Bürgerinformationssystem

Auszug - Planungsstand Audimax (Anfrage der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen vom 22.01.2008)  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Rates der Hansestadt Lüneburg
TOP: Ö 5.1
Gremium: Rat der Hansestadt Lüneburg Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Do, 24.04.2008    
Zeit: 17:00 - 20:25 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/2718/08 Planungsstand Audimax (Anfrage der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen vom 22.01.2008)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Anfrage d. Fraktion Bünd. 90/Die Grünen
Federführend:01 - Büro der Oberbürgermeisterin Beteiligt:Fachbereich 4 - Kultur
Bearbeiter/-in: Gieseking, Stefan  DEZERNAT V
 
Wortprotokoll
Beschluss

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Erster Stadtrat KOCH stellt dar, dass das so genannte eigentliche Audimax Teil eines größeren Gesamtbauvorhabens sei, das zuletzt vor wenigen Tagen in der Landeszeitung erneut vorgestellt worden sei. Das Gebäude, in welchem das Audimax als größter Hörsaal untergebracht werde, sei ein Zentralgebäude für Zwecke der Lehre und Forschung. Die Universität beabsichtige, im Rahmen des Gesamtkonzeptes unter anderem dieses neue Zentralgebäude mit einer Nutzfläche von etwa 11.000 m2 zu errichten. Die Baukosten dieses Komplexes ließen sich noch nicht abschließend beurteilen, bisher gebe es nur die Entwurfsskizzen des Architekten Libeskind, die reale Ausführungsplanung werde ein noch zu findendes Architektenbüro übernehmen. Über die konkrete Raumplanung habe es nach Mitteilung der Universität Abstimmungsgespräche mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gegeben. Raumplanungs- und Nutzungskonzepte seien somit vorhanden. Insbesondere das Audimax, die Mensa und die damit verbundenen Ausstellungsflächen sollten so konzipiert werden, dass sie sich auch zur Ausrichtung von Saalveranstaltungen mit bis zu 2.500 Besuchern eignen. Das Audimax selbst werde etwa 1.100 m2 Fläche haben. Die Stadt stehe in Verhandlungen, um nicht nur eine Podiumsbestuhlung zu ermöglichen, sondern auch eine Kongressanordnung, also eine Einrichtung mit Stühlen und Tischen. Die Räumlichkeiten des Audimax sollten auch der Allgemeinnutzung zur Verfügung stehen, nicht zuletzt, um der Universität Einnahmen zur Verwendung für Lehre und Forschung einzubringen. Das Nutzungskonzept sehe vor, dass Veranstaltungen mit entsprechender Entgeltstruktur aus Gründen der Refinanzierung einen gewissen Vorrang haben sollen. Selbstverständlich sollten aber auch Veranstaltungen von Vereinen und Organisationen stattfinden, die dem Allgemeinwohl verpflichtet seien, ebenso wie Veranstaltungen, an denen Stadt, Landkreis und die Öffentlichkeit ein Interesse haben. Diese Veranstaltungen sollen im Rahmen einer Gesamtjahresbelegungsplanung zwischen Universität, Stadt und Landkreis abgestimmt werden, um den verschiedenen Interessen Rechnung zu tragen. Ein festes Kontingent werde nicht vereinbart, dies hänge ab von der sich entwickelnden Nachfrage. Die ‚nichtuniversitären’ Nutzungen müssen natürlich mit den Aufgaben und Zielen einer öffentlichen Universität vereinbar sein, hierzu werde die Universitätsleitung mit ihren Gremien eine entsprechende Nutzungs- und Mietordnung noch erarbeiten.

