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Beratungsinhalt: Beigeordnete
LOTZE sieht in der
vorliegenden Resolution den Beweis über die Wehr- und Standhaftigkeit der
Demokratie. Der Anlass für die Resolution sei durch die Abmeldung der
NPD-Kundgebung überholt. Dennoch habe man das geplante Fest für Demokratie
veranstaltet, bei dem neben vielen Gruppen auch alle Fraktionen vertreten
gewesen seien und mit dem man ein schönes Zeichen gesetzt habe. Sie erinnere
zudem an den kürzlich stattgefundenen, ungenehmigten und unangemeldeten
Aufmarsch der Neonazis und danke dem Oberbürgermeister, dass er sich dem
Aufmarsch entgegengestellt habe. Die NPD habe zwischenzeitlich erklärt,
Lüneburg zu einem Aktionsstandort machen zu wollen. Man dürfe nicht denken,
dass es sich hier nur um paar irregeleitete Menschen handle. Das Problem werde
sich nicht von alleine erledigen. Der Verfassungsschutz habe in den letzten
Jahren einen Anstieg der Straftaten mit rechtsextremistischem Hintergrund
verzeichnet. Obwohl sich Mitglieder und Sympathisanten der NPD als Biedermänner
gäben, sei die Partei ein Sammelbecken für Rechtsextreme. Die NPD sage selber
von sich, sie sei verfassungsfeindlich und lehne das Grundgesetz ab. Sie verherrliche
das NS-Regime, relativiere den Holocaust, strebe einen völkischen Führerstaat
an, rufe zu Gewalt auf und sei rassistisch und fremdenfeindlich. Man selbst
habe die Aufgabe, den Rechtsextremismus mit allen zur Verfügung stehenden
rechtsstaatlichen und demokratischen Mitteln zu bekämpfen, sowie die
Menschenrechte, die Demokratie und die Solidarität zu fördern. Man müsse für
Toleranz und Respekt eintreten, dürfe die Verharmlosung der NS-Verbrechen nicht
zulassen und müsse Antisemitismus und Gewalttätigkeit ächten. Die
demokratischen Parteien müssten gemeinsam gegen rechtsextremistische Positionen
Stellung beziehen und zeigen, dass Deutschland eine weltoffene, auf Frieden und
Freiheit begründete Demokratie sei. Hierzu müssten breite gesellschaftliche
Bündnisse geschmiedet werden. Die vorliegende Resolution bliebe ein
Papiertiger, wenn ihr nicht das dauerhafte gesellschaftliche Engagement gegen
den Rechtsextremismus folge. Bürgermeister
DR. SCHARF betont,
dass der Rat der Stadt Lüneburg trotz aller sachlichen Diskrepanzen, die sich
auch heute wieder gezeigt hätten, bereit und in der Lage sei, in dieser
wichtigen Frage einhellig und gemeinsam zusammen zu stehen. Es sei
hervorragend, dass sich alle demokratischen Parteien zu dieser Resolution
bekannt hätten. Der Rat bekenne sich damit, wie schon in den vorhergehenden
Resolutionen, einmütig und eindeutig zur Demokratie und zur Ablehnung aller
extremistischen Parteien und Gruppierungen. Es sei notwendig und wichtig,
solche Zeichen zu setzen. Dies habe sich beim Fest für Demokratie am Sande
gezeigt, an dem viele Institutionen und Bürgerinnen und Bürger teilgenommen
hätten und das ein eindeutiger Erfolg gewesen sei. Ebenso wichtig sei es
jedoch, den extremistischen Gruppierungen den Boden zu entziehen, indem man
Jugendlichen Perspektiven und Chancen aufzeige. In Lüneburg geschehe dies
beispielsweise durch die hervorragende parteiübergreifende Stadtteilarbeit und
durch die Unterstützung der Sportvereine. Er danke der Verwaltung und dem
Oberbürgermeister, die immer wieder versuchten, rechtsextremistische
Demonstrationen zu unterbinden, wenngleich dies nicht immer gelinge. Ratsherr
POLSTER nennt zwei
große Fehler, die Politiker und Parteien im Kampf gegen Rechtsextremismus
begehen könnten: Es wäre eine politische Torheit, wenn sich die demokratischen
Parteien in der Auseinandersetzung mit Verfassungsfeinden auseinanderdividieren
ließen und sich gegenseitig Blindheit und Ignoranz vorwerfen würden. Solche
Schuld- und Vorwurfsrituale seien ebenso dumm wie ermüdend und nützten nur den
Extremisten. Es sei offenkundig, dass es in Deutschland ein
rechtsextremistisches Problem gebe. Dies zeigten die Wahlergebnisse, die
Straftatenstatistik und die Zunahme rechtsextremer Einstellung der Bevölkerung.
