem die Nordlandhalle dafür ausgefallen sei.
Die Antwort von Herrn Koch habe deutlich gemacht, welche
Ausnutzungsmöglichkeiten einmal vorhanden sein werden. Er unterstütze die
Forderung nach einer Kongressbestuhlung, einfache Sitzreihen seien für eine
vielschichtige Nutzung nicht ausreichend. Die Universität habe sich ein großes Ziel gesetzt. Über die
Architektur wolle er nicht streiten, Architektur sei oft eine Geschmackssache.
Die Universität habe jedoch aus ökologischer Sicht ein entscheidendes Merkmal
gesetzt und im Kooperationsvertrag schriftlich niedergelegt, indem der
energetische Verbrauch dieses Gebäudes sich mit seiner Energieerzeugung decken
solle. Es solle also ein Null-Energie-Haus entstehen. Das sei eine hohe Hürde
und eine ökologische Herausforderung, zumal die Universität für sich als Label
entwickelt habe, eine nachhaltige Universität zu sein. An diesem eigenen
Anspruch messe seine Partei eine künftige bauliche Entwicklung im
Universitätsbereich. Für die Stadt Lüneburg müsse deutlicher nachgewiesen
werden, dass sich ein konkreter und erkennbarer Nutzen im Rahmen von Kongressen
und Veranstaltungen ergibt. Das sei man dem Bürger schuldig, wenn man die
Nordlandhalle aufgebe. Dies seien die beiden wichtigsten Anforderungen, wenn
diese erfüllt werden, würden die Grünen auch grünes Licht geben. Beigeordneter DÖRBAUM erinnert daran, dass man Anfang der neunziger Jahre froh
gewesen sei, den Hochschulstandort mit dem Universitätsstandort zu sichern. Die
außerordentlich positive Entwicklung der Universität sei nicht zuletzt dem
Einsatz und den damaligen Beschlüssen der Politiker zu verdanken. Jetzt sei man
in der Situation, dass sich die Universität im Umbruch befinde und nach einem
neuen Profil suche. Bei der vor kurzem geschlossenen Rahmenvereinbarung habe er
vor allem kritische Töne und Vorbehalte von Herrn Meihsies gehört und immer
wieder die Frage nach Details, nach dem ‚wie’ und ‚warum
jetzt’. Die Gruppe habe sich zu der Rahmenvereinbarung bekannt, um den
Universitätsstandort Lüneburg zu sichern, daher stehe man heute auch zu den Planungen
im Bereich der Universität. Es sei deutlich geworden, dass eine Universität in
Deutschland nur dann Bestand habe, wenn sie ein ausgewiesenes Profil besitze.
Es gebe achtzig Universitäten in Deutschland, wobei Lüneburg zu den kleineren
Standorten gehöre und daher ein besonders gutes Profil benötige. Hier sei man
auf dem richtigen Wege. Man könne nicht die Entscheidungen der Universität
vorwegnehmen, dafür gebe es dort die entsprechenden Gremien, jedoch könne man
die notwendigen Rahmenbedingungen durch eine unterstützende Bauleitplanung
schaffen. Er halte es für eine einmalige Chance, einen Libeskind-Bau zu
erhalten. Man sei auf dem Wege, eine Nutzungsmöglichkeit im Kongress-
und Veranstaltungsbereich für das Audimax zu erhalten, man müsse aber auch
deutlich sagen, dass man keine Stadthalle bekommen werde. Dafür werde man sich
dort finanziell einbringen, auch ohne das letzte Detail vorzuschreiben. Man
stütze mit der finanziellen Zuwendung an die Universität eine
Bildungseinrichtung besonderer Art in Lüneburg, die dem Standort Lüneburg
helfe. Er bitte darum, wie in der Rahmenvereinbarung festgelegt, zielgerichtet
mit der Universität zusammen zu arbeiten. Ratsherr RIECHEY sieht die Universität ebenfalls von zentraler
bildungspolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung für den Standort Lüneburg.