Die Stadt sei sehr daran interessiert, dass ‚nichtuniversitäre’ Veranstaltungen im Audimax durchgeführt werden, da bekanntlich Veranstaltungsräume in dieser Größenordnung in der Stadt nicht zur Verfügung stehen. Die Frage nach der Zahl der ausgefallenen Veranstaltungen sei sehr schwierig zu beantworten. Es sei allgemein – insbesondere auch unter den Konzertveranstaltern – bekannt gewesen, dass die Nordlandhalle nicht zur Verfügung stehe, wodurch Anfragen vielfach gar nicht erst an die Stadt gerichtet worden seien. Daher lasse sich auch nicht abschätzen, wie viele Veranstaltungen stattgefunden hätten. Gelegentlich eingehende Anfragen seien eher abstrakter Art und darauf ausgerichtet, ob es generell die Möglichkeit gebe, Veranstaltungen in Lüneburg durchzuführen. Größere Hallensportveranstaltungen lassen sich zurzeit in Lüneburg nicht durchführen, eine gewisse Kompensation habe man durch die Umwidmung der Sportanlagen auf dem Kreideberg erreicht. In der Spitzenauslastung hatte die Nordlandhalle in den achtziger und neunziger Jahren etwa vierzig Großveranstaltungen jährlich, von denen ein großer Teil Sportveranstaltungen gewesen seien, sowie durchschnittlich siebzehn Tourneeveranstaltungen. Diese Zahl sei zuletzt stark rückläufig gewesen, da die Qualität der Nordlandhalle den Ansprüchen der Veranstalter nicht mehr genügt habe. Zudem habe es auch seinerzeit keine sichere Möglichkeit der Durchführung gegeben, vielmehr sei in jedem Einzelfall eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung erforderlich gewesen. Nach der heute geltenden Versammlungsstättenverordnung aus dem Jahre 2005 wäre eine Veranstaltungsdurchführung in der damaligen Weise nicht mehr zulässig.

Zur Frage der Konkurrenz zwischen Audimax und Vamos habe ebenfalls gerade kürzlich einen Artikel in der Landeszeitung gestanden, wonach die Betreiber des Vamos den Dialog mit der Universität suchten. Von beiden Seiten werde die Situation nicht als unmittelbare Konkurrenz gesehen, sondern als Ergänzung und als aufeinander bezogene Veranstaltungsmöglichkeiten. Die Vamos Kulturhalle habe eine maximale Kapazität von etwa 1.200 Personen. Sie habe keinen laufenden Subventionsbedarf. Einige Veranstaltungen haben sich in das Kulturforum Gut Wienebüttel verlagert, dort sei Platz für rund 600 Gäste.

 

Auf Antrag des Ratsherrn KROLL wird einstimmig Aussprache beschlossen.

 

Ratsherr KROLL verweist auf eine Informationsveranstaltung des Präsidenten der Universität am 18. April mit 300 Gästen. Da Stadt und Landkreis mit fast 10 % an den Baukosten beteiligt seien, bitte er um Auskunft, welche Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung, des Bauausschusses und des Kultur- und Partnerschaftsausschusses eingeladen und anwesend waren.

 

Oberbürgermeister MÄDGE antwortet, dass Beigeordneter Dörbaum als Vorsitzender des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung die Stadt vertreten habe.

 

Ratsherr MEIHSIES stellt klar, dass es sich nicht um eine Veranstaltung des Präsidenten der Universität gehandelt habe, sondern um eine der Universitätsgesellschaft, diese habe auch die Auswahl bei den Einladungen getroffen, er selbst habe ebenfalls daran teilgenommen. Die Entwicklung der Universität habe zu einer teilweise intensiven und hitzigen Diskussion in Lüneburg geführt. Als man im Rat in den neunziger Jahren über die Entwicklung der Universität und über den Bebauungsplan für das dortige Gebiet gesprochen habe, sei nicht absehbar gewesen, dass die Universität heute einen gewaltigen Sprung in die Zukunft machen werde, daher habe man den künftigen Flächenbedarf nicht schon früher berücksichtigt. Sonst hätte man die heutige Diskussion um die Vernichtung von Grünflächen vermeiden können. Hier müsse man selbstkritisch sein, was man für Industrieflächen mit dem Vorhalten von Optionsflächen für die Erweiterung verlange, habe man selbst bei der Universität nicht gemacht. Stattdessen habe man dem Wunsch nach Wohnungsbau auf der angrenzenden Fläche nachgegeben, wodurch nun ein Engpass entstehe. Das könne man jedoch nun nicht mehr rückgängig machen. Seine Fraktion stehe der Entwicklung der Universität grundsätzlich positiv gegenüber. Es sei wichtig, als Stadt Lüneburg eine finanzielle Verpflichtung, wie sie im Kooperationsvertrag eingegangen worden sei, zu übernehmen, gleichwohl aber auch zu hinterfragen, wie auf diese Weise eingesetzte Steuergelder auch einen Gewinn für die Stadt bringen, indem nämlich die Stadt Lüneburg ein Nutzungsrecht erhalte und damit die Möglichkeit, wieder Veranstaltungen durchzuführen, nachdem die Nordlandhalle dafür ausgefallen sei. Die Antwort von Herrn Koch habe deutlich gemacht, welche Ausnutzungsmöglichkeiten einmal vorhanden sein werden. Er unterstütze die Forderung nach einer Kongressbestuhlung, einfache Sitzreihen seien für eine vielschichtige Nutzung nicht ausreichend.