Der zweite große Fehler wäre eine Verharmlosung des Rechtsextremismus durch
einzelne demokratische Parteien oder Politiker, mehr noch die Polarisierung
oder gar die partielle Zusammenarbeit. Wer sich so verhalte, sei ein
politischer Opportunist und gefährlicher Verharmloser. Ein überzeugter
Demokrat, Patriot und Christ dürfe nicht mit bekennenden Rechtsextremen
paktieren und diese hoffähig machen. Keine andere Ideologie habe mehr Leid über
dieses Land und die Menschen gebracht als der Nationalsozialismus. Die NPD
jedoch glorifiziere Krieg und Gewaltherrschaft, daher dürfe es keine
Zweckbündnisse mit ihr geben. Jeder im politischen Geschäft wisse, wie schwer
und aufreibend manchmal die Suche nach Mehrheiten sei, es dürfe aber dennoch
keine gemeinsame Sache mit Demokratiefeinden gemacht werden. Man müsse mit der
notwendigen Gelassenheit aber mit klarer Konsequenz gegen Rechtsextremismus
streiten. Beigeordnete
SCHELLMANN begrüßt,
dass es in all den Jahren ihrer Zugehörigkeit zum Rat stets einen gemeinsamen
Konsens gegen Rechtsextremismus gegeben habe. Als unangenehm empfinde sie, dass
man immer nur auf vorherige Aktionen reagieren könne. Früher sei sie der
Meinung gewesen, es genüge, diese Gruppen nicht wahrzunehmen um ihnen dadurch
keine Bedeutung zukommen zu lassen. Dies sei falsch gewesen. Die rechtsextreme
Szene arbeite ausgesprochen gut im Hintergrund, was man an der bedrohlichen
Entwicklung im Osten sehe. Es sei vielmehr richtig, geschlossen aufzutreten und
zu sagen, dass man diese Gruppe in Lüneburg nicht haben wolle. Jeder der in
Lüneburg Politik betreibe wisse aber, dass man diese Leute nun einmal vor Ort
habe und dies bedeute, dass man mehr tun müsse, als eine Resolution zu
verabschieden. Man stehe vor ganz anderen Aufgaben, nämlich den Kindern und
Jugendlichen Chancen für die Zukunft zu schaffen. Man müsse sie viel früher
erreichen, schon in Schule und Kindergarten, um vorhandene Defizite zu
registrieren und zu beheben. Kein Jugendlicher dürfe dabei verloren gehen,
jeder müsse aufgefangen werden, dann sei man auf dem richtigen Weg. Die
Politiker seien gerade in Zeiten aufgerufen, in denen es einigen gut und vielen
anderen immer schlechter gehe, diese Kluft zu überwinden. Ratsherr
RIECHEY macht
deutlich, dass die verschiedenen demokratischen Parteien naturgemäß
unterschiedliche Ziele und Vorstellungen bei der Gestaltung der Gesellschaft
hätten. Abseits aller politischen Auseinandersetzungen verbinde die
demokratischen Parteien jedoch die Bejahung der Bürger- und Menschenrechte wie
sie im Grundgesetz verankert seien. All jene Personen und Gruppen, die Menschen
aufgrund ihres Geschlechtes, ihrer Religion, ihrer Nationalität oder Herkunft
oder aller anderen denkbaren persönlichen Umstände ausgrenzten, benachteiligten
oder mit Gewalt bedrohten, müssten von allen Demokraten gemeinsam bekämpft
werden. Dies habe das Lüneburger Netzwerk gegen Rechts am Wochenende
eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Es dürfe sich nicht wiederholen, dass
zweihundert Neonazis ungehindert durch Lüneburgs Innenstadt marschierten, wie
dies am 2.Juni unerwartet geschehen sei. Er spreche dem Oberbürgermeister für
dessen Entgegentreten seinen Dank aus. Man werde sich den Neonazis beim
nächsten Aufmarsch friedlich aber entschieden entgegenstellen. Seine Fraktion
habe unmittelbar nach Bekanntwerden des für den 24.Juni geplanten und dann
glücklicherweise ausgefallenen Aufmarsches der Neonazis eine Resolution gegen
Rechtsextremismus auf den Weg gebracht. Man habe sodann Kontakt zu den anderen
Fraktionen aufgenommen, um einen gemeinsamen Resolutionstext zu vereinbaren. Man
habe nicht auf den sehr guten Textvorschlag des DGB bestanden, sondern auch
einen nicht so weitreichenden Text akzeptiert, um mit allen demokratisch
gesinnten Ratsmitgliedern eine gemeinsame Resolution zu verabschieden. Er sei
sehr froh darüber, wie die heutige Diskussion im Stadtrat gelaufen sei und dass
man es geschafft habe, sich auf einen Text zu einigen. Leider sei die
Inszenierung der CDU im Kreistag ein Armutszeugnis für die Demokratie gewesen,
bei der es mit einem dubiosen fraktionslosen Kreistagsmitglied nur einen
Gewinner gegeben habe. Hier und heute wolle man alle parteitaktischen
Erwägungen im Interesse der Sache zurückstellen und sich auch nicht um den
Begriff Extremismus streiten. Hier gehe es um eine Verurteilung des
Rechtsextremismus, den es mit allen demokratischen Kräften zu bekämpfen gelte.
Es müsse deutlich gemacht werden, dass er in der Mitte unserer Gesellschaft und
ganz besonders in Lüneburg, nichts zu suchen habe. Ratsherr
ALTHUSMANN möchte
zum Ausdruck bringen, dass es ihm Bauchschmerzen bereite, gemeinsam mit der
Linkspartei eine Resolution gegen Rechtsextremismus zu unterschreiben. Er sei
überzeugter Demokrat und habe großen Respekt vor der Geschichte der
sozialdemokratischen Parteien. Den gleichen Respekt erbitte er aber auch für
die Geschichte seiner Partei, die ihre Wurzeln im wesentlichen im Widerstand
habe. Insofern sage er ganz deutlich, dass es ihm aus seiner
christlich-demokratischen Grundüberzeugung heraus ausgesprochen schwer falle,
mit jenen eine Resolution gegen Rechtsextremismus zu unterzeichnen, die
Nachfolgepartei der PDS seien und für ein Regime in der DDR stünden, das
Tausende unterdrückt und Menschen an der Mauer und an der Grenze getötet habe.
Es gehe darum, eine klare Grenze zu ziehen, nachdem die Fraktion DIE LINKE sich
gerade in einem Atemzug mit den anderen demokratischen Parteien genannt habe.
Nach den Ereignissen von Heiligendamm müsse man sich auch mutig allen
Linksextremisten entgegen stellen, die Polizisten durch die Straßen getrieben
und bewusst deren Leib und Leben gefährdet hätten. Als überzeugter Demokrat
werde er es nicht zulassen, dass der Rechtsstaat von links oder von rechts
gefährdet werde. Die Zahlen des Verfassungsschutzberichtes sprächen eine
deutliche Sprache. Es gebe einen ebenso hohen Anstieg der Straftaten bei den
Linksautonomen wie bei den Rechtsextremisten. Es müsse ihm als demokratisch
gewähltem Vertreter erlaubt sein, sich gegen beide Seiten abzugrenzen. Wer auf
seinen Vereinigungsparteitagen Kommunisten aus Kuba begrüße, sei keine demokratische
Partei. Hiervon sollte sich auch die Sozialdemokratie deutlich abgrenzen. Ratsherr
MEIHSIES hat für
eine solch demagogische Rede, wie Herr Althusmann sie gehalten habe, kein
Verständnis. Man habe im Vorfeld vereinbart, sich in der Debatte auf das zu
beschränken, was in dieser Stadt passiert sei. Es sei ein Stück aus dem
Tollhaus, auf eine demokratisch verfasste und gewählte Partei einzuschlagen,
die mit den Sozialdemokraten in Berlin eine Koalition eingegangen sei. Es müsse
zur Kenntnis genommen werden, dass die Linkspartei im Osten Deutschlands eine
große Mehrheit habe und dort eine Volkspartei sei. Links und Rechts seien eben
nicht gleichzusetzen, es sei bedauerlich, dass man sich in dieser Frage immer
auseinanderdividieren lasse. Was in Heiligendamm passiert sei, habe nichts mit
der PDS zu tun, auch er distanziere sich von den Steinewerfern. Er wolle sich
mit der Linkspartei als einem demokratisch gewählten Mitbewerber argumentativ
auseinandersetzen und nicht auf eine
demagogische Art und Weise. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg beschließt einstimmig die gemeinsame Resolution gegen
Rechtsextremismus. (01) |
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