Bürgerinformationssystem
Herr Prof. Dr. Frenkel gibt einen Sachstandsbericht. So habe
man grundsätzlich nur 6-10 Minuten Zeit, um einen plötzlichen Herzstillstand
ohne Schaden zu überleben. Allein wegen der Dauer der Alarmierung und der
Anfahrt von geschulten Rettungskräften kommt es häufig vor, dass Patienten mehr
als 10 Minuten ohne ausreichende Sauerstoffversorgung des Hirnes sind. Insgesamt kommt es auf ein Gesamtkonzept an. In einer 1.
Stufe muss ein kompetenter Rettungsdienst organisiert sein, aber in einer 2.
Stufe sind gut ausgebildete Laien wichtig, die allerdings häufig erst eine
natürliche Hemmschwelle überwinden müssen, bis sie im Notfall dann auch
tatsächlich tätig werden. Insofern bedarf es auch einer Ausbildungsphilosophie,
die Laien gut schult. Die Björn-Steiger-Stiftung hat sich seit dem Jahr 2000
diesem Thema angenommen. So setzt man dort auf gut ausgebildete Laien und
schafft zusätzlich die Möglichkeit auf ein automatisiertes Gerät
zurückzugreifen. In Lüneburg gibt es seit ca. 2 ½ Jahren 2 Defibrillatoren,
die den Fachkräften zur Verfügung stehen. Vor ca. 2 Jahren wurde dann im
Lüneburger Bahnhof ein automatisierter Defibrillator aufgestellt, der bisher
noch nicht eingesetzt werden musste. In Deutschland hat die Stiftung bisher ca. 15.000 Geräte
vertrieben, wobei die Einzelgeräte Kosten von 900 bis 3.000 € als
subventionierter Preis über die Stiftung verursachen. Die Geräte sind
sprachgesteuert und können auch von Laien bedient werden. Herr Prof. Dr. Frenkel beurteilt diese Geräte als
medizinisch sinnvoll, aber die Geräteaufstellung muss Teil eines
Gesamtkonzeptes sein, damit der effektive Nutzen gezogen werden kann. Nach
seinen Anfragen könnte sich z. B. die Firma Karstadt in Lüneburg vorstellen,
solch ein Gerät mit zu sponsern, wenn ein sinnvolles Gesamtkonzept erarbeitet
und vorgelegt wird. Herr Soldan ergänzt die Ausführungen mit Ergebnissen einer
Studie der Universität München. Zudem stellt er klar, dass der Antrag seiner
Fraktion nicht bedeutet, dass die Stadt Lüneburg solche Geräte anschafft. Er berichtet weiter, dass im Stadtteil Ochtmissen zwei
solche Geräte geplant seien, die über privates Sponsoring finanziert werden. Frau Reckermann vom DRK weist darauf hin, dass Ausbilder für
Laien zur Nutzung und zum Einsatz solcher Geräte vorhanden sind. Allerdings
sind Übungsgeräte erforderlich, damit der Umgang erlernt werden kann.
Grundsätzlich handele es sich aber um ein Laiengerät, das jeder nutzen kann.
Ein einsatzfähiges Gerät wird beim DRK-Ortsverband An den Reeperbahnen
vorgehalten werden. Herr Siller erkundigt sich nach Schadensmöglichkeiten für
den Patienten, bedingt durch unsachgemäßen Umgang mit dem Gerät, das durch
Laien bedient wird. Frau Reckermann unterstreicht, dass es solche nicht gibt,
da das Gerät nur dann einen Stromstoß abgibt, wenn die tatsächliche
Notwendigkeit vom Gerät festgestellt wurde. Herr Bast begrüßt die Idee eines Sponsoring. Er würde eine
Aufstellung eines solchen Gerätes im Rathaus bzw. bei der Touristeninformation begrüßen.
Wichtig wären allerdings deutliche Hinweisschilder, damit schnell erkennbar
ist, dass dort solch ein Gerät ist. Frau Günter erkundigt sich bei Herrn Prof. Dr. Frenkel
danach, welche Erfahrungswerte es im Vergleich zwischen der Wirksamkeit bei
einer Herz-Druck-Massage zu einem Defibrillator gibt. Herr Prof. Dr. Frenkel
hebt hervor, dass ein solches Gerät eine Herz-Rhythmus-Störung innerhalb von 1
Minute therapieren kann. So etwas kann eine noch so gut angewandte Reanimation
nicht leisten. Herr Soldan weist darauf hin, dass es bereits ein
international eingeführtes Zeichen für solche Geräte, bzw. Geräteorte, gibt. Er
wünscht sich auch zunächst ein flächendeckendes Konzept, dann muss die
Finanzierung geklärt werden. Herr Koch versteht den Antrag der FDP-Fraktion als Auftrag
einer Prüfung. In Einrichtungen im Stadtgebiet wären grundsätzlich viele Orte mit
größerem Publikumsverkehr für solche Geräte denkbar. Beispielhaft nennt er das
Theater, das Cinemax und den Uni-Bereich. Die Finanzierung wäre zu klären und
er weist in diesem Zusammenhang auf das bekannte städtische Defizit hin. Zudem
ist die Koordination der Rettungsdienste und Einrichtungen grundsätzlich
Aufgabe des Landkreises. Das Thema ist aber grundsätzlich sinnvoll. Strukturen,
auch für die Ersthelferausbildung, sollten beim Landkreis übergreifend geplant
werden. Frau Rudolph wünscht sich, dass der Ausschuss einen
Beschluss im Sinne der Ausführungen von Herrn Koch fassen möge. Herr Kuhnert stützt grundsätzlich den Antrag der
FDP-Fraktion. Frau Mahlke-Voß stimmt auch grundsätzlich den bisherigen
Ausführungen zu, möchte einen Beschluss aber spezifiziert wissen. So sollte ein
Gerät vorbildhaft angeschafft und in der Touristinformation bereitgestellt
werden. Sie sieht das Haushaltsdefizit hier nachrangig und wünscht sich eine
Information zu diesem Thema in den Medien. Herr Soldan erläutert, dass der Antragszweck war, dass
dieses Thema in die Öffentlichkeit kommt. Zudem sollten Auffrischungskurse in
Erster Hilfe protegiert werden, ggf, auch mit Unterstützung durch die regionale
Presse. Frau Güntner macht den Beschlussvorschlag, dass die
Verwaltung beauftragt wird, die Großveranstalter und Großbetriebe über die
Diskussion zu informieren. Beschluss: Der
Sozial- und Gesundheitsausschuss beschließt, dass die Verwaltung die
Großveranstalter und Großbetriebe über die Diskussion zur Anschaffung und
Aufstellung von automatischen Notfalldefibrillatoren informiert. Der Landkreis
soll gebeten werden, die Thematik in sein Rettungsdienstkonzept einzubeziehen. Abstimmungsergebnis: Die
Beschlussempfehlung wird einstimmig angenommen. Anschließend
dankt die Vorsitzende, Frau Güntner, Herrn Prof. Dr. Frenkel und verabschiedet
ihn. |
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