Die Universität habe sich ein großes Ziel gesetzt. Über die Architektur wolle er nicht streiten, Architektur sei oft eine Geschmackssache. Die Universität habe jedoch aus ökologischer Sicht ein entscheidendes Merkmal gesetzt und im Kooperationsvertrag schriftlich niedergelegt, indem der energetische Verbrauch dieses Gebäudes sich mit seiner Energieerzeugung decken solle. Es solle also ein Null-Energie-Haus entstehen. Das sei eine hohe Hürde und eine ökologische Herausforderung, zumal die Universität für sich als Label entwickelt habe, eine nachhaltige Universität zu sein. An diesem eigenen Anspruch messe seine Partei eine künftige bauliche Entwicklung im Universitätsbereich. Für die Stadt Lüneburg müsse deutlicher nachgewiesen werden, dass sich ein konkreter und erkennbarer Nutzen im Rahmen von Kongressen und Veranstaltungen ergibt. Das sei man dem Bürger schuldig, wenn man die Nordlandhalle aufgebe. Dies seien die beiden wichtigsten Anforderungen, wenn diese erfüllt werden, würden die Grünen auch grünes Licht geben.

 

Beigeordneter DÖRBAUM erinnert daran, dass man Anfang der neunziger Jahre froh gewesen sei, den Hochschulstandort mit dem Universitätsstandort zu sichern. Die außerordentlich positive Entwicklung der Universität sei nicht zuletzt dem Einsatz und den damaligen Beschlüssen der Politiker zu verdanken. Jetzt sei man in der Situation, dass sich die Universität im Umbruch befinde und nach einem neuen Profil suche. Bei der vor kurzem geschlossenen Rahmenvereinbarung habe er vor allem kritische Töne und Vorbehalte von Herrn Meihsies gehört und immer wieder die Frage nach Details, nach dem ‚wie’ und ‚warum jetzt’. Die Gruppe habe sich zu der Rahmenvereinbarung bekannt, um den Universitätsstandort Lüneburg zu sichern, daher stehe man heute auch zu den Planungen im Bereich der Universität. Es sei deutlich geworden, dass eine Universität in Deutschland nur dann Bestand habe, wenn sie ein ausgewiesenes Profil besitze. Es gebe achtzig Universitäten in Deutschland, wobei Lüneburg zu den kleineren Standorten gehöre und daher ein besonders gutes Profil benötige. Hier sei man auf dem richtigen Wege. Man könne nicht die Entscheidungen der Universität vorwegnehmen, dafür gebe es dort die entsprechenden Gremien, jedoch könne man die notwendigen Rahmenbedingungen durch eine unterstützende Bauleitplanung schaffen. Er halte es für eine einmalige Chance, einen Libeskind-Bau zu erhalten.

Man sei auf dem Wege, eine Nutzungsmöglichkeit im Kongress- und Veranstaltungsbereich für das Audimax zu erhalten, man müsse aber auch deutlich sagen, dass man keine Stadthalle bekommen werde. Dafür werde man sich dort finanziell einbringen, auch ohne das letzte Detail vorzuschreiben. Man stütze mit der finanziellen Zuwendung an die Universität eine Bildungseinrichtung besonderer Art in Lüneburg, die dem Standort Lüneburg helfe. Er bitte darum, wie in der Rahmenvereinbarung festgelegt, zielgerichtet mit der Universität zusammen zu arbeiten.

 

Ratsherr RIECHEY sieht die Universität ebenfalls von zentraler bildungspolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung für den Standort Lüneburg. Daher sei eine Weiterentwicklung grundsätzlich immer sinnvoll. Sie müsse jedoch die Unterstützung aller Akteure finden und es müssten alle Beteiligten in den Prozess eingebunden werden. Der bisherige Führungsstil und die Kommunikationsbereitschaft des Präsidiums ließen sehr zu wünschen übrig, daher begrüße er ausdrücklich, dass die Stadt Lüneburg das Baugenehmigungsverfahren eingeleitet habe, in dem die Möglichkeit bestehe, die Pläne einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und mit Einwendungen darauf zu reagieren. Dies sei nach seiner Kenntnis auch massiv genutzt worden, das finde er sehr erfreulich. Er sehe eine Chance, mit einer besonderen Architektur etwas zu bewirken, dennoch müsse sich auch die Universität an bestimmte Spielregeln der Gestaltung halten, Baumaßnahmen müssten den Anforderungen einer Universität gerecht werden.

Im Hinblick auf die perspektivische Entwicklung hätte seine Fraktion sich gewünscht, dass die Studentenzahlen stiegen, in den letzten zwei Jahren seien sie um 15 % zurückgegangen. Er sehe es derzeit nicht so, dass die Universität sich so entwickle, wie man sich das vorstelle. Er habe noch am Vortag mit Herrn Prof. Spoun ausführlich über den aktuellen Stand der Entwicklung diskutiert. Bezüglich der ökologischen Konsequenzen, die jetzt im Bebauungsplan angestoßen würden, sei er mit den Grünen nicht einer Meinung, hier hätte er mehr Initiative erwartet. Der Versiegelungsgrad solle von derzeit 70 auf 80 % steigen, da man bisher erst bei 55 % liege, könnten schon jetzt noch rund 2,25 Hektar bebaut werden, daher stelle sich die Frage, ob eine Anhebung überhaupt erforderlich sei. Er wolle die Universität nicht zu einer Betonwüste verkommen lassen, der Charme der Universität entstehe nicht zuletzt durch die vorhandenen Grünflächen. Er wundere sich, dass die Grünen sich nicht für den Bestandsschutz von mehr als einhundert alten Bäumen einsetzten. Es gebe dort einen Biotopgarten, in dem geschützte Vogelarten gesichtet worden seien, so dass man sich die ökologischen Folgen sehr genau überlegen müsse. Dafür Ersatzbäume in Wilschenbruch zu pflanzen, halte er nicht für angemessen. Er rege zudem an, dass im Rahmen des Emissionsschutzgutachtens Stellung genommen werde zu der an das Veranstaltungsgebäude angrenzenden Wohnbebauung, diese müsse bei der Durchführung von Veranstaltungen berücksichtigt werden.

Gedanken müsse man sich machen, ob das Audimax den Anforderungen genüge, da man immer eine Stadthallennutzung gewünscht habe. In der Nordlandhalle wären bis zu 4.000 Plätze möglich gewesen, im Kernbereich des Audimax würden jedoch nur 1.200 Plätze verfügbar sein, unter Einbeziehung der Mensa etwa die doppelte Anzahl, jedoch seien beides getrennte Komplexe. Eine solche Kapazität habe man auch im Vamos, daher erschließe sich ihm der Nutzen für die Stadt Lüneburg nicht. So lange die Frage der Kapazitätenberechnung nicht geklärt sei, dürfe man nicht die Nordlandhalle veräußern, dies werde er später noch darstellen.

 

Beigeordnete BAUMGARTEN wundert sich, dass zur Anfrage über den Planungsstand des Audimax nun über Bäume geredet werde. Es sei zu Recht nach der Planung gefragt worden, hierüber sei durch Herrn Koch umfassend Auskunft erteilt worden. Natürlich hätte man 1991 viele Dinge anders gemacht, wenn man bereits den heutigen Kenntnisstand gehabt hätte. Aus heutiger Sicht habe man am Bockelsberg einen lebendigen Stadtteil, so dass man im Nachhinein froh sein könne, dass die Bebauung damals so durchführt worden sei. Außerdem habe man dort eine Universität, die anerkannt sei und sich erweitern wolle. Man könne stolz sein auf diese Entwicklung und dürfe nicht immer alles klein und kaputt reden.

 

Ratsherr SOLDAN findet es ebenfalls erstaunlich, dass im Rahmen einer Anfrage zum Planungsstand gleich die Grundlagen des Bebauungsplanes besprochen werden. Es stünden noch andere Dinge auf der Tagesordnung, die ebenfalls wichtig seien. Als Stadt habe man naturgemäß ein völlig anderes Interesse an dem diskutierten Gebäude als die Universität. Die Universität brauche keine Stadthalle, sondern ein Audimax – vielleicht. Das werde man kritisch begleiten, den Planungsstand habe man erfahren, alles andere komme später.

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Der Rat der Hansestadt Lüneburg nimmt Kenntnis.

 

(V, 4)