Daher sei eine Weiterentwicklung grundsätzlich immer sinnvoll. Sie müsse jedoch
die Unterstützung aller Akteure finden und es müssten alle Beteiligten in den
Prozess eingebunden werden. Der bisherige Führungsstil und die Kommunikationsbereitschaft
des Präsidiums ließen sehr zu wünschen übrig, daher begrüße er ausdrücklich,
dass die Stadt Lüneburg das Baugenehmigungsverfahren eingeleitet habe, in dem
die Möglichkeit bestehe, die Pläne einem breiteren Publikum zugänglich zu
machen und mit Einwendungen darauf zu reagieren. Dies sei nach seiner Kenntnis
auch massiv genutzt worden, das finde er sehr erfreulich. Er sehe eine Chance,
mit einer besonderen Architektur etwas zu bewirken, dennoch müsse sich auch die
Universität an bestimmte Spielregeln der Gestaltung halten, Baumaßnahmen
müssten den Anforderungen einer Universität gerecht werden. Im Hinblick auf die perspektivische Entwicklung hätte seine
Fraktion sich gewünscht, dass die Studentenzahlen stiegen, in den letzten zwei
Jahren seien sie um 15 % zurückgegangen. Er sehe es derzeit nicht so, dass die
Universität sich so entwickle, wie man sich das vorstelle. Er habe noch am
Vortag mit Herrn Prof. Spoun ausführlich über den aktuellen Stand der
Entwicklung diskutiert. Bezüglich der ökologischen Konsequenzen, die jetzt im
Bebauungsplan angestoßen würden, sei er mit den Grünen nicht einer Meinung,
hier hätte er mehr Initiative erwartet. Der Versiegelungsgrad solle von derzeit
70 auf 80 % steigen, da man bisher erst bei 55 % liege, könnten schon jetzt noch
rund 2,25 Hektar bebaut werden, daher stelle sich die Frage, ob eine Anhebung
überhaupt erforderlich sei. Er wolle die Universität nicht zu einer Betonwüste
verkommen lassen, der Charme der Universität entstehe nicht zuletzt durch die
vorhandenen Grünflächen. Er wundere sich, dass die Grünen sich nicht für den
Bestandsschutz von mehr als einhundert alten Bäumen einsetzten. Es gebe dort
einen Biotopgarten, in dem geschützte Vogelarten gesichtet worden seien, so
dass man sich die ökologischen Folgen sehr genau überlegen müsse. Dafür
Ersatzbäume in Wilschenbruch zu pflanzen, halte er nicht für angemessen. Er
rege zudem an, dass im Rahmen des Emissionsschutzgutachtens Stellung genommen
werde zu der an das Veranstaltungsgebäude angrenzenden Wohnbebauung, diese
müsse bei der Durchführung von Veranstaltungen berücksichtigt werden. Gedanken müsse man sich machen, ob das Audimax den
Anforderungen genüge, da man immer eine Stadthallennutzung gewünscht habe. In
der Nordlandhalle wären bis zu 4.000 Plätze möglich gewesen, im Kernbereich des
Audimax würden jedoch nur 1.200 Plätze verfügbar sein, unter Einbeziehung der
Mensa etwa die doppelte Anzahl, jedoch seien beides getrennte Komplexe. Eine
solche Kapazität habe man auch im Vamos, daher erschließe sich ihm der Nutzen
für die Stadt Lüneburg nicht. So lange die Frage der Kapazitätenberechnung
nicht geklärt sei, dürfe man nicht die Nordlandhalle veräußern, dies werde er
später noch darstellen. Beigeordnete BAUMGARTEN wundert sich, dass zur Anfrage über den Planungsstand
des Audimax nun über Bäume geredet werde. Es sei zu Recht nach der Planung
gefragt worden, hierüber sei durch Herrn Koch umfassend Auskunft erteilt
worden. Natürlich hätte man 1991 viele Dinge anders gemacht, wenn man bereits
den heutigen Kenntnisstand gehabt hätte. Aus heutiger Sicht habe man am
Bockelsberg einen lebendigen Stadtteil, so dass man im Nachhinein froh sein
könne, dass die Bebauung damals so durchführt worden sei. Außerdem habe man
dort eine Universität, die anerkannt sei und sich erweitern wolle. Man könne
stolz sein auf diese Entwicklung und dürfe nicht immer alles klein und kaputt
reden. Ratsherr SOLDAN findet es ebenfalls erstaunlich, dass im Rahmen einer
Anfrage zum Planungsstand gleich die Grundlagen des Bebauungsplanes besprochen
werden. Es stünden noch andere Dinge auf der Tagesordnung, die ebenfalls
wichtig seien. Als Stadt habe man naturgemäß ein völlig anderes Interesse an
dem diskutierten Gebäude als die Universität. Die Universität brauche keine
Stadthalle, sondern ein Audimax – vielleicht. Das werde man kritisch
begleiten, den Planungsstand habe man erfahren, alles andere komme später. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg nimmt Kenntnis. (V,
4) |